01.06.2018 - 16:04 Uhr
loewenherz
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loewenherz
Top Rezension
30
Ü30-Party mit Prosecco frei
Ganz unlängst stand ich an einer Kreuzung neben zwei Frauen, von denen die eine - oder beide? - unüberriechbar nach etwas duftete, das mich aufs erste Hinschnuppern an Lancômes La Vie est Belle denken ließ. Und doch auch wieder nicht. Der Duft war noch weniger ignorierbar und noch drängeliger, als ich La Vie est Belle in Erinnerung hatte - was aber auch schlicht an der (Über-)Dosierung hätte liegen können - wäre seine Süße nicht doch anders gewesen, wenngleich wesensverwandter Art. Weißblühender. Voluminöser. Noch selbstbewusster. Noch süßer.
La Vie est Belle, das Original - inzwischen auch schon wieder fünf Jahre alt, ist das zu glauben? - wäre (seiner brachialen Werbekampagne und der grotesk gephotoshopten Julia Roberts zum Trotz) nicht so erfolgreich, wenn er nicht doch bei vielen die richtigen Knöpfe drückte - und damit meine ich nicht nur den hübschen, rosafarbenen Flakon mit dem netten Glitzerschleifchen um den Hals. La Vie est Belle trifft einen Zeitgeist floraler Süße, den man in der Nahzukunft sicher einen der Hauptdufttrends dieser Dekade nennen wird: ihm folgten Dior und Gaultier nach, mit rosafarbenen Beinahe-Klonen der Lancômeschen Blütenpracht. Zuletzt sogar Guerlain, aber Herr Wasser ist eben nicht nur Künstler, sondern auch ein Kaufmann. Aufgedreht heiter. Lieblich. Laut.
La Vie est Belle L'Éclat dreht dem Original den Ton noch einmal auf. Und häufig verändert die Lautstärke das Wesen eines Tons, eines Akkordes, eines Arrangements. In meinem Kommentar zu La Vie est Belle habe ich ihn harmlos genannt, gefällig und letztlich sehr konventionell. Demgegenüber kippt seine L'Éclat-Version ins Schrille, mitunter scharf an der Grenze zum fast etwas Gewöhnlichen. Zu viel Orangenblüte und Jasmin, in ihrer Anmutung betäubend und synthetisch alle beide. Zu viel Vanille, pudrig zwar, aber nicht minder artifiziell. Ein Duft wie freier Prosecco für alle Frauen auf einer Ü30-Party. Klingt erst mal gut, wird aber doch schnell anstrengend und zu viel. Genau wie Lancômes La Vie est Belle. Und La Vie est Belle L'Éclat noch um ein Vielfaches mehr.
Fazit: heiter, laut und selbstbewusst waren auch die beiden Frauen neben mir an der Kreuzung. Und süß fanden sie sich auch, zumindest nannten sie sich selber gegenseitig so: 'Süße, hat der Typ da mich gerade abgecheckt?' 'Nee, hat er nicht.' 'Dann ist er bestimmt schwul, sonst hätte er.' Und ich dachte: 'Nee, ist klar.' Neben uns an der Kreuzung saß ein Obdachloser mit Pappschild und -becher vor sich auf dem Bürgersteig, und da sagte die eine halblaut zu der anderen: 'Ach Gott, auch kein schöner Beruf...' Und ich dachte noch mal: 'Nee, ist klar.'
La Vie est Belle, das Original - inzwischen auch schon wieder fünf Jahre alt, ist das zu glauben? - wäre (seiner brachialen Werbekampagne und der grotesk gephotoshopten Julia Roberts zum Trotz) nicht so erfolgreich, wenn er nicht doch bei vielen die richtigen Knöpfe drückte - und damit meine ich nicht nur den hübschen, rosafarbenen Flakon mit dem netten Glitzerschleifchen um den Hals. La Vie est Belle trifft einen Zeitgeist floraler Süße, den man in der Nahzukunft sicher einen der Hauptdufttrends dieser Dekade nennen wird: ihm folgten Dior und Gaultier nach, mit rosafarbenen Beinahe-Klonen der Lancômeschen Blütenpracht. Zuletzt sogar Guerlain, aber Herr Wasser ist eben nicht nur Künstler, sondern auch ein Kaufmann. Aufgedreht heiter. Lieblich. Laut.
La Vie est Belle L'Éclat dreht dem Original den Ton noch einmal auf. Und häufig verändert die Lautstärke das Wesen eines Tons, eines Akkordes, eines Arrangements. In meinem Kommentar zu La Vie est Belle habe ich ihn harmlos genannt, gefällig und letztlich sehr konventionell. Demgegenüber kippt seine L'Éclat-Version ins Schrille, mitunter scharf an der Grenze zum fast etwas Gewöhnlichen. Zu viel Orangenblüte und Jasmin, in ihrer Anmutung betäubend und synthetisch alle beide. Zu viel Vanille, pudrig zwar, aber nicht minder artifiziell. Ein Duft wie freier Prosecco für alle Frauen auf einer Ü30-Party. Klingt erst mal gut, wird aber doch schnell anstrengend und zu viel. Genau wie Lancômes La Vie est Belle. Und La Vie est Belle L'Éclat noch um ein Vielfaches mehr.
Fazit: heiter, laut und selbstbewusst waren auch die beiden Frauen neben mir an der Kreuzung. Und süß fanden sie sich auch, zumindest nannten sie sich selber gegenseitig so: 'Süße, hat der Typ da mich gerade abgecheckt?' 'Nee, hat er nicht.' 'Dann ist er bestimmt schwul, sonst hätte er.' Und ich dachte: 'Nee, ist klar.' Neben uns an der Kreuzung saß ein Obdachloser mit Pappschild und -becher vor sich auf dem Bürgersteig, und da sagte die eine halblaut zu der anderen: 'Ach Gott, auch kein schöner Beruf...' Und ich dachte noch mal: 'Nee, ist klar.'
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