09.03.2018 - 12:50 Uhr
FvSpee
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FvSpee
Top Rezension
20
Trockene, geschmeidige Andersfrische
Ich kann diesen Duft analytisch nicht besonders fassen. Wer eine präzise Duftbeschreibung sucht, den kann ich hier nicht seriös bedienen. Tur mir leid. Wenn ich mich hier doch zu einem Kommentar entschlossen habe, dann aber nicht nur deshalb, weil mir mal wieder nach Kommentieren ist. Der Hauptgrund ist, dass ich "Papyrus de Ciane" für einen richtig schönen, erfreulichen, spannenden, ungewöhnlichen und doch sehr gut tragbaren Duft halte, dem viele Freunde zu wünschen sind. Wenn ich das mit der bisher sehr überschaubaren Anzahl von Kommentaren abgleiche (und zwei von drei wurden im Jahr des Lancierens des Duftes geschrieben, danach kam dann also nicht mehr viel), dann meine ich, das ruft nach einem frischen Lob auf dieser Seite, auch wenn es vielleicht etwas linkisch ausfallen wird. Dazu kommt noch, dass ich zu einigem, was hier bisher gesagt wurde, Widerspruch anzumelden habe.
"Papyrus de Ciane" ist ein durch und durch frischer Duft, und doch ist es eine höchst ungewöhnliche Frische: Ihr geht insbesondere jede zitrische Anmutung ebenso vollständig ab wie jede Nähe zu kühlender Menthol- oder Eukalyptusfrische, auch von bekannten Küchenkräutern kann ich hier nichts spüren. Diese Frische ist eine belebende: Ein Duft gegen Müdigkeit und Nervenschwäche oder zur Bewältigung von Krisensituationen. "Papyrus de Ciane" ist lebendig, kraftvoll (da ist Neufiwoman zuzustimmen), ja geradezu energetisierend, stimulierend und fokussierend. Wenn mich "Papyrus" an irgendeinen Duft erinnert, den ich kenne, dann an den von mir sehr geschätzten "Fleur de Bambù" von "Il Profumo", dem ich ähnliche Wirkungen zuschreiben möchte und den ich auch im Duftausdruck ähnlich wahrnehme.
"Papyrus" empfinde ich dabei (allgemein gesprochen und auch im Vergleich zu Bambù) als recht trocken und hell, jedoch nich als hart, sondern als von einer spielerischen, noblen, distinguierten Geschmeidigkeit, die sich platten Eindeutigkeiten verschließt. So wie ich den angeblichen Damenduft von Il Profumo als mindestens unisex empfinde, erscheint mir "Pypyrus de Ciane", als unisex deklariert, maskulin (wie auch Skjomi in ihrem Statement bemerkt). Da mögen allerdings in meinem Empfinden Yin-Yang-Skalierungen eine Rolle spielen, die heute vielleicht nicht mehr auf der Höhe des gesellschaftlichen Diskurses sind: vitalisierend und feminin ist ja recht besehen alles andere als ein Widerspruch.
Nun zu einigen Einzelbemerkungen: Wie eine Mitparfuma an anderer Stelle bemerkt hat, spielt der liebe Pierre ab und zu auch gerne mit dem Chemiebaukasten, und so ist "PdC" gewiss kein "100% natürlicher" Duft. Das will er auch nicht sein. Ich will ihm die grünen Noten (womöglich wirklich vegetabilen Ursprungs) und den Ginster mitnichten absprechen, aber ein gewisses offen synthetisches Sticheln und "Pritzeln" (Zitat Seymour) ist da schon dabei. Weihrauch ist deklarierte Zutat, ich vermag ihn aber, anders als etwa Zauber600, nicht, jedenfalls aber nicht dominant, wahrzunehmen. Papyrus ist zwar im Namen vorhanden, aber im Duft selbst wohl nicht. Wenn man der an anderer Stelle nachzulesenden "Duftprogrammatik" glauben darf, wollte der Parfumeur hier die Papyruspflanze mit ihren Dolden, Stängeln und Wurzeln spiegelbildlich in Kopf-, Herz- und Basisnote abbilden. Eine etwas schräge Idee, wie mir scheint, aber sei's drum. Die Haltbarkeit ist bei mir äußerst bescheiden. Wenn diese hier von Großmeistern wie Apicius und Seerose mit 7,5 bzw. 10 (!) angegeben wird, dann bin ich aber bereit anzunehmen, dass mein Riechvermögen da vielleicht einen blinden Fleck hat oder dass ich zum Zeitpunkt des zweimaligen Testens eine beginnende Erkältung hatte. Colgone-artig, wie hier des öfteren angemerkt worden ist, erscheint mir der Duft an sich nicht, vielleicht weil ich damit immer auch stark die Erwartung an eine zitrische Komponente verbinde. Wenn Apicius allerdings als Vergleich "Eau Imperiale" von Guerlain heranzieht (das ich neulich dank Parmas Großzügigkeit mal probieren durfte), dann kann ich sagen: In puncto Noblesse und in puncto belebender Wirkung jedenfalls kann dieser Duft hier (annäherend) mithalten!
Schlusswort: "PG" rückt bei mir soeben neben Harry Lehmann, Guerlain und Byredo in den Kreis der Marken auf, denen ich eine gefestigte Sympathie entgegenbringe. Typisch für PG erscheint mir inzwischen, nachdem ich einen guten Drittteil des Sortiments probiert habe, neben einer gewissen Flüchtigkeit, eine ansprechende Balance zwischen Modernität, Experimentierlust und hochgradiger Originalität auf der einen Seite und Tragbarkeit und Schönheit auf der anderen Seite (ein olfaktorischer Britten oder Schostakowitsch sozusagen): Gelegentlich kommen die PGs mir mal ziemlich kopflastig-verschroben vor, aber dann sind sie doch auch wieder wahrhaftig bezaubernd. So wie mein "Indochine"; die Nummer 25 der Serie, direkt nach "Papyrus de Ciane" kommend, das sich mir gleich ans Herz geheftet und sich inzwischen tief hineingebohrt hat. Weshalb ich, wenn ich mit diesem Kommentar fertig bin, dort gleich mal die Bewertung erhöhen werde.
"Papyrus de Ciane" ist ein durch und durch frischer Duft, und doch ist es eine höchst ungewöhnliche Frische: Ihr geht insbesondere jede zitrische Anmutung ebenso vollständig ab wie jede Nähe zu kühlender Menthol- oder Eukalyptusfrische, auch von bekannten Küchenkräutern kann ich hier nichts spüren. Diese Frische ist eine belebende: Ein Duft gegen Müdigkeit und Nervenschwäche oder zur Bewältigung von Krisensituationen. "Papyrus de Ciane" ist lebendig, kraftvoll (da ist Neufiwoman zuzustimmen), ja geradezu energetisierend, stimulierend und fokussierend. Wenn mich "Papyrus" an irgendeinen Duft erinnert, den ich kenne, dann an den von mir sehr geschätzten "Fleur de Bambù" von "Il Profumo", dem ich ähnliche Wirkungen zuschreiben möchte und den ich auch im Duftausdruck ähnlich wahrnehme.
"Papyrus" empfinde ich dabei (allgemein gesprochen und auch im Vergleich zu Bambù) als recht trocken und hell, jedoch nich als hart, sondern als von einer spielerischen, noblen, distinguierten Geschmeidigkeit, die sich platten Eindeutigkeiten verschließt. So wie ich den angeblichen Damenduft von Il Profumo als mindestens unisex empfinde, erscheint mir "Pypyrus de Ciane", als unisex deklariert, maskulin (wie auch Skjomi in ihrem Statement bemerkt). Da mögen allerdings in meinem Empfinden Yin-Yang-Skalierungen eine Rolle spielen, die heute vielleicht nicht mehr auf der Höhe des gesellschaftlichen Diskurses sind: vitalisierend und feminin ist ja recht besehen alles andere als ein Widerspruch.
Nun zu einigen Einzelbemerkungen: Wie eine Mitparfuma an anderer Stelle bemerkt hat, spielt der liebe Pierre ab und zu auch gerne mit dem Chemiebaukasten, und so ist "PdC" gewiss kein "100% natürlicher" Duft. Das will er auch nicht sein. Ich will ihm die grünen Noten (womöglich wirklich vegetabilen Ursprungs) und den Ginster mitnichten absprechen, aber ein gewisses offen synthetisches Sticheln und "Pritzeln" (Zitat Seymour) ist da schon dabei. Weihrauch ist deklarierte Zutat, ich vermag ihn aber, anders als etwa Zauber600, nicht, jedenfalls aber nicht dominant, wahrzunehmen. Papyrus ist zwar im Namen vorhanden, aber im Duft selbst wohl nicht. Wenn man der an anderer Stelle nachzulesenden "Duftprogrammatik" glauben darf, wollte der Parfumeur hier die Papyruspflanze mit ihren Dolden, Stängeln und Wurzeln spiegelbildlich in Kopf-, Herz- und Basisnote abbilden. Eine etwas schräge Idee, wie mir scheint, aber sei's drum. Die Haltbarkeit ist bei mir äußerst bescheiden. Wenn diese hier von Großmeistern wie Apicius und Seerose mit 7,5 bzw. 10 (!) angegeben wird, dann bin ich aber bereit anzunehmen, dass mein Riechvermögen da vielleicht einen blinden Fleck hat oder dass ich zum Zeitpunkt des zweimaligen Testens eine beginnende Erkältung hatte. Colgone-artig, wie hier des öfteren angemerkt worden ist, erscheint mir der Duft an sich nicht, vielleicht weil ich damit immer auch stark die Erwartung an eine zitrische Komponente verbinde. Wenn Apicius allerdings als Vergleich "Eau Imperiale" von Guerlain heranzieht (das ich neulich dank Parmas Großzügigkeit mal probieren durfte), dann kann ich sagen: In puncto Noblesse und in puncto belebender Wirkung jedenfalls kann dieser Duft hier (annäherend) mithalten!
Schlusswort: "PG" rückt bei mir soeben neben Harry Lehmann, Guerlain und Byredo in den Kreis der Marken auf, denen ich eine gefestigte Sympathie entgegenbringe. Typisch für PG erscheint mir inzwischen, nachdem ich einen guten Drittteil des Sortiments probiert habe, neben einer gewissen Flüchtigkeit, eine ansprechende Balance zwischen Modernität, Experimentierlust und hochgradiger Originalität auf der einen Seite und Tragbarkeit und Schönheit auf der anderen Seite (ein olfaktorischer Britten oder Schostakowitsch sozusagen): Gelegentlich kommen die PGs mir mal ziemlich kopflastig-verschroben vor, aber dann sind sie doch auch wieder wahrhaftig bezaubernd. So wie mein "Indochine"; die Nummer 25 der Serie, direkt nach "Papyrus de Ciane" kommend, das sich mir gleich ans Herz geheftet und sich inzwischen tief hineingebohrt hat. Weshalb ich, wenn ich mit diesem Kommentar fertig bin, dort gleich mal die Bewertung erhöhen werde.
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