Collection Classique

Tabac Tabou 2015

Tabac Tabou von Parfum d'Empire
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7.9 / 10 184 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Parfum d'Empire für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2015. Der Duft ist würzig-blumig. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Es wird noch produziert.
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Duftrichtung

Würzig
Blumig
Animalisch
Grün
Holzig

Duftnoten

HonigHonig NarzisseNarzisse TabakTabak ImmortelleImmortelle Haut-AkkordHaut-Akkord WildkräuterWildkräuter

Parfümeur

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Duft
7.9184 Bewertungen
Haltbarkeit
8.2149 Bewertungen
Sillage
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Flakon
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Preis-Leistungs-Verhältnis
6.947 Bewertungen
Eingetragen von OPomone, letzte Aktualisierung am 17.04.2024.
Wissenswertes
Der Duft gewann den FIFI Award für den Besten Nischenduft im Jahr 2016. Dieser Duft soll aufgrund der Verfügbarkeit seiner Rohmaterialien jährlich in limitierten Chargen produziert werden.
Das Parfum ist Teil der Kollektion „Collection Classique”.

Rezensionen

6 ausführliche Duftbeschreibungen
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Flakon
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Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 28  
Theoretischer Frühlingsommer
Stinkige Narzisse passt, allemal ein Gedanke an typischen Frühblüher-Mief, nur nebenbei deutlich fruchtiger drauf als in echt. Aus der streng riechenden Kühle schält sich eine Blume hervor. Der Winter weicht. Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Das Gras regt sich.

So jedenfalls die Theorie. Nachdem wir neulich allerdings leibhaftige Narzissen in der Bude hatten, die wirklich und wahrhaftig nach Pferd stanken, muss ich konstatieren, dass ein paar Narzissen auf dem Wohnzimmer-Tisch – oder im Duft – leider noch keinen Frühling machen. Übrigens halte ich seither narzissenmäßig vieles für denkbar, selbst Habit Rouge erscheint womöglich konzeptionell in neuem Licht. Allein der guten Ordnung halber sei der empörte Kommentar meiner Tochter erwähnt: „Pferde stinken nicht!“. Na ja, wir meinen fraglos denselben Geruch.

Tabac Tabou versucht sich ohnehin mittlerweile über eine andere Schiene an jahreszeitlicher Verschiebung: Offenbar sind die Bienchen sehr früh bereits fleißig. Denn ich rieche tatsächlich ein gerüttelt Maß an Honig. Mit seiner metallisch angehauchten Süße ist es definitiv ein flüssiger Vertreter. Außerdem einer mit intensivem Aroma, keine Langnese-Larifari-Pampe. Immortellen-Honig? Zu kaufen gibt es derlei wohl nicht, ich habe nachgeschaut. Doch gäbe es ihn, röche er so, dessen bin ich gewiss.

Immortelle ist überhaupt das nächste große Thema, das sich aus dem Honig löst und bald Prominenz erlangt. Ab dem späten Vormittag bilde ich mir zudem eine Spur Cumarin-Pritzeln ein, das könnte als Bindeglied zwischen den Ansagen Heu und Tabak fungieren. Eine herb-würzige Note im Untergrund mag noch sacht auf Letzteren verweisen, das kann freilich meiner Phantasie entsprungen sein. Das war’s, ich sehe dies nicht als Tabak-Duft.

Zum Mittag hin dringt neben dem Immortellen-Honighaften die Narzisse wieder stärker raus. Das wird erneut ein bisschen stinkig und nähert sich in der Kombination hinfort einem Labdanum-Animalismus. Oder sonstigem Geviech, der Narzisse dürfen wir ja – siehe oben - manches zutrauen. Wahlweise wird lustvoll fremd-geweißblühert. Wo ich gerade dabei bin: In den Duft mag sich vom pieksigen Honig her sogar ein Orangenblüten-Dreh hinein-interpretieren lassen. Aber im Grunde hat sich der Duft seit Stunden kaum verändert, abgesehen von einer nach sechs, sieben Stunden durchscheinenden Kunstholz-Unterlage.

Fazit: Das alles wäre zweifellos ein Frühlingsommer mit Durchhaltevermögen, doch es bleibt bei der Rückmeldung, die ich Angelliese (vielen Dank für die Probe!) schon am ersten Test-Tag gegeben hatte - ich finde Tabac Tabou sozusagen ganz lustig und sicherlich originell, er bleibt mir bloß fremd, vielleicht auch zu frühblüher-lastig. Und in Sachen Strohblume hat mich Sables von Annick Goutal weit mehr begeistert.
17 Antworten
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Anarlan

27 Rezensionen
Anarlan
Anarlan
Top Rezension 22  
Frühling im Pferdestall
„Um Gottes Willen!“

Mit Schwung und unter dramatischer Anrufung der Heiligen und der Muttergottes wird der Topf mit der wunderschön blühenden „Bridal Crown“, einer kleinen, weissen, gefüllten Narzissensorte, die ich kürzlich als kleines Dankeschön geschenkt bekam, von meiner (zweifellos) besseren Hälfte aus dem Esszimmer einen Raum weiter befördert.

Obwohl ich das schwere, irgendwie fettige, etwas raue Aroma der weißen Blüten mag, ist die geruchliche Nähe zu Pferdeställen nicht zu leugnen. Ich gebe zu, im Esszimmer entfaltet der Duft der Blüten eine - formulieren wir es einmal diplomatisch - unpassende Wirkung, und ich bin mir auch nicht so ganz sicher, ob eine Braut dufttechnisch mit einem Kranz aus Narzissenblüten passend unterwegs wäre. Es käme wohl auf die Toleranz des zu heiratenden Subjekts in puncto Narzissenduft an. Ich gebe also klein bei, der Pott darf ab jetzt ein Zimmer weiter vor sich hin stinken.

Im Frühling, der sich derzeitig leider noch sehr zurück hält, sieht man sie quasi überall, und es sind meistens nicht die großblütigen, ungefüllten, klassischen gelben Osterglocken (die ich ein bisschen langweilig finde), welche den typischen Narzissenduft verströmen, sondern die kleineren, blassgelb oder weiß blühenden Narzissen, auf den ersten Blick etwas unscheinbarer als die klassischen Vertreter, aber vollkommen unverkennbar, was ihren Duft angeht, und die so schöne Artennamen wie „Dichternarzissen“ tragen.

Die Pflanze hat offenbar schon seit der Antike eine gewisse literarische Aufmerksamkeit erregt, und es dürfte wohl auch an ihrem Duft liegen. Der Sage nach war es der schöne Jüngling Narkissos, der das heftige Liebeswerben der Nymphe Echo verschmähte und infolge dessen von den Göttern damit gestraft wurde, sich auf tragische Weise in sein eigenes Spiegelbild zu verlieben. An der unerfüllten Liebe zu seinem eigenen Antlitz, dessen Spiegelung er in der Oberfläche eines Gewässers erblickte, verhungerte der Knabe schließlich buchstäblich. Auf seinem Grab aber erblühte bald eine liebreizend das Blütenköpflein senkende Blume mit narkotischem (jawohl!) Duft: Die erste Narzisse der Welt war geboren, und ihre Abkömmlinge spalten seitdem die Menschheit in solche Exemplare wie mich und eben andere (siehe weiter oben).

Dass der Duft nun so gar nicht frühlingshaft, weißblüherisch und zart daherkommt, sondern besser auf trockene, heisse, sonnenüberflutete Weiden, auf denen die Heuballen und Pferdeäpfel in der Mittagshitze trocknen, passen würde, mag auch Monsieur Corticchiato, dem Mastermind von Parfum d‘Empire, durch den Kopf gegangen sein, als er Tabac Tabou kreierte. Parfum d‘Empire hat auf Parfumo eine kleine, aber treue Anhängerschaft, zu der ich mich auch uneingeschränkt zählen darf. Corticchiatos Düfte sind nicht immer un-anstrengend, aber stark darin, Bilder zu erschaffen. Man wird oft erst auf den zweiten oder dritten Riecher „abgeholt“, dabei bleiben die Düfte meistens französischer Parfümhistorie und einer eleganten Distinguiertheit verpflichtet, besitzen gleichzeitig aber genug Widerspenstigkeit, um in die Nische zu gehören.

Bei Tabac Tabou steht die Narzisse mit ihren kraftvollen Duftaspekten im Mittelpunkt. Tabak ist, wenn überhaupt, transparentes Beiwerk und unterstreicht im Herzen des Duftes eher die raue, hitzige Fülle, mit der die Narzisse das Duftzentrum bildet. Ich bilde mir ein, sowohl saftige Aspekten des Tabakblatts als auch die kratzige Rauigkeit des Tabakrauchs wahrzunehmen, beide Aspekte sind aber eher dazu da, das blühende Zentrum des Duftes zu umhüllen. Wer einen klassischen Tabak-Duft erwartet, dürfte also enttäuscht werden. Dennoch ist Tabac Tabou kein Narzissen-Soliflor, da einige weitere Duftaspekte eingewoben werden, um besagtes Bild einer heißen, trockenen Savanne zu erzeugen. Der Beginn ist kräuterig und grün, eher dem versiegenden Pflanzensaft und trocknenden Stängeln der Narzisse zuzuordnen als ihrem Blütenschmuck, wobei bereits gleich zu Beginn die sonnig-warme Stimme von Honig in Erscheinung tritt. Die goldene, herbe Honignote bleibt dem Duft bis zum Ende erhalten und wird sanft von der italienischen Strohblume (Immortelle) befeuert, schwächt sich aber langsam im weitere Verlauf ab, um den eigentlichen Stars der Show Platz zu machen: Narzissenblüten in ihrer körperlichen, fettigen, an Pferdeställe erinnernden, fast animalischen Fülle und sonnengekitzeltes, kräuteriges Heu. Die Heunote ist gerade, wenn die Honignote nach einiger Zeit abschwächt, am deutlichsten wahrnehmbar und unterstreicht das trockene, spröde, sonnenüberflutete, warme Herz des Duftes. Die Pyramide listet Moschus, was ich -denkt man an die sich langsam steigernde kratzige Staubigkeit des Duftes- glauben will.

Bei der Einordnung des Duftes wäre man bei der Kombination Grün/Heu wahrscheinlich am ehesten in der Fougère-Richtung passend unterwegs, allerdings erinnerte er mich in seiner trocken-spröde-würzigen Art auch an alte Oriental-Chypres und ich könnte mir vorstellen, dass möglicherweise ein paar Duft-Erinnerungen an alte Schätze dieser Richtung bei Herrn Corticchiato ihren Einfluss in der Kreation des Duftes hatten.

Tabac Tabou ist ein fordernder, trockener, angerauter, ganz und gar unfrühlingshafter Narzissenduft, an dem ich mich immer wieder gerne und buchstäblich reibe, der es einem aber aufgrund seiner speziellen Eigenschaften und mit Rücksicht auf mein empfindsames Umfeld eher schwer macht, ihn zu tragen. Im heissen, staubigen Sommern ist er wahrscheinlich großartig.

Wer hingegen jahreszeitlich passende weißblühende Frühlingsstimmung sucht, dem sei „Bridal Crown“, eine gefüllt blühende Narzissensorte … lassen wir das.
11 Antworten
9
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Terra

646 Rezensionen
Terra
Terra
Top Rezension 0  
Unberechenbar
Mit Tabac Tabou hatte ich nun 3 jeweils völlig unterschiedliche Begegnungen. Zuerst habe ich ihn auf dem Parfumo-Treffen in Göttingen gerochen. Auf dem Papier fand ich ihn schrecklich, doch waren die Loblieder hier so vielversprechend, dass ich diesem Eindruck einfach nicht trauen konnte und er auf die Haut musste. Richtig so, denn dort führte er zum großen, olfaktorischen Aha-Erlebnis des Tages, war einfach wundervoll.

Um ihn genauer testen zu können, schickte mir die Parfuma im Tausch netterweise noch eine großzügige Probe. Kaum ist die angekommen, ist mir noch eine weitere, kleine Probe von Tabac Tabou in die Hände gefallen, als ich meine Proben durchkramte. Das traf sich in sofern gut, weil mir quasi zeitgleich eine Parfuma davon erzählte, dass sich der Duft auch olfaktorisch durch unterschiedliche Batches unterscheiden würde.

Ich habe also erstmal die kleine Probe aufgebraucht, die ich schon länger hatte und war erstaunlich ernüchtert. Tabac Tabou war im Grundcharakter noch identisch, aber doch völlig anders. Er hat sich viel pappig-süßer, weniger elegant, irgendwie schmuddelig entwickelt. Eigentlich hat er sich von einem Duft den ich liebte in einen Duft entwickelt, mit dem ich mich unwohl gefühlt habe, den ich als unausgewogen empfand.

Heute testete ich Tabac Tabou aus der Probe von der Parfuma, bei der ich ihn das erste Mal mit so viel Begeisterung gerochen habe. Nun, die Begeisterung ist nicht mehr so groß, was sicher auch daran liegt, dass ich mich nun den zweiten Tag hintereinander mehr oder weniger analytisch mit dem Duft beschäftige. Doch was ich heute trage ist der Duft, in den ich mich beim Parfumo-Treffen verliebt habe. Ganz anders, als der aus der gestrigen Probe.

Ich muss dazu sagen, dass ich für beide Parfumos die Hand ins Feuer legen würde. Ich bin mir sicher, dass beides Originaldüfte sind und die Düfte riechen jeweils auch okay, keineswegs alt. Nur einfach anders.

Diese Einleitung finde ich in sofern wichtig, weil alleine das für mich ein K.O,-Kriterium sein könnte. Wenn ich vorher nicht weiß, ob mir der Duft den ich kaufe gefällt, oder nicht, weil der Hersteller keine auch nur annähernd gleichmäßige Qualität liefern kann, dann wird mir die Sache etwas zu blöd. Allerdings ist es auch möglich, dass meine Wahrnehmung einfach nur jeweils so unterschiedlich war. Who knows?

Den Duft zu beschreiben fällt mir folglich nicht ganz einfach, denn von völliger Begeisterung, bis tendenzieller Abneigung bis zu "schön" ohne den Wow-Effekt war bisher alles dabei. Ich versuche mal den generellen Charakter einzufangen.

Der Auftakt zeigt sich relativ herb, beinahe kratzig und chyprig. Eindeutig: Chypre. Recht oldschool sogar. In Tabac Tabou rieche ich zu Beginn schwere Blumennoten, die schon fast schmutzig wirken. Vielleicht sogar an der Grenze, wie eine gekippte Blumennote zu riechen. Doch das liegt an der Immortelle, ich reagiere empfindlich auf sie. Zu Beginn ist Tabac Tabou also nicht gerade freundlich, sondern recht herb, dunkel-blumig und auf dem Papier ist das so extrem krautig-blumig-kratzig ohne großartige Veränderung, dass ich TT schon fast ad acta legen wollte.

Auf der Haut jedoch wird der Duft schnell viel weicher. Beinahe samtig fließender Honig zähmt den eben noch harschen Auftakt, dabei wirkt der Honig nicht klebrig, sondern er bleibt relativ luftig. Heu und Tabak sind eher Assoziationen, finde ich. Man kann in TT schon etwas Trockenes erriechen und er hat auch eine Note, die mich an hellen Tabak erinnert, aber für meine Nase zeigt er sich nicht vordergründig als Heu oder Tabakduft, sondern eher als Honigchypre. Die zu Beginn harsche Chyprenote wird schnell sehr hintergründig, zeigt sich aber als angenehm herbe Kante, die den Honig davor schützt ins allzu banale oder kitschige abzudriften. All das erinnert an den Duft von einem trockenen Sommertag mit süß-blühenden Bäumen. Naturalistisch und wunderschön. Trotz aller Zartheit wird er nie verspielt, wirkt irgendwie sogar melancholisch, erwachsen und ernst.

Hin und wieder gibt es auch Momente, in denen ich eine leicht schmutzige Note in TT glaube zu riechen. Allerdings kein Stück animalisch, sondern eher "staubig" oder ungewaschen. Ich kann das schlecht beschreiben. Es erinnert mich ein wenig an das Gefühl welches entsteht, wenn man einen Tag durch eine Stadt wandert, ohne sich zwischendurch mal groß Hände oder Gesicht waschen zu können. Möglicherweise soll das der "Haut-Akkord" sein? Für mich ist es eher ein kleiner Stör-Faktor.

TT endet jedoch als unheimlich erotischer Hautduft. Es ist nicht so, dass er sich nochmals groß verändert, aber wenn er ganz nah und leise auf der Haut liegt, wirkt er sehr sexy und wie eine Verstärkung und Verschönerung eines natürlichen Hautduftes.

Nach dem Auftakt ist der Duftverlauf von Tabac Tabou ohnehin äußerst linear. Er erscheint dann schon fast einfach, so wenig facettenreich. Aber dieser erste Eindruck täuscht, denn mittlerweile glaube ich, könnte es noch lange dauern, bis ich wirklich weiß, was ich von ihm halten soll.

Die weniger angenehme Probe war viel süßer, hatte mehr von der mich störenden "schmutzigen Note" und die chyprigen Nuancen waren deutlich schwächer ausgeprägt, so das die Süße auch schlechter im Zaum gehalten werden konnte. Es ist eindeutig noch TT, aber die Unterschiede sind für mich so groß, dass der Duft aus dieser Abfüllung für mich seinen Reiz verliert.

Tabac Tabou macht mir die Bewertung wirklich nicht leicht. Ich möchte mich vorerst anderen Düften widmen und diesen Kommentar abschließen. Ich kann aber auch nicht ausschließen, dass sich meine Meinung nach einem vierten, fünften oder sechsten Test noch mal ändert. Sollte dies der Fall sein, werde ich es nachtragen.

Der Haben-Muss-Reflex ist bei mir momentan nicht mehr so stark ausgeprägt. Tabac Tabou hat sich dafür nicht gut genug in die beiden Testtage integriert, aber möglicherweise braucht er auch nur ein anderes Setting.
9 Antworten
Intersport

90 Rezensionen
Intersport
Intersport
Top Rezension 19  
The Real Chergui
Vor 20 Jahren erschien Chergui, das sich schnell zu einem der beliebtesten im Lutens Portfolio mausern sollte, eine Art Serge Konsens Duft, was damals noch weit weniger selbstverständlich war als vielleicht später, ein durchaus gewichtiger Protagonist von Heu/Honig/Amber, oft gerne als Winterduft kategorisiert. Anders als etliche Lutens aus diesen Jahren hat mit Chergui als Parfum nie erreicht - doch hat Chergui das mit Abstand schönste Narrativ als Pressetext, eine Umschreibung eines Wüstenwind, dem Chergui oder Sharqi, abgeleitet aus dem Arabischen ' شَرْقِيٌّ ' / 'sharq' für östlich, aus dem Osten stammend. Wettersysteme, Luft mit Richtung, Naturgewalten. Beste Voraussetzungen für einen Parfum Namen, es liegt was in der Luft:

"A fire fanned by the wind, a desert in flames. As if bursting from the earth, Chergui, a desert wind, creates an effect that involves suction more than blowing, carrying plants, insects and twigs along in an inescapable ascent. Its full, persistent gusts crystallize shrubs, bushes and berries, which proceed to scorch, shrivel up and pay a final ransom in saps, resins and juices. Night falls on a still-smoldering memory, making way for the fragrant, ambery and candied aromas by the alchemist that is Chergui."

Ich kenne diesen Wind. Ein paar mal im Jahr weht er über den Atlantik rüber, Thermodynamik und martime Feuchtigkeit filtern ihn noch ordentlich. Neben einer deutlich trockeneren Luft, bringt der 'Leste', so die lokale Bezeichnung, feinsten roten Sand und beeindruckend rötliche Himmelsstimmungen.

Lutens und Text ist so eine Sache. Es gab Zeiten da waren die Pressetexte noch das beste, vor allem bei einigen seiner späteren Parfums. Viele Zitate wirken leicht befremdlich – dennoch ist es doch eine ausdauernde, idiosynkratische Stimme, die gehört wird. Schreiben und Parfum, das hat Edmond Roudnitska früh erkannt ist ein Mehrwert für den Parfumeur. Roudnitska's Reputation wäre vielleicht nicht ganz so stellar hätte er nicht stets fleissig publiziert, auch ausserhalb rein-fachlicher Plattformen. Jean Claude Ellena hat genau das von Roudnitska gelernt und gibt das sicher irgendwo zu. Zurück zu Lutens, zu Chergui. Gerne hätte ich so einen Wüstenwind in einer Wunderlampe, doch steht hier vor allem staubtrockenes wie rosiges Iriswurzelpuder im Vordergrund, gegen das auch die schönste Heuhonigkonstruktion nicht ankommt. Das kristallisierte Gestrüpp, die pulverisierten Insekten, die Säfte bleiben unter dieser floral-wurzeligen Decke verborgen, nur mit Phantasie zu erahnen, alles wie vom Winde verweht.

Einen Kommentar zu Parfum d'Empire's Tabac Tabou mit diesen Anmerkungen zu Serge Lutens zu starten macht fuer mich auch nur Sinn, da 14 Jahre nach Chergui, Corticchiato dieses Wettersystem abgefüllt hat, in einer Manier wo der Lutens Pressetext als Reengineering-Bauplan hätte dienen können. Im Narrativ spricht Parfum d'Empire von indigenen Kulturen in den Amerikas, Rauchritualen, und Tabak. Mich treibt Tabac Tabou nicht westwärts, sondern nördlich wie östlich: von den marokkanischen Küsten bis ins tiefste hohe Atlas Gebirge wo der Chergui an Fahrt aufnimmt, und weiter ins ländliche Voralpenland, an warmen Frühlingstagen. Ich mache mir nichts vor, das wird in Paris auf kein Verständnis stossen, doch ist Tabac Tabou genau das für mich: ein Radlausflug, leere Landstrassen, Dörfer, üppige Narzissen in den Vorgärten, dampfende Misthaufen, Heu satt. Tierfreie Animalik – und, eben wie Lutens Chergui beschreibt: trockenstes Gestrüpp, pulverisiertes Chitin, langatmige Hitze. Eine Fata Morgana der Impressionen auf Immortellenstaub.

Abgesehen von den Narzissen - darauf geht Anarlan's Kommentar wunderbar ein - ist Tabac Tabou sehr eng verwoben, so feinmaschig, dass sich der namensgebenden Tabac in flirrender Hitze auflöst und niemals konkret wird, ebenso das Helichrysium: präsent aber bis ins Detail hochintegriert. Tabac Tabou war erst als Jahrgangs Extrait de Parfum konzepiert, die Idee hat nicht lange gehalten und nur die frühen Jahrgänge waren noch so etikettiert. Corticchiato hat viel von dem Duft in Œillères weitergedacht, und die ein oder andere Idee vielleicht auch schon im grandiosen Fougère Bengale oder auch in der Basis von Désarmant skizziert. Für alle, denen der anhaltende Insel Diskurs der Collection Corse zu diskret ist, könnte dieser Narizzen Wüstenwind was sein, the real Chergui. Mit föhnwindgen Dank an Costello.
9 Antworten
8
Duft
Susan

139 Rezensionen
Susan
Susan
Top Rezension 16  
TABOU oder FLORALE..?
Ich hab‘ ja nun keine sehr konkrete Vorstellung davon, was ein „Haut-Akkord“ sein soll……

Klar, er soll wahrscheinlich nach „Haut“ riechen…..aber menschliche Haut hat nun mal die Eigenschaft, in ihrem jeweiligen Duft ausgesprochen stark zu variieren…….

Also einige ich mich mit mir selbst auf:
Haut = irgendwie menschelnd = irgendwie animalisch

Und diese Beschreibung trifft auf TABAC TABOU auch durchaus zu…..

Der Tabak steht hier allerdings ein wenig im Schatten…..es ist viel mehr die omnipräsente Narzisse, die den Duft bestimmt und behäbig lüstern vor sich hin „stinkt“ …….TABAC FLORALE wäre evtl. der treffendere Duftname gewesen….

Ein gerüttelt Maß an Honig, zusammen mit Immortelle und heuartigen Tönen, erzeugt den angenehmen, leicht süßlich-trocken-floralen Eindruck einer blühenden Wildblumenwiese im Spätsommer……

Ich empfinde den Duft als eher hell und als weder besonders kühl noch besonders warm…..eher wie die kühle Brise and einem späten Sommerabend…….
12 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

46 kurze Meinungen zum Parfum
Eggi37Eggi37 vor 2 Jahren
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Innovativer Tabak-Honigduft
Bekommt sinnliche Seite mit leicht animalisch-süßlichen Honig & indolischen Blüten
Kann unter die Haut gehen
20 Antworten
PlutoPluto vor 1 Jahr
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Faszinierend würde Spock sagen. Diese Mischung aus honigsüssen, würzigen Blumen und Tabak macht mich narrisch. Und hier mag ich Honig.
15 Antworten
JumiJumi vor 7 Jahren
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Pralle Sonne. Gräser wohin das Auge blickt. Des Esels Last ist Tabak. Ein Nickerchen unter einzigem Baum. Nur die Zikaden kennen keine Ruhe.
9 Antworten
PhantomvampPhantomvamp vor 8 Jahren
6
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Ein Hauch von Savanne, duftender Honig, wildes Gras, getrockneten Kräutern, honigartige warme Fruchtakzente verschmelzen mit dem Tabak. :-D
0 Antworten
MefunxMefunx vor 4 Jahren
8
Flakon
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Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Das süße Heu einer wilden Wiese, ein paar Narzissen, ein Tabakblatt, ein letzter Rest kühlenden Pflanzensaftes. Sicher großartig bei Hitze!
6 Antworten
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