31.10.2023 - 10:28 Uhr
loewenherz
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Glut unter der Asche
Das Schlimmste, so hörte ich mal eine kluge Person feststellen, das Schlimmste am Altwerden sei der Verlust der Freunde. Wenn die gegangen sind, die uns schon kannten, als wir noch andere waren, als wir heute sind, die unser Leben und unsere Niederlagen und Siege noch bezeugen können, dann fühlen wir uns wirklich allein. Wenn die fort sind, die immer bei uns waren.
Wir brauchen das. Bei Menschen wie bei Dingen, darunter sicherlich auch Parfums. Es macht Spaß, Neues kennenzulernen und zu probieren, ob es passen kann in unser Leben, es vielleicht schöner und reicher machen kann. Doch brauchen wir auch die, die wir schon immer hatten. Für die Momente, an denen es mehr ums Erinnern geht als ums Träumen. Solche wie Youth-Dew.
Youth-Dew ist heute wohl der Archetyp eines Damenduftes, der - mit einem gewissen Mangel an Empathie gegenüber seinen Liebhaberinnen und Liebhabern - als 'alter Duft' bezeichnet wird. Parfumnutzerinnen, die mit La Vie est Belle und mit 1 Million aufgewachsen sind, mögen ihn wohl verstörend finden - erzählt er doch von einer Zeit, als man Parfums so völlig anders machte. Youth-Dew ist ein opulenter Floralorientale, der über die süßen Wässerchen der Gegenwart hinwegbraust wie ein Gewittersturm, gewichtig, kraftvoll, leidenschaftlich. Er spielt virtuos auf der Klaviatur sepiafarbener Alttöne, die damals vor siebzig Jahren Mädchentöne waren und heute so viel mehr Weib als Mädchen sind. In meinem Kommentar zum Eau de Parfum habe ich ihn 'Wuchtbrumme' genannt. Das ist er und doch auch viel mehr: Erinnerung und Wehmut - und unter der Asche seiner Jahre heiße, rote, nie erloschene Glut.
Fazit: bald werden die letzten gehen, die mit ihm jung gewesen sind. Und wenn er auch aus gegenwärtiger Sicht ein Duft lange vergangener Tage sein mag, gibt es ihn doch immer noch - und feiert er doch immer noch das Leben. Feiert Stärke und Kraft und Sinnlichkeit und Weiblichkeit. Er hat Estée Lauder - die ehrgeizige und geschäftstüchtige Tochter osteuropäischer Immigranten aus New York City und später auch ihr Unternehmen - berühmt gemacht und aus der Küche, in der sie die ersten Salben mischte, einen Weltkonzern. Noch aber gibt es jene, die seinen Weg bezeugen können, die einst jung waren wie er. Feiern wir sie.
Wir brauchen das. Bei Menschen wie bei Dingen, darunter sicherlich auch Parfums. Es macht Spaß, Neues kennenzulernen und zu probieren, ob es passen kann in unser Leben, es vielleicht schöner und reicher machen kann. Doch brauchen wir auch die, die wir schon immer hatten. Für die Momente, an denen es mehr ums Erinnern geht als ums Träumen. Solche wie Youth-Dew.
Youth-Dew ist heute wohl der Archetyp eines Damenduftes, der - mit einem gewissen Mangel an Empathie gegenüber seinen Liebhaberinnen und Liebhabern - als 'alter Duft' bezeichnet wird. Parfumnutzerinnen, die mit La Vie est Belle und mit 1 Million aufgewachsen sind, mögen ihn wohl verstörend finden - erzählt er doch von einer Zeit, als man Parfums so völlig anders machte. Youth-Dew ist ein opulenter Floralorientale, der über die süßen Wässerchen der Gegenwart hinwegbraust wie ein Gewittersturm, gewichtig, kraftvoll, leidenschaftlich. Er spielt virtuos auf der Klaviatur sepiafarbener Alttöne, die damals vor siebzig Jahren Mädchentöne waren und heute so viel mehr Weib als Mädchen sind. In meinem Kommentar zum Eau de Parfum habe ich ihn 'Wuchtbrumme' genannt. Das ist er und doch auch viel mehr: Erinnerung und Wehmut - und unter der Asche seiner Jahre heiße, rote, nie erloschene Glut.
Fazit: bald werden die letzten gehen, die mit ihm jung gewesen sind. Und wenn er auch aus gegenwärtiger Sicht ein Duft lange vergangener Tage sein mag, gibt es ihn doch immer noch - und feiert er doch immer noch das Leben. Feiert Stärke und Kraft und Sinnlichkeit und Weiblichkeit. Er hat Estée Lauder - die ehrgeizige und geschäftstüchtige Tochter osteuropäischer Immigranten aus New York City und später auch ihr Unternehmen - berühmt gemacht und aus der Küche, in der sie die ersten Salben mischte, einen Weltkonzern. Noch aber gibt es jene, die seinen Weg bezeugen können, die einst jung waren wie er. Feiern wir sie.
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