25.03.2015 - 16:04 Uhr
Meggi
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Wechselwarmes Gesellenstück - Auf der Suche nach dem Heiligen Kral
Wenn ich mich recht erinnere, war oder ist Kral ein Standard-Kreuzworträtsel-Wort. Ich meine jedenfalls, den Begriff in diesem Kontext als Kind erstmals gehört zu haben. Ein Kral ist ursprünglich eine befestigte kleine Siedlung in gewissen Sub-Sahara-Gegenden - die Umschreibung war seinerzeit freilich zweifellos eine andere, geringschätzige….
Auf Afrika komme ich aus dem naheliegenden Grund, dass die Marketing-Abteilung von Lubin in dieser Hinsicht mächtig auf die Ka…Pauke gehauen hat. Ist zwar alles schon zehn Jahre alt, aber seither nicht vernünftiger geworden. Der kitschige Masken-Flakon ist nämlich nur ein Aspekt des Füllhorns an wilden, geradezu weltweit zusammengeklaubten Ideen. Textlich und bildhaft bemüht werden (eine Auswahl; Ergänzungen nach bestem Wissen unter vertretbarem Aufwand recherchiert):
1. Der Indische Ozean
2. Makassar, die Hauptstadt der indonesischen Provinz Südsulawesi/Celebes, unter Bezugnahme auf die Zeit des einstigen Niederländisch-Indien (heute im Wesentlichen Indonesien)
3. Eine nicht näher benannte nubische Göttin, halt besagtes „Idol“ aus Holz (Nubien: heute Teil von Ägypten/Sudan)
4. Okoumé, ein Holz aus Gabun und Nachbarländern an der Westküste Afrikas; eine Erwähnung von Voodoo darf dabei offenbar nicht fehlen – egal, dass das schlappe 2.000 bzw. 9.000 Kilometer weiter gen Westen gehört.
5. Madagaskar am Morgen, über einem Foto der…afrikanischen Savanne?!?!?
6. „Liqueur de bois“, das muss eine Art Piment-Likör sein. Herkunft: Antillen
7. Zuckerrohr, dessen eigentliche Heimat anscheinend Ostasien ist
Und zum Flakon: Es stellen sich irgendwelche Nomaden(!)völker dem Sturm, während sie zwischen Ostafrika bzw. Sansibar zu den Sunda-Inseln bzw. nach Makassar unterwegs sind und die Holzfigur-Gottheit da rüberschippern. Seenomaden sind mir ein Begriff, allerdings sind hier Leute gemeint, die sich in einer Feluke - an deren Segel soll der Bembel erinnern – quer über den Indischen Ozean trauen. Ein solches Unterfangen bedarf sicherlich göttlichen Beistands. Als ob derlei jemals ein inspirierender Gedanke gewesen wäre….
Ich finde, als Überschrift zu diesem Potpourri war ein kleines Wortspiel mit dem Kral erlaubt. Und es geht noch schlechter: Leute, lasst den Kral im Dorf! Mer losse d'r Kral en Sub-Sahara-Afrika. Das ging bei Lubin wohl deutlich übers Ziel hinaus. Das Zeug ist ja nicht schlecht; bloß ist der erratische Marketing-Unfug dem Gebotenen uneinholbar enteilt.
Zurück auf den Boden der Tatsachen: Wir kriegen nach dem Auftragen als erstes Rum geboten. Der wirkt zunächst nicht ganz so adstringierend, wie es etwa ein hartgas-unerfahrener Mensch beim Primär-Kontakten damit empfindet. Aber sobald der Kümmel kommt, und der kommt rasch, kriegt der Rum diese leicht metallische Note wie der Kurz-vor-Kotz-Geschmack im Mund, wenn man rum-unerfahren ist und einen ordentlichen Schluck davon trinken muss. Womöglich geht es um einen in Niederländisch-Indien schanghaiten Schiffsjungen, der zur Belustigung der Besatzung an Bord gleich mal vollends abgefüllt wird.
Der Kümmel bringt bereits eine Ahnung jener rauchigen Note mit, die im Verlauf an Bedeutung gewinnt. Außerdem hat er Muskatnuss oder Nelke im Gepäck. Gebadet in Rum. Der schwächt sich in der Folge zwar allmählich ab, bleibt indes stundenlang spürbar. Orange ist O. K., obwohl weniger bitter und weniger Schale als dasteht.
Nach drei Stunden wirkt Idole regelrecht angekokelt. Ich mag das. Die Ansage dazu ist „geräuchertes Ebenholz“. Ebenholz. Aha. Muss ein Irrtum sein, es handelt sich unverkennbar um Ostindisches Palisander…. Das ist natürlich Blödsinn, ich habe keine Ahnung von den speziellen geruchlichen Eigenheiten geräucherten Ebenholzes. Wie irre man hier wird, zeigt sich daran, dass ich bei „geräuchertes Ebenholz“ fast nicht lachen musste. Aber nur fast. Ich finde ohnehin, es riecht eher wie kratzige Myrrhe. Doch sehr zurückhaltend.
Gegen Mittag habe ich nicht allein den angabegemäßen Sandelholz- sondern auch einen Moschus-Eindruck. Ein paar Gewürz-Moleküle hüpfen daneben auf und ab. Am frühen Nachmittag ist der Duft praktisch verschwunden wie die Feluke (hoffentlich) am Horizont. Es verbleibt lediglich eine dezente Holz-Anmutung auf der Haut. Leder und Sandelholz geht als Behauptung in Ordnung. Zeder vielleicht noch. Und Vetiver. Trotzdem: Im alten Niederländisch-Indien war bestimmt mehr los als auf meinem Handgelenk.
Kurzes Vergnügen. Und überhaupt ist der Kollege sehr still, außer zu Anfang. Braucht er mehr Wärme? Möglicherweise ist er wechselwarm, der Gute?
Fazit: Ich finde das alles einigermaßen ordentlich, gleichwohl nicht berauschend. Wichtiger wird mithin meine Erinnerung, dass mir bei einem lange zurückliegenden Laden-Test die Damen-Version von Idole wesentlich besser gefallen hatte als die vorliegende. Lassen wir die Feluke also ohne uns hinfortsegeln, denn ein ausgiebiger Test des EdP scheint mir zielführender. Vermutlich war das EdT zum Üben, sozusagen das Gesellenstück.
Vielen Dank an Angelliese!
Auf Afrika komme ich aus dem naheliegenden Grund, dass die Marketing-Abteilung von Lubin in dieser Hinsicht mächtig auf die Ka…Pauke gehauen hat. Ist zwar alles schon zehn Jahre alt, aber seither nicht vernünftiger geworden. Der kitschige Masken-Flakon ist nämlich nur ein Aspekt des Füllhorns an wilden, geradezu weltweit zusammengeklaubten Ideen. Textlich und bildhaft bemüht werden (eine Auswahl; Ergänzungen nach bestem Wissen unter vertretbarem Aufwand recherchiert):
1. Der Indische Ozean
2. Makassar, die Hauptstadt der indonesischen Provinz Südsulawesi/Celebes, unter Bezugnahme auf die Zeit des einstigen Niederländisch-Indien (heute im Wesentlichen Indonesien)
3. Eine nicht näher benannte nubische Göttin, halt besagtes „Idol“ aus Holz (Nubien: heute Teil von Ägypten/Sudan)
4. Okoumé, ein Holz aus Gabun und Nachbarländern an der Westküste Afrikas; eine Erwähnung von Voodoo darf dabei offenbar nicht fehlen – egal, dass das schlappe 2.000 bzw. 9.000 Kilometer weiter gen Westen gehört.
5. Madagaskar am Morgen, über einem Foto der…afrikanischen Savanne?!?!?
6. „Liqueur de bois“, das muss eine Art Piment-Likör sein. Herkunft: Antillen
7. Zuckerrohr, dessen eigentliche Heimat anscheinend Ostasien ist
Und zum Flakon: Es stellen sich irgendwelche Nomaden(!)völker dem Sturm, während sie zwischen Ostafrika bzw. Sansibar zu den Sunda-Inseln bzw. nach Makassar unterwegs sind und die Holzfigur-Gottheit da rüberschippern. Seenomaden sind mir ein Begriff, allerdings sind hier Leute gemeint, die sich in einer Feluke - an deren Segel soll der Bembel erinnern – quer über den Indischen Ozean trauen. Ein solches Unterfangen bedarf sicherlich göttlichen Beistands. Als ob derlei jemals ein inspirierender Gedanke gewesen wäre….
Ich finde, als Überschrift zu diesem Potpourri war ein kleines Wortspiel mit dem Kral erlaubt. Und es geht noch schlechter: Leute, lasst den Kral im Dorf! Mer losse d'r Kral en Sub-Sahara-Afrika. Das ging bei Lubin wohl deutlich übers Ziel hinaus. Das Zeug ist ja nicht schlecht; bloß ist der erratische Marketing-Unfug dem Gebotenen uneinholbar enteilt.
Zurück auf den Boden der Tatsachen: Wir kriegen nach dem Auftragen als erstes Rum geboten. Der wirkt zunächst nicht ganz so adstringierend, wie es etwa ein hartgas-unerfahrener Mensch beim Primär-Kontakten damit empfindet. Aber sobald der Kümmel kommt, und der kommt rasch, kriegt der Rum diese leicht metallische Note wie der Kurz-vor-Kotz-Geschmack im Mund, wenn man rum-unerfahren ist und einen ordentlichen Schluck davon trinken muss. Womöglich geht es um einen in Niederländisch-Indien schanghaiten Schiffsjungen, der zur Belustigung der Besatzung an Bord gleich mal vollends abgefüllt wird.
Der Kümmel bringt bereits eine Ahnung jener rauchigen Note mit, die im Verlauf an Bedeutung gewinnt. Außerdem hat er Muskatnuss oder Nelke im Gepäck. Gebadet in Rum. Der schwächt sich in der Folge zwar allmählich ab, bleibt indes stundenlang spürbar. Orange ist O. K., obwohl weniger bitter und weniger Schale als dasteht.
Nach drei Stunden wirkt Idole regelrecht angekokelt. Ich mag das. Die Ansage dazu ist „geräuchertes Ebenholz“. Ebenholz. Aha. Muss ein Irrtum sein, es handelt sich unverkennbar um Ostindisches Palisander…. Das ist natürlich Blödsinn, ich habe keine Ahnung von den speziellen geruchlichen Eigenheiten geräucherten Ebenholzes. Wie irre man hier wird, zeigt sich daran, dass ich bei „geräuchertes Ebenholz“ fast nicht lachen musste. Aber nur fast. Ich finde ohnehin, es riecht eher wie kratzige Myrrhe. Doch sehr zurückhaltend.
Gegen Mittag habe ich nicht allein den angabegemäßen Sandelholz- sondern auch einen Moschus-Eindruck. Ein paar Gewürz-Moleküle hüpfen daneben auf und ab. Am frühen Nachmittag ist der Duft praktisch verschwunden wie die Feluke (hoffentlich) am Horizont. Es verbleibt lediglich eine dezente Holz-Anmutung auf der Haut. Leder und Sandelholz geht als Behauptung in Ordnung. Zeder vielleicht noch. Und Vetiver. Trotzdem: Im alten Niederländisch-Indien war bestimmt mehr los als auf meinem Handgelenk.
Kurzes Vergnügen. Und überhaupt ist der Kollege sehr still, außer zu Anfang. Braucht er mehr Wärme? Möglicherweise ist er wechselwarm, der Gute?
Fazit: Ich finde das alles einigermaßen ordentlich, gleichwohl nicht berauschend. Wichtiger wird mithin meine Erinnerung, dass mir bei einem lange zurückliegenden Laden-Test die Damen-Version von Idole wesentlich besser gefallen hatte als die vorliegende. Lassen wir die Feluke also ohne uns hinfortsegeln, denn ein ausgiebiger Test des EdP scheint mir zielführender. Vermutlich war das EdT zum Üben, sozusagen das Gesellenstück.
Vielen Dank an Angelliese!
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