Eau d'Hermès 1951

7.6 / 10 235 Bewertungen
Eau d'Hermès ist ein beliebtes Parfum von Hermès für Damen und Herren und erschien im Jahr 1951. Der Duft ist würzig-animalisch. Es wird noch produziert.
Aussprache

Duftrichtung

Würzig
Animalisch
Ledrig
Zitrus
Holzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
BergamotteBergamotte KardamomKardamom ZimtZimt KleeKlee LavendelLavendel
Herznote Herznote
TonkabohneTonkabohne RosengeranieRosengeranie VanilleVanille JasminJasmin
Basisnote Basisnote
BirkeBirke SandelholzSandelholz TonkabohneTonkabohne LederLeder ZederZeder

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.6235 Bewertungen
Haltbarkeit
7.2169 Bewertungen
Sillage
6.4171 Bewertungen
Flakon
7.9169 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.237 Bewertungen
Eingetragen von Profumo, letzte Aktualisierung am 05.04.2024.
Wissenswertes
Dieses Parfum wurde vorübergehend eingestellt und 1987 als Unisex-Duft neu herausgebracht.

Rezensionen

19 ausführliche Duftbeschreibungen
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Haltbarkeit
10
Duft
Can777

240 Rezensionen
Can777
Can777
Top Rezension 56  
Das Vollblut
Er war der erste Duft von Hermès. Er war der Erstgeborene in einer langen Ära von Kreationen des Hauses. Eau d'Hermès Ist das Vollblut unter allen Parfüm von Hermès für mich. Er ist der Stammvater und das eigentliche Wappen der Dynastie. Aber wie viele alte Dynastien und Häuser hat auch Hermès unausgesprochene Geheimnisse. Eau d'Hermès spaltet schon von Anbeginn an die Gemüter in Liebhaber und Gegner. Warum ist das so? Weil er der animalischste Duft von allen ist! Hermès ist bekannt für den Pferdesport und seine exquisiten Lederwaren die mittlerweile astronomische Summen an Geld kosten. Aber Eau d'Hermès ist nicht etwa dem Leder oder einer wie so oft geglaubten Handtasche gewidmet. Dem ist nicht so. Es wurde dem größten Kunden des Hauses gewidtmet,...einem Pferd!

Wo Bel Ami ein Rennpferd in voller Montur repräsentiert,repräsentiert Eau d'Hermès die Seele des Pferdes selbst. Eau d'Hermès Ist sanft,aber wild zugleich. Der Duft hat was zügelloses,aber auch etwas sehr vertrautes und erhabenes. Auf die Duft-Pyramide kann man sich nicht unbedingt verlassen hier. Eau d'Hermès reagiert auch hier wie ein Pferd selbst auf seinen Reiter mit Sympathie oder Abneigung auf der Haut des Trägers. Eine kurze frische Einleitung mit Bergamotte und sanft ätherischen Lavendel,dann erscheint augenblicklich der Zimt mit sanft-cremigen Schwingungen von bitter-süßen Kardamom. Krautige Rosengeranie geben den Duft etwas mehr grüne Würze. Lange bleibt dieser Eindruck so bestehen,bis er in die eigentlich Basis übergeht. Birke oder besser Birkenteer und ein sanft säuerlicherer Leder-Akkord entfaltet sich,aber wird zu keinen Zeitpunkt unangenehm,weil er durch die immer noch vorhandene Zimt-Note und einer sehr gelungenen Kombination aus würzigen Tonka und warmen Vanille Akkorden wie gezügelt wirkt. Alle Noten und Akkorde harmonisiere perfekt miteinander!

Aber was ist nun das Geheimnis des Hauses? Was ist es was diesen Duft so animalisch erscheinen lässt? Es ist eine nicht gelistete Note in der eigentlichen Pyramide. Nämlich Zibet! Diese Noten ist schon von Anbeginn zu erkennen für geübte Nasen. Sie ist schon in der Kopfnote versteckt und zwar mischt sie sich unter die Bergamotte. Später taucht sie wieder auf in der Basis wenn der Birken-Leder-Akkord wirkt. Da Zibet einen säuerlich-ledrigen Geruch hat,kann es sich hervorragend unter der Bergamotte und dem Leder tarnen und verstecken. Es ist aber in so einer kleinen und geringen Mengen vorhanden,dass es unter den anderen Noten nie wirklich zum tragen kommt. Diese kleine Menge reicht aus um den Duft seine sanft-animalische Aura zu verleihen und ihm Leben einzuhauchen. Hermès hat dies nie erwähnt,weil es die ja so feine Gesellschaft abschrecken könnte.

Fazit
Man muss Eau d'Hermès wollen,oder besser man muss gewollt werden. Ich persönlich liebe ihn sehr und er entwickelt sich auf meiner Haut hervorragend. Jetzt besser als damals als ich noch jung war habe ich das Gefühl. Er ist unglaublich warn,weich und einfühlsam. Früher trug ich Bel Ami lieber,weil er wilder und ungestümer war und lauter. Heute bevorzuge ich Eau d'Hermès,weil er für mich erhabene und gezügelte Kraft symbolisiert und ein Ausmaß an Eleganz. Er mag animalisch sein für den einen oder anderen,aber das ist ein Pferd oder der Pferdesport nun mal auch. Früher bin ich selbst geritten,was ich heute nicht mehr tuen würde,auch wenn ich oftmals daran zurückdenke. Aber wenn ich noch einmal in die Seele eines Pferdes schauen möchte,dann greife ich zu Eau d'Hermès. Es ist die vierbeinige Visitenkarte des Hauses Hermès und der Stammvater der Dynastie.

Eau d'Hermès Ist keine Handtasche,...es ist ein Vollblut und der Anfang einer Geschichte!
25 Antworten
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Yatagan

394 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
Top Rezension 48  
Ein Rätsel
Du bist kein willkommener Gast: verbannen, vergessen wollen wir dich und tun alles, damit Du uns nicht behelligst. Uns graut vor dir, vor allem dann, wenn andere auf uns schauen, uns betrachten, taxieren. Du kommst aus uns, Du stammst von uns und doch wollen wir uns nicht mit dir zeigen. Du treibst uns die Schamröte ins Gesicht. Für den modernen Menschen, für den duschenden, waschenden, parfümierenden, deodorierenden Menschen bist Du eine Quelle von Angst und Scham. Ein Rätsel?

Eau d‘Hermès ist eigentlich ein Skandal: Der Duft widerspricht gerade seiner eigentlichen Intention. Mit Düften wollen wir lieblich, angenehm, erotisch, verführerisch, sauber und souverän riechen. Sie sollen uns helfen, den letzten Rest nicht beseitigbaren Eigengeruchs zu vertreiben, zu übertönen, zu unterdrücken. Man mag darüber streiten, ob das bis in letzter Konsequenz immer so erstrebenswert ist - und doch: Es ist ein Kennzeichen des modernen Menschen, der modernen Gesellschaft geworden, gerade so zu verfahren.

Kaum erträglich finde ich allerdings, dass neben dem Duft, den ich auf meinem Körper wahrnehmen MÖCHTE, stetig und überall Düfte präsent sind, - selbst dort, wo Duft eigentlich keinen Ort haben MÜSSTE: In Kaufhäusern, in Räumen, in Kerzen, in allen Kosmetika, womöglich bald am Arbeitsplatz, in der Schule, im Kindergarten? Werden wir bald zu Duftmenschen oder zu duftübersättigten Existenzen? In Skandinavien bahnt sich eine Gegenbewegung an. Immer mehr duftsensible, allergisch reagierende Menschen fordern duftfreie Räume, duftfreie Arbeitsplätze, duftfreie Kaufhäuser und Einkaufszentren. Duft als Feindbild, so wie Zigarettenrauch?

Da schließt sich der Kreis: Eau d‘Hermès geht den anderen Weg: Der Duft unterstützt den Geruch des Körpers. Für mich ist da von Kopf-, Herz- oder Basisnote kaum eine Spur erkennbar. Eau d‘Hermès war, so sehe ICH es, einer der ersten Düfte, die diese Differenzierung bewusst nicht mehr möglich machten. Die Eröffnung beginnt gleich mit dieser charakteristischen Note, die bis zum bitteren Ende bleibt, die so viele hier vom Auflegen des Duftes abschreckt, die das Lager in Liebhaber und Verstörte teilt: jene Note, die Luca Turin so treffend mit „animalic cologne“ umschrieben hat: eine Note von Schweiß. Des Rätsels Lösung.

Wie diese Note tatsächlich zustande kommt, scheint gerade in Bezug auf Eau d‘Hermès umstritten zu sein. Ich glaube, dass es das Cumin, der Kreuzkümmel aus dem Lederakkord dieses Dufte ist, der dafür verantwortlich ist. Alle Düfte mit Tönen von Kreuzkümmel haben letztlich diese Schweißnote: so etwa Cartiers Déclaration und seine Ableger. Interessanterweise ist Déclaration deutlich beliebter als Eau d‘Hermès, gehört sogar, trotz seiner Verwandtschaft mit Eau d‘Hermès, zu den beliebtesten Herrendüften auf dem Markt, ist sogar zum Trendsetter einer neuen Generation von Herrendüften geworden. Wie lässt sich dieser Widerspruch erklären? Vermutlich liegt es einfach an der Dosierung. Während eine kaum wahrnehmbare, dezente Schweißnote in wissenschaftlichen Versuchen von Probanten / Probantinnen als angenehm empfunden wird, schlägt dieser Eindruck immer dann sofort um, wenn der Schweißgeruch als solcher wahrnehmbar wird, also ins Zentrum des Sinneseindrucks rückt.

Hat Hermès bei diesem Duft also den Bogen überspannt? Das könnte man so sehen, muss man wohl so sehen, wenn man sich die vielen, nachvollziehbaren ablehnenden Reaktionen zu diesem Duft betrachtet. Andererseits hat ein Duft immer zwei Seiten: der Eindruck, der entsteht, wenn ich unmittelbar an der Haut rieche (einen Eindruck, den wir Duftliebhaber/innen wohl meist in den Mittelpunkt unserer Beurteilung stellen) und der Eindruck, der entsteht, wenn ich einen Duft aus einer gewissen Entfernung wahrnehme, wenn ich ihn im Raum wahrnehme, den eine Person mit diesem Duft betritt, wenn ich ihn beim Vorbeigehen am anderen wahrnehme. Vermutlich ist Eau d‘Hermès eher für diese letztere Wahrnehmungsform geschaffen. Die Kreuzkümmelnote darf nicht im Mittelpunkt stehen, muss im Hintergrund bleiben; dann hat der Duft seinen Reiz, wird der Duft sogar zu einem kleinen Meisterwerk, das im Portfolio von Hermès seit 1951 (!) alle kurzlebigen Moden überlebt hat. Die lange Laufzeit dieses Duftes sollte nachdenklich stimmen und zu einer erneuten Beschäftigung mit diesem komplizierten Duft herausfordern. Man darf ihn nicht gleich zur Seite stellen und verdammen, so wie die Schweißnote am eigenen Körper. Dieser Duft braucht Ruhe und Zeit.

Neben dem Kreuzkümmel, dem Cumin, sind es frischere Töne (Bergamotte, Lavendel), die uns bei der Betrachtung von Eau d‘Hermès versöhnlich stimmen können, es sind Gewürze wie der deutlich wahrnehmbare Zimt und die Vanille sowie Blütendüfte, die für den Wohlfühlfaktor sorgen, es sind verschiedene Hölzer, die diesen Duft gerade auch für Herren sehr geeignet erscheinen lassen.

Eau d‘Hermès ist kein Duft für alle Tage. Das sehe ich auch so. Er ist aber ein Duft, der eine Sammlung sehr wohl bereichern kann, weil er für andere in ganz anderer Weise wahrnehmbar ist als für den Träger selbst.
Ein ambivalenter Klassiker von Edmond Roudnitska: ein Rätsel
32 Antworten
10
Duft
DasguteLeben

132 Rezensionen
DasguteLeben
DasguteLeben
Top Rezension 37  
Duft der Leiblichkeit
Mit Jickys Zibetnote kehrte 1889 der Körper ins Parfüm zurück. Seit dem Aufstieg des Eau de Cologne in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und bis in den Hochviktorianismus hinein sollten Parfums leicht und pflanzlich duften, ein zarter olfaktorischer Lidstrich für die zunehmend regelmäßig gewaschenen reinen Körper des Adels und des Bürgertums. Animalische Düfte trugen nur Exzentriker, Bohèmiens und Prostituierte. Mit der Belle Époque wurde alles anders, die erotisierte femme fatale dominierte als Geisha, Kleopatra, Salomé öffentliche Reklametafeln für die endlosen Reihen exotisch florientaler Düfte aus den Häusern Guerlain, Poiret, Grossmith etc. Eau d'Hermès ist ein Meisterwerk Roudnitskas in der Tradition des körperbetonenden Parfüms. Wunderbar verwoben mit einem voluminösen Zitrus/Lavendelakkord, von dem IFRA-geknechtete Niche-Minimalisten wie Jean Claude Ellena nur träumen können (wenn sie es überhaupt wollten), erblühen Cumin und Zibet als ästhetisierte Manifestation des Schweißes ungewaschener Haut, ein perfektes Duett der Kontraste, eingebettet in einen seidigen Rahmen aus Blüte, Balsam und Holz. Das ironisch-leichthändige Spiel eines Genies mit der Eau de Cologne-Tradition, zugleich ein olfaktorisches Manifest für den Luxus à la Hermès (daher auch ein Hauch Leder)und - zumindest in der Vintage Version - der Duft der Wahl für Menschen, die sich nicht ihrer Körperbehaarung schämen und für die Lebendigkeit etwas mit Geruch zu tun hat.
5 Antworten
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Haltbarkeit
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Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 33  
Ein perfektes 'Duft-Logo'
Ein Parfumkenner von Rang (nein, es war nicht Luca Turin, ich glaube es war Michael Edwards) soll einmal die Frage nach den seiner Ansicht nach besten Parfums wie folgt beantwortet haben: „Nehmen Sie einfach immer die Ersten!“. Nun, Eau d´Hermès ist so ein Erstes.

Zu Beginn der fünfziger Jahre trafen sich Emile Hermès, der damalige Patron der einstigen Sattlerwerkstätte, die mittlerweile zum Inbegriff luxuriöser Lederwaren geworden war, und Edmond Roudnitska, der junge, aufstrebende Parfumeur, der wenige Jahre zuvor mit Kreationen für Rochas, allen voran mit dem berühmten ‚Femme’ für Aufsehen sorgte. Gemeinsam konzipierten sie einen Duft, der die beiden für Hermès stehenden Begriffe Luxus und Leder in sich vereinen sollte: einen luxuriösen Lederduft, die olfaktorische Entsprechung des eigenen Selbstverständnisses. Nun gab es ja schon Lederdüfte der Extraklasse, einige – leider nicht alle – haben die Jahre seither überlebt: Knize Ten, Chanels und Pivers Cuir de Russie, Carons Tabac Blond und einige andere. So war die Konkurrenz beachtlich und es galt einen Duft zu schaffen der dieses Thema nicht nur anders interpretierte, sondern darüber hinaus mit den Produkten von Hermès assoziiert werden sollte, so wie Knize Ten für eine elegante Herrenmaßschneiderei stand, Chanels Cuir de Russie das dekadente Treiben russischer Exilaristokraten in Paris symbolisierte, und Carons Tabac Blond das Kultparfum aufgeklärter und emanzipierter Frauen war – für die es auch geschaffen wurde - die ihr Bedürfnis in aller Öffentlichkeit zu rauchen mit einem Parfum veredelt wissen wollten. Der neue Duft sollte also eigenständig genug sein sich von den anderen seiner Art abzuheben, bzw. abzugrenzen und zugleich so eng es irgend ging mit Hermès in Verbindung stehen.

Wie staunenswert, ja brillant Edmond Roudnitska diese Aufgabe löste, kann noch immer, bzw. seit einigen Jahren wieder, nachgeprüft werden: man sprühe etwas Eau d´Hermès auf den Handrücken, und sofort ist sie da, die Assoziation von Leder. Nicht von Clubsesseln und Budapester Lederschuhen (Knize Ten), nicht von Reitstiefeln die mit Birkenteer gegerbt wurden (CdR) und nicht von Lederhandschuhen an denen noch der Tabakgeruch einer gerauchten Zigarette haftet (Tabac Blond) – nein: es ist der Geruch einer frisch genähten Ledertasche der einem entgegenströmt sobald man diese öffnet; sei es eine (Hermès-) Handtasche, sei es ein (Hermès-) Koffer oder sei es auch ein neuer (Hermès-) Sattel: der Duft von hellem, gegerbtem Rindsleder. Es ist schon erstaunlich wie sehr Eau d´Hermès diese Assoziation geradezu erzwingt: das perfekte Duft-Logo des berühmten Lederwarenherstellers!

Dabei ist Eau d´Hermès natürlich viel mehr: ein komplexer und reichhaltiger, frisch-würziger Lederduft, der sich – laut des Herstellers - in sieben Akkorden entwickelt:

- Frische Zitrusnoten (Bergamotte, Petitgrain)
- Aromatische Kräuter (Salbei, Lavendel)
- Kräftige Gewürztöne (Koriander, Kardamom, Nelke, Zimt)
- Dezente Blüten (Jasmin, Geranium)
- Harmonisch abgerundeter Amber (Vanille, Tonka, Labdanum)
- Holzige Noten (Sandelholz, Zeder, Moos)
- Lederakkord (Birkenteer, Cumin)

Diese problemlos nachvollziehbare, will sagen: er-riechbare Reichhaltigkeit könnte die Vermutung nahe legen, es handle sich um einen ausgesprochen üppigen und eher schweren Duft wie es Knize Ten ist, oder in noch stärkeren Ausmaß Tabac Blond. Aber nein, Eau d`Hermès ist kein Schwergewicht: der Duft zeichnet sich bei aller Fülle durch eine erstaunliche Leichtigkeit, ja fast Transparenz aus, besitzt darüber hinaus keine übermäßige Abstrahlung, ist also eher dezent und bleibt dem Träger über Stunden vor allem als exquisiter Hautduft erhalten . Das mag manchen enttäuschen, ganz sicher jene, die kräftige und raumfüllende Parfums bevorzugen, aber es gibt meiner Ansicht nach Düfte, die so sublim sind, dass sich eine stärkere Konzentration geradezu verbietet. Zu ihnen zählt ganz sicher Eau d´Hermès, aber auch Guerlains Mouchoir de Monsieur oder Patricia de Nicolaïs New York. Allesamt Düfte von extremer Raffinesse, die in höherer Potenz Gefahr liefen ebenjene einzubüßen.

Zu erwähnen bleibt noch, dass Eau d´Hermès kein gefälliger Duft ist, ja dass die Geister sich an ihm scheiden und dass er – wie wenige - polarisiert. Dafür verantwortlich ist eine im Fond sich entfaltende, aber schon zu Beginn wahrnehmbare Cumin-Note. Seltsamerweise bringen so viele diese Note mit dem Geruch von Schweiß in Verbindung. Ich kann das nur bedingt nachvollziehen, denn ich selbst liebe Cumin, ich koche damit und ich mag dessen Geruch, sehr sogar. Anderen Cumin-haltigen Düften ergeht es in der Regel ähnlich: Vetyver von Patricia de Nicolaï zum Beispiel oder auch dem berühmtesten unter ihnen: Declaration von Cartier (wobei sich bei diesem die umstrittene Note so dezent entfaltet, dass sie kaum mehr wahrnehmbar ist – nimmt man Eau d´Hermès als Maßstab. Dennoch bleibt sie für viele identifizierbar und unerträglich).
Überhaupt, wer Declaration kennt – und mag! – sollte unbedingt Eau d´Hermès probieren, denn Jean-Claude Ellena hat mit Declaration eine Hommage an den berühmten Duft seines Lehrers Edmond Roudnitska geschaffen. Beide vereint die gleiche Frische, die ungeheure Würzigkeit und ein ähnlich nobler Charakter; wobei Eau d´Hermès ein gutes Stück aristokratischer bleibt, ja dekadenter, als das eher joviale, aber immer noch stilvolle Declaration. (Beide eint übrigens auch die Unmöglichkeit sie einem Geschlecht zuzuordnen!)
Jean-Claude Ellena war es auch, der auf die Frage welches Parfum er benutze, antwortete: gar keines. Außer zu ganz seltenen Anlässen, einer Hochzeit oder ähnlichem. Dann nehme er Eau d´Hermès.

Gibt es ein schöneres Kompliment an einen Duft als jenes, dass der wohl berühmteste unter den lebenden Parfumeuren ihn hin und wieder trägt, und nur ihn?
3 Antworten
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Turandot

834 Rezensionen
Turandot
Turandot
Top Rezension 21  
Eau d´Hermès - damit ist alles gesagt
Ich wundere mich darüber, dass dieser Duft schon 1951 entstanden ist, denn er ist zwar ein sehr vielschichtiges Parfum, aber auf gewisse Weise wirkt er auf mich sehr modern. Vielleicht zeichnet das ja einen Klassiker aus, dass er eben keinem Zeitgeist unterliegt, sondern was gut war, das ist gut und wird gut bleiben. Eau d´Hermes erinnert uns also nicht wie manche seiner Zeitgenossen an vergangene Epochen, sondern der Duft passt auch in unsere Zeit.

Die oft angesprochene Ledernote erkenne ich wohl, helles, weiches sauberes Leder. Doch für meine Nase spielt es nicht die Hauptrolle, sondern wirkt eher als Kulisse, die das Thema unterstreicht. Vor allem erkenne ich die warmen, würzigen Noten, die dazu einladen, sich wohl zu fühlen, sich gehen zu lassen... Ich bemerke weder Schweißgeruch noch den Raubtierkäfig, sondern eine sehr vertraute Hautnote, die mich sehr berührt.

In jeder Phase der Pyramide schimmert auch durch eher grünwürzigen Noten ein Hauch von Orient. In der Kopfnote ist es der Zimt, in der Herznote schmeicheln Tonka und Vanille und die Basis ruht auf Sandelholz. Aber auch diese warmen Töne spielen nicht die erste Geige, sondern eben nur die vielleicht musikalische Untermalung.

Was ist dann aber das Thema, das Besondere an Eau d`Hermes? Ganz sicher keine einzelne Note, nicht einmal die Summe aller Akkorde, die in der Pyramide aufgeführt sind, sondern die Perfektion mit der die einzelnen Noten zueinander komponiert wurden.

Deklariert ist Eau d´Hermes zwar unisex und ich habe kein Problem, Unisex- oder Herrendüfte zu tragen, freue mich auch dass der Duft einen festen Platz in meiner Sammlung hat, dieses Parfum würde ich aber gerne einmal auf Männerhaut erleben.
7 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

48 kurze Meinungen zum Parfum
JonasP1JonasP1 vor 2 Monaten
8
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7
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7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Cumin-Harz-Schauer
Tropfen wie Schweißperlen
In helle Zitrus-Haine
Im Birkenwäldchen
Wachsen Jasminblüten
Aus zimtfarbenen Ledertaschen...
46 Antworten
Eggi37Eggi37 vor 8 Monaten
8
Flakon
7
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7
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9
Duft
Roudnitskas Kollabo mit
Jean-Baptiste Grenouille
Eau für die Haut aus Haut
Ledrig-animalische Sinnlichkeit
Cologne zum dirty riechen
59 Antworten
VerbenaVerbena vor 4 Jahren
10
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7
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7
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10
Duft
Flankenfeuer. Flankenfieber. Schweißtreibend. Schnaubend. Hengstgewaltig. Don, Deine Bewertungsskala ist für Ponys! DAS. IST. EINE. ZWÖLF.!
23 Antworten
SchoeibksrSchoeibksr vor 8 Monaten
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Ein Mann, wie er im Buche geschrieben steht :
Vom tierischen Leder & indolischen Jasmin dreckige Zitronen, auf würzigen Holzbrett liegend.*
27 Antworten
Can777Can777 vor 5 Jahren
9
Flakon
8
Sillage
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Haltbarkeit
10
Duft
Das fundamentale Erbgut von Hermès. Man sollte nicht zimperlich sein. Dieser Duft ist eine Reitgerte und keine Handtasche. Legendär!
5 Antworten
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