Mit Kilian kann ich nicht dienen, aber zu Louis Vuitton hätte ich was zu sagen. Diese Marke ist im Moment die, die für mich perfekt den Zeitgeist der Mode bei Parfüms umsetzten kann und das hat ein sehr großes Publikum. Hier bremst eher zusätzlich Beschaffung und Preis.
Wer sich für Mode, zeitgenössische Kunst etc. interessiert, müsste hier eine Ebene vorfinden, die andere nicht so haben, das kann sich aber schnell ändern und man merkt, dass es exzellent ist. Auch Mode inflationiert sich durch Nachahmung und begeistert erstmal durch Innovation. Es gibt auch in der Musik Bands, nach denen gerade viele süchtig sind und die dann wieder entweder nur ihre Zeit hatten (oder Klassiker werden).
Möglicherweise war das bei Kilian mal genauso. Auch Baccarat Rouge 540 Extrait de Parfum war mal so ein Duft.
Anfangs nie gerochen und - wem es gefällt - total verfallen, kein geht so. So ähnlich ist es mit Imagination, der bie Balance zwischen normal erfrischendem Duft aber auch „so noch nie gerochen“ perfekt hält, Aventus war das damals auch.
Dabei ist es nicht nur der Imagination, Vuitton schafft das bei einigen Düften.
Vor einigen Jahren waren Chanel-Nagellacke die innovativsten mit Farbschattierungen, die genial on the top waren, aber sich nicht fremd anfühlten. Es gab über paar Jahre einen totalen Run darauf und Leute, die noch nie in dem Segment gekauft haben, haben einiges davon gekauft und waren damit total glücklich. Heute Klassiker.
Noch immer hat die Kosmetik einen guten Ruf, aber der Peak der Begeisterung ist vorbei, weil die das auch nicht auf Dauer halten konnten.
Düfte sind, wenn man nicht hauptsächlich den klassischen Bereich bevorzugt, mehr der Mode unterworfen als man denkt. Irgendwann, wenn es zu lange auf dem Markt ist, empfinden es manche als altmodisch, nichts Besonderes usw.
Zu Xerjoff kann ich nicht viel sagen, weil mir die Sillage zu stark ist, aber da scheint es ja ähnlich zu sein. Die Marke spricht auch eher Männer an oder hat für die viel zu bieten.
Wer das nicht nachempfinden kann, der kommt nur auf Werbehype, weil er nicht versteht, was konkret andere dazu bringt, so viel Geld für einen Duft auszugeben, der ihn bis zu den Fingerspitzen begeistert und das zeitgleich vielen so geht. (Hier hilft, mal an Musik zu denken) Dass es am Duft und nicht am Image der Marke liegt, kann man gerade schön an der umwerfend positiven Beurteilung des ersten Nachahmerduftes sehen, der Ähnlichkeit in der DNA schafft. Wie beim Baccarat Rouge wird es dann mal jeder an jeder Ecke riechen, kannibalisiert durch den eigenen Erfolg.