28.06.2017 - 15:32 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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Als unser Hund sich unter die Hecke zurückzog, um dort das Ende zu erwarten
Ich bin mit Hunden aufgewachsen - mit Hündinnen, um ganz genau zu sein. Drei waren es insgesamt. Die erste ist eines Tages gegen ein Auto gelaufen, die zweite war sehr krank. Die dritte und letzte - und mir liebste - Hündin kam eines Abends einfach nicht, als sie hereingerufen wurde. Das hatte sie noch nie getan. Wir haben bis in die Nacht hinein nach ihr gesucht, sie aber nirgendwo gefunden - und auch am nächsten Tag keine Spur. Erst später fanden wir ihren kleinen Leib ganz hinten unter die Hecke hingekauert - wohin sich sich zurückgezogen hatte, um dort alleine einzuschlafen. Ich hatte bis dahin nicht gewusst, dass Hunde so etwas tun. Und jeder, der einmal ein Tier verloren hat, weiß, wie sich das anfühlt.
Die meisten das Tierische thematisierenden Düfte - zumindest all jene, die ich kenne - sind ihrem Wesen nach selbstbewusst. Unschüchtern. Präsent. Animalisch kann lüstern sein wie ein offener Schoß oder triebhaft wie ein Raubtierkäfig. Doch stets sind solche Düfte herausfordernd, provozierend, manche sind nachgerade ordinär - und wir lieben sie dafür. Mit Muscs Koublaï Khän zeigen die Herren Sheldrake und Lutens uns diese Seite des Viehischen - wenngleich auch dieser Altvordere unter den 'Moschusstinkern' ganz wunderbar sanft und intim verklingt. Hier thematisieren sie nun eine neue und ungewohnte Seite des Tierischen, denn Veilleur de Nuit ist nichts von alledem. Veilleur de Nuit ist still und ganz intim - und unendlich traurig.
Ihm fehlt das Triebhafte, fehlt - entgegen der durchaus wahrnehmbaren Schokoladennote - das Weiche, Liebliche, Gourmandige. Nichts hier ist drängend, nichts ist fordernd, nichts ist laut. Es ist eine gewisse Süße da - Tuberose kann nicht anders - aber sie tritt zurück hinter das Weiche, Dunkelgraue aus Kakao und Vetiver - ungewöhnlich kalt arrangiert zwischen den tierischen Akkorden. Das mag nun alles kaum einladend klingen, aber Veilleur de Nuit ist einer, der auch übersättigten Nasen noch ein Dufterlebnis bietet - ein stilles, kein pompöses, Eindruck schindendes. Wer traurige Erinnerungen hat - wer hat keine? - mag bei seinem Tragen daran denken. Wie an unsere Hündin, die jetzt unter dem Winterjasmin neben dem Schuppen liegt.
Fazit: ein Duft voll Traurigkeit und Abschied, in einer unaufgeregten, ruhigen Sprache ganz leise erzählt.
Die meisten das Tierische thematisierenden Düfte - zumindest all jene, die ich kenne - sind ihrem Wesen nach selbstbewusst. Unschüchtern. Präsent. Animalisch kann lüstern sein wie ein offener Schoß oder triebhaft wie ein Raubtierkäfig. Doch stets sind solche Düfte herausfordernd, provozierend, manche sind nachgerade ordinär - und wir lieben sie dafür. Mit Muscs Koublaï Khän zeigen die Herren Sheldrake und Lutens uns diese Seite des Viehischen - wenngleich auch dieser Altvordere unter den 'Moschusstinkern' ganz wunderbar sanft und intim verklingt. Hier thematisieren sie nun eine neue und ungewohnte Seite des Tierischen, denn Veilleur de Nuit ist nichts von alledem. Veilleur de Nuit ist still und ganz intim - und unendlich traurig.
Ihm fehlt das Triebhafte, fehlt - entgegen der durchaus wahrnehmbaren Schokoladennote - das Weiche, Liebliche, Gourmandige. Nichts hier ist drängend, nichts ist fordernd, nichts ist laut. Es ist eine gewisse Süße da - Tuberose kann nicht anders - aber sie tritt zurück hinter das Weiche, Dunkelgraue aus Kakao und Vetiver - ungewöhnlich kalt arrangiert zwischen den tierischen Akkorden. Das mag nun alles kaum einladend klingen, aber Veilleur de Nuit ist einer, der auch übersättigten Nasen noch ein Dufterlebnis bietet - ein stilles, kein pompöses, Eindruck schindendes. Wer traurige Erinnerungen hat - wer hat keine? - mag bei seinem Tragen daran denken. Wie an unsere Hündin, die jetzt unter dem Winterjasmin neben dem Schuppen liegt.
Fazit: ein Duft voll Traurigkeit und Abschied, in einer unaufgeregten, ruhigen Sprache ganz leise erzählt.
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