29.05.2018 - 15:09 Uhr
loewenherz
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27
La Llorona
Aus Tom Fords erster Generation Private Blends - gute zehn Jahre ist das inzwischen her - wurden einige - Tobacco Vanille, Oud Wood oder Neroli Portofino etwa - schnell zu Gassenhauern, die man seitdem an beinahe jeder Ecke riecht. Andere hingegen - dieser hier: Purple Patchouli, aber auch etwa Moss Breches oder Bois Rouge stellten sich als zu schwierig und zu breitenuntauglich heraus. Und weil Herr Ford - zumindest nebenbei - ja auch ein Kaufmann ist, verschwanden sie rasch wieder aus seinem Portfolio. Heute ist es - von meist bestürzend plumpen Fälschungen im Internet mal abgesehen - nachgerade ein Ding der Unmöglichkeit, sie noch zu riechen.
Nach dem Flop Purple Patchouli - und als einen solchen muss man ihn zumindest kaufmännisch wohl bezeichnen - hat sich Tom Ford noch weitere Male am Thema Patchouli ausprobiert: White Patchouli hat zumindest bis heute durchgehalten, wenn auch nicht in allervorderster Reihe - und was mit Patchouli Absolu wird, muss man noch sehen. Und auch in Fucking Fabulous meine ich Patchouli wahrzunehmen, wenngleich er unter dessen Inhaltsstoffen nicht gelistet wird. Gleichwohl: Patchouli scheint kein ganz einfaches Pflaster zu sein für das Duftportfolio des Hauses Ford, obschon er sonst so gar nicht scheu ist mit Schwierigem und mit Dramatischem.
In Lateinamerika - besonders in Mexiko - gibt es die Figur der Llorona, auf deutsch etwa: die Weinende. Der Komponist Andres Henestrosa hat ihr Mitte des letzten Jahrhunderts ein wunderbar wehklagendes Lied gewidmet, das in Mexiko eine Art Volksweise geworden ist. Der Legende nach - sie variiert von Land zu Land ein bisschen - ist die Llorona der umherirrende Geist einer schönen, jungen Frau, die im Zorn über die Untreue ihres Mannes ihre Kinder im Fluss ertränkte und nun keinen Eintritt ins Himmelreich erhält, ehe sie sie nicht wiedergefunden hat. Man erzählt, dass die Llorona Menschen im Fluss ertränkt, um sie als ihre Kinder auszugeben.
Purple Patchouli ist in der Sprache der Geschichte der Llorona erzählt und komponiert. Da ist das feuchte Blattgrün von Schwimmpflanzen, ist die Ahnung eines grauen Wassers, das schon viel zu lange steht. Da sind betäubende, mitunter beinahe vergoren anmutende, schwüle Blüten, ist eine dumpfe Erdigkeit, ist eine merkwürdig florale Harzigkeit, die denen noch zu viel Patchouli ist, die keinen Patchouli mögen - und denen, die ihn lieben, bei weitem nicht genug. Purple Patchouli ist ein fast surrealer Duft - als sähe man die Llorona in nassen Kleidern und mit verlorenem Blick durchs Uferdickicht irren und nach ihren verlorenen Kindern suchen.
Fazit: die blaue Mauritius unter den Tom Ford Private Blends. Bei weitem zu ernst, sperrig und ungefällig, als dass er die Massen hätte begeistern können, gleichwohl als Duftkonzept hochinteressant.
Nach dem Flop Purple Patchouli - und als einen solchen muss man ihn zumindest kaufmännisch wohl bezeichnen - hat sich Tom Ford noch weitere Male am Thema Patchouli ausprobiert: White Patchouli hat zumindest bis heute durchgehalten, wenn auch nicht in allervorderster Reihe - und was mit Patchouli Absolu wird, muss man noch sehen. Und auch in Fucking Fabulous meine ich Patchouli wahrzunehmen, wenngleich er unter dessen Inhaltsstoffen nicht gelistet wird. Gleichwohl: Patchouli scheint kein ganz einfaches Pflaster zu sein für das Duftportfolio des Hauses Ford, obschon er sonst so gar nicht scheu ist mit Schwierigem und mit Dramatischem.
In Lateinamerika - besonders in Mexiko - gibt es die Figur der Llorona, auf deutsch etwa: die Weinende. Der Komponist Andres Henestrosa hat ihr Mitte des letzten Jahrhunderts ein wunderbar wehklagendes Lied gewidmet, das in Mexiko eine Art Volksweise geworden ist. Der Legende nach - sie variiert von Land zu Land ein bisschen - ist die Llorona der umherirrende Geist einer schönen, jungen Frau, die im Zorn über die Untreue ihres Mannes ihre Kinder im Fluss ertränkte und nun keinen Eintritt ins Himmelreich erhält, ehe sie sie nicht wiedergefunden hat. Man erzählt, dass die Llorona Menschen im Fluss ertränkt, um sie als ihre Kinder auszugeben.
Purple Patchouli ist in der Sprache der Geschichte der Llorona erzählt und komponiert. Da ist das feuchte Blattgrün von Schwimmpflanzen, ist die Ahnung eines grauen Wassers, das schon viel zu lange steht. Da sind betäubende, mitunter beinahe vergoren anmutende, schwüle Blüten, ist eine dumpfe Erdigkeit, ist eine merkwürdig florale Harzigkeit, die denen noch zu viel Patchouli ist, die keinen Patchouli mögen - und denen, die ihn lieben, bei weitem nicht genug. Purple Patchouli ist ein fast surrealer Duft - als sähe man die Llorona in nassen Kleidern und mit verlorenem Blick durchs Uferdickicht irren und nach ihren verlorenen Kindern suchen.
Fazit: die blaue Mauritius unter den Tom Ford Private Blends. Bei weitem zu ernst, sperrig und ungefällig, als dass er die Massen hätte begeistern können, gleichwohl als Duftkonzept hochinteressant.
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