Poison 1985 Eau de Toilette

Poison (Eau de Toilette) von Dior
Flakondesign Véronique Monod
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8.4 / 10 356 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Dior für Damen, erschienen im Jahr 1985. Der Duft ist blumig-orientalisch. Haltbarkeit und Sillage sind überdurchschnittlich. Es wird von LVMH vermarktet.
Aussprache
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Duftrichtung

Blumig
Orientalisch
Würzig
Süß
Fruchtig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
OrangenhonigOrangenhonig KorianderKoriander PflaumePflaume RosenholzRosenholz WaldbeerenWaldbeeren AnisAnis PimentPiment
Herznote Herznote
TuberoseTuberose GartennelkeGartennelke OpoponaxOpoponax JasminJasmin NeroliNeroli WeihrauchWeihrauch ZimtZimt RoseRose
Basisnote Basisnote
HeliotropHeliotrop VanilleVanille AmberAmber MoschusMoschus SandelholzSandelholz ZederZeder VetiverVetiver

Parfümeure

Bewertungen
Duft
8.4356 Bewertungen
Haltbarkeit
8.9319 Bewertungen
Sillage
8.7315 Bewertungen
Flakon
8.7325 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
8.0130 Bewertungen
Eingetragen von Sniffer, letzte Aktualisierung am 26.04.2024.
Variante der Duftkonzentration
Hierbei handelt es sich um eine Variante des Parfums Poison (Esprit de Parfum) von Dior, welche sich in der Duftkonzentration unterscheidet.

Rezensionen

27 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Preis
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
FioreMarina

29 Rezensionen
FioreMarina
FioreMarina
Top Rezension 109  
Live aus dem Giftschrank: Eine Grundsatzkritik.
*Vorbemerkung: Dieser Text könnte von sensiblen Lesern als in Teilen nicht politisch korrekt empfunden werden. Das ist ein Stilmittel der Satire und nicht dazu gedacht, Gefühle zu verletzen. Wer sich gefährdet sieht: einfach wegklicken!*

„Echt, ey. Leute, ich will Euch nicht zu nahe treten. Aber – ist das eigentlich Euer Ernst? Also: steht Ihr zu dem, was Ihr da macht? Ist das alles, was Ihr so zu bieten habt? Ich meine, jetzt mal ehrlich: Ihr benutzt Zeugs, das hat Namen wie „Not A Perfume“, und wisst Ihr was? Das stimmt sogar! Weils nämlich die Hälfte von Euch nich riecht. Und die andere Hälfte, also, die ist stolz wie Bolle, weil sie nur ne Viertelstunde was riecht, länger hält`s nicht. Ihr sprüht Euch diese Zumutung in… Dings, äh, habs´ gleich:… homöopathischen Dosen drauf und das ist dann elegant. Aber ey, ich sag´ immer: was nutzt mir das ganze Understatement, wenn´s doch keiner merkt?
Und dann Eure komische Political Correctness: Freut Euch wie die Kinder, weil Ihr Oud künstlich herstellen könnt, dabei riecht schon das Original wie die Unterhosen von meinem Alten. Und weil das ganze einfach nich schön ist, erklärt Ihr´s flugs zu Kunst und diskutiert hier drüber als wär´s ´n Picasso. Mannmannmann.
Das Stärkste, was Ihr so auf Lager habt, ist Euer dämliches Baccarat Rouge, sorry, die Zahlen dahinter merk´ ich mir nich. Kommt jede Woche drei Mal ´n Kommentar drüber raus. Haut Euch wohl um, oder. Der hat Wums, sagt Ihr. Echt jetzt? Der hat Wums?
Ich sag´ Euch mal was: ICH hab Wums. Wenn Euch so ´n drei-Zutaten-Duft schon aus den Latschen haut, dann schnallt Euch lieber fest. Und ich sag´ Euch noch was: wenn Ihr vorhabt, mich jetzt auseinanderzunehmen, wie Ihr das hier ja so gerne macht: lasst es einfach. Im Ernst: ich will nix hören von „Gewürzkistlein“ „Süßes Pfäumchen, in Honig getaucht“. Ich mein´- Hallooo? Geht´s noch? Hört Ihr Euch mal an, wie das klingt? Ich mein, klar, stimmt schon, ich bin ein verdammt süßes… aber hey! Das sagt man nich laut, wenn man Anstand hat. Und an die Schlauberger, die hier Tuberose vermuten: Wonach zur Hölle soll ich denn sonst riechen? Ich rieche verdammt nochmal nach Tuberose, weil´s das Stärkste an Blüten ist, was Du kriegen kannst. Klar soweit? Wo ich grad dabei bin, rede ich noch kurz was zu meiner Basis: Die ist nämlich so breit wie´n Pferdehintern. Und das, was Euch da die Tränen in die Augen treibt, nennt sich Sandelholz. Von echten Sandelbäumen oder wie die Dinger heißen, jedenfalls nicht wie der synthetische Dreck, den Ihr Euch so drauf macht. Wo mein Amber herkommt, sag´ ich Euch lieber nicht – sonst träumt Ihr noch schlecht.
Also, so ist das mit mir. Aber wie gesagt: ich mag´s nicht, wenn Ihr an mir rumdoktort. Ich bin was ich bin, nämlich ´n Gesamtkunstwerk. Alles, was Ihr über mich wissen müsst, ist: Ich sorg´ dafür, dass man Euch im Club bemerkt. Jede Wette: Vom Türsteher bis zu den Typen im Hinterzimmer: Die wissen dann alle, dass Ihr da seid. Ich feier´ mit Euch die ganze Nacht, ich bin dabei bis zum bitteren Ende. Und wenn Ihr am nächsten Mittag kotzend über der Kloschüssel hängt, ratet mal: Ja, Baby – dann bin ich immer noch da.
Girlz or Boyz? Das ist noch so ne dämliche Frage. Da wo ich herkomme, sieht das so aus: da haben sich Jon Bon Jovi und Tina Turner den Kleiderschrank geteilt. Den gleichen Friseur hatten sie sowieso. Da trägt man den Rosenkranz um den Hals und das Russenkreuz ist eintätowiert von Schulterblatt zu Schulterblatt, das Rouge wird auch als Liedschatten verwendet und wenn der Mini mehr als vier Zentimeter über die Pobacke geht, ist man halt ´n Spießer. Da ist die Rocky-Horror-Picture-Show kein Kult. Sondern tägliche Routine. Alter, ist das sexy? Aber ja doch. Und wenn Ihr das nicht abkönnt, dann kauft Euch doch n Strickset und meldet Euch zur Selbsthilfegruppe an.
Es ist einfach so: ich bin verdammt starkes Zeug. Aber was Besseres als ich ist Euch noch nicht unters Näschen gekommen. Und kommt auch nicht mehr, da leg´ ich mich fest. Dass die Leute Hand an mich gelegt haben, „verschlankt“, nennen das ´n paar Witzbolde: Also, das ist ´ne Frechheit. Nur das Original ist das Original und ey, sagt nicht, Ihr traut Euch das nicht zu. Trefft mich, lernt mich kennen, solange es noch geht. Und wenn es nicht mehr geht: treffen wir uns in der Hall of Fame aller Parfums. Da hab´ ich nämlich ´nen ständigen Sitz.
Ende der Ansage.

PS.: Vielen Dank an Sebà, der mich an diesen Schatz erinnert hat und an TinkiB, die mir Ihr Vintage-Poison verkaufte. Seitdem komme ich aus den Flashbacks nicht mehr raus.
Und danke an die Mutigen fürs Lesen!
44 Antworten
9
Flakon
9
Sillage
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Haltbarkeit
10
Duft
SchatzSucher

107 Rezensionen
SchatzSucher
SchatzSucher
Top Rezension 81  
Herzensangelegenheiten...
Waren die 80er und 90er Jahre für mein Empfinden noch voll von Zuversicht, Mut und Aufbruch, erscheint mir die heutige Zeit wie ein sich schleichend ausbreitendes Abrissunternehmen, sowohl was menschliche und moralische Grundwerte betrifft, als auch auf wirtschaftliche und politische Themen bezogen. Irgendwie wird nur herumgeeiert und man kommt nicht mehr in die Puschen. Leider auch dufttechnisch nicht mehr so richtig.

Ich stelle fest, daß sich bei diesen im zunehmend unerträglichen Übermaß an politisch korrekten, angepaßten und austauschbaren Wässerchen immer größere Ermüdungserscheinungen bei mir bemerkbar machen. Es gibt zwar Ausnahmen, die mein Herz erreichen, doch sind es nicht so viele.
Poison verkörpert von allem das absolute Gegenteil. Der Duft kommt selbst als Eau de Toilette so urgewaltig und kraftvoll daher, daß einem förmlich die Knie zittern.
In den 80ern ging es laut, knallbunt und olfaktorisch unglaublich heftig zu und dazu auch noch ganz unbekümmert.
Da hat man noch Düfte entworfen, die auf deutsch gesagt noch Arsch in der Hose und so richtig Oberweite hatten. Und ich meine richtige Naturoberweite, nichts künstlich aufgeblähtes. Da hat man sich noch keine Gedanken gemacht um "Hach, bloß keinen Sprüher zu viel.. hach, der könnte ja meine Umgebung belästigen. Nein, da sind ja verbotene Stoffe drin. Da fallen ja die Fliegen von der Wand und der nach neuesten EU-Richtlinien angerührte Putz gleich mit."
Poison ist also nach dem so unglaublich gewandelten Empfinden in der heutigen Zeit herrlich politisch unkorrekt, der hält nicht die Klappe und ist schon ne halbe Stunde vor dir da.
Die Ausstrahlung reicht ungefähr von Flensburg bis zum Bodensee und eine Haltbarkeit von mind. 15 Stunden spricht ebenfalls für sich.

Was die Duftnoten betrifft, ist es praktisch unmöglich, alles einzeln aufzudröseln. Da hat man alles verwendet und noch viel mehr. Poison ist eine Wand, dicht, massiv und dazu noch extrem schön gestaltet.
Am lautesten kreischt die Tuberose, gefolgt von Jasmin, die den anderen Blumennoten kaum eine Chance zur Entfaltung lassen. Aber warum auch, kümmert doch nicht...
Es ist kräftig gewürzt, es raucht ein wenig und holzig ist es noch dazu. So eng verwoben, daß nicht mal eine Stecknadel dazwischenpaßt.
Meiner Meinung nach hat man mit Poison ein absolutes Meisterwerk geschaffen, das auch noch 34 Jahre nach seinem Erscheinen eine absolute Existenzberechtigung hat.

Sicher ist der Duft schlagartig berühmt und bekannt geworden, sicher ist er von den Falschen gnadenlos missbraucht worden, hat bis weit in die 90er Jahre hinein ganze Innenstädte kontaminiert und wurde somit sehr vielen Duftfreunden völlig verleidet. Und viele sagen sich nach wie vor "Mit Poison kann man mich jagen", weil jede Stadt, jedes Café, jedes Theater und jede Bar nach Poison gerochen hat.
Hier ist nichts mit Heititei und Kuschiwuschi, bei Poison wird nicht um den heißen Brei geschwafelt, sondern eine klare Ansage gemacht. Ein Sprüher zu viel und selbst eine Konzerthalle kann regelrecht vergiftet werden und das Publikum hüstelt genervt vor sich hin oder ergreift hektisch die Flucht.

Doch in den letzten Jahren ist es ruhig geworden, die Poison-Familie hat reichlich Zuwachs bekommen, der Zuwachs ist aber weitaus leiser und gesitteter und manche Nachkommen sind auch schon wieder Geschichte.
Schön sind sie alle mehr oder weniger, wobei ich die ganz Neuen, die Girls, noch nicht kenne. Ich glaube aber sie können der großen allmächtigen Mutter nicht das Wasser reichen.
Nun besitze ich aus nostalgischen Gründen, weil ich diesen Duft wahnsinnig liebe und er mir immer an den "richtigen" Trägerinnen begegnet ist, selbst einem guten Freund von mir stand er hervorragend, zwei Versionen des Poison EdT. Eine unreformulierte Version im ovalen Flakon und eine von 2015 im apfelförmigen Fläschchen. Es gibt Unterschiede, keine großen, aber sie sind bemerkbar. Die Haltbarkeit, die Projektion und die Dichte sind bei der neueren Version ein wenig schlanker. Aber gut ist der Duft immer noch. Verdammt gut. Auch wenn er etwas gelitten hat.

Leider versucht man mit aller Gewalt, uns Konsumenten auf vielerlei Weise in eine gewisse, nennen wir es mal Allgemeinheitsform zu pressen, olfaktorisch und gesellschaftlich. Seit längerer Zeit fällt es mir auf und es gefällt mir nicht. Vielen anderen sicher auch nicht, doch es sollte jeder für sich entscheiden, inwieweit er/sie da mitmachen will.
Mir persönlich gehen die immer paranoider werdenden Reglementierungen immer mehr auf den Keks und ich denke, ich werde mein Augenmerk künftig noch mehr auf Vintagedüfte beschränken.
Die unkastrierten. Uns wird immer mehr der Spaß an Düften genommen, doch für Düfte wie Poison und andere unbekümmert laute Vertreter dieser Gattung braucht es eine große Portion Spaß, Humor und Selbstbewußtsein. Daran mangelt es mir allerdings nicht.

Poison bleibt ein Duft, der auch heutzutage immer noch weitaus mehr zu erzählen hat als manch eins dieser gesichts- und konturlosen Modewässerchen der heutigen Zeit. Und hat selbst in einer EdT-Konzentration mehr Durchschlagskraft als manch ein EdP der heutigen Zeit.

Ja, der Kommentar ist lang geworden. Wem er nicht gefällt, darf ihn gern übersehen und sich andere angucken, gibt ja genug hier. Es gibt Dinge und Herzensangelegenheiten, die mal rausmüssen. Und ein solcher Ausnahmeduft mit einem so hohen Wiedererkennungswert verdient nichts anderes als die volle Punktzahl.
49 Antworten
7
Preis
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Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
9
Duft
Ponticus

63 Rezensionen
Ponticus
Ponticus
Top Rezension 88  
Ein Unfall
Die Mutti ist tot, plötzlich aber nicht unerwartet. Das war vorauszusehen und hatte sich immer mehr abgezeichnet. Eine Entscheidung stand als Frage seit längerem im Raum und heute ist die Mutti von der Leiter gefallen. Sie konnte sich nicht halten, ein tragischer Unfall! Aus und vorbei mit ihr von heut auf gleich. Die Mutti ist zu Tode gekommen und man hat sie gerade weggebracht. Nur ihr Parfüm steht noch im Raum, unglaublich präsent, potent, vorlaut, grell und wuchtig. Robuste Eigenschaften die ihm abgehen, aber die die Mutti und diesen markanten, kraftvollen Parfümgeruch trefflich charakterisieren.

Der Boden auf dem sie lag, ist immer noch gesäumt von einer süßen floralen Würze und reifer, beerensüßer Frucht, die wie ein transparenter Schleier immer ihre satte, pure Weiblichkeit bedeckte. Obwohl nicht mehr da, ruhte ihre Gestalt im betörenden Geruch des zum Schierlingsbecherduft mutierten Poisons, wie in einem cremig, tiefen See. Dieser dunkle, süße Honigblütenduft den die Mutti, aber auch unser Haus über die Zeit als Grundton angenommen hatte, war deutlich zu spüren. Zusätzlich zeugte ein noch intensives, aber mittlerweile etwas abgestandenes kandiertes Tuberose-Jasmin-Lüftchen auf dem etwas abseits liegenden Leichentuch von den vergangenen, dramatischen Stunden. Der sanft entströmender Hauch kalten Weihrauchs und dichte, vanillige Creme machten Horst in seiner gerade begonnenen Witwerrolle zitternd und ganz benommen.

Horst lernte die ungestüme und leidenschaftliche Dagmar schon vor vielen Jahren kennen und mit ihr diesen betäubend, verführerischen Duft von Diors Poison. Er war gleich hin und weg von diesem raumerfüllenden Duo aus Frau und Parfüm dessen Gegenwart ihn mit Faszination und Wohlgeruch sofort in den Bann ziehen konnte. Mit Redeschwall und Charisma beherschte Dagmar jede Szenerie und in Kürze auch ihn! Er konnt es zwar nie komplett ergründen, aber irgendetwas hatte er ihr wohl auch zu bieten, denn bald darauf heirateten sie. Mit der Gesamtsituation sehr zufriedern, konnte Horst sich jetzt seinen Interessen widmen, denn um alles andere kümmerte sich nun die Mutti. So nannte er Dagmar inzwischen aus alltäglicher Intimität heraus und obwohl ihnen Kinder versagt blieben, nannte sie ihn auch Vati.

So wohnten beide die Jahre nebeneinander her. Er beschäftigte sich mit sich und machte ansonsten, was sie sagte. Mit seinem demütigen und gedemütigten Leben hatte er sich abgefunden, er hatte es sich so ausgesucht, Freiheit und Selbstbestimmung gegen Gemütlichkeit und Gleichmut eingetauscht. Und doch brodelte es in Horst. Dieses ständige sich fügen, andauernd sich wegducken, das alltägliche klein beigeben und das immer fein Stille sein zehrte an ihm. Davon drang nichts nach außen, aber es wurmte ihn innerlich sehr.

Aus dem Ruder begann es zu laufen, als aus seinen Hosen-, Jacken- und sogar Aktentaschen immer öfter ein balsamisch-süßer Fluff entströmte und er das Gefühl hatte orientalische gewürzte Pflaumen mit sich zu tragen. Natürlich kannte er diesen unbändig lockenden, süßrauchigen, charmant fruchtigen, aufreizend blumigen, die Sinne berauschenden Duft, der so tiefgründig, zimtwürzig, honigsüß und feinholzig und mit der üppig cremigen Vanille einzigartig ist. Er mocht ihn auch den Geruch von Poisen, aber was hatte dieser in seinen Sachen, seinen Alben und seinen Herbarien zu suchen?

Dies ließ nur einen Schluss zu, die Mutti durchsuchte seine Taschen, stöberte in seinen Dingen, schnüffelte in seinem Kram, brachte Unordnung und Chaos in die wohlgeordneten Sammlungen. Teile der Herbarien-Bilder verschwanden, dafür tauchten immer mehr Salzteigfiguren auf, die nicht einmal gut rochen und schauten Horst hämisch grinsend an. Dann beim Aufhängen einer besonders häßlichen Salzteigfigurencollage ist die Mutti heute von der Leiter gefallen. Sie konnte sich nicht halten und er nicht die Leiter zu deren Sicherung er von der Mutti befohlen wurde. Ein Unfall mit Genickbruch, ein schneller Tod.

Der Duft von Poison lag weiterhin als süßlicher Hauch im Zimmer fest, denn als Trauerschleier mochte er sich nicht ausbreiten. Den Duftflakon mit dem Parfüm Poison wird Horst ganz sicher behalten, aber den Salzteigfiguren geht es morgen an den Kragen und der Vati wird mit der Mutti beerdigt.

Im Leben geht oft etwas schief, manchmal gar das ganze Leben. Die Schuldfrage hat noch nie die Probleme gelöst, nichts sehen, nichts hören, nichts sagen aber auch nicht. Ich danke für Anteilnahme und Mitgefühl gegenüber der Mutti, dem Vati oder dem Verfasser des Textes.
61 Antworten
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Preis
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Flakon
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Haltbarkeit
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Duft
Axiomatic

101 Rezensionen
Axiomatic
Axiomatic
Top Rezension 42  
Joggen mit Zissi
Meine Damen und Herren, ich heiße Sie herzlich willkommen zu einer bombastischen Dufterfahrung!
Wir starten Mitte der 1980er im Pariser Kaufhaus Lafayette, die Duftabteilung gleicht einer Manege. Malachitgrüne Büchsen mit tiefvioletten Phiolen in grellem Scheinwerferlicht, umringt von einem Laufsteg, türmen sich in der Mitte der Halle. Die Lautsprecher warten gespannt, der Dompteur holt seine Peitsche hervor und zisch, die Show kann beginnen!

Zu den Klängen von „Les brunes comptent pas pour des prunes“ der französischen Sängerin Lio verströmen Modells eine wahre Ode an Pflaume und Heliotrop. Keine Frage, die neue Waffe der Force de Frappe läßt keine Zweifel aufkommen, eine neue Zeitrechnung hat begonnen. Der Duft enthält zwar fleischigen Jasmin, Rose und eine neurotische Tuberose, Gewürze wie Zimt, Anis und Piment gestalten aber die Pflaume psychedelisch weihnachtlich zu einem, diskret gesagt, aufrechten Heliotrop der Sonderklasse. Honig, Hölzer und Moschus dienen nur als Beiwerk. Voilà, die französische Antwort auf Rambo!
Compter pour des prunes ist ein französischer Ausdruck für etwas Wertloses, das nichts zählt. Aber hier ist die Pflaume Millionen wert!

Nun, nach der Vorstellung dieser gallischen Territorialverteidigung mache ich mich auf an die Isar.
Liebe Münchner Freundschaft, Busserl im Voraus, und seid bittschön nicht so grantig später, aber Poison braucht die passende Kulisse!

Ich zaubere mir jetzt die Zissi aus dem Hut, diese grundgute Polarisierung der Gefühle. Den echten Zissis, Babsis und Katis sichere ich verschwiegene Diskretion zu.

Beginnen wir also an einem schönen, sonnigen Morgen im friedlichen Bogenhausen. Derrick ist gerade dabei, den gestrigen Mord - Tod durch Vergiftung - an einem vermeintlichen Sugar Daddy aufzuklären und verordnet seinen Tränensäcken eine Ruhepause, während der Radiowecker in der nachbarlichen Villa klingelt. „Manic Monday“ von den Bangles küsst unsere Zissi wach.
Engelhaft schwebt sie im Veilchen-Negligé von La Perla zum Telefon, um mich an unsere Joggingrunde zu erinnern. Dann ab zum Ankleideraum, schnell einen Trainingsanzug in Mauve von MCM zu zart lila Laufschuhen von Ellesse aussuchen und ab ins Bad.
Die morgendliche Pflege endet, schee is es, wieder in violett. Zwölf Applikationen der Wunderwaffe später geht es ab auf unserem gemeinsamen Trimm-Dich-Pfad mit sportlicher Begleitmusik.

Mir wird aber schon nach wenigen Metern etwas schwindlig ob des violetten Föns. Wir legen also eine kleine Pause am Prinzregentenplatz ein. Doch Zissi ist unermüdlich, die Musik von Sandra - dieses Kronjuwel der leisen Töne und stilistischer Geschmackssicherheit - hält sie weiter auf Trab. Wie adrett sie ihre Arme sportlich in die Höhe streckt vor Haus Nr.16!

Hi Hi Hi
We need emotion!

Mir friert das Lächeln ein und ich ziehe sie am Arm, um rasch weiter zu laufen.
Vorbei am Friedensengel trippeln wir die Treppen zur Isar runter und dann geht es auf der Prinzregentenstraße weiter.
Puh, die hinterhältige Pflaume plant Böses mit der Tuberose. Wieder eine Pause am Haus der Kunst. Und Zissi schlägt sich gespenstisch gut in Aerobics. Arme hoch!

Hi Hi Hi
Give me a sign

Stopptaste, Kassette raus und neue rein, hier sind ja Leute unterwegs!
Am Eingang zum P1 flüchtiges Busserl mit dem Franzl, der vor lauter heliotroper Benebelung ohne Umschweif die Gästeliste des Abends preisgibt.
„Geh, Xaver und Alois keman heid Omd zum Schampus-Stupzerln ned in Froge. do muas no a weng Gross üba de Finanzskandoi wachsn. Aber Dr. Strudelhofer scheint a stramma Bua zua sei, da neie Stean am Münchner OP-Himme.
Ach, täte ea bloss so schee ins Oah singn:

Ohne Dich schlaf' ich heut Nacht nicht ein
Ohne Dich fahr' ich heut' Nacht nicht heim
Ohne Dich komm' ich heut' nicht zur Ruh
Das was ich will bist Du"

Aber zur Münchner Freiheit führt unsere Strecke nicht, es geht weiter über die Brienner Straße zum Königsplatz. Wie von Geisterhand schalten alle Fußgängerampeln freiwillig auf giftgrün und japsen nach Luft.

Die Weißblüher haben Teile meiner Lungen pompejanisch konserviert und dürften wohl ein Plätzchen in der Glyptothek finden.

Vorbei an den Propyläen zerrt mich diese elegante alpine Kreuzotter in Richtung Schloss Nymphenburg.
So langsam reißt meine fragile Stinkerl-Toleranz, ich werde farbblind und sehe nur noch malachit-violett.
Vor der prächtigen Schlossallee kann ich mich nicht mehr zurückhalten und zische wie eine Puffotter lauthals:

Ich hätt’ 200 Schlösser
und wär’ nie mehr Pleite
ich wär’ Axio der Erste
Zissi die Zweite
Das alles und noch viel mehr
würd’ ich machen
wenn ich König von…

„Wos singst Du do, Du Saubreis, Du Elendr?“
Meine armen Lungen können nicht mehr, noch dazu diese bayuwarische Lucrezia Borgia mit eindeutigen Absichten, da muss eine rasche Versöhnung her!

Also auf zu Dallmayr zum Kaffeetrinken, wo man uns schon von weitem gerochen und einen exzellenten Platz ohne Tischnachbarn bereit gestellt hat.
Zissi ordert zugleich das übliche Kaffee-Packerl für ihre arme Cousine Gabrielle in Karl-Marx-Stadt. Die Arme, sie ist bis zum Ende der Dekade dazu verdonnert, das Lied „Ohne Schminke“ von den Puhdys tagein tagaus zu ertragen. Aber Poison geht nicht in die Zone, das bewährte 4711 paßt schon.

Auf dem Rückweg noch kurz zu Mosi an der Maximilianstraße. Bussi hier, Bussi da. Der Ludwig-Look in dezentem Mauve breitet sich gerade in der ganzen Stadt aus. Ja, sogar Margot Honecker, von ihren sozialistischen Kindern liebevoll Miss Bildung genannt, hat sich den Haarschnitt und Tönung passend zu Poison gegönnt.

Schnelles Tratschen, dann ab zum Nationaltheater, wo sich angeblich Barbara Valentin und Freddy Mercury gerade Karten für die heutige Aufführung sichern. Denn unsere Poison-Zissi ist gerade vom Geltungsdrang des Heliotrops geküßt worden. Ein paar Klatschreporter nähern sich schon von der Residenz her.
Alles ist perfekt inszeniert: eine glorreiche Zissi schnappt sich den fast vom Duft ins Koma beförderten Freddy und stolziert zu der violettesten Ouvertüre von Tannhäuser die prächtigen Treppen runter. Barbara, unsa guade Babsi, muss sich noch fangen.
Im Blitzgewitter der Kameras triumphiert Zissi, gibt den bereits ohnmächtigen Freddy einen kompromittierenden Kuss und lächelt teuflisch süß zu den Fragen der Reporter.
Die Abendausgabe wird über die mysteriöse Schönheit an der Seite des Popstars berichten. Zissi, unsere tapfere Franziska, hat es in die Oberliga geschafft!

Aber ich habe ja nicht damit gerechnet, dass unsere eingedieselte Duracell mich noch auf Trab halten wird.

Also, noch rasch die Abendgarderobe einkaufen.
Kaum haben wir uns die schönen Schulterpolstern von Claude Montana angeschaut - sie ragen jeweils etwa 20 cm vom Hals ab - bekommen wir mit bester Empfehlung des Hauses einen unschlagbaren Rabatt und werden mit FFP2-Masken nach draußen gewunken.

Zissi verabschiedet sich noch mit einem Busserl hier, einem Busserl da und schafft es nach Bogenhausen zurück.
Mich behält man noch für ein paar Tage in der Pneumologie des Klinikums rechts der Isar.

Ich danke dem Himmel, dass sie mir Sportverbot erteilt haben!

Es beginnt in einem Wald,
Alle Rechte sind bezahlt
Und es endet doch daheim.
Meine Hände sind so kalt,
Denn die Zeit, die ging ins Land.
Meine Seele ist so rein.
Die Rose kennt den Duft,
Meine Stimme braucht die Luft,
Denn der Wind ist so heiß wie nie!
The Sound of Music, Falco
30 Antworten
8
Preis
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Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Medusa00

802 Rezensionen
Medusa00
Medusa00
50  
Doch, Ihr braucht mich!

Wie sagt man so schön? Die Dosis macht das Gift. Schlangengift an sich ist ja auch oft tödlich, zumindestens, wenn man kein Gegengift hat. In super geringen Dosen wird es aber in der Medizin eingesetzt und leistet da wertvolle Dienste.
Ihr habt mich geliebt, verflucht und auf mir rumgehackt. Da kann ich nur sagen: Bin ich zu stark, seid Ihr zu schwach.
Ich halte mich seit 1985 wacker auf dem Markt. Heutztage bin ich vielleicht etwas entgiftet, aber immer noch ein Statement. Als ich zur Welt kam waren etliche von Euch noch gar nicht auf der Welt, da hat der Klapperstorch im Teich noch Frösche gefangen. Oder Ihr seid mit dem Dreirad um den Weihnachtsbaum gekurvt mit Nuckel, Latz und vollgemachten Windeln.
Ich bin zwar nicht Weltkulturerbe, aber Weltparfumerbe allemal. Da beißt die Maus keinen Faden ab.
Dior und Edouard Fléchier wollten mit mir eine der bekanntesten Giftmischerinnen – Lucrezia Borgia – und Arsen in ein unergründliches Licht rücken. Nur Dior konnte sich ein solches Wagnis erlauben. Es gab auf Schloß Vaux-le- Vicomte eine große Einführungskampagne. Gab es denn bei Euch eine solche Party, als Ihr auf die Welt kamt? Nö!
Wohldosiert bin ich immernoch eine Offenbarung. Ihr meckert, daß ich zu viel Wumms habe? Da gibt es ja nun immerhin etliche Nischendüfte, welche mir diesbezüglich ebenbürtig sind, aber nicht in schön. Da riecht es nach Stall, Blut, verbrannten Reifen, Exkrementen und was weiß ich noch alles. Ach ja Oud! Heutzutage glauben einige Parfümeure auf dieses Kuhfladenadlerholz nicht verzichten zu können. Oud habe ich nicht! Ich habe angenehmere Hölzer! Fragt doch mal die Kuh Elsa, wie Kuhfladen auf´s Dach kommen? Hat sich Kuh auf Schwanz geschissen und mit Schwung auf´s Dach geschmissen.
Nein, ich habe Kräuter, Gewürze, Obst und überhaupt alles was Küche und Garten her geben Ich bin tuberosenregiert und mit Amber geschmiert.
Mich hat man mit Honig begossen und mit Moschus gepudert.
Wenn Ihr mich haßt, dann müßt Ihr mich weder kaufen, noch tragen oder testen. Wenn Ihr mich mögt und wohldosiert einsetzt, garantiere ich Euch Mädels (aber auch den Jungs, nicht daß Ihr nun böse guckt) ,seid Ihr von einer attraktiven Frau kaum noch zu unterscheiden!
48 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

80 kurze Meinungen zum Parfum
PinseltownPinseltown vor 3 Jahren
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Inhaliere dein Gift
Sauge deinen lieblichen Nektar
bis zum letzten Tropfen aus
Weil ich dich liebe
noch immer und mehr
Life is killing me
27 Antworten
SchalkerinSchalkerin vor 3 Jahren
10
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Ein 80er Kultduft, der seinen Namen zu recht trägt. Sehr giftig und immer noch faszinierend. Heute selten getragen, aber immer noch geliebt.
30 Antworten
SalvaSalva vor 2 Jahren
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Dunkles Pflaumengift
Durch meine Venen
Hin zum Herzen
Stürze zu Boden
Auf famose Tuberosen
Mein Geist steigt
Hoch zur Orientgöttin
22 Antworten
YataganYatagan vor 5 Jahren
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Tuberose-Overkill, der vielen Frauen inzwischen langweilig oder too much erscheinen mag, den ich aber an eben jenen immer noch gern rieche!
5 Antworten
Eggi37Eggi37 vor 2 Jahren
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Vintage:
Mit Honig um den Lippen,süß-prallen Beeren
& indolisch-blumigen Liebeselixir
tat Frau damals Männerherzen vergiften&gefügig machen*
22 Antworten
Weitere Statements

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So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

Diskussionen

Themen zum Parfum im Forum
SassySparrowSassySparrow vor 7 Jahren
Beratung
Suche nur die Süße aus dem alten Poison....
Hallo Ihr Lieben,am alten Poison liebe ich am Meisten die Süße, garnicht mal die Würze! Ähnlich war sie ja auch bei Trance von Betrix.Und genau diese Süße suche ich.Was meint Ihr - gibt...

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