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Top Rezension
„Wir werden wie Riesen sein…“
…sang einst Heinz Rudolf Kunze in „Dein ist mein ganzes Herz“ und füllte vor allem im Kielwasser dieses Liedes zu meiner Zeit, also in den Achtzigern, komplette Hallen. So meine Erinnerung aus zweiter Hand, denn selbstverständlich habe ich derlei nicht besucht. Ein einziges Mal habe ich in meiner Jugend meinen empfindlichen Horchlappen eine solche Beschallungs-Veranstaltung zugemutet, und zwar ausgerechnet ein Konzert der ‚Toten Hosen‘. Das war, ich weiß es noch genau, an einem Donnerstag-Abend und ich hatte bis Samstag ein Pfeifen in den Ohren. Besten Dank! Und alles bloß, weil ich meinem Gastschüler aus dem viktorianischen Australien zeigen wollte, wo hier der Hammer hängt. Das nur nebenbei bemerkt.
Viel wurde bereits gesagt zu Taklamakan (toller Name; seltsam, dass der nicht schon weg war). Manches unterschreibe ich, insbesondere natürlich die glühende Wärme, manches nicht. Gewürz? Wo?
Taklamakan kommt mir vor wie ein gefüllter Kessel über kleiner Flamme. Schlieren ziehen sich durch die Flüssigkeit und einander umspielende Schwaden steigen daraus empor. Ich rieche zunächst Harz und ordentlich Patchouli. Karamellige Süße deutet sich an. Ein Hauch von etwas Säuerlichem, Harz und Patchouli streiten sich um die Vaterschaft. Eine Spur bitteres „Tauer-Gummi“, freilich viel stiller. Dann wird es dunkel und rau mit einer Süße, die mich einerseits an Black Amber von Agonist erinnert. Andererseits verweist sie auf Vanille und Guajak, wobei Letzteres leider die H-Sahne touchiert.
Der Raum öffnet sich, als der Star loslegt. Das Harz gibt alles: Staubig, spröde, wächsern, cremig, rauchig. Ganz großes Aromen-Kino von enormer Breite und Tiefe. Das macht übrigens Lust auf einen Test des Preis-Frechlings Ô Hira aus demselben Hause, der ja eine Amber-Offenbarung sein soll.
Nachmittags gewinnt das Cremige im Harz an Gewicht. Benzoe, Zistrose lassen sich bestätigen, ehe Taklamakan (ähnlich einigen seiner Geschwister) recht zügig den Abflug macht. Insgesamt handelt es sich allerdings weniger um einen Duft-Verlauf als vielmehr ein Changieren und Wabern der unterschiedlichen Komponenten.
Und jetzt kommen wir zu den Riesen - bedauerlicherweise: Der Harz-Auftritt ist sagenhaft gut, aber warum nur musste Herr Lucas in diesem Kessel eine Familien-Packung „Riesen“-Karamellbonbons auflösen. Diese überbordende Süße! Ständig cremt sie irgendwo drüber und versperrt den Durchruch auf den unsüßen Part des Harzes. Ein bisschen Zurückhaltung hätte mir da besser gefallen, den Duft luftiger und womöglich einen Zacken edler gehalten. Doch ich will nicht klagen, schließlich treiben einem Kaufkandidaten aus dieser Liga Tränen in die Augen…
Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
Viel wurde bereits gesagt zu Taklamakan (toller Name; seltsam, dass der nicht schon weg war). Manches unterschreibe ich, insbesondere natürlich die glühende Wärme, manches nicht. Gewürz? Wo?
Taklamakan kommt mir vor wie ein gefüllter Kessel über kleiner Flamme. Schlieren ziehen sich durch die Flüssigkeit und einander umspielende Schwaden steigen daraus empor. Ich rieche zunächst Harz und ordentlich Patchouli. Karamellige Süße deutet sich an. Ein Hauch von etwas Säuerlichem, Harz und Patchouli streiten sich um die Vaterschaft. Eine Spur bitteres „Tauer-Gummi“, freilich viel stiller. Dann wird es dunkel und rau mit einer Süße, die mich einerseits an Black Amber von Agonist erinnert. Andererseits verweist sie auf Vanille und Guajak, wobei Letzteres leider die H-Sahne touchiert.
Der Raum öffnet sich, als der Star loslegt. Das Harz gibt alles: Staubig, spröde, wächsern, cremig, rauchig. Ganz großes Aromen-Kino von enormer Breite und Tiefe. Das macht übrigens Lust auf einen Test des Preis-Frechlings Ô Hira aus demselben Hause, der ja eine Amber-Offenbarung sein soll.
Nachmittags gewinnt das Cremige im Harz an Gewicht. Benzoe, Zistrose lassen sich bestätigen, ehe Taklamakan (ähnlich einigen seiner Geschwister) recht zügig den Abflug macht. Insgesamt handelt es sich allerdings weniger um einen Duft-Verlauf als vielmehr ein Changieren und Wabern der unterschiedlichen Komponenten.
Und jetzt kommen wir zu den Riesen - bedauerlicherweise: Der Harz-Auftritt ist sagenhaft gut, aber warum nur musste Herr Lucas in diesem Kessel eine Familien-Packung „Riesen“-Karamellbonbons auflösen. Diese überbordende Süße! Ständig cremt sie irgendwo drüber und versperrt den Durchruch auf den unsüßen Part des Harzes. Ein bisschen Zurückhaltung hätte mir da besser gefallen, den Duft luftiger und womöglich einen Zacken edler gehalten. Doch ich will nicht klagen, schließlich treiben einem Kaufkandidaten aus dieser Liga Tränen in die Augen…
Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
27 Antworten


Da brauchts gar kein O Hira-Preisfrechling (was für eine schmeichelhafte Umschreibung) um zwar ein paar Mal am Duft zu schnüffeln und zu schwelgen dann aber doch wieder andere Preisgefilde anzusteuern.
Schön wars - auch die Rudolfschen-Zeiten!
Danke für die schönen Zeilen, zu einem umwerdenden Duft :)
Karamell hatte ich übrigens auch nicht dabei. Aber ich bin ja immernoch der Meinung, dass Taklamakan über Heilkräfte verfügt.
ein gefährlicher, scharfkantiger und verletzungsgefährdender Flakon, der prollig aussieht.
Also: Blutiger Finger vs. staubig flirrendem, umschwebenden, dezenten, einzigartigen Duft mit dunkler Vanille, feiner Würze und kleinem Fruchtglitzern...
Zum Glück find ich im Taklamakan auch keine Karamellbonbons :)
"Der Geruch der Blätter erinnert an eine Mischung aus Schnittlauch und Zwiebel,die jungen Sprossen sind reich an Vitamin A und werden zum Würzen für Salate und Saucen verwendet." Da kommen nicht nur beim Preis die Tränen. ;)
Jedenfalls verstärkt sich aber bei mir der Eindruck, dass ich mich gar nicht erst an einen Taklamakan-Kommentar machen muss: auch Du hast diesen tollen Wüstenduft eindrucksvoll wiedergegeben.
Dafür gibt es natürlich einen Pokal!