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Top Rezension
Sommerbrise mit Feige
Es war immer ein Grundsatz von mir, vorurteilsfrei Düften aller Art eine Chance zu geben, gleich ob sie 500 oder 5 Euro den Flakon kosten, und gleich, wie sie verpackt und benamt daherkommen. Da es einen Duft für eine Dame auszusuchen galt, die gerne gut riecht aber sich dezidiert nicht um Marken und Images schert, und zwar als Alltagsmitbringsel in der großen Tüte (und nicht als förmliches Geschenk), lag es nahe, beim Wochenendeinkauf bei Lidl auch mal am Parfümregal vorbeizuschauen.
Nach einigen Versuchen mit unerquicklichen Ergebnissen wurden Frau von Spee und ich bei diesem Duft fündig, bei dem, wie bei Aldi und Lidl üblich, am Design, an der Vergabe eines sinnvollen Namens und an allem anderen gespart wird, dafür kostet er auch nur unter (!) 5 Euro.
Geknickert wird auch an Informationen, ich konnte weder eine Duftpyramide ausfindig machen, noch einen diskreten Hinweis, wozu dieser Duft ein Dupe ist (ich denke mal, diese Düfte sind meistens Dupes zu irgendwas). Vor-Rezensionen gibt es hier auch nicht, also versuche ich mal eine Ultra-Blind-Kurzbeschreibung:
Lovely begegnet als (sehr gefälliger) moderner, frischer, kühler, etwas sportlicher Duft. Wer aufgrund des (wahrscheinlich ausgewürfelten) Namens mit Blümchenkram, Naschwerk oder Balzhilfsstoffen gerechnet hatte, wird enttäuscht sein.
Die Verwendung von Synthetik wird nicht gescheut, aber das wird nicht erst seit Cool Water ja auch nicht mehr als Kapitalverbrechen behandelt. Die Frische mutet hier aber weniger aquatisch als, hiermit verschwägert, ozonig-ätherisch an. Ich fühle mich an Mirage von Harry Lehmann erinnert. Jener von mir als Sommerhitzeduft par excellence empfundene Lehmann gefällt mir ja sehr gut, leider kennt ihn kaum jemand, sodass der Querverweis den meisten Lesern nichts helfen wird.
Hinzu kommt eine (ebenfalls gefällige) fruchtige Note, die ich, obwohl ich auf meine Blindtestkompetenzen nicht viel gebe, mal kühn als Feige ansprechen würde. Es handelt sich dabei indes nicht (wie in meiner Nase oft, ich bin bei Feigendüften äußerst mäkelig) um eine allzu weiche Matschfeige, süßlich, breit, konturlos, ins Kokossige spielende, sondern um eine frisch-zarte, taubenetzte, fast schon schneeüberzuckerte Varietät. Das passt insgesamt sehr gut.
Auch bei der Performanz kann man dezidiert nicht meckern. Die Abstrahlung ist kräftig, ohne zu erschlagen und der Duft ist nach abendlichem Testen am nächsten Morgen hautnah, aber durchaus deutlich noch zu spüren.
Nach einigen Versuchen mit unerquicklichen Ergebnissen wurden Frau von Spee und ich bei diesem Duft fündig, bei dem, wie bei Aldi und Lidl üblich, am Design, an der Vergabe eines sinnvollen Namens und an allem anderen gespart wird, dafür kostet er auch nur unter (!) 5 Euro.
Geknickert wird auch an Informationen, ich konnte weder eine Duftpyramide ausfindig machen, noch einen diskreten Hinweis, wozu dieser Duft ein Dupe ist (ich denke mal, diese Düfte sind meistens Dupes zu irgendwas). Vor-Rezensionen gibt es hier auch nicht, also versuche ich mal eine Ultra-Blind-Kurzbeschreibung:
Lovely begegnet als (sehr gefälliger) moderner, frischer, kühler, etwas sportlicher Duft. Wer aufgrund des (wahrscheinlich ausgewürfelten) Namens mit Blümchenkram, Naschwerk oder Balzhilfsstoffen gerechnet hatte, wird enttäuscht sein.
Die Verwendung von Synthetik wird nicht gescheut, aber das wird nicht erst seit Cool Water ja auch nicht mehr als Kapitalverbrechen behandelt. Die Frische mutet hier aber weniger aquatisch als, hiermit verschwägert, ozonig-ätherisch an. Ich fühle mich an Mirage von Harry Lehmann erinnert. Jener von mir als Sommerhitzeduft par excellence empfundene Lehmann gefällt mir ja sehr gut, leider kennt ihn kaum jemand, sodass der Querverweis den meisten Lesern nichts helfen wird.
Hinzu kommt eine (ebenfalls gefällige) fruchtige Note, die ich, obwohl ich auf meine Blindtestkompetenzen nicht viel gebe, mal kühn als Feige ansprechen würde. Es handelt sich dabei indes nicht (wie in meiner Nase oft, ich bin bei Feigendüften äußerst mäkelig) um eine allzu weiche Matschfeige, süßlich, breit, konturlos, ins Kokossige spielende, sondern um eine frisch-zarte, taubenetzte, fast schon schneeüberzuckerte Varietät. Das passt insgesamt sehr gut.
Auch bei der Performanz kann man dezidiert nicht meckern. Die Abstrahlung ist kräftig, ohne zu erschlagen und der Duft ist nach abendlichem Testen am nächsten Morgen hautnah, aber durchaus deutlich noch zu spüren.
34 Antworten


Kann ich jedem Parfumo empfehlen der in Berlin lebt oder zu Besuch ist!
Ich schrecke ja genau wie Du vor nichts zurück. Teste alles. Und über gelungene Cheapies freue ich mich grundsätzlich. Es geht um die Duftwahrnehmung und die Lebensfreude. Nicht um Luxus.
Ich muss jetzt gleich mal nach den Videos googeln, bei denen sich die Leute einen kleinen Magneten an den Oberarm halten. Oder stelle ich mir was Falsches vor?
Mein günstigster Duft liegt ebenfalls in diesem Preisrange. Marc Aurèle von einem Detailhandelsunternehmen. Der Duft wird zumindest einem halbwegs selbstreflektierten Marc Aurel gerecht.
Aber bei Feige hier bin ich sowieso raus ;-)!
Nichtsdestotrotz eine sehr schöne, informative Beschreibung!!
Daneben stand wohl auch der von Dir genannte, hätt ich doch den genommen, aber ich traute mich nicht.
Dabei fand ich den Namen der 'Marke', Suddenly, total Hochkultur-satisfaktionsfähig. Über Plötzlichkeits-Ästhetik publizierte Karlheinz Bohrer stapelweise MERKUR-Artikel & Suhrkamp-Bücher...!
Bei billigen Dupes in Discountern muss man sich immer fragen: Welche Düfte werden da kopiert? Meist sind das Parfüms, die beim Mainstream beliebt sind wie La vie est belle oder Alien, Hypnotic Poison, Chanel 5 usw. Also bekannte Düfte, die inzwischen dank Werbung beim Mainstream angekommen sind. Ich bin kein Snob, aber Parfum hat für mich etwas mit Luxus zu tun, mit "sich etwas gönnen".
Wird bei Gelegenheit mal geschnuppert.
Und ich bin bei Feige nicht so feige ;-)
Im hier als ähnlich angegebenen J'adore ist allerdings keine Feige, das ist ein seifensauberer Blumenduft mit Rose und Jasmin.