Vetiver Extreme 2007

Vetiver Extreme von Guerlain
Flakondesign Robert Granai
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7.9 / 10 330 Bewertungen
Vetiver Extreme ist ein beliebtes Parfum von Guerlain für Herren und erschien im Jahr 2007. Der Duft ist grün-würzig. Es wird von LVMH vermarktet.
Aussprache
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Duftrichtung

Grün
Würzig
Holzig
Frisch
Erdig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
BergamotteBergamotte ZitroneZitrone
Herznote Herznote
PfefferPfeffer MuskatMuskat
Basisnote Basisnote
VetiverVetiver ZederZeder TonkabohneTonkabohne
Bewertungen
Duft
7.9330 Bewertungen
Haltbarkeit
7.6268 Bewertungen
Sillage
6.8265 Bewertungen
Flakon
7.3270 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.838 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 17.11.2023.

Rezensionen

21 ausführliche Duftbeschreibungen
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Gaukeleya

109 Rezensionen
Gaukeleya
Gaukeleya
Top Rezension 37  
Erfolgreiche Konfrontationstherapie
Hach ja, Vetiver... Mein dissonantes Verhältnis dazu habe ich bereits in meiner Rezension zu Atelier Colognes Vetiver Fatal dargelegt, ich verzichte also mal auf weitere, vertiefende Erklär-Analysen in dieser Richtung.

Fakt ist, dass ich seit einigen Monaten versuche, mich dem Thema Vetiver verstärkt anzunähern, und während ich im Falle von Vetiver Fatal ein leichtes Spiel hatte -- angesichts der eher lieblichen und gefälligen Interpretation des Stöffchens sozusagen eine Begegnung im Raumanzug -- kann man das Aufeinandertreffen mit Guerlains Vétiver Extreme schon fast unter Konfrontationstherapie einordnen.

Der ältere Bruder (der ohne Extreme) ist besagter Angstgegner, dem ich nicht so recht meine Sympathie schenken mag (vorsichtig formuliert), doch traute ich mich dank einfühlsamer Fürsprache eines netten Besitzers der Extreme-Version an einen Test des selbigen, die Probe wurde mir dann auch flugs zugesandt, wofür ich herzlich danke ;-)

Mutig sah ich dem vermeintlichen Krautangriff aus dem Gemüsebeet ins Auge, als ich mir Vetiver Extreme auftrug.
Doch oh Wunder, was ist denn das...! Eine fein-zitrische Note, zartgrün, nicht harsch, trockenseifig und frisch-elegant, überzieht meine Haut. Kein Gemüserülps, keine tränenlockende Pflanzensaftschärfe, kein kleingehäckseltes Estragon mit bitterer Petersilie. Sondern einfach nur der Eindruck von frischer, nobler Herrenseife macht sich breit.

Die knackfrische Zitrone zieht sich diskret zurück nach wenigen Minuten und macht der sich schon angekündigten grün-cremigen, geschmeidigen, trockenen Seifennote Platz. Pfeffer gibt dem Ganzen Schmackes, so dass es nicht *zu* rund oder gar labberig wirkt. Ein bisschen Kante darf schon sein...
Vetiver zieht sich wie ein grüner, pardon, roter Faden durch den gesamten Duftverlauf, ein frisches, knackiges, etwas bitteres Vetiver, ein wenig erdig durchaus, aber nichts Düsteres umgibt den Duft. Er ist hell.
Das holzige Element ist dicht und zurückhaltend verwoben, sticht nirgends hervor und ist doch konsequent wahrnehmbar, und zwar durchgehend.

Die Sillage ist präsent, aber nicht wolkig, das passt zum Duftcharakter -- und zum Charakter des Mannes, dem ich diesen Duft zuschreibe:

ein souveräner, zurückhaltender Mann, gelassen und in sich ruhend, sein Auftritt ist freundlich und höflich, doch entspringt dieses nicht anerzogenen, gar gedrillten Braver-Junge-Normen, sondern er trägt dieses als persönliche Charaktereigenschaft einfach schon in sich.
Trotz der leichten Distanz, die der Duft ausstrahlt, hat er auch etwas Warmes, Offenes, Geborgenes.
Ich fühle mich hingezogen. Sehr...

Kein lärmender Rabatz-Mann. Kein lustiges Partytier. Keiner, der lautstark gleich jeden Gedanken äussern muss, der ihm gerade in den Sinn kommt. Ein Mann, der empathisch, rücksichtsvoll, geduldig und höflich ist.
Und doch unendlich weit weg vom angepassten "Spiesser" oder unreflektierem Ja-Sager.
Kann man(n) eigentlich von Natur aus in seinem Wesen elegant sein? Wenn ja, dann ist es dieser Mann, dieser Duft.

Die Basis lässt den angenehmen Gesamteindruck nochmal so richtig in Schwung kommen. Zum deutlichen Vetivergrün gesellt sich eine ungeheuer angenehme Softness, bar jeder Süsse, vermutlich Tonka, und ich möchte diese Haut streicheln und aufriechen, so schön ist das...!

Ach, so lobe ich mir Konfrontationstherapien! Die mir nicht nur die Angst nehmen, sondern geradezu Lust machen auf den vermeintlichen Angstgegner -- und mich ihn lieben lehren.
25 Antworten
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 29  
Weder 'Extreme', noch so übel wie manche behaupten
Vielleicht war es so: da saß man nun bei Guerlain zusammen – die neuen Inhaber des Hauses, nebst Strategie- und Marketing-Experten, sowie der alte Patriarch höchstpersönlich – und besprach ganz allgemein, wie Guerlain im neuen Jahrtausend denn so ‚aufgestellt’ sei. Als die Sparte der hauseigenen Herrenparfums unter die Lupe genommen wurde, wiegten die Köpfe nachdenklich: alles großartige Werke, keine Frage, aber waren sie noch zeitgemäß? War man nicht dabei, den ein oder anderen Trend zu verpassen? Kein Gourmand-Duft fand sich im eigenen Portfolio, ebenso wenig ein Aoud-zentrierter, und auch kein neumodischer ‚woody-amber’.
Zudem ging das Gros des Heeres von ‚Habit Rouge’ und ‚Vetiver’ Nutzern langsam aber sicher der Vergreisung entgegen, hatten die Düfte doch schon gute vierzig Jahre auf dem Buckel.
Es könnte also folgendes verabredet worden sein:
1. Ein neuer Gourmand-Duft sollte die Lücke im Katalog schließen (das spätere ‚L´Instant pour Homme’)
2. Ein Update von ‚Habit Rouge’. Allerdings war nicht an eine Modernisierung des ursprünglichen Duftes gedacht, denn mit der ‚Auffrischung’ des alten ‚Vetiver’ hatte man so seine Erfahrungen gemacht und bis dato loyale Kundschaft vergräzt. Nein, eine Variante, oder auch ‚Flanker’ genannt, bot sich als elegantere Lösung an.
3. Ein Update von ‚Vetiver’, da die jüngste Überarbeitung des in die Jahre gekommenen Klassikers nicht, wie beabsichtigt, eine größere, vor allem aber jüngere Kundschaft ansprach, sondern allein die alte verärgerte.
Zu Punkt eins wurde des weiteren verabredet, sich für den zu entwickelnden Gourmand-Duft externen Sachverstand zu holen (ob mit Wettbewerb und engstem ‚Briefing’, oder ohne: Beatrice Piquet). Bei Punkt zwei und drei aber war ein Übergehen des alten Patriarchen schlicht undenkbar. Man fragte ihn, und siehe da: er willigte ein (vielleicht drängte er sich auch vor, und dachte bei sich: wenn schon einer an meinen Düften herummurkst, dann lasst es wenigstens mich machen).
Wie auch immer: der Meister höchstselbst machte sich an die Arbeit.
2003 kam dann die neue EdP-Variante von ‚Habit Rouge’ auf den Markt, in welche er modisches Aoud (oder Oud, Agarwood, Adlerholz) integrierte, und 2006 das neue ‚Vetiver Extreme’, dem er ein ‚woody-amber’- Gerüst verpasste.

Stieß das neue ‚Habit Rouge’ noch auf einige, wenn auch nicht gerade ungeteilte Gegenliebe, so wurde ‚Vetiver Extreme’ regelrecht in Grund und Boden gestampft.
Woher kam diese Abneigung? Und war der neue Duft wirklich so schlecht?
Die Antwort: es wurden schlicht falsche Hoffnungen geweckt. Allein seine Namensgebung vermittelte den vermeintlichen Anspruch eine intensivere Variante des ursprünglichen ‚Vetiver’ zu sein, jenem Duft, der wie kaum ein anderer seit Jahrzehnten eine loyale Fangemeinde besitzt.

Als diese Fangemeinde allerdings wenige Jahre zuvor mit einer reformulierten und verschlankten Version des alten ‚Vetiver’ in Aufruhr versetzt wurde, war die Hoffnung groß, dass mit einer ‚extrême’, ‚intense’ oder wie auch immer genannten Eau-de-Parfum-Variante, das alte sozusagen durch die Hintertüre wiederauferstünde.
Doch zu fast aller Überraschung - und den meisten ein Ärgernis - war dem nicht so.
Es begann allein damit, dass ‚Vetiver Extreme’ eben kein EdP ist, sondern ein EdT . Wer also auf den alten, kräftigen Duft hoffte, sah sich schon hier enttäuscht, wenn nicht gar getäuscht.
Vollends entsetzt aber zeigten sich viele ob des Inhalts: handelte es sich schon nicht um eine Wiederauferstehung des alten ‚Vetiver’, vermittels erhöhtem Parfumölanteils, so hatte man noch nicht einmal eine konzentriertere Variante des Neuen vor sich, sondern einfach einen vollkommen anderen Duft, der obendrein mit den bekannten Versionen kaum Ähnlichkeit aufwies.
In der Tat: bestenfalls ist eine familiäre Zusammengehörigkeit erkennbar, die kaum über den Beginn des Duftverlaufes hinausgeht, aber kaum mehr. Je länger der Duft sich entwickelt, desto eigenständiger wird er, desto deutlicher emanzipiert er sich von seinem Vorgänger.
So mancher empfand das wohl als Blasphemie, und so senkte auch der selbsternannte Großkritiker Luca Turin ungnädig den Daumen: ‚Vetiver disaster’ grollte er in Richtung Guerlain, und schmetterte - offenbar bebend vor Zorn - noch ein ‚awful’ hinterher. Auch er ein offenbar eher emotional urteilendes Opfer eigener (enttäuschter) Hoffnungen, die scheinbar so übermächtig waren, dass der Versuch einer objektiveren Betrachtungsweise von Vornherein zum Scheitern verurteilt war.
Ich erinnere mich, wie ich von diesem harschen Verdikt, und den vielen anderen, ähnlich ungnädigen Urteilen beeindruckt und beeinflusst war: als ‚Vetiver Extreme’ nach langem Geraune und mit über einem Jahr Verspätung endlich in den Regalen stand, und ich es testen konnte, war ich fest entschlossen ihn schlecht zu finden, und tatsächlich stand mein Urteil sofort fest. Knapp und auf einen Nenner gebracht lautete es: pfui, wie kann man nur!

Doch ich kenne mich, und habe gelernt meinen Schnellschüssen zu misstrauen.
So gab ich ‚Vetiver Extreme’ nach einiger Zeit noch einmal eine Chance (besonders da ich erfahren hatte, dass Jean-Paul Guerlain es selbst kreiert haben soll) – und siehe da: so schlimm war der Duft gar nicht. Je mehr ich mich nun mit ihm beschäftigte, desto mehr wuchs er und begann mir zu gefallen.

Hier aber zunächst der Versuch den Duft zu beschreiben:

‚Vetiver Extreme’ beginnt mit einem verwirrenden Akkord, den man zu kennen glaubt, der aber doch ungewohnt und irgendwie anders ist – es ist der zitrisch-frische, aromatisch-würzige, grüne Auftakt des alten, wohlbekannten Guerlain´schen Vetivers – nur in einer anderen Stimmlage: kein heller Tenor mit frei schwingenden Kopfnoten, sondern eher ein Bariton mit fülliger Brustlage und ansprechender Tiefe.
Die Melodie ist einem – zur Genüge – vertraut, nur klingt sie seltsam anders. Jean-Paul Guerlain transponierte sie ein gutes Stück nach unten, sodass nun nicht allein das helle, frische Gras im Fokus steht, sondern auch die Wurzel mit ihren rauchigen und erdigen Facetten erkennbar wird. Das helle grün des Originals, mit seinen zitronengelben Spitzen, der leicht bräunlichen Färbung des blonden Tabaks und der würzigen Muskatnuss im Herzen und in der Basis, diese erfrischend sonnige und heitere Färbung weicht einer dunkleren Tongebung.
Interessanterweise wird aber der Duft dadurch nicht schwerer. Das liegt zum einen daran, dass J.P. Guerlain nur einen Teil der erdigen und rauchigen Seiten des Vetivers akzentuiert, und nicht das volle Volumen durchschlagen lässt, und zum anderen, dass er mit einer unaufdringlichen ozonischen Note versucht, diesen dunklen Facetten ihre innewohnende Erdenschwere zu nehmen, um sie in leichtere, luftigere Gefilde zu ziehen. Ähnlich verfuhr auch Dominique Ropion mit seinem großartigen ‚Vetiver Extraordinaire’: auch hier ist eine ozonische Note zu erleben, die das voluminöse und zu Übergewicht neigende Vetiveröl zu weiten versteht, es transparenter macht, feingliedriger. Als habe jemand die schweren Vorhänge beiseite gezogen, die Fenster geöffnet und ordentlich frischen Wind durch das nunmehr lichtdurchflutete Haus wehen lassen. Auf einmal wirkt auch ein lastendes Gemäuer heiterer und leichter.
Diese ozonische Note irritiert zwar, und man ist geneigt zu fragen, was sie denn hier zu suchen habe, aber angesichts der großen Anzahl Gäste, die so langsam die Party bevölkern, hat sie doch eine gewisse Daseinsberechtigung. Kaum minder irritierend ist eine Lakritz-artig süßliche Likör-Note, die zu Beginn den frisch-grün-rauchigen Start umspielt – auch sie wirkt etwas deplaziert, doch habe ich sie nach einigem Tragen schätzen gelernt: sie ist so etwas wie ein überraschendes Charakteristikum dieses Duftes – wie ein ungebetener Gast, der sich aber wider Erwarten als belebendes Element der Party herausstellt.
Überhaupt ist einiges los und scheint ein wenig chaotisch durcheinander zu wirbeln: würziger Pfeffer und aromatische Muskatnuss geben ein Stelldichein, flankiert von feinen Hölzern (Zeder) und vanillesüßem, pudrigem Kumarin. Dazwischen der rastlose Gastgeber: mal grünblättriges, mal feuchtes und steiniges, dann wieder erdig-moosiges und rauchiges versprühend.
Doch was wie Chaos scheint, ist im Grunde eine Vielzahl von Entwicklungen, und gänzlich im Gegensatz zu anderen großen, zeittypischen Vetiver-Düften wie ‚Encre Noire’ oder ‚Vetiver Extraordinaire’, die eher statisch sind und sich ausgesprochen linear entwickeln. Dagegen passiert in ‚Vetiver Extreme’ ungemein viel und alles scheint unentwegt in Bewegung.

Zu guter letzt, wie bei jeder guten Party, bleibt ein kleines Grüppchen übrig, das einfach nicht nach Hause gehen will: eine angenehme, tatsächlich moderne ‚woody-amber’ Basis, getragen von einem Zeder-Tonka-Akkord, bildet den harten Kern, während zugleich noch immer ein Hauch nasekitzelnden Pfeffers in der Luft hängt, obwohl sich dieser schon längst verabschiedete. Auch der Hausherr ist zur Ruhe gekommen und verströmt einen befriedeten, sonoren Ton. Gemeinsam changieren die Noten zwischen modischem ‚woody-amber’ und einem modernem Chypre. Doch wer diese Phase erleben will, der braucht Geduld – der Duft entwickelt sich nämlich sehr langsam, fast träge, und hat – bei nicht gerade üppiger Abstrahlung, bzw. Sillage – eine exzellente Haltbarkeit.

Fazit: wer das alte ‚Vetiver’ (egal ob reforumliert oder nicht) liebt, wird sich auch weiterhin mit ‚Vetiver Extreme’ schwer tun. Wer aber - wie ich - dem alten nicht gar so emotional gegenüberstand, es achtete, aber nicht liebte, der gebe ‚Vetiver Extreme’ eine Chance.

Der Duft hat es verdient, denn so schlecht wie manche behaupten ist er wahrlich nicht.
4 Antworten
7
Flakon
5
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 29  
Ja, wo isses denn hin?
Wo isses bloß abgeblieben? Mein altes Tweed-Jackett, erworben ca. 1994. Hm, vermutlich irgendwann im Container gelandet. Aus gutem Grund. Sah unmöglich aus, zu groß, zu derb für einen drahtbebrillten Dünnen von kaum 65-70kg auf knapp Einsachtzig. Ich könnte geradezu im Boden versinken, wenn ich daran denke, wie das damals ausgesehen haben muss, mit Mitte Zwanzig und noch gut zehn Kilo weniger auf den Rippen als heute.

Ebenso „passt“ mir vielleicht Vetiver Extreme nicht recht, trotzdem habe ich ihn für den Test gerne getragen. Da wird die Brust gleich breiter! Ernsthafte, fast noch grüne Zitrusfrucht, tiefbittere Bergamotte. Innerhalb von ein paar Minuten stumpf-erdig-grün. Nicht rustikal, denn ihm ist eine Spur gelassener, nur wahrnehm- aber nicht beweisbarer Noblesse eigen. Dazu ein …äh… ich nenne es: Pfeffer-(Weih)-Rauch-Dualismus. Dunkel und kräftig. Wow.

Beim Atmen an der Haut umwabern mich zitrisch-frische Reste, erdig-nussige Teile und herbes Gewürz. Muskat ist völlig plausibel. Alles verdichtet, fokussiert, seriös. Mittags kommt mir neben dem Rauch auch Tabak in den Sinn. Doch immer weiter und bis abends jener grüne Vetiver-Dreh, der bereits die große Qualität des Altvorderen war, nämlich bis ganz nach hinten raus eine gepflegte, saftig-grüne Frische zu verströmen. Sie ist im Jüngeren lediglich etwas herber und dunkler gehalten.

Die Diskussion um die Frage, ob Vetiver Extreme nun als „großer Wurf“ im Sinne von „Neu-Entwurf“ gelten darf, finde ich zwar spannend, mir scheinen die beiden Kandidaten indes verschieden genug, um Vergleiche auf ein Minimum beschränken zu dürfen. Meines Erachtens ist der Jüngere keineswegs ein Nachfolger, schon gar kein Abklatsch, sondern ein eigenständiger Charakterkopf, der mir einen Zacken besser gefällt als der Ahnherr.

Ich bedanke mich bei Tiara für die Probe.
17 Antworten
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
SchatzSucher

107 Rezensionen
SchatzSucher
SchatzSucher
Top Rezension 25  
Naturbursche und Gentleman in schönem Einklang
Vetiver Extreme ist einer der ersten Düfte in meiner Sammlung, die Vetiver als Hauptthema haben. In anderen ist es eher begleitend dabei.
Ich mußte seinerzeit erstmal gucken, was es mit Vetiver überhaupt auf sich hat. Aha, eine Süßgrasart aus Asien. Gras hatte ich schon vermutet, da lag ich also nicht daneben. Und gänzlich ungebildet will man ja nicht bleiben.
Ich bin ja im Grunde meines Herzens eine Mainstreamtrulla, schaue ich mich doch vorwiegend auf dem Massenmarkt um. Erste kleine Schritte Richtung Nische waren bisher vorsichtig und zögerlich.
Das Haus Guerlain bedient ja beide Abteilungen sehr schön, von bezahlbar bis hochexklusiv ist alles dabei.
Vetiver Extreme gehört zu den bezahlbareren Düften, ist aber kein Massenmarkt in meinen Augen.

Ja und schon hat man mich wieder dabei ertappt, daß ich einen Guerlainduft am Wickel habe...

Diesen Duft habe ich schon vor einigen Monaten hier ertauscht. Ich kannte ihn gar nicht vorher und auch der Urvater von 1959 ist mir bisher noch nicht begegnet. In den Geschäften findet man die Extreme-Variante auch nicht so oft, meist muß er bestellt werden.
Und ich war eine Weile hin- und hergerissen, ob der Duft in meiner Sammlung bleiben oder weiterziehen darf. Doch ich habe mich entschieden und er darf bleiben.

Zum Duft selbst sei gesagt:
Es startet zitrisch, jedoch sind Bergamotte und Zitrone gleich von Beginn an von ernsthafter und sehr herber Natur, sie werden in ihrer eigentlich frischen Helligkeit ziemlich gedämpft und wirken sehr krautig grün. Schnell gesellen sich trocken-würzige Komponenten dazu, eine feine Prise Pfeffer bringt eine ganz leichte Schärfe, Muskat ein wenig Bitterkeit, was den ernsthaften Charakter sehr schön unterstreicht.
Vetiver ist hier tonangebend, unterstrichen von Zedernholz, das einen schönen waldigen Eindruck verschafft. Ein Hauch Wärme durchzieht den Duft die gesamte Zeit. Tonkabohne kann ich nur erahnen.
Was mir sehr stark auffällt, ist diese etwas eigenartige Tabaknote, die immer wieder auftaucht. Tabak ist nicht gelistet, scheint mir aber mit verwendet worden zu sein. Da weht doch ein Hauch von Rauch mit. Das macht Vetiver Extreme zu einem sehr trocken wirkenden Duft, recht eigenwillig.
Ein sattes, dunkles und waldiges Grün schwirrt mir im Kopf herum, wenn ich den Duft trage.

Ich bin bei den eher herberen Düften oft etwas auf Abstand bedacht und fühle mich zu dieser Duftrichtung nicht so richtig hingezogen, doch ist das Ganze hier wirklich angenehm umgesetzt worden und nichts stört meine Nase, nichts kratzt, nichts piekst. Und diese Ernsthaftigkeit ist von sehr freundlichem Grundcharakter.

Die passende Jahreszeit für Vetiver Extreme ist meiner Meinung nach der Herbst, wenn es schon kühler wird, das Laub sich verfärbt und die Natur einen ganz besonderen eigentümlichen Duft entwickelt, nach Laub, nach Moos, nach feuchter Erde und vielem mehr. Zu diesem speziellen Herbstgeruch ist Vetiver Extreme der perfekte Begleiter.
Ich sehe da den formvollendeten Gentleman vor mir, korrekt gekleidet, der weiß, was er will und nicht will, der aber auch gern zum robusten Naturburschen mit kariertem Hemd, derben Stiefeln und lässigem Vollbart wird und sich eine gewisse Burschenhaftigkeit bewahrt hat und mit Bedacht durch die Natur streift. Also durch und durch grundsympathisch.

Zur Haltbarkeit läßt sich sagen, daß ein Bürotag ohne Überstunden durchaus drin ist und der Duft alles andere als aufdringlich ist, auch wenn es mal ein Sprüher mehr ist. Arbeitskollegen werden keinesfalls genervt sein.
Der Flakon ist der typische, der bei Guerlain seit einiger Zeit für die Herrendüfte verwendet wird, schlicht und ergreifend und gut gearbeitet.
Der Begriff Extreme ist hier auch wieder irreführend, aber über die Vermarktung möchte ich mich nicht schon wieder auslassen.
Vetiver wird dem Träger ganz bestimmt nicht extrem um die Ohren gehauen und extrem stark ist der Duft auch nicht. Extrem gut duften, das kann man ihm bescheinigen.

Kurzum, ein schön gemachter, alltagstauglicher Vetiverduft, der mir gut gefällt, in den ich aber etwas hineinwachsen mußte. Es ist nun nicht die größte Begeisterung geworden, doch habe ich Vetiver Extreme gern bei mir und er ist ein angenehmer, sehr sympathischer und zuverlässiger Begleiter. Und die Eigenwilligkeit kann ich auch sehr gut auf mich selbst übertragen ;-)
15 Antworten
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8.5
Duft
DaveGahan101

535 Rezensionen
DaveGahan101
DaveGahan101
Top Rezension 18  
Blindkauf der tollen Sorte!
Da mir gerade klassisch-maskuline Düfte sehr gefallen, habe ich bei dem lieben Karli zugeschlagen und einen Restflakon zu einem unglaublich fairen Preis erstanden..vielen Dank nochmal dafür:-)!
Da ich den normalen Vetiver nur noch aus dem Gedächtnis bewerten kann, ist ein objektiver Vergleich kaum möglich, "59er-Staub" blieb als grobe Beschreibung hängen. Vielleicht würde ich das heute auch etwas anders sehen.
Vetiver Extreme ist alles andere als extrem, er startet wunderbar mit einem einen leckeren Zitrone-Bergamotte-Mandarinen/Orangen-Mix, keine pure Zitrone..irgendetwas leicht süssliches ist noch drinn, daher tippe ich auf Mandarine. So hätte ich das nicht unbedingt erwartet..schön, gefällt mir, auch gerade deshalb, weil sofort auch was würziges drinn ist. So ein Mix aus Pfeffer und Muskat, passt ja heute sehr gut zu meinem Test von Vetiver46 von heute Morgen. Das riecht leicht scharf, bizzelt ein wenig in der Nase, aber gefällt mir auf Anhieb ausgesprochen gut. Schön maskulin..genau so gefällts mir;-)!
Das Vetiver ist würzig, aber doch ein wenig glattgebügelt..genau richtig für mich, denn mit den extrem erdigen oder knarzigen Grässern stehe ich auf kriegsfuß. Vetiver Extreme ist für mich kein tiefgrüner Duft, eher hellgrün bis oliv, mehr waldig-holzig, moosig als knarziger Kräutergarten.
Das liegt vorallem an der würzigen Zeder, die mich gerade im positiven Sinne verfolgt..irgendwie finden sie gerade alle den Weg zu mir...ist aber natürlich auch eine sehr geläufige und beliebte Herren-Basisnote.
Nach 1-2 Stunden wird das Vetiver/der Duft etwas seifiger, was mir gut gefällt, denn ich steh voll auf diese Saubernote, gerade bei der Arbeit. Trotzdem bleibt eine gewisse Süsse enthalten, könnte also gut aus der Basis von Infusion d'Homme stammen, ohne sie vergleichen zu wollen *Guerlainfrevelgeradenochabgewandt*;-)! Arg viel mehr Veränderung kann ich nicht mehr wahrnehmen, passt so! 5-6 Stunden kann ich ihn sehr gut wahrnehmen, bei gleichzeitig sehr guter Sillage. Vetiver Extreme hat über die gesamte Haltedauer eine sehr gute Performance..so ist es mir am liebsten, Mittags nochmal 1-2 kleine Sprüher und der Arbeitstag ist in trockenen Tüchern!
Apropos trocken, Vetiver Exreme hat bis auf die Kopfnote einen trockenen Charakter, was die Zeder und Seife nochmal verstärkt. Ich sehe mich hier eher gutgekleidet, auch im Anzug und weniger im Privatbereich. Herbst und Winter oder generell kühle Tage liegen ihm besonders gut und kann ihn mir nur an Männern Ü30-35 vorstellen. Werde meinen Kommentar ergänzen, wenn ich meine Abfüllung vom normalen Vetiver bekommen habe..sofern das noch relevant sein sollte.

EDIT 06.08.

Also der Original-Vetiver ist auch sehr lecker und weißt für mich auch keinen staubigen Muff auf..er ist klassischer und vielleicht auch ein wenig nussig-cremiger. Mir gefallen beide sehr, aber vielschichtiger als der Extreme empfinde ich Ihnen nicht, kann man beide parallel in der Sammlung haben!
5 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

43 kurze Meinungen zum Parfum
AxiomaticAxiomatic vor 1 Jahr
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Nach Encre Noire musste Guerlain nachziehen.
Rauchiges Vetiver paart sich mit Zedernholz, rauher als der 1959er Klassiker.
Sexy 3 Tagebart.
39 Antworten
MonsieurTestMonsieurTest vor 3 Jahren
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Vetiver harmonischst;
moderner, sanfter, urbaner als 59.
Rahmen glänzt mild zitro-bergamottisch,
Pfeffer-Zeder & Muskat-Tonka (g)rundieren!
11 Antworten
YataganYatagan vor 6 Jahren
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Sehr klare, scharfe, metallische Variante des Klassikers: Verhält sich zum alten Vetiver wie ein Joop-Anzug zu einem Harris-Tweed-Jacket.
7 Antworten
Can777Can777 vor 6 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Das beste Beispiel,dass Schönheitsoperationen nicht immer nach hinten los gehen müssen. Immer noch hoher Wiedererkennungseffekt. Gentleman!
8 Antworten
VerbenaVerbena vor 6 Jahren
7
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Die Erde dürstet. Die Gräser wispern matt. Der Horizont verschwimmt in graugrünen Wogen. Bleiern ziehende Sturmwolken. Silberwetterleuchten.
5 Antworten
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So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

Diskussionen zu Vetiver Extreme

Netsmurf in Herren-Parfum
Zu bedenken ist, dass es immer mal geringe Abweichungen geben kann je nach Charge. Außerdem wirkt sich der Alterungsprozess minimal auf den Duft aus....

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