![FLUidENTITY]()
FLUidENTITY
3
Wir Mensch haben so die Angewohnheit, unbequemen Wahrheiten so lange aus dem Weg zu gehen, bis wir mit der Nase drauf gestoßen werden
Es ist Sommer...
...da verkauft sich die Upgrade Version eines Sommerdufts bestimmt doppelt so gut...sozusagen doppelt so gut im Quadrat, wie die Basic Version, wenn man einfach Living Stromboli noch vorne auf den Flakon kritzelt und dann noch zusätzlich das ganze Upgrade als Limited Edition rausbringt. Ein simpler Trick, bei dieser Bezeichnung "limited edition" wird automatisch ein Mehrwert erzeugt, der ja aber logischerweise keine Auswirkungen auf den Duft hat.
Die Startbedingungen waren also ganz gut: Limited Edition, Sammlereffekt für die nun Sammler der Light Blue Reihe und der Name der Insel Strombli versetzt einen nochmal richtig an die Schwelle des nächsten Italienurlaubs. Es kommt durch diese Vulkanregion noch dazu, zu einer Emotionalen Ambivalenz, die noch etwas impulsives und gefährliches und vielleicht geheimnisvolles birgt, und schwuppdiwupp ist der unbedarfte Duft Käufer verzückt, bevor er seinen Riecher überhaupt konsultiert hat.
Dieser Riecher nämlich sollte dann melden, dass das ganze eine 0815 Plörre ist und gerade biegen, was gerade seinen Sinn - Kollegen vorgegaukelt wurde und ihnen verklickern, dass er der Chef bei der Beurteilung des Duftes ist.
Er wird ihnen sagen, dass das Zeug genauso banal riecht wie die Basic Version aber im absoluten Hochsommer wenns wirklich 35 Grad hat seine Berechtigung hat. Für diese Zeit ist ein so aquatischer Duft wirklich super, weil er kühlt und erfrischt und einem da oft die ein oder andere Note einfach zu viel ist. Aber dann nicht um diesen Preis. In dieser Zeit sagt nämlich der Riecher, dass ein Male Mistral, der ca. ein Viertel von dem D&G Stromboli kostet, genau den selben Job verrichtet in seinen Augen. Die Haltbarkeit ist bei beiden nicht berauschend, aber immerhin gleich. Die Haltbarkeit dieses Düftchens kann man jez nicht wirklich ernst nehmen. Nur unter Höchsttemperaturen kann man ihn, wenn man beide Augen zudrückt noch irgendwo im schlechten Mittelmaß unterbringen. 4- sozusagen.
Es ist nicht mehr und nicht weniger ein Frische Duft auf Drogeriemarkt Level. Man kann so was schon mal tragen wenn man Bock drauf hat und nur am Strand gammelt oder einen Ferientag mit lauter "casual" Aktivitäten zubringt aber dazu ist der Preis einfach viel zu hochgegriffen und wüsste man die Marke nicht, kein Mensch würde einen Designer dahinter vermuten.
Was ich damit sagen will mit dem ganzen Kram hier:
Ein Parfum ist ein körperlich sinnlicher Vorgang geworden.
Es werden alle Sinne des Menschen angesprochen, und ich meine jetzt nicht nur schmecken usw. Es geht um die kognitive Aufnahme des Produkts. Der Duft ist sozusagen Medium geworden, der nur noch bedingt die Nase anspricht.
Medium ist Vollzug. Sprich ich bin jetzt schon nicht mehr der, der ich gerade vorher war. Es geht schlicht um die Phänomenologie gar nicht mal um die Semiotik. Das Auge checkt Stromboli und schon steigen meine Gedanken ins Auto und ab übern Brenner in Richtung Küste. Dieser Schriftzug Stromboli versetzt einen in Urlaubsstimmung. Es geht um die Aura von Faktizität, die hier erzeugt wird die den Menschen, wenns um einen Duft geht, um das Urteil des Riechers prellt.
Ist in Grundzügen natürlich bekannt bei uns Profi Parfumo Nasen, aber, dass der Riechsinn ab und an letztes Kriterium bei der Duftentwicklung geworden ist, da wird man immer wieder neu mit der Nase drauf gestoßen.
Kopfnote 
Herznote 
Basisnote 
Lupnigardsch
Michael
