14.01.2013 - 15:26 Uhr
Apicius
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Apicius
Top Rezension
65
Für Gourmets, nicht für Gourmands
Fabelwesen, Feen, Naturgeister, die an moosigen Quellen hausen und geheimnisvolle Tränke brauen - das sind die keltischen Korrigane, die hier ihren Namen herleihen. An Geschichten hat es Gilles Thevenin und seiner Marke Lubin noch nie gemangelt, und wenn Werbung Kunst sein kann, dann lässt sich das an der wunderbaren Web-Präsentation von Lubin erfahren.
Wer nun bei Korrigan an ein grünes Wald-und Wiesenparfum oder gar an Miraculix' Zaubertank denkt, liegt ganz falsch. Die Idee Korrigan scheint mir auf der Annahme zu beruhen, dass diejenigen, die für mystische Kelten-Romantik empfänglich sind, etwas ganz anderes ebenfalls mögen: einen sinnlichen Bettlakenduft mit leckerer Gourmand-Note.
Ein „Likör aus Karamellholz“ prägt die Kopfnote, in der Pyramide unzureichend beschrieben mit den Noten Whiskey und Cognac. Ich zögere, hier von Karamellbonbon zu sprechen, das wäre viel zu simpel. Zum Buttertoffee gesellt sich ein wärmender Schnaps, ein wenig Booziness. Und eine anheimelnde Würzigkeit mag man dem Safran zuschreiben. Gleichzeitig bilden aber bereits cremige und milchige Moschusnoten einen Hintergrund, der betont sauber und aufgeräumt wirkt. Ich möchte das als ein Art Italienische-Eisdielen-Akkord sehen: es sind die köstlichen Aromen, die von Sorten wie Malaga, Pistazie, Haselnuss oder Torrone ausgehen, verbunden mit dem Eindruck jener kühlen Sauberkeit, die die Herstellung von Speiseeis erfordert. Wem hat sich das nicht in Kindertagen eingeprägt?
Nach einer Weile verlassen uns die Gourmand-Noten, es geht etwas leiser weiter. Ein cremiger, weicher Akkord bleibt uns, ein Hautduft im doppelten Sinn, denn er zieht sich dorthin zurück, und er duftet auch so. Erst ganz zum Ende der Präsentation verrät uns die Lubin-Webseite, worum es ihnen eigentlich geht: die Darstellung von Intimität, Sinnlichkeit und privaten Momenten.
Wiederum wäre auch dieser Akkord mit „cremiger Moschus“ vollkommen unzureichend beschrieben, dazu wirkt er auf mich viel zu komplex. Doch Leder, Vetiver, Zeder und Oud vermag ich nicht gesondert zu riechen. Allenfalls fügt eine minimale dunkle Harzigkeit einen herberen Aspekt hinzu.
Persönlich bin ich überhaupt kein Freund von Gourmand-Düften, doch Korrigan begeistert mich in jeder Hinsicht, und die Gründe sind schon fast zu vielfältig, um sie alle aufzuzählen.
Zunächst einmal hat Gilles Thevenin eine gute Hand bei der Auswahl seiner Parfümeure, denen er offenbar die Zeit lässt, die für die Entwicklung eines wirklich guten Parfums erforderlich ist. Ich denke, das kann man riechen, und zwar an einer gewissen Homogenität des Dufts. Die Noten wirken nicht wie einzeln nebeneinandergestellt; es ist etwas Eigenes entstanden, von großer Eleganz und Schönheit.
Dann fällt mir an Korrigan ein Grundgerüst auf, das ich in den meisten anderen Parfums sehr problematisch finde: Ich meine die spektakuläre Kopfnote, hinter der es dann deutlich zurückhaltender weiter geht. Selten finden solche Parfums meine Zustimmung - denn ihnen ist meist vorzuwerfen, dass sie auf den kurzfristigen Eindruck setzen, auf Schnellkäufer abzielen, die dann nur umso enttäuschter sind.
Bei Korrigan ist das ganz anders. Wenn das ein Parfum sein soll, das man gemäß Lubin für „intime Momente aufbewahrt“, dann muss es etwas Besonderes bleiben. Dann darf das Erlebnis Korrigan vor allem nicht beliebig reproduzierbar sein, wie ein gewöhnliches Karamellbonbon. Tatsächlich kann man Korrigan in voller Schönheit nur einmal am Abend haben – wenn die Kopfnote verblasst, bleibt nur die Erinnerung und der leise Ausklang. Ein zu frühes Nachlegen bringt die schöne Kopfnote nicht oder nicht vollständig zurück – man verstärkt im wesentlichen damit nur die noch vorhandene Basisnote. Korrigan ist letztlich ein Gourmand-Duft für Parfum-Gourmets, nicht für Gourmands!
Schließlich passen die beiden Teile von Korrigan ausgesprochen gut zusammen – angesichts der unterschiedlichen Themen ist das keine Selbstverständlichkeit. Denn die meisten Gourmand-Düfte finde ich ziemlich unerotisch, und sinnliche Moschusdüfte sind dagegen nur selten lecker. Korrigan ist beides. Es gefällt mir damit auch deutlich besser als Lubin's Idole, der als direkter Vorgänger gelten kann. Denn auch dort gibt es eine spektakuläre, herrlich besoffene Kopfnote, darauf wird alles viel beliebiger und zurückhaltender. Dort fehlt mir noch die Klammer, welche wie im Fall von Korrigan den Drydown für den Gesamtduft in ein Konzept einordnet.
Das Auge riecht mit – nicht zuletzt wird man Lubin für die Gestaltung des cremefarbenen Flakons beglückwünschen müssen: eine Form, die mit organischen Rundungen der Hand schmeichelt, während die Kappe einerseits einen dynamischen Aspekt einbringt, andererseits aber auch an die archaische Strenge des Ethno-Themas von Idole erinnert.
Das stärkste Argument für Korrigan ist ganz simpel: seine Schönheit. Als Bettlakenduft bringt Korrigan wie kein zweites Parfum Zärtlichkeit und Intimität zum Ausdruck, weniger den wilden Sex. Und als Gourmand-Parfum duftet Korrigan viel leckerer als jedes vergleichbare Lebensmittel. Eine Praline oder ein Bonbon, welche so gut schmecken wie Korrigan riecht – das kenne ich nicht.
Wer nun bei Korrigan an ein grünes Wald-und Wiesenparfum oder gar an Miraculix' Zaubertank denkt, liegt ganz falsch. Die Idee Korrigan scheint mir auf der Annahme zu beruhen, dass diejenigen, die für mystische Kelten-Romantik empfänglich sind, etwas ganz anderes ebenfalls mögen: einen sinnlichen Bettlakenduft mit leckerer Gourmand-Note.
Ein „Likör aus Karamellholz“ prägt die Kopfnote, in der Pyramide unzureichend beschrieben mit den Noten Whiskey und Cognac. Ich zögere, hier von Karamellbonbon zu sprechen, das wäre viel zu simpel. Zum Buttertoffee gesellt sich ein wärmender Schnaps, ein wenig Booziness. Und eine anheimelnde Würzigkeit mag man dem Safran zuschreiben. Gleichzeitig bilden aber bereits cremige und milchige Moschusnoten einen Hintergrund, der betont sauber und aufgeräumt wirkt. Ich möchte das als ein Art Italienische-Eisdielen-Akkord sehen: es sind die köstlichen Aromen, die von Sorten wie Malaga, Pistazie, Haselnuss oder Torrone ausgehen, verbunden mit dem Eindruck jener kühlen Sauberkeit, die die Herstellung von Speiseeis erfordert. Wem hat sich das nicht in Kindertagen eingeprägt?
Nach einer Weile verlassen uns die Gourmand-Noten, es geht etwas leiser weiter. Ein cremiger, weicher Akkord bleibt uns, ein Hautduft im doppelten Sinn, denn er zieht sich dorthin zurück, und er duftet auch so. Erst ganz zum Ende der Präsentation verrät uns die Lubin-Webseite, worum es ihnen eigentlich geht: die Darstellung von Intimität, Sinnlichkeit und privaten Momenten.
Wiederum wäre auch dieser Akkord mit „cremiger Moschus“ vollkommen unzureichend beschrieben, dazu wirkt er auf mich viel zu komplex. Doch Leder, Vetiver, Zeder und Oud vermag ich nicht gesondert zu riechen. Allenfalls fügt eine minimale dunkle Harzigkeit einen herberen Aspekt hinzu.
Persönlich bin ich überhaupt kein Freund von Gourmand-Düften, doch Korrigan begeistert mich in jeder Hinsicht, und die Gründe sind schon fast zu vielfältig, um sie alle aufzuzählen.
Zunächst einmal hat Gilles Thevenin eine gute Hand bei der Auswahl seiner Parfümeure, denen er offenbar die Zeit lässt, die für die Entwicklung eines wirklich guten Parfums erforderlich ist. Ich denke, das kann man riechen, und zwar an einer gewissen Homogenität des Dufts. Die Noten wirken nicht wie einzeln nebeneinandergestellt; es ist etwas Eigenes entstanden, von großer Eleganz und Schönheit.
Dann fällt mir an Korrigan ein Grundgerüst auf, das ich in den meisten anderen Parfums sehr problematisch finde: Ich meine die spektakuläre Kopfnote, hinter der es dann deutlich zurückhaltender weiter geht. Selten finden solche Parfums meine Zustimmung - denn ihnen ist meist vorzuwerfen, dass sie auf den kurzfristigen Eindruck setzen, auf Schnellkäufer abzielen, die dann nur umso enttäuschter sind.
Bei Korrigan ist das ganz anders. Wenn das ein Parfum sein soll, das man gemäß Lubin für „intime Momente aufbewahrt“, dann muss es etwas Besonderes bleiben. Dann darf das Erlebnis Korrigan vor allem nicht beliebig reproduzierbar sein, wie ein gewöhnliches Karamellbonbon. Tatsächlich kann man Korrigan in voller Schönheit nur einmal am Abend haben – wenn die Kopfnote verblasst, bleibt nur die Erinnerung und der leise Ausklang. Ein zu frühes Nachlegen bringt die schöne Kopfnote nicht oder nicht vollständig zurück – man verstärkt im wesentlichen damit nur die noch vorhandene Basisnote. Korrigan ist letztlich ein Gourmand-Duft für Parfum-Gourmets, nicht für Gourmands!
Schließlich passen die beiden Teile von Korrigan ausgesprochen gut zusammen – angesichts der unterschiedlichen Themen ist das keine Selbstverständlichkeit. Denn die meisten Gourmand-Düfte finde ich ziemlich unerotisch, und sinnliche Moschusdüfte sind dagegen nur selten lecker. Korrigan ist beides. Es gefällt mir damit auch deutlich besser als Lubin's Idole, der als direkter Vorgänger gelten kann. Denn auch dort gibt es eine spektakuläre, herrlich besoffene Kopfnote, darauf wird alles viel beliebiger und zurückhaltender. Dort fehlt mir noch die Klammer, welche wie im Fall von Korrigan den Drydown für den Gesamtduft in ein Konzept einordnet.
Das Auge riecht mit – nicht zuletzt wird man Lubin für die Gestaltung des cremefarbenen Flakons beglückwünschen müssen: eine Form, die mit organischen Rundungen der Hand schmeichelt, während die Kappe einerseits einen dynamischen Aspekt einbringt, andererseits aber auch an die archaische Strenge des Ethno-Themas von Idole erinnert.
Das stärkste Argument für Korrigan ist ganz simpel: seine Schönheit. Als Bettlakenduft bringt Korrigan wie kein zweites Parfum Zärtlichkeit und Intimität zum Ausdruck, weniger den wilden Sex. Und als Gourmand-Parfum duftet Korrigan viel leckerer als jedes vergleichbare Lebensmittel. Eine Praline oder ein Bonbon, welche so gut schmecken wie Korrigan riecht – das kenne ich nicht.
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