03.06.2022 - 15:25 Uhr
Serenissima
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Serenissima
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15
luxuriöse Jubiläumsgala
Jubiläen sollten entsprechend gewürdigt werden, auch das des zehnten Jahrestages der Eröffnung des Royal Opera House Muscat in Oman.
Hier kam es nicht nur zu einer Festaufführung von Giacomo Puccinis „Turandot“; auch das Haus Roja Dove erhielt den Auftrag diese Gelegenheit mit einer entsprechenden Duftschöpfung zu krönen.
Nun sind Auftragswerke bei Roja Parfums nie die schlechtesten:
Ich denke hier an die mir bekannten Kreationen „Bergdorf Femme“, dem bisher ich meinen Beitrag immer noch schuldig blieb, und „l’Oscar“, das den Glanz eines ganz besonderen Hotels in London widerspiegelt.
Da ich mit der Marke sympathisiere (auch wenn ich schon benenne, was mir nicht gefällt), ist es natürlich kein Wunder, dass ich auch „Turandot“ positiv gegenüberstehe.
Warum zu dieser Gala ausgerechnet Puccinis letzte Oper gewählt wurde, erschließt sich mir nicht ganz. Ist es doch dieses Werk, mit dessen letzten Akt des Librettos Puccini so gar nicht zurechtkam und den er auch nicht mehr vollenden konnte, bevor er starb.
Eine Festaufführung, die mit einem Eheversprechen zweier Machtmenschen endet, bei dem man sich gleich nach Senken des Vorhangs fragt: „Und das soll gutgehen?“
Aber vielleicht spielten auch die zahlreichen Chorszenen, die die Bühne füllen und das seit der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 in Rom allseits bekannte „Nessun dorma“ für diese Wahl eine Rolle.
Ich weiß es nicht; muss es allerdings auch nicht verstehen!
Was ich allerdings genau weiß: Rojas „Turandot“ fasziniert mich, wie so viele dieser Düfte zuvor.
Wie der am Hof unbekannte Prinz Kalaf in der gleichnamigen Oper die stolze Prinzessin Turandot erobert (oder wollen wir lieber „überlistet“ sagen?), so erobert diese Duftkreation mich.
Dabei folgt auch sie wieder dem bekannten Aufbau der Roja-Düfte: soll ich sie „Rojanade“ in Anlehnung an Guerlains „Guerlainade“ nennen?
Denn Hesperiden in der Kopfnote, Mairosen, Jasmin und Iris sowie einige sonnengereifte Früchte auf einer moosigen Basis mit reicher erdiger Patchouli-Beigabe finde ich bisher in jedem der mir bekannten Duftwesen dieses Hauses.
Um dieses Duft-Spalier ranken sich die speziellen Duftnoten, die dann die Persönlichkeit einer Komposition ausmachen.
Bis auf diese „Rojanade“ ähnelt keine Duftschöpfung der anderen; jede ist auf ihre Art ganz speziell.
Und so auch „Turandot“.
Gleich zum Auftakt werden die Hesperidenaromen (Zitrone, Bergamotte, Petitgrain) durch Aldehyde aufgepeppt:
Sind doch auch das Foyer und das Treppenhaus eines Opernhauses besonders glanzvoll und steigern mit der Vielzahl der Stimmen, die großartigen Gala-Garderoben und Düfte die Vorfreude auf das, was uns nach dem Heben des Vorhangs erwartet.
Auch bei „Turandot“ wurde Rojas ganz persönlicher Duft-Garten in Grasse (so nenne ich ihn bei mir) geplündert:
Bouquets aus Mairosen, reichblühenden Jasminzweigen und warm-vanillig duftendem Heliotrop wurden mit langen schlanken Blüten-Ranken Ylang-Ylang locker gebunden und arrangiert, von zarten Orangenblüten und edlen Magnolienblüten besteckt.
Die blauen Blüten des Glockenblumenbaums vervollständigen diese Gestecke und ihre exotische Ausstrahlung in Duft und Farbe.
Daneben stehen große wunderschön gearbeitete Schalen mit reifen Pfirsichen, deren Samthaut zum Anbeißen einlädt und Bündel der Schwarzen Johannisbeeren.
Erstaunlicherweise wurden diese auf einem Bett von Immortellen angerichtet; außergewöhnlich, aber herb und deshalb auch gut zu dem fruchtig-kräftigen Aroma der dunklen Beerenfrüchte passend.
Treffen wir hier doch wieder auf die bekannten Gegensätze – pfirsichsüß und beerenherb!
Raffiniert ist er, der Herr Roja Dove – Hut ab!
Verlockende, zum Verweilen einladende Moospolster eröffnen die würzig-holzige Basis, die durch aromatischen Kaffee und die pudrige Iris eine besondere Note erhält.
Patchouli in Goldbraun, Zedern- und Kaschmirholz waren neben harzig-rauchigem Benzoe und Labdanum erwartbar: aber Kaffee und Iris?
Es ist doch immer wieder spannend, welche Duft-Ergebnisse am Ende einer Ansammlung von Blüten, Früchten, Hölzern und Harzen stehen, wenn diese gekonnt arrangiert werden.
Nichts scheint zufällig, alles passt ausgezeichnet zueinander und könnte gar nicht anders sein.
Roja Dove schüttelt mit scheinbar leichter Hand das Kaleidoskop der Duftnoten und herausfällt eine neue ganz spezielle Schöpfung: jede ein Luxusgeschöpf, keine der anderen gleichend und alle entführen in opulente, extravagante und manchmal auch dekadente Duft-Zwischenwelten.
Zugegeben: Man muss sie mögen, sonst wird man von der Reichhaltigkeit der Sillage und der enormen Haltbarkeitsdauer erdrückt.
Auch muss eine Vorliebe fürs luxuriöse Ambiente vorhanden sein: nüchterne, gradlinige Charaktere gehen bei vielen Roja-Duftwerken unter.
Sind sie doch nicht das "Bauhaus" der Duft-Architektur.
Ich schwelge in ihnen und so auch in „Turandot“.
Ist diese Kreation doch eines Jubiläums und der entsprechenden Galavorstellung würdig.
Glanz und Exotik findet man im Oman und bei diesen offiziellen Anlässen häufig; warum soll der für diesen Anlass in Auftrag gegebene Duft nun schüchtern und mausgrau daherkommen?
Sie passen zueinander und so hat „Turandot“ auch mich in den Bann dieses Duftrausches gezogen.
Gehe ich darin unter, so gehe ich darin unter!
Das achte Hundert meiner Duft-Beiträge wird hierdurch geschlossen.
Es sollte wieder ein außergewöhnlicher Duft werden, der mein ganz persönliches Jubiläum krönt.
„Turandot“ passt zu diesem Anlass ausgezeichnet!
Wie es weitergehen wird, weiß ich noch nicht: aber es wird weitergehen!
Noch so viele Schönheiten im Duft warten darauf mir ihre Geschichte zu erzählen; auch das Lager für neues „Nasenfutter“ ist noch gut gefüllt.
Schauen wir mal: ich bin jedenfalls gespannt und trage jetzt noch einige Spritzer „Turandot“ nach!
Und, Ihr Lieben: danke fürs Lesen und Eure Geduld!
Hier kam es nicht nur zu einer Festaufführung von Giacomo Puccinis „Turandot“; auch das Haus Roja Dove erhielt den Auftrag diese Gelegenheit mit einer entsprechenden Duftschöpfung zu krönen.
Nun sind Auftragswerke bei Roja Parfums nie die schlechtesten:
Ich denke hier an die mir bekannten Kreationen „Bergdorf Femme“, dem bisher ich meinen Beitrag immer noch schuldig blieb, und „l’Oscar“, das den Glanz eines ganz besonderen Hotels in London widerspiegelt.
Da ich mit der Marke sympathisiere (auch wenn ich schon benenne, was mir nicht gefällt), ist es natürlich kein Wunder, dass ich auch „Turandot“ positiv gegenüberstehe.
Warum zu dieser Gala ausgerechnet Puccinis letzte Oper gewählt wurde, erschließt sich mir nicht ganz. Ist es doch dieses Werk, mit dessen letzten Akt des Librettos Puccini so gar nicht zurechtkam und den er auch nicht mehr vollenden konnte, bevor er starb.
Eine Festaufführung, die mit einem Eheversprechen zweier Machtmenschen endet, bei dem man sich gleich nach Senken des Vorhangs fragt: „Und das soll gutgehen?“
Aber vielleicht spielten auch die zahlreichen Chorszenen, die die Bühne füllen und das seit der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 in Rom allseits bekannte „Nessun dorma“ für diese Wahl eine Rolle.
Ich weiß es nicht; muss es allerdings auch nicht verstehen!
Was ich allerdings genau weiß: Rojas „Turandot“ fasziniert mich, wie so viele dieser Düfte zuvor.
Wie der am Hof unbekannte Prinz Kalaf in der gleichnamigen Oper die stolze Prinzessin Turandot erobert (oder wollen wir lieber „überlistet“ sagen?), so erobert diese Duftkreation mich.
Dabei folgt auch sie wieder dem bekannten Aufbau der Roja-Düfte: soll ich sie „Rojanade“ in Anlehnung an Guerlains „Guerlainade“ nennen?
Denn Hesperiden in der Kopfnote, Mairosen, Jasmin und Iris sowie einige sonnengereifte Früchte auf einer moosigen Basis mit reicher erdiger Patchouli-Beigabe finde ich bisher in jedem der mir bekannten Duftwesen dieses Hauses.
Um dieses Duft-Spalier ranken sich die speziellen Duftnoten, die dann die Persönlichkeit einer Komposition ausmachen.
Bis auf diese „Rojanade“ ähnelt keine Duftschöpfung der anderen; jede ist auf ihre Art ganz speziell.
Und so auch „Turandot“.
Gleich zum Auftakt werden die Hesperidenaromen (Zitrone, Bergamotte, Petitgrain) durch Aldehyde aufgepeppt:
Sind doch auch das Foyer und das Treppenhaus eines Opernhauses besonders glanzvoll und steigern mit der Vielzahl der Stimmen, die großartigen Gala-Garderoben und Düfte die Vorfreude auf das, was uns nach dem Heben des Vorhangs erwartet.
Auch bei „Turandot“ wurde Rojas ganz persönlicher Duft-Garten in Grasse (so nenne ich ihn bei mir) geplündert:
Bouquets aus Mairosen, reichblühenden Jasminzweigen und warm-vanillig duftendem Heliotrop wurden mit langen schlanken Blüten-Ranken Ylang-Ylang locker gebunden und arrangiert, von zarten Orangenblüten und edlen Magnolienblüten besteckt.
Die blauen Blüten des Glockenblumenbaums vervollständigen diese Gestecke und ihre exotische Ausstrahlung in Duft und Farbe.
Daneben stehen große wunderschön gearbeitete Schalen mit reifen Pfirsichen, deren Samthaut zum Anbeißen einlädt und Bündel der Schwarzen Johannisbeeren.
Erstaunlicherweise wurden diese auf einem Bett von Immortellen angerichtet; außergewöhnlich, aber herb und deshalb auch gut zu dem fruchtig-kräftigen Aroma der dunklen Beerenfrüchte passend.
Treffen wir hier doch wieder auf die bekannten Gegensätze – pfirsichsüß und beerenherb!
Raffiniert ist er, der Herr Roja Dove – Hut ab!
Verlockende, zum Verweilen einladende Moospolster eröffnen die würzig-holzige Basis, die durch aromatischen Kaffee und die pudrige Iris eine besondere Note erhält.
Patchouli in Goldbraun, Zedern- und Kaschmirholz waren neben harzig-rauchigem Benzoe und Labdanum erwartbar: aber Kaffee und Iris?
Es ist doch immer wieder spannend, welche Duft-Ergebnisse am Ende einer Ansammlung von Blüten, Früchten, Hölzern und Harzen stehen, wenn diese gekonnt arrangiert werden.
Nichts scheint zufällig, alles passt ausgezeichnet zueinander und könnte gar nicht anders sein.
Roja Dove schüttelt mit scheinbar leichter Hand das Kaleidoskop der Duftnoten und herausfällt eine neue ganz spezielle Schöpfung: jede ein Luxusgeschöpf, keine der anderen gleichend und alle entführen in opulente, extravagante und manchmal auch dekadente Duft-Zwischenwelten.
Zugegeben: Man muss sie mögen, sonst wird man von der Reichhaltigkeit der Sillage und der enormen Haltbarkeitsdauer erdrückt.
Auch muss eine Vorliebe fürs luxuriöse Ambiente vorhanden sein: nüchterne, gradlinige Charaktere gehen bei vielen Roja-Duftwerken unter.
Sind sie doch nicht das "Bauhaus" der Duft-Architektur.
Ich schwelge in ihnen und so auch in „Turandot“.
Ist diese Kreation doch eines Jubiläums und der entsprechenden Galavorstellung würdig.
Glanz und Exotik findet man im Oman und bei diesen offiziellen Anlässen häufig; warum soll der für diesen Anlass in Auftrag gegebene Duft nun schüchtern und mausgrau daherkommen?
Sie passen zueinander und so hat „Turandot“ auch mich in den Bann dieses Duftrausches gezogen.
Gehe ich darin unter, so gehe ich darin unter!
Das achte Hundert meiner Duft-Beiträge wird hierdurch geschlossen.
Es sollte wieder ein außergewöhnlicher Duft werden, der mein ganz persönliches Jubiläum krönt.
„Turandot“ passt zu diesem Anlass ausgezeichnet!
Wie es weitergehen wird, weiß ich noch nicht: aber es wird weitergehen!
Noch so viele Schönheiten im Duft warten darauf mir ihre Geschichte zu erzählen; auch das Lager für neues „Nasenfutter“ ist noch gut gefüllt.
Schauen wir mal: ich bin jedenfalls gespannt und trage jetzt noch einige Spritzer „Turandot“ nach!
Und, Ihr Lieben: danke fürs Lesen und Eure Geduld!
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