25.06.2017 - 06:19 Uhr
Yatagan
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Yatagan
Top Rezension
60
Ostfriesen in der Herznote
Die letzten Tage waren mir viel zu warm. Ich beschwere mich nie über Kälte, dafür umso häufiger über Hitze. Außerdem erinnern mich die immer wieder neu gebrochenen Wärmerekorde an den Klimawandel und mir wird ganz anders, jedenfalls nicht besser.
Schön waren allerdings zugegebenermaßen die Abende, die wir mit wechselnden Freundeskreisen in Weinlokalen und Gutsschänken verbrachten. Gestern Abend zum Beispiel in einem lauschigen Weingarten, wenige Meter vom Rhein entfernt, mit Blick auf die vorbeiziehenden Schiffe. Da stellt sich bei der Breite des Rheins, die er in unseren Gefilden erreicht, ein ähnliches Gefühl ein wie am Meer. Das beruhigt Seele und Nerven.
Oft wähle ich meinen Duft des Tages eher spontan oder nach einer Auswahl, die ich für eine gewisse Zeit ins Bad stelle. Gestern aber entschied ich mich für ein Geschenk. Für einen Duft, den ich öfters auf meiner Wunschliste stehen, dann aber doch selbst nicht gekauft hatte: Tribal Black Tea. Dieser Duft wird lauen Sommerabenden in geradezu idealer Weise gerecht: erfrischend, aber nicht kühlend; herb, aber nicht abweisend.
Bevor nun wieder die Haltbarkeitsfetischisten aufschreien, dass der nichts tauge, weil er nicht wie tätowiert halte und man ihn keine 12 Stunden (ja nicht einmal sechs Stunden) riechen könne, - hier meine persönliche Meinung dazu: Mir ist das völlig gleichgültig. Um mit dem neuen James Bond (Casino Royal) auf die Frage nach "geschüttelt oder gerührt" zu sprechen: Sehe ich aus, als ob mich das interessiert?
Im Gegenteil: Ein Duft, der sich nicht ewig und penetrant festkrallt, kann nach Belieben nachgelegt oder sogar am selben Tag ausgetauscht werden. Morgens bei 30 Grad einen Zitrusduft, am Abend, bei 23 Grad Tribal Black Tea! So muss das sein!
Earl-Grey-Tee in der Kopftnote:
Das Schöne an diesem Duft ist: Man riecht tatsächlich so etwas wie eine authentische Teenote. Dank Bergamotte, die sich ja gerne immer nach vorne drängelt, dann aber gelangweilt zu verschwinden pflegt, hat der Tee anfangs in der Kopfnote einen Earl-Grey-Twist. Empfehlen kann ich als alter Bio-Fan zum Vergleich den Earl Grey von Alnatura, der mir persönlich am besten schmeckt. Natürlich kann man das Zeug auch aus einem sackteuren Teelanden besorgen, aber das ist nicht nötig. Man merkt auch so, dass das stimmt, was ich hier schreibe.
Ostfriesentee (Assam) in der Herznote:
Anschließend wird die Teenote etwas rustikaler, ist nicht mehr so britisch-distinguiert und zieht das prince-of-wales-gemusterte Jackett aus. Darunter kommt ein Ostfriesenpulli zum Vorschein: eher herb, schwarz-rot, rustikal und nah an meinem geliebten Ostfriesentee (Assamtee, s. der hervorragende Kommentar von Seerose). Ostfriesen sind Weltmeister im Teekonsum (und zwar deutlich vor den Chinesen und Japanern, liebe Leser/innen) und sie stehen hier quasi in der Herznote.
Jasmintee in der Basisnote:
Und das Wunderbare, ja das Entzückende ist schließlich, dass dieser Teeduft noch einmal eine Metamorphose durchmacht und plötzlich mit charmantem Lächeln aus schmalen Augen Jasmintee einschenkt, ohne dabei diese penetrante Blume zu entwickeln, die ich bei einigen Jasmintees gar nicht mag und diese deshalb in aller Regel auch gar nicht trinke. So liebenswürdig serviert, rieche ich ihn aber gerne. Zu behaupten, die Basisnote wäre nun chinesischer Jasmintee, trifft es jedoch nicht ganz, weil die britischen und ostfriesischen Akzente in dieser Schlussphase zu gewissen Anteilen erhalten bleiben.
Wie auch immer Illuminum das hinbekommen hat, sei es Zufall oder sei es Können: das ist ein kleines Wunder.
Natürlich ist dieser Duft kein Meisterwerk im Stile eines Eau Sauvage, eines Patou pour Homme, eines Knize Ten. Deshalb verzichte ich ja auch auf eine Höchstwertung. Aber eine 9.0 kann ich vertreten, trotz oder auch wegen der kurzen Haltbarkeit und vor allem wegen der Ostfriesen in der Herznote.
Dank einmal mehr an Ergoproxy für das großzügige Geschenk!
Schön waren allerdings zugegebenermaßen die Abende, die wir mit wechselnden Freundeskreisen in Weinlokalen und Gutsschänken verbrachten. Gestern Abend zum Beispiel in einem lauschigen Weingarten, wenige Meter vom Rhein entfernt, mit Blick auf die vorbeiziehenden Schiffe. Da stellt sich bei der Breite des Rheins, die er in unseren Gefilden erreicht, ein ähnliches Gefühl ein wie am Meer. Das beruhigt Seele und Nerven.
Oft wähle ich meinen Duft des Tages eher spontan oder nach einer Auswahl, die ich für eine gewisse Zeit ins Bad stelle. Gestern aber entschied ich mich für ein Geschenk. Für einen Duft, den ich öfters auf meiner Wunschliste stehen, dann aber doch selbst nicht gekauft hatte: Tribal Black Tea. Dieser Duft wird lauen Sommerabenden in geradezu idealer Weise gerecht: erfrischend, aber nicht kühlend; herb, aber nicht abweisend.
Bevor nun wieder die Haltbarkeitsfetischisten aufschreien, dass der nichts tauge, weil er nicht wie tätowiert halte und man ihn keine 12 Stunden (ja nicht einmal sechs Stunden) riechen könne, - hier meine persönliche Meinung dazu: Mir ist das völlig gleichgültig. Um mit dem neuen James Bond (Casino Royal) auf die Frage nach "geschüttelt oder gerührt" zu sprechen: Sehe ich aus, als ob mich das interessiert?
Im Gegenteil: Ein Duft, der sich nicht ewig und penetrant festkrallt, kann nach Belieben nachgelegt oder sogar am selben Tag ausgetauscht werden. Morgens bei 30 Grad einen Zitrusduft, am Abend, bei 23 Grad Tribal Black Tea! So muss das sein!
Earl-Grey-Tee in der Kopftnote:
Das Schöne an diesem Duft ist: Man riecht tatsächlich so etwas wie eine authentische Teenote. Dank Bergamotte, die sich ja gerne immer nach vorne drängelt, dann aber gelangweilt zu verschwinden pflegt, hat der Tee anfangs in der Kopfnote einen Earl-Grey-Twist. Empfehlen kann ich als alter Bio-Fan zum Vergleich den Earl Grey von Alnatura, der mir persönlich am besten schmeckt. Natürlich kann man das Zeug auch aus einem sackteuren Teelanden besorgen, aber das ist nicht nötig. Man merkt auch so, dass das stimmt, was ich hier schreibe.
Ostfriesentee (Assam) in der Herznote:
Anschließend wird die Teenote etwas rustikaler, ist nicht mehr so britisch-distinguiert und zieht das prince-of-wales-gemusterte Jackett aus. Darunter kommt ein Ostfriesenpulli zum Vorschein: eher herb, schwarz-rot, rustikal und nah an meinem geliebten Ostfriesentee (Assamtee, s. der hervorragende Kommentar von Seerose). Ostfriesen sind Weltmeister im Teekonsum (und zwar deutlich vor den Chinesen und Japanern, liebe Leser/innen) und sie stehen hier quasi in der Herznote.
Jasmintee in der Basisnote:
Und das Wunderbare, ja das Entzückende ist schließlich, dass dieser Teeduft noch einmal eine Metamorphose durchmacht und plötzlich mit charmantem Lächeln aus schmalen Augen Jasmintee einschenkt, ohne dabei diese penetrante Blume zu entwickeln, die ich bei einigen Jasmintees gar nicht mag und diese deshalb in aller Regel auch gar nicht trinke. So liebenswürdig serviert, rieche ich ihn aber gerne. Zu behaupten, die Basisnote wäre nun chinesischer Jasmintee, trifft es jedoch nicht ganz, weil die britischen und ostfriesischen Akzente in dieser Schlussphase zu gewissen Anteilen erhalten bleiben.
Wie auch immer Illuminum das hinbekommen hat, sei es Zufall oder sei es Können: das ist ein kleines Wunder.
Natürlich ist dieser Duft kein Meisterwerk im Stile eines Eau Sauvage, eines Patou pour Homme, eines Knize Ten. Deshalb verzichte ich ja auch auf eine Höchstwertung. Aber eine 9.0 kann ich vertreten, trotz oder auch wegen der kurzen Haltbarkeit und vor allem wegen der Ostfriesen in der Herznote.
Dank einmal mehr an Ergoproxy für das großzügige Geschenk!
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