Yatagan 1976 Eau de Toilette

Yatagan (Eau de Toilette) von Caron
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7.8 / 10 464 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Caron für Herren, erschienen im Jahr 1976. Der Duft ist würzig-holzig. Es wird von Cattleya Finance vermarktet.
Aussprache
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Duftrichtung

Würzig
Holzig
Ledrig
Animalisch
Harzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
EstragonEstragon GalbanumGalbanum LavendelLavendel BergamotteBergamotte PetitgrainPetitgrain
Herznote Herznote
KiefernnadelKiefernnadel GartennelkeGartennelke JasminJasmin PatchouliPatchouli RosengeranieRosengeranie VetiverVetiver
Basisnote Basisnote
EichenmoosEichenmoos LabdanumLabdanum LederLeder MoschusMoschus StyraxStyrax AmberAmber KokosnussKokosnuss

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.8464 Bewertungen
Haltbarkeit
7.8369 Bewertungen
Sillage
7.3377 Bewertungen
Flakon
7.3346 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
8.0121 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 30.03.2024.
Wissenswertes
Yatagan ist der Name eines osmanischen Säbels sowie einer türkischen Stadt.

Rezensionen

39 ausführliche Duftbeschreibungen
7
Preis
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Ponticus

63 Rezensionen
Ponticus
Ponticus
Top Rezension 83  
Nase voll !
Kurz vor Ende der umfangreichen Corona-Schutzmaßnahmen vor gut einem Jahr hatte ich die Nase gestrichen voll. Das passierte zu jener Zeit recht oft und ich ärgerte mich über mich selbst, denn für die unerfreuliche Situation gab es ja niemanden, den ich hätte verantwortlich machen können. Die ganzen Regeln, Vorschriften, auch die Impfungen sah und sehe ich ein und fand fast alles irgendwie notwendig, schließlich war und bin ich persönlich nah dran an den Risikogruppen zu Corona. Irgendwann läuft aber jedes Fass über und der sich damals erneut andeutende Ausfall unseres Urlaubs war ein weiterer, herber Schlag. Mir stank es gewaltig und noch hatte es nichts mit Parfüm zu tun.

Um etwas herunterzukommen und mich zu beruhigen beschloss ich mein jungfreuliches, also noch verpackt bereitstehendes „Urlaubsparfüm“ zu öffnen, um ein wenig Abstand vom Alltag zu gewinnen. Dies ging gründlich schief. Ordentlich aufgesprüht bemerkte ich plötzlich eine stechende Minznote und neben reichlich Komposthaufen, insbesondere zu früh umgesetzten Komposthaufen roch es vor allem nach nassem Fuchs in der Ranz und das muss man nun wirklich nicht haben. Hundebesitzer können sicher ein Leidenslied davon singen, wenn sich „Lumpi" beim Waldspaziergang wieder einmal genüsslich auf dem Boden gewälzt hat. Obendrein lief meine Frau vorbei und rief, ich möge endlich das alte, zum Düngen angesetzte Brennnesseljauchefaß vom Vorjahr reinigen, aus dem Garten röche es gerade sehr anrüchig.

Als ob ich es geahnt hätte beim Kauf des Parfüms Yatagan der Marke Caron. Was soll das überhaupt bedeuten, ein Parfümname mit Y. Ypsilon kann ich ohnehin nicht leiden, ein Buchstabe als Wort. Kann Y nicht yp heißen oder yps so wie all die anderen Laute ce, de, em, ka, vau, zet ...., aber ypsilon? Und dann diese faulig-braune Farbe im Flakon, meine Frau hat wohl doch recht! Ja, wenn schon aufregen, dann richtig.

Ein paar Tage später, die Dramatik war gewichen, das Wetter sonnig und ich saß entspannt auf der Terrasse. In den vorangegangenen Tagen war Yatagan mehrmals zur Anwendung gekommen und auch gerade eben wurden nochmals zwei ordentliche Sprühstöße zur entgültigen Duftbeurteilung bemüht. Wie schon in den vorherigen Versuchen gab es keine stechende Minznote mehr, weiß der Kuckuck was man in der Erregung so riecht. Kräuterkräftig geht’s aber schon los, Küchenkräuter satt ob mit oder ohne Sellerienote mag ich nicht entscheiden, dazu weiche, humusreiche Erde, Waldboden und Harziges von Kiefernadeln. Alles recht herb und dunkelbraun wie das torfige Wasser für den Whisky und Yatagan selbst. Das für mich Gelungenste an diesem kraftvollen, herbalen, lavendelwürzigen und derb männlichen Beginn ist aber das Fehlen der ansonsten oft üblichen zitrischen Eröffnungsorgie. Frische Zitrik ist belebend, aber hier wäre sie eindeutig zu viel.

Das Aufkommen der sinnlich-ledrigen und auch leicht tierischen Aromen im Parfüm Yatagan geschieht im weiteren Verlauf fließend. Sie verführen dabei wie Don Giovanni die arme Zerlina: mit großer Raffinesse, etwas Eleganz und ebenjenem animalisch-würzigen Timbre, das einen kleinen Bonaparte zum Kaiser macht. Rustikales Walkleder, etwas harziger Rauch und faunale Noten reihen sich harmonisch ein in die beständige, erdig-krautige und provokante Grundidee des Parfüms. Dem Duft liegt eine kräftige, animalisch-ledrige und sehr maskuline Projektion zugrunde, die auch deutlich wahrnehmbar ist. Das ist großes Kino, sehr gelungen und gereicht dem Hause Caron zur Ehre, auch wenn der Duft nicht meiner bevorzugten Richtung entspricht.

Yatagan ist ein Draußen-Parfüm mit einem gewissen Alleinstellungsmerkmal und keine grün-waldige Rauchbombe mit zitrischem Herrenfrisörtouch, die sonst des öfteren als würzig-holziger Duft präsentiert wird. Der Mann sollte sich für Yatagan entsprechend kleiden, Understatement, naturbelassen, Landhausstil, country style, schottisch. Bequemes Sakko, Weste, Hose (auch Kniebund), Schiebermütze, sehr gern und passend aus Tweed, vielleicht Oliv-Fischgrät, feste Schuhe, sogar Gummistiefel wären in Ordnung, aber ich schweife ab und komme ins schwärmen. Yatagan ist ein Duft der bemerkt wird, aber dennoch sehr gut zu klassischer, landadliger Bescheidenheit passt. Nur die wilden, osmanischen Reiterhorden mit ihren Krummsäbeln, nach denen das Parfüm benannt wurde, wollen nicht so recht in mein eigenes Yatagan-Bild passen.

Allen Mitlesern ein Dankeschön sowie einen entspannten Urlaub wann und wo immer dieser auch sein mag!

75 Antworten
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Yatagan

395 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
Top Rezension 40  
Was trug eigentlich damals der Vater meines Freundes?
Nun wird es langsam Zeit, dass ich mich meinem Namensgeber widme. Als ich seinerzeit einen Usernamen für Parfumo suchte, trug ich gerade diesen Duft. Er ist nicht mein Lieblingsduft; das sind eher die Kreationen aus dem Hause Guerlain, L'Artisan, MPG... Besonders gerne mag ich ihn aber schon.

Caron-Düfte sind fast immer etwas Besonderes, fallen stets irgendwie aus dem Rahmen, gehören nie zum Mainstream, lassen sich aber dennoch täglich als Signature-Scent tragen. In diese Kategorie gehört wohl auch Yatagan. Dabei ist Yatagan weniger geradlinig als Pour un Homme, etwas sperriger als der andere große Klassiker von Caron. Schon ein Blick auf die Inhaltsstoffe lässt ahnen, dass diese Komposition nicht so einfach zu fassen ist. Im Auftakt nehme ich neben den stark würzigen Noten auch schon die Kiefernnadeln war. Dennoch wirkt der Duft auf mich in keiner Weise frisch oder klar, sondern warm, waldbodenweich (ganz im Gegensatz zu seinem Namen, der Bezeichnung für einen türkischen Säbel) und gleichzeitig ledrig. Eine Explosion, die überfordern kann.

Als einer der wenigen Überlebenden aus der glorreichen Epoche der 70er ist er mir besonders ans Herz gewachsen. In der Zeit seines Entstehens war ich Kind und wenn ich die Augen schließe, so kommt es mir vor, als würde ich mich an verschiedene Personen erinnern, die damals diesen Duft getragen haben könnten. Ich betone "könnten", denn die meisten Männer in den 70ern dürften wohl eher Russisch Leder, Tabac und Old Spice bevorzugt haben (Exkurs: Bei Gelegenheit werde ich mir die Mühe machen, Kommentare zu dem einen oder anderen dieser Standards aus vergangener Zeit zu schreiben. Ich halte sie für Klassiker, sogar für besser als etliche Düfte, die in den letzten Jahren im Mainstreammarkt auftauchten und schnell wieder verschwanden. Schleicht euch in die Drogerie eures Vertrauens, kauft euch die o.g. Düfte, bezahlt die Flaschen mit rotem Kopf, während hinter euch eine junge Frau ihren Einkauf auf das Kassenband legt und verständnislos den Kopf über euch schüttelt, während ihr hektisch die altbackenen Billigdüfte in eure Einkaufstüte stapelt. Die Überwindung ist es wert. Old Spice z.B. ist inzwischen wieder ein richtiger Geheimtipp, vor allem für den Preis. Ende des Exkurses).

Zurück zu Yatagan: Die Väter und Onkels in den späten 70ern, an die ich bei Yatagan immer denken muss, haben also vermutlich eher Russisch Leder getragen (wie mein eigener Vater). Das war schließlich viel billiger als Yatagan und ein richtiger Mann gab ja seinerzeit kein Geld für Kosmetik und Düfte aus. Dennoch: Auch damals muss doch irgendwer dieses tolle Zeug gekauft haben und vielleicht hat ja doch der Vater meines besten Freundes, an den ich bei Yatagan immer besonders intensiv denken muss, ein Fläschchen im Schrank gehabt...?

Yatagan war jedenfalls seiner Zeit voraus. Denn im Gegensatz zu den Lederdüften die man zu allen Zeiten preiswert bekommen konnte, ist er schon ein bis zwei Kategorien besser - und leider auch ein bis zwei Kategorien teurer, aber was investiert man nicht alles in den perfekten Duft...?
Nahezu perfekt ist er tatsächlich, dieser Yatagan, aber leider nicht ganz und gar vollkommen - oder vielleicht glücklicherweise? Ein Duft mit Ecken und Kanten eben - für Menschen mit Bart.

Noch ein Wort zum Flakon: Genau so muss er für mich aussehen. Mir gehen all die wunderbaren Glaskunstwerke, für die man letztlich mehr bezahlt als für die synthetisch-billigen Düfte darin, ziemlich auf die Nerven. Eigentlich ist das für mich schon ein Ausschlusskriterium für den Kauf eines Parfums. Da ist mir Carons Yatagan sehr viel lieber: eine komplexe Komposition mit einer gerade noch fassbaren Überfülle an Sinneseindrücken und ein schlichter, klarer Flakon, der einfach nur seinen Dienst tut und dabei dennoch sehr ästhetisch wirkt.

Ein viel zu wenig bekannter Klassiker!
11 Antworten
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 34  
Der Anti-Gentleman!
Vincent Marcello hat in der zweiten Hälfte der 70er Jahre gleich zwei Düfte geschaffen die nicht nur avangardistisch waren, und so ihrer Zeit um einige Jahre voraus, sondern die darüber hinaus auch viele Parfumeure auf lange Zeit inspirierten: Halstons Z-14 und Yatagan für Caron. Beide waren auf ihre jeweilige Weise kompromisslos modern und es erforderte sicherlich einigen Wagemut seitens der Parfumhäuser diese Düfte zu lancieren – heute hätte von den großen Parfumherstellern vermutlich keiner mehr die Traute, damals aber waren Häuser wie Caron und Guerlain noch ziemlich innovativ und risikofreudig.
Vorallem aber musste ein Parfum zu jener Zeit noch Eigenwilligkeit, Charakter und Unverwechselbarkeit mitbringen um als wirklich großes Parfum zu gelten. Beide Düfte von Vincent Marcello haben diese Eigenschaften beinahe im Übermaß. Das macht es heute, angesichts der vielen scheuen trocken-cleanen Wässerchen, vermutlich so schwierig sie einfach so zu tragen. Man braucht schon ein gewisses Standing um mit Yatagan durch die Welt zu spazieren, denn man trägt es um aufzufallen, nicht um in der Menge unbemerkt unterzugehen. Wer Yatagan trägt, gibt ein Statement: seht her, ich trage ein Parfum, ob es euch gefällt oder nicht! Es ist ein Parfum für Parfumliebhaber und nichts für Leute, die ein Parfum nur tragen um irgendwie sauber und geduscht riechend über den Tag zu kommen – wer das sucht, der lasse tunlichst die Finger von Yatagan - er fiele vermutlich vom Glauben ab oder augenblicklich in Ohnmacht, oder beides. Dabei hat dieser Duft größte Raffinesse, ist von feiner Textur und alles andere als eine plumpe Testosteron-Bombe. Doch der Reihe nach...
‚Yatagan' ist ein orientalisches Leder-Chypre ohne jegliche Blütennoten, stattdessen Anklänge von aromatischen Sträuchern, Sellerie, kräftiges, ungegerbtes Leder und jede Menge Castoreum (Bibergeil) das dem Duft deutlich wahrnehmbare animalische Untertöne sowie eine Baldrian ähnliche Nuance verleiht – aber, keine Angst, einschläfernd wirkt dieser Duft nun wirklich nicht, im Gegenteil. Gerade diese starke animalische Präsenz macht aus ihm ein geradezu erotisierendes Elixier – oder ein abtörnendes, je nach Sichtweise.
Und vermutlich war dieser lasziv-virile Charakter des Duftes der Grund warum er in der schwulen Comunity San Franciscos zum Ende der siebziger Jahre ein großer Hit gewesen sein soll, einer Zeit des erwachenden Selbstbewusstseins und der fröhlichen Promiskuität, einer Zeit der AIDS wenige Jahre später ein jähes Ende bereitete.
Tom Selleck wäre vielleicht der ideale Werbeträger für diesen Duft gewesen: offenes Hemd, quellendes Brusthaar, der unvermeidliche Schnauzer, überbordende Maskulinität, dabei extrem sexy.
Aber Carons Kampagne für diesen Duft war ebenso treffend: sie zeigt eine Gruppe osmanischer Krieger, kraftstrotzend und wild, auf galoppierenden Pferden, mit gezückten Schwertern (Yatagan ist die Bezeichnung für ein S-förmig gebogenes, kurzes osmanisches Schwert). Nicht zu denken, dass heute in Zeiten hysterischer Islam-Phobie ein solches Bild zu Werbezwecken bemüht würde....
Nach dem Gentleman-Duft ‚Pour un Homme de Caron’ war ‚Yatagan’ der zweite Herrenduft des Hauses Caron. War ersterer noch durch und durch kultiviert und zahm, dabei elegant und alles andere als verstörend, ist letztere in fast allem genau das Gegenteil – nicht das er unkultiviert ist, überhaupt nicht, aber er ist rebellisch, herausfordernd und unbequem, von einer vibrierenden, die Sinne vernebelnden Maskulinität – nichts für gediegene Clubabende in Lederfauteuils und entspannter Atmosphäre, nein, eher etwas für rauschhaft-sinnliche nächtliche Abenteuer.
Summa summarum: Ich finde diesen Duft großartig, andere mögen ihn scheußlich finden - aber das macht mir nichts!
4 Antworten
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Seelanne

20 Rezensionen
Seelanne
Seelanne
Top Rezension 46  
Zu Füßen des Meisters
Yatagan spricht zu mir:

"Fast alle werden als Original geboren
und machen den Abgang als Kopie.

Dreck und Schweiß sind relative Begriffe:
Frag‘ die Kakerlake und die Milbe.

Ich bin nur einsam, wenn ich unter Leuten bin.

Gestern hab‘ ich Gott getroffen. Ich hatte keine Fragen an ihn. Hab‘ ihm einen auf die Schnauze gehauen. Er hat genickt. Dann hat er mir einen auf die Schnauze gehauen. War okay. Anschließend haben wir einen getrunken.

Pandora war eine Frau.
Aber vielleicht hatte sie zumindest einen prächtigen Hintern.

Sterben ist nicht schlimm, ohne Sinn leben schon.
Eigensinn ist auch ein Sinn.

Bleib‘ mir bloß mit Moral vom Hals: Anstand reicht vollkommen. Wenn wir Anstand statt Moral hätten, wär‘ der Krieg schon ausgestorben.

Lederhosen sind cool – wenn sie lang sind.

Wenn Du was über’s Leben lernen willst,
sieh‘ einem Clown beim Abschminken zu.

Platon sagt, die Menschen sind bei Beginn der Welt als vollständige Kugeln vom Himmel gefallen und beim Aufprall in 2 Hälften zerschellt: Mann und Frau. So wollten es die Götter. Deswegen sucht seither jede Hälfte ihre andere passende Hälfte. Daher fahr‘ ruhig nach Kamtschatka oder Patagonien, wenn eine unbestimmte Sehnsucht dich treibt. Man kann nie wissen.

Ich will mein Geld zurück.

Egal, ob Du Schwarz siehst, im grünen Bereich bist, Schwarz-Weiß denkst oder mit weißer Weste in deinem grauen Alltag den roten Faden spinnst: Früher oder später erlebt jeder sein blaues Wunder.

Gefährlich sind nicht Löwe, Tiger oder der weiße Hai:
was Dich erledigen wird, sind die Wanzen."

Yatagan spricht zu mir. Ich glaube ihm jedes Wort.
17 Antworten
10
Preis
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Foxear

22 Rezensionen
Foxear
Foxear
Top Rezension 39  
Naturgewalt
Yatagan – ein geheimnisvoller Name. Ein Duft, der älter ist als ich. Aus einer Ära, in der Begriffe wie Pantydropper oder Complimentgetter nicht existierten. Düfte fernab von Diabetes verursachender Süße – eine bessere Welt würden manche Oldschooler sagen. Als Kind der olfaktorischen Neuzeit, gestillt von der süßen Brust eines Le Mâle – wie würde dieses Aufeinandertreffen der Gegensätze ausgehen? Kurze Antwort: Ausgezeichnet. Lange Antwort: …

Beim ersten Riechen hat Yatagan mich gepackt- ohne Krummsäbel an der Kehle. Bereits über 100 Düfte hatte ich getestet, doch keiner davon war nur ansatzweise vergleichbar mit diesem. Dieser hier ist einzigartig, sticht aus der generischen Masse hervor – ob im positiven oder negativen Sinne, das liegt an der Nase des Empfängers. Der Umstand, dass ich mich nach dem Schnuppern unvorhergesehen in einem Wald befand, schockierte mich nicht weiter.

Zwitschernde Vögel auf der Balz, Eichkätzchen auf der Jagd nach Haselnüssen, Rehe und Hirsche, die wegen meines schlagartigen Erscheinens aufgescheucht fortlaufen. Sonnenstrahlen brechen vereinzelt durch die dichten Baumkronen und schenken den Waldbewohnern und Pflanzen Wärme. Entlegen höre ich das leise Rauschen von Wasser. Vor meinen Augen offenbart sich ein imposanter Wald und zugleich bin ich ebenjener Wald – gelebte Natur.

Als ich zum Boden sehe, erkenne ich Pfoten mit scharfen Krallen und dünne Beine, von weißgrauem Fell umschlungen. Das Bein regt sich und ich stelle fest, dass diese Regung von mir ausgeht. Bin ich ein Wolf? Meine Pfoten verraten mir, dass der Boden feucht ist, womöglich hat es vor meinem Erscheinen geregnet. Mit jedem Schritt spüre ich, wie die weiche Erde meinen Pfoten leicht nachgibt. Sogleich drängt es mich, loszurennen. Ohne Ziel presche ich blindlings vorwärts durch den Wald. Meine feine Nase wittert die frische Waldluft, geprägt von herben Kräutern und feuchter Erde. An zahlreichen Blüten hasche ich vorbei. Um mich herum nur der lebendige Wald, fernab der grauen Urbanität. In der Ferne erspähe ich die Rehe von jüngst und verstehe sogleich, wieso diese die Flucht ergriffen. Pfeilschnell jage ich den Rehen hinterher, von meinen Instinkten getrieben. Stürmisch erreiche ich mein Ziel. Der warme Lebenssaft tritt aus der Bisswunde und färbt mein Fell blutrot.

Plötzlich sehe ich vor mir ein Dickicht aus Bäumen. Ein Blick nach unten verrät, dass ich fliege. Das Gefühl des Fliegens lässt zunächst Panik in mir hervorsteigen, berauscht mich indes zugleich. Sobald ich verstehe, dass ich ein Habicht bin, genieße ich den atemberaubenden Ausflug. Voller Euphorie fliege ich hoch über die Kiefern und spähe auf den Wald, ein wundervoller Anblick. Das sehen also die Götter, wenn sie auf uns herabschauen. Vor mir erstreckt sich ein Horizont endlosen Waldes. Wie in Trance fliege ich kilometerweit, ohne Unterlass stets voran. Zeit spielt keine Rolle mehr, es gibt nur noch das Hier und Jetzt.

Schlagartig schaue ich ins Wasser und sehe das Gesicht eines Bären. Sogleich verstehe ich, dass ich meine Spiegelung sehe. Instinktgetrieben mache ich in einem Bach Beutefang nach Fischen. Dieser Ort bietet mir reichlich Gelegenheit – zahlreiche Fische tummeln sich unter meinem kolossalen Körper. Zur erstbesten Gelegenheit reiße ich einen Fisch mit meinen starken Kiefern aus dem Wasser. Nach erfolgreicher Pirsch entferne ich mich vom Bach und schreite durch den Wald. Meine wuchtigen Pfoten zerdrücken Vetiver und Patchouli, welches auf meinem Weg liegt. Auch Eichenmoos sehe ich vereinzelt. Erschöpft ziehe ich mich in meinen Bärenhört zurück. Dort angekommen, erblicke ich einen Kleinbär. Ich lege mich schützend davor und falle in den Schlaf.

Unvermittelt öffne ich meine Augen und sehe einen Zerstäuber in meiner menschlichen Hand. Die Aufschrift lautet – Yatagan.

Passende Musik: Jefferson Airplane – White Rabbit
18 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

85 kurze Meinungen zum Parfum
TherisTheris vor 11 Monaten
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Sehr verteilter Würzdunst
Tannen erwachen
Jovial gesinnt
Holz knarzt
Herbes Areal
Mit ledrigem Akzent
Moos horcht vom Untergrund
32 Antworten
Medianus76Medianus76 vor 3 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Herb würzig die harzigen Wälder
knarzig kneisternd die kraftvollen Kräuter
säumen unberührte tiefe Täler
puristisch kantiger Wildnis
25 Antworten
NuiWhakakoreNuiWhakakore vor 2 Jahren
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Frischer Morgen am Waldrand
Blümchen im Moos und trockene Kräuter
das Leder der Tiere ein warmer Schein
Harzperlen brechen das Licht
23 Antworten
DibellaDibella vor 1 Jahr
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
In meinen Adern fließen Kräutersäfte, Skelett aus Kiefernnadeln, trockenblühend, Harztränen in warmem Moos, vernarbter Lederdreck, ich lebe!
25 Antworten
LicoriceLicorice vor 3 Jahren
9
Duft
Holla der Waldfaun!
Beeindruckend.

Würzigholzigledrige,

tannennadelige,

herbe, aber feine

Harmonie für die Sinne.
23 Antworten
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