05.10.2021 - 17:03 Uhr

Intersport
108 Rezensionen

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Top Rezension
12
YSL's subliminal message?
Mein Zugang zu YSL war via Jazz, oder mehr noch über Paris und Opium in Badeschränken der Verwandtschaft. YSL Pour Homme schenkte ich lange kaum Beachtung, zu alt, zu unmodern. Der Umweg zum Zugang verlief leicht abwegig. Durch Comme des Garçons' Soda (2004) fand ich Gefallen am künstlich-zitrischen, am Rande zur funktionellen Parfumerie wie diese u.a. bei Reinigungsprodukten ins Spiel kommt. Soda war eine gelungene Persiflage darauf. Irgendwann wurde die komplette Series 6 Synthetic eingestellt, die Suche nach übersteuerten Zitrusnote begann: Obwohl bei Spül - und Schrubbmitteln Gang und Gäbe, überzüchtete Zitrik war über Jahren bei fine fragrances, wenn überhaupt, nur schwer zu finden.
Letztendlich habe ich Pour Homme in den 80'er und 90'er Jahren über Print Werbung wahrgenommen, damals nichts außergewöhnliches, im Gegenteil: bei Werbefotografie und Werbespots wurde kaum gespart, nur mit diesem Sujet war die Begegnung anders, unterschwellig, eingeschmuggelt in einen anderen Kontext, wie versteckte zusätzlichen frames in einem Film oder Rückwärtsbotschaften in Musik: Keine ganzseitige Anzeige, das war noch Paris oder schon Jazz vorbehalten, lediglich ein kleines schwarz/weiss Foto, das auch nur im Zusammenhang mit 'allgemeinen' Berichten über Yves Saint Laurent abgebildet war: YSL in der Opera Garnier, YSL mit Hund, YSL in Marokko, YSL mit der Deneuve, und dann eben YSL - ohne: ein nackter YSL aus frühesten 70'er Jahren, lediglich mit Brille bekleidet und irgendwo in der Ecke - dank der Kleinformatigkeit kaum erkenntlich - Indizien es könnte sich möglicherweise um eine Parfum Werbung handelt. Ein Foto, dass nach und nach von belangloseren abgelöst wurde: von YSL im Anzug, Gruppenbild 'Flakon und die Financial Times 1987' weiter bis zum anderen 80'er Klischee: junger Geschäftsmann kassiert einen Bonus ein. Quelle Tristesse!
Pour Homme schien auf den ersten Blick wie gefunden für den Funktionszitrikersatz. Yatagan's Formulierung der 'Powerhouse Zitrone' bringt's auf den Punkt. Schnell war klar dass ich die Katze im Sack, oder besser einen schmutzigen Trojaner erworben habe. Pour Homme, das mit einer famosen, vielstimmigen Zitrusnote eröffnet, vollführt einen Verlauf, der – über ein potent inszeniertes bouquet garni, von Ausmaß das selbst die ausladendsten Diners der gesamten YSL Studio Crew im La Coupole mehr als ausreichend gewürzt hätte – schnell abseits von jeglicher Reinigungs-Ästhetik gerät. Ein Vorbote jener Körperlichkeit, die Kouros 10 Jahre später auf die Spitze treiben sollte. Durch die Kombination aus effektiv-brachial Auftakt und deutlicher Eingelebtheit macht YSL Pour Homme einfach Spass. Sicher war es ein Kind seiner Zeit, Verbindungen zu anderen 'grossen Parfums' die vielleicht als kommerzielle Ankerpunkte dienten sind evident. Chanel Pour Monsieur, Monsieur de Givenchy, nur schien Pour Homme idente Bauteile zuzuspitzen und zu überzeichnen. Zitrischer, gewürz-bouqueiger, verruchter. Eine schmutzige Zitrone. Gift und Gegengift in einem, Scene of Crime und Tatortreiniger.
Unter La Collection wurde eine glaubwürdige wenn auch restriktivere Wiederveröffentlichung versucht - Profumo's Rezension dieser widmet sich ausgiebig den ‚animalischen’ Aspekten die Pour Homme's Charakter ausmachen und die vermutlich aus dem üppigen bouquet garni stammen. Leider ist auch diese mittlerweile eingestellt, zumindest bei den älteren Versionen war auch von Moschus die Rede, vielleicht eine weitere Modulation. Im drydown, hat mich zuletzt Club Majestic doch/zu sehr an denselbigen bei Pour Homme erinnert.
Letztendlich habe ich Pour Homme in den 80'er und 90'er Jahren über Print Werbung wahrgenommen, damals nichts außergewöhnliches, im Gegenteil: bei Werbefotografie und Werbespots wurde kaum gespart, nur mit diesem Sujet war die Begegnung anders, unterschwellig, eingeschmuggelt in einen anderen Kontext, wie versteckte zusätzlichen frames in einem Film oder Rückwärtsbotschaften in Musik: Keine ganzseitige Anzeige, das war noch Paris oder schon Jazz vorbehalten, lediglich ein kleines schwarz/weiss Foto, das auch nur im Zusammenhang mit 'allgemeinen' Berichten über Yves Saint Laurent abgebildet war: YSL in der Opera Garnier, YSL mit Hund, YSL in Marokko, YSL mit der Deneuve, und dann eben YSL - ohne: ein nackter YSL aus frühesten 70'er Jahren, lediglich mit Brille bekleidet und irgendwo in der Ecke - dank der Kleinformatigkeit kaum erkenntlich - Indizien es könnte sich möglicherweise um eine Parfum Werbung handelt. Ein Foto, dass nach und nach von belangloseren abgelöst wurde: von YSL im Anzug, Gruppenbild 'Flakon und die Financial Times 1987' weiter bis zum anderen 80'er Klischee: junger Geschäftsmann kassiert einen Bonus ein. Quelle Tristesse!
Pour Homme schien auf den ersten Blick wie gefunden für den Funktionszitrikersatz. Yatagan's Formulierung der 'Powerhouse Zitrone' bringt's auf den Punkt. Schnell war klar dass ich die Katze im Sack, oder besser einen schmutzigen Trojaner erworben habe. Pour Homme, das mit einer famosen, vielstimmigen Zitrusnote eröffnet, vollführt einen Verlauf, der – über ein potent inszeniertes bouquet garni, von Ausmaß das selbst die ausladendsten Diners der gesamten YSL Studio Crew im La Coupole mehr als ausreichend gewürzt hätte – schnell abseits von jeglicher Reinigungs-Ästhetik gerät. Ein Vorbote jener Körperlichkeit, die Kouros 10 Jahre später auf die Spitze treiben sollte. Durch die Kombination aus effektiv-brachial Auftakt und deutlicher Eingelebtheit macht YSL Pour Homme einfach Spass. Sicher war es ein Kind seiner Zeit, Verbindungen zu anderen 'grossen Parfums' die vielleicht als kommerzielle Ankerpunkte dienten sind evident. Chanel Pour Monsieur, Monsieur de Givenchy, nur schien Pour Homme idente Bauteile zuzuspitzen und zu überzeichnen. Zitrischer, gewürz-bouqueiger, verruchter. Eine schmutzige Zitrone. Gift und Gegengift in einem, Scene of Crime und Tatortreiniger.
Unter La Collection wurde eine glaubwürdige wenn auch restriktivere Wiederveröffentlichung versucht - Profumo's Rezension dieser widmet sich ausgiebig den ‚animalischen’ Aspekten die Pour Homme's Charakter ausmachen und die vermutlich aus dem üppigen bouquet garni stammen. Leider ist auch diese mittlerweile eingestellt, zumindest bei den älteren Versionen war auch von Moschus die Rede, vielleicht eine weitere Modulation. Im drydown, hat mich zuletzt Club Majestic doch/zu sehr an denselbigen bei Pour Homme erinnert.
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