Care 1979 Eau de Toilette

Pollita
06.01.2023 - 05:29 Uhr
41
Top Rezension
8
Flakon
9
Duft

Plötzlich ist Duft so unfassbar toll!

Ist es legitim, wenn ich eine Rezension zu einem Duft verfasse, den ich über 30 Jahre nicht gerochen habe? Oh ja, ich habe noch alle Reize genau vor mir. Optisch sowie auch akustisch und olfaktorisch. Die Fernsehwerbung zu den Care-Produkten lief rauf und runter. Überhaupt schienen Düfte und Pflege für Herren Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger so richtig angesagt zu sein.

Real begegnete ich dem Duft, besser gesagt dem Deodorant, das ich hier natürlich sofort wiedererkannt habe, 1991. Ich hatte eine Brieffreundin in einer benachbarten Kreisstadt. Ich durfte sie zunächst übers Wochenende besuchen und ein paar Wochen später mit ihr und ihrer Familie eine Woche in Spanien in deren Ferienhaus verbringen. Wir Mädels waren beide 14. Sie hatte einen 18-jährigen Bruder, in den ich mich auf den ersten Blick ganz schwer verknallt hatte. Und dieser Bruder, der trug Care. Also das Deo.

Zuvor hatte ich Herrendüfte ja immer als fürchterlich empfunden. Ich erinnere mich nicht mal mehr genau, was mein Vater so alles getragen hatte, aber damals roch für mich fast alles einfach nur scheußlich. Und jetzt passierte plötzlich das. Ich konnte nicht mehr aufhören zu schnuppern und war praktisch wie hypnotisiert.

Und das von einem recht klassischen Duft, der aber, daran erinnere ich mich ganz genau, schon recht weiche, fast vanillige Züge hatte. Ich erinnere mich natürlich an Eichenmoos, aber auch an warme, einhüllende Gewürznoten. Nicht so süß und teilweise quietschig, wie es heutzutage modern ist, sondern richtig fein maskulin und dabei so anschmiegsam und schön. Mein Hirn meint, es könnte Kardamom dabei gewesen sein und eventuell eine weiche Ledernote. Woran ich mich gut erinnere, sind teilweise balsamische Töne. Labdanum würde ich vermuten, was ja auch wieder für klassische Elemente sorgt. Etwas Ambriertes, das die Vanilleeindrücke erklärt, die ich teilweise hatte, auf jeden Fall Moschus, denn ansonsten hätte ich auf diesen Duft nicht mit so viel Begeisterung reagiert. Ganz sicher auch ein Hauch Patchouli. Der durfte damals in keinem klassischem Herrenduft fehlen.

So, das war jetzt einmal lustig-buntes Rätselraten. Wie gesagt, das ist über 30 Jahre her. Was würde ich dafür geben, den noch einmal unter mein Schnäbelchen zu bekommen. Hat er noch diese Magie? Oder war es einfach nur der Träger, der mich damals so wuschig gemacht hat?

Ich habe absolut keinen blassen Schimmer, aber schön wars, auch wenn er, obwohl er sehr nett war, natürlich keinerlei Interesse an einer 14-Jährigen hatte. Für ein Duftkompliment oder überhaupt ein Kompliment war ich natürlich viel zu schüchtern, so als Kind. Aber dass ich ein Faible für schöne Düfte habe, das habe ich damals schon erfahren dürfen.
35 Antworten