01.06.2017 - 15:18 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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30
Sì-mone
Nennen wir sie einfach mal Simone. (Sollte hier jetzt zufällig eine Simone mitlesen - natürlich nicht Du!) Nach jeder Klassenarbeit hatte Simone auf dem Schulhof ihren dramatischen Auftritt: 'Total schrecklich, gar nichts gewusst, bestimmt 'ne Vier, ganz ehrlich!' Wenn man sie dann zwei Wochen später danach fragte - und wenn man sie nicht fragte, kam das Gespräch wie zufällig trotzdem immer drauf - stellte sich jedes Mal raus: 'Ach, 'ne Eins minus - hätte ich aber nie mit gerechnet, echt!' Während die anderen Mädchen in ihrer Klasse in den Sommerferien mit den Jungs aus den höheren Jahrgangsstufen Küssen übten, presste sie Kriechenden Hahnenfuß zwischen der Enzyklopädie ihrer Eltern und klebte ihn säuberlich in ein Album - beschriftet auf Latein: 'Ranunculus repens' - freiwillig für Bio. Sie war trotzdem nicht unbeliebt, weil trotz ihrer Verbissenheit nicht ungefällig - und auf eine unspektakuläre Art durchaus ganz hübsch. Zu den Coolen gehörte sie allerdings nie - auch wenn sie das manchmal bedauert hat - nachts auf der langen Heimfahrt von der Preisverleihung vom Bundeswettbewerb Alte Sprachen.
Armanis Sì, der ist ein Parfum wie (und für) unsere Simone. Man bemerkt seinen Ehrgeiz, besser zu sein und hochwertiger als all die anderen rosafarbenen Fruchtwasser seiner Generation, von denen fast jedes Parfumhaus inzwischen ja mindestens eines im Portfolio hat. Er lässt die initiale Fruchtigkeit erstaunlich rasch hinter sich - beinahe als schäme er sich ihrer - so wie Simone, wenn sie doch mal bis halb elf mit Freunden draußen war, obwohl am Tag danach Chemie geschrieben wird. Der kurzlebigen Beerennote stellt er deswegen eine betont reife florale Note bei, Rose spürbarer als Freesie - so wie Simone, die morgens extra eine Stunde früher aufgestanden ist, um die Alkalimetalle doch noch mal zu wiederholen - die er in eine sanftholzige Basis überführt. Sein Duftverlauf wirkt angestrengt und strebsam, beinahe wie einstudiert. Sì ist der Beherrschte, der Ehrgeizige unter den rosa Fruchtdüften der 10er Jahre, der betont Nicht-Jugendliche und Nicht-Mädchenhafte. Ihm fehlt dabei Gelassenheit, fehlt Lockerheit, fehlt spielerische Zärtlichkeit - auch wenn die lächelnde Cate Blanchett genau solche verspricht.
Fazit: ein kleiner Streber, der nicht aus seiner Haut kann. Nicht völlig unsympathisch, aber unlocker und klemmig - einer, der so unbedingt zu den Guten gehören will, dass er darüber völlig vergisst zu leben. Wie unsere Simone - pardon: Sì-mone.
Armanis Sì, der ist ein Parfum wie (und für) unsere Simone. Man bemerkt seinen Ehrgeiz, besser zu sein und hochwertiger als all die anderen rosafarbenen Fruchtwasser seiner Generation, von denen fast jedes Parfumhaus inzwischen ja mindestens eines im Portfolio hat. Er lässt die initiale Fruchtigkeit erstaunlich rasch hinter sich - beinahe als schäme er sich ihrer - so wie Simone, wenn sie doch mal bis halb elf mit Freunden draußen war, obwohl am Tag danach Chemie geschrieben wird. Der kurzlebigen Beerennote stellt er deswegen eine betont reife florale Note bei, Rose spürbarer als Freesie - so wie Simone, die morgens extra eine Stunde früher aufgestanden ist, um die Alkalimetalle doch noch mal zu wiederholen - die er in eine sanftholzige Basis überführt. Sein Duftverlauf wirkt angestrengt und strebsam, beinahe wie einstudiert. Sì ist der Beherrschte, der Ehrgeizige unter den rosa Fruchtdüften der 10er Jahre, der betont Nicht-Jugendliche und Nicht-Mädchenhafte. Ihm fehlt dabei Gelassenheit, fehlt Lockerheit, fehlt spielerische Zärtlichkeit - auch wenn die lächelnde Cate Blanchett genau solche verspricht.
Fazit: ein kleiner Streber, der nicht aus seiner Haut kann. Nicht völlig unsympathisch, aber unlocker und klemmig - einer, der so unbedingt zu den Guten gehören will, dass er darüber völlig vergisst zu leben. Wie unsere Simone - pardon: Sì-mone.
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