22.03.2021 - 15:18 Uhr
UntermWert
56 Rezensionen
UntermWert
Top Rezension
13
Human Behaviour und die Schneefrau
Heute erlaube ich mir mal wieder eine Zeitreise.
Aus Nostalgiegründen hab‘ ich den Duft noch ganz hinten im Schrank aufbewahrt. Der muss so 2003 oder 2004 zu mir gekommen sein. Ab und zu krame ich den wieder hervor. Tragen tu ich ihn so gut wie nie.
Mein Eindruck war damals schon und ist es hier, dass er ein wenig stiefmütterlich betrachtet wird neben den Ikonen des Lagerfeld‘schen Vermächtnisses...
In diesem neonfarbenen Flakon mit dem unsäglichen Gummiknopf mutet er doch eher wie einer dieser Teenie-Disko-Düfte aus dem unteren Regal eines Drogeriemarktes an. Sieht nicht nur aus wie ein Weingummitier, sondern riecht bestimmt auch so. Eines Karl Lagerfelds unwürdig. Nun, tatsächlich gab es den eher günstig, und wohl auch in Drogerien und Kaufhäusern. Seit längerem schon eingestellt. Ein künstlerischer Irrtum?
Ich finde nicht.
Beim Schneemann-Wettbewerb bauten die Gilmore Girls damals (ziemlich emanzipiert und ein bisschen rebellisch) eine Schneefrau, und im Hintergrund lief „Human Behaviour“ von Björk. Heute sind die mir ja ein bisschen histrion-nervig, aber damals fand ich sie quirlig und lebensfroh. Der Mandarinen-Rhabarber-Auftakt ist alert-fröhlich, aber eben nicht qietschig. Beides kann ich nicht genau herausriechen. Fruchtig, aber unsüß. Auch der sehr langanhaltende blumige Übergang hat für mich zwar eine starke Präsenz, macht das Ganze nach meinem Empfinden aber dennoch nicht damenhaft-elegant. Und auch nicht bouket-blumig. Kirsche nehme ich nicht explizit wahr. Der Duft hatte eine gute Ausdauer, soweit ich mich erinnere, und irgendwann geht er in eine holzig-weiche, sanfte Moschus-Note über. Bekommt eine ganz eigene Kuscheligkeit, ohne auch nur im Ansatz pudrig zu werden.
Ebenso wie die Songs von Björk seinerzeit hat der Duft etwas überraschendes, unkonventionelles an sich. Wie auch „Human Behaviour“ erlebte ich ihn gleichsam unkompliziert (obwohl er es nicht war).
*****
Ich bemerke gerade, wie ich am Teststreifen schnuppere und sprachlich in einem Satz zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her oszilliere.
Leider bekommt der Duft auf meiner Haut inzwischen eine säuerliche Note (Veränderung der Hautchemie? Oder ist DAS vielleicht der Rhabarber?!), weshalb ich ihn nicht mehr ganz so gut tragen kann... gekippt scheint er mir aber nicht.
Mit der Geschichte und den Hintergründen der Komposition und den Ideen des Meisters bei diesem Parfum habe ich mich nie beschäftigt. Ich hab ihn damals einer Freundin nachgekauft, an der er blumig-holzig-angenehm roch.
Und er hat mich durch das Ende meines Studiums begleitet.
Ich finde ihn alltagstauglich, aber nicht gewöhnlich, unwummsig, aber sehr präsent - und gut geeignet für warme Winter- und kühle Frühlingstage.
Der Flakon passt zur Schneefrau.
****
If you ever get close to a human
And human behaviour
Be ready to get confused
There's definitely, definitely, definitely no logic
To human behaviour
But yet so, yet so irresistible
(Björk)
Aus Nostalgiegründen hab‘ ich den Duft noch ganz hinten im Schrank aufbewahrt. Der muss so 2003 oder 2004 zu mir gekommen sein. Ab und zu krame ich den wieder hervor. Tragen tu ich ihn so gut wie nie.
Mein Eindruck war damals schon und ist es hier, dass er ein wenig stiefmütterlich betrachtet wird neben den Ikonen des Lagerfeld‘schen Vermächtnisses...
In diesem neonfarbenen Flakon mit dem unsäglichen Gummiknopf mutet er doch eher wie einer dieser Teenie-Disko-Düfte aus dem unteren Regal eines Drogeriemarktes an. Sieht nicht nur aus wie ein Weingummitier, sondern riecht bestimmt auch so. Eines Karl Lagerfelds unwürdig. Nun, tatsächlich gab es den eher günstig, und wohl auch in Drogerien und Kaufhäusern. Seit längerem schon eingestellt. Ein künstlerischer Irrtum?
Ich finde nicht.
Beim Schneemann-Wettbewerb bauten die Gilmore Girls damals (ziemlich emanzipiert und ein bisschen rebellisch) eine Schneefrau, und im Hintergrund lief „Human Behaviour“ von Björk. Heute sind die mir ja ein bisschen histrion-nervig, aber damals fand ich sie quirlig und lebensfroh. Der Mandarinen-Rhabarber-Auftakt ist alert-fröhlich, aber eben nicht qietschig. Beides kann ich nicht genau herausriechen. Fruchtig, aber unsüß. Auch der sehr langanhaltende blumige Übergang hat für mich zwar eine starke Präsenz, macht das Ganze nach meinem Empfinden aber dennoch nicht damenhaft-elegant. Und auch nicht bouket-blumig. Kirsche nehme ich nicht explizit wahr. Der Duft hatte eine gute Ausdauer, soweit ich mich erinnere, und irgendwann geht er in eine holzig-weiche, sanfte Moschus-Note über. Bekommt eine ganz eigene Kuscheligkeit, ohne auch nur im Ansatz pudrig zu werden.
Ebenso wie die Songs von Björk seinerzeit hat der Duft etwas überraschendes, unkonventionelles an sich. Wie auch „Human Behaviour“ erlebte ich ihn gleichsam unkompliziert (obwohl er es nicht war).
*****
Ich bemerke gerade, wie ich am Teststreifen schnuppere und sprachlich in einem Satz zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her oszilliere.
Leider bekommt der Duft auf meiner Haut inzwischen eine säuerliche Note (Veränderung der Hautchemie? Oder ist DAS vielleicht der Rhabarber?!), weshalb ich ihn nicht mehr ganz so gut tragen kann... gekippt scheint er mir aber nicht.
Mit der Geschichte und den Hintergründen der Komposition und den Ideen des Meisters bei diesem Parfum habe ich mich nie beschäftigt. Ich hab ihn damals einer Freundin nachgekauft, an der er blumig-holzig-angenehm roch.
Und er hat mich durch das Ende meines Studiums begleitet.
Ich finde ihn alltagstauglich, aber nicht gewöhnlich, unwummsig, aber sehr präsent - und gut geeignet für warme Winter- und kühle Frühlingstage.
Der Flakon passt zur Schneefrau.
****
If you ever get close to a human
And human behaviour
Be ready to get confused
There's definitely, definitely, definitely no logic
To human behaviour
But yet so, yet so irresistible
(Björk)
10 Antworten