Wie auch bei seinem Vorgänger ist der 50ml Flakon ein Handschneichler und Augenschmaus zugleich.
Der olfaktorische Eindruck von Metal und Technik spiegelt sich im Deckel wieder. Wobei durch die Ausweitung des Themas in blauer Farbe. Ein mattierstes, gebürstetes Metall. Bei dem Vorgänger
L'Eau Majeure d'Issey vermittelt der silberne Deckel auch den Eindruck vom Metall, während dieser hier vom Erhitzen seinen bläulichen Schimmer bekam. Dieser Flanker ist auch etwas süßlicher, so wie auch erhitztes Metall einen kurzen Moment duften kann.
Auch hier ist das Wasser und vorallem das Meer ein wesentliches Thema. Jedoch vermittelt der L'Eau Super Majeure d'Issey im Gegensatz zu seinem Vorgänger, für mein Empfinden, den sich anbahnenden frühen Morgen. Die Sonnenstrahlen sind wärmend. Es ist nicht mehr so kalt. Die Pflanzen der Sanddünen duften hierbei stärker als das Watt oder das angespüllte Sammelsurium aus Algen, Treibholz und Sekreten aus dem Verdauungstrakt von Meeressäugern.
Eine verspielte zitrische Süße, jedoch ohne die italoesque Zestiness zu bemühen. Etwas natürlicher im Sinne von krautig. Was sich vermutlich durch Salbei und Rosmarin ergibt. Frühlingshafte Blumen lediglich als Reminiszenz durch die Vanille abgerundet.
All dies ist bei diesem hier mehr an der aromatischen Oberfläche.
Dennoch offenbart sich auch hier der bewährte und liebgewonnene Muff vom Strand.
Auch hier wird das futuristisch technische Thema beibehalten in der bewährten synthetischen Ästhetik eines Laborduftes. Chemie liegt in der Luft und das kann eine angenehme Atmosphäre einer antiken Apotheke haben. Somit wird auch der Flanker seinem Sci-Fi-Cyberpunk Genre mit naturalistischen und antiken Elementen im Sinne des Issey Miyake und der japanischen Philosophie von Dualität gerecht.
Wobei der L'Eau Super Majeure d'Issey zugänglicher ist und mehr Zuspruch finden würde als sein Vorgänger oder wahlweise dadurch wenniger interessant und unikat wirkt als sein Vorgänger.
Dennoch scheint auch dieses Kleinod großem Missfallen anheim zu fallen. Wobei ich meine Gedanken dazu in meiner Rezension zum L'Eau Majeure d'Issey schon verfasst habe und diese Rezension lediglich dazu nutze um die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten zu benennen.
Anbei, den negativen Rezensionen sich hinwendend: Ich mag vorwiegend die schottischen Whiskys von der Insel Islay, deren Ausgangsstoffe durch Torffeuer geräuchert werden. Weswegen besonders die Islay Whiskys sehr rauchig sind. Einer meiner Lieblinge (der 10 Jahre alte Talisker, Thema Meer par excellence), bzw. dessen Aroma wurde von jenen die ihn bei mir verschmäht haben, schonmal als "Klostein" bezeichnet, während ich dabei im Whiskyhimmel schwebe.
So ähnlich mag es wohl oder leider auch Issey Miyakes Vorgänger, sowie dem Flanker L'Eau Super Majeure d'Issey ergehen. Gewisse Aromen setzen ergänzende Erfahrungswerte voraus, sowie einen Hang zu eigenartigen Aromen (nein, nicht zu solchen von Pissoir-Steinen).
No Front, da mir durchaus bewusst ist das ich hier einen Designer-Duft rezensiere der laut Duftpyramide offensichtlich synthetische Ingridenzien hat. Für den L'Eau Majeure d'Issey und den L'Eau Super Majeure d'Issey sehe ich jedoch die Synthetik als nicht ausschlaggebend, sondern eher sein allgemeines Aroma, als ein Stilmittel, das durchaus der einen oder anderen Nase sperrig und untragbar erscheinen mag. So wie eben der gute alte Talisker das gleiche Schicksal teilen mag, wobei der rein natürliche Ingridenzien in sich trägt. Sein Erschaffer hatte ja auch keine technologische Futuristik als Intention, im Gegensatz zur der L'Eau Majeure d'Issey Reihe. Doch für alle drei gilt: 'Made by the sea"
Die Haltbarkeit, sowie die Sillage ist auch hier sehr solide. Der Duft projeziert all seine Elemente stabil weiter ohne dabei etwas davon zu verlieren.
Hier sehe ich was sich meinem Auge offenbart, der Wind ist lauer, die Sonne warm bleicht Muscheln weiß die ich hier sammle. Ich schmecke Meeressalz und Algenduft. Der Strand ist diesmal voller, hier ein Hund in seinem Glück, dort Kinder fröhlich. Mehr nicht im Meeresrauschen und Wellen die gelassen gegen Felsen schlagen.