15.05.2014 - 04:15 Uhr
Naaase
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Naaase
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Kurztrip nach Florenz
Kurztrip nach Florenz
"Oh mein liebes Väterchen,
ich liebe ihn, er ist so schön;
ich will zur Porta Rossa gehen,
um den Ehering zu kaufen!
Ja, ja, ich will dorthin gehen !
Und wenn ich ihn vergeblich liebte,
würde ich zum Ponte Vecchio gehen
und mich in den Arno stürzen!
Ich zerstöre und quäle mich!
O Gott, ich möchte sterben!
Vater, hab’ Mitleid, hab’ Mitleid!"
"O mio babbino caro" („Oh mein liebes Väterchen“) ist der Name einer Arie aus Giacomo Puccinis einaktiger Oper "Gianni Schicchi". Diese Sopran-Arie wird von der Tochter der Titelfigur Gianni Schicchi, Lauretta, in der Mitte der Oper gesungen. Lauretta berichtet darin ihrem Vater von ihrer großen Liebe zu dem jungen Rinuccio . Diese Liebe soll sogar soweit gehen, dass Lautetta damit droht, sich zum Ertrinken von der Brücke "Pontevecchio" in den Fluss "Arno" zu stürzen, falls diese Liebe nicht in Erfüllung gehe.
Die "Pontevecchio" ist die älteste Brücke über den Fluss Arno in der italienischen Stadt Florenz und ist zudem eine der ältesten Segmentbogenbrücken der Welt.
Denn: Schon zu etruskischer Zeit existierte hier ein Flussübergang. Nachdem 1333 ein Hochwasser eine an derselben Stelle stehende Holzbrücke zerstört hatte, wurde in zwölfjähriger Bauzeit die heutige Brücke aus Stein errichtet. Seitlich entlang der Brücke befinden sich seit 1345 lückenlos aneinandergereiht kleine Läden mit zur Brücke hin gerichtetem Eingang.
Ursprünglich waren auf der Brücke hauptsächlich Schlachter und Gerber ansässig. Die Schlachter pflegten jedoch, ihre stinkenden Abfälle in den Arno zu werfen. Die Gerber waren indes auch nicht besser: Sie wuschen ihre Stoffe, die zuvor mit Pferdeurin gegerbt wurden. 1565 wurden die Angehörigen dieser beiden Gewerbe jedoch per Dekret von Cosimos I. de’ Medici durch Goldschmiede ersetzt, da diese keinen Abfall -jedenfalls nicht einen derart übelriechenden- produzieren. Noch heute befinden sich zahlreiche Juweliere in den kleinen Läden auf der Brücke.
Diese Brücke war aber auch schon Kulisse zahlreicher Filme:
So stellt in Roberto Rossellini's Episodenfilm "Paisà" die Brücke den Frontabschnitt des Bürgerkrieges zwischen den Schwarzen Brigaden Mussolinis und den kommunistisch geführten Partisaneneinheiten dar.
Auch in dem im Jahre 2001 erschienenen Film "Hannibal" (u.a. mit Anthony Hopkins, Juliane Moore und Gary Oldman) spielt eine Szene an den Ufern des Arno, ganz in der Nähe der Pontevecchio.
Gründe genug, um diesem berühmten Bauwerk mit einem Duft zu huldigen. Dieses Vorhaben unternahm Marie Duchêne für den von mir so geschätzten italienischen Hersteller "Nobile 1942":
Der Duft beginnt erwartungsgemäß fruchtig. Nicht spitz, es ist vielmehr eine reife Bergamotte, die uns da begrüßt. Sie kommt nicht alleine, denn sie ist in Begleitung einer nicht minder reifen Madarine. Fruchtig und leicht süß. Aber: Hier sprechen wir über einen Duft, der um das Thema "sommerlich leichter Weihrauch" kreiert ist. Aber ist denn ein weihrauchgeprägter Duft nicht immer schwer und fordernd ? Marie Duchêne zeigt uns, das dies nicht der Fall sein muss: Natürlich, man verspürt sogleich, dass "Pontevecchio" ein Duft ist, in dem Weihrauch eine zentrale Rolle spielen will und tatsächlich auch spielt. Dieser "südländisch angehauchte" Weihrauch ist jedoch anfangs fruchtig unterlegt und weht einem angenehm um die Nase. Nicht schwer und beileibe nicht erdrückend. Stets locker leicht tänzelnd ruft er uns ein südländisches "Ciao" entgegen.
Im weiteren Verlauf kommen sogar noch florale Noten hinzu. Ja, es ist sogar ein ganzer Sommer-Blumenstrauß, der hier auf der offensichtlich benachbarten Wiese gepflückt wurde: Ich vernehme Iris und Jasmin. Nach den Angaben in der Duftpyramide soll sogar noch Geranie mit von der Partie sein.
Man glaubt, das Wasser des Flusses "Arno" unter der Brücke plätschern zu hören und vor allem zu riechen. Es ist nicht das wild sprudelnde Wasser Dior's Meisterwerk "Eau Sauvage", sondern der eher ruhig und gemütlich fließende "Arno". In der Nähe hat doch da jemand vergessen, die schwere Holztüre mit den kunstvoll angebrachten Eisenbeschlägen der kleinen aber liebevoll verzierten katholischen Kirche zu schließen, so dass von dort ein sanfter Weihrauch-Duft über die benachbarte Blumenwiese herüber weht.
In der Basis wird's dann noch einmal richtig männlich: Ein sanfter Moschus und würziges Patchouli erfreuen unsere Nase. Das verleiht diesem Duft einen sehr schönen Tiefgang. Doch geht dieser keinesfalls zu Lasten dieser wundervollen sommerlichen Leichtigkeit, die "Pontevecchio" trotz des Weihrauchs besitzt. Am Ende klingt dieses Werk leicht krautig-hölzern aus, nachdem es uns viele Stunden dadurch erfreut hat, dass wir olfaktorisch an einen anderen Ort versetzt wurden.
Mein Fazit:
Richtig schön gemachter Italiener mit seiner Interpretation rund um das Thema "Weihrauch". Entgegen meinen Erwartungen wurde unserem Weihrauch hier auch nicht einfach ein "mediterraner Stempel" aufgedrückt. Nein, nein und nochmals: Nein ! Man kann förmlich die Stadt Florenz riechen. Und da ist dieser wunderbare Duft allenfalls günstiger als ein Kurztrip dorthin.
Absolute Kaufempfehlung !
"Oh mein liebes Väterchen,
ich liebe ihn, er ist so schön;
ich will zur Porta Rossa gehen,
um den Ehering zu kaufen!
Ja, ja, ich will dorthin gehen !
Und wenn ich ihn vergeblich liebte,
würde ich zum Ponte Vecchio gehen
und mich in den Arno stürzen!
Ich zerstöre und quäle mich!
O Gott, ich möchte sterben!
Vater, hab’ Mitleid, hab’ Mitleid!"
"O mio babbino caro" („Oh mein liebes Väterchen“) ist der Name einer Arie aus Giacomo Puccinis einaktiger Oper "Gianni Schicchi". Diese Sopran-Arie wird von der Tochter der Titelfigur Gianni Schicchi, Lauretta, in der Mitte der Oper gesungen. Lauretta berichtet darin ihrem Vater von ihrer großen Liebe zu dem jungen Rinuccio . Diese Liebe soll sogar soweit gehen, dass Lautetta damit droht, sich zum Ertrinken von der Brücke "Pontevecchio" in den Fluss "Arno" zu stürzen, falls diese Liebe nicht in Erfüllung gehe.
Die "Pontevecchio" ist die älteste Brücke über den Fluss Arno in der italienischen Stadt Florenz und ist zudem eine der ältesten Segmentbogenbrücken der Welt.
Denn: Schon zu etruskischer Zeit existierte hier ein Flussübergang. Nachdem 1333 ein Hochwasser eine an derselben Stelle stehende Holzbrücke zerstört hatte, wurde in zwölfjähriger Bauzeit die heutige Brücke aus Stein errichtet. Seitlich entlang der Brücke befinden sich seit 1345 lückenlos aneinandergereiht kleine Läden mit zur Brücke hin gerichtetem Eingang.
Ursprünglich waren auf der Brücke hauptsächlich Schlachter und Gerber ansässig. Die Schlachter pflegten jedoch, ihre stinkenden Abfälle in den Arno zu werfen. Die Gerber waren indes auch nicht besser: Sie wuschen ihre Stoffe, die zuvor mit Pferdeurin gegerbt wurden. 1565 wurden die Angehörigen dieser beiden Gewerbe jedoch per Dekret von Cosimos I. de’ Medici durch Goldschmiede ersetzt, da diese keinen Abfall -jedenfalls nicht einen derart übelriechenden- produzieren. Noch heute befinden sich zahlreiche Juweliere in den kleinen Läden auf der Brücke.
Diese Brücke war aber auch schon Kulisse zahlreicher Filme:
So stellt in Roberto Rossellini's Episodenfilm "Paisà" die Brücke den Frontabschnitt des Bürgerkrieges zwischen den Schwarzen Brigaden Mussolinis und den kommunistisch geführten Partisaneneinheiten dar.
Auch in dem im Jahre 2001 erschienenen Film "Hannibal" (u.a. mit Anthony Hopkins, Juliane Moore und Gary Oldman) spielt eine Szene an den Ufern des Arno, ganz in der Nähe der Pontevecchio.
Gründe genug, um diesem berühmten Bauwerk mit einem Duft zu huldigen. Dieses Vorhaben unternahm Marie Duchêne für den von mir so geschätzten italienischen Hersteller "Nobile 1942":
Der Duft beginnt erwartungsgemäß fruchtig. Nicht spitz, es ist vielmehr eine reife Bergamotte, die uns da begrüßt. Sie kommt nicht alleine, denn sie ist in Begleitung einer nicht minder reifen Madarine. Fruchtig und leicht süß. Aber: Hier sprechen wir über einen Duft, der um das Thema "sommerlich leichter Weihrauch" kreiert ist. Aber ist denn ein weihrauchgeprägter Duft nicht immer schwer und fordernd ? Marie Duchêne zeigt uns, das dies nicht der Fall sein muss: Natürlich, man verspürt sogleich, dass "Pontevecchio" ein Duft ist, in dem Weihrauch eine zentrale Rolle spielen will und tatsächlich auch spielt. Dieser "südländisch angehauchte" Weihrauch ist jedoch anfangs fruchtig unterlegt und weht einem angenehm um die Nase. Nicht schwer und beileibe nicht erdrückend. Stets locker leicht tänzelnd ruft er uns ein südländisches "Ciao" entgegen.
Im weiteren Verlauf kommen sogar noch florale Noten hinzu. Ja, es ist sogar ein ganzer Sommer-Blumenstrauß, der hier auf der offensichtlich benachbarten Wiese gepflückt wurde: Ich vernehme Iris und Jasmin. Nach den Angaben in der Duftpyramide soll sogar noch Geranie mit von der Partie sein.
Man glaubt, das Wasser des Flusses "Arno" unter der Brücke plätschern zu hören und vor allem zu riechen. Es ist nicht das wild sprudelnde Wasser Dior's Meisterwerk "Eau Sauvage", sondern der eher ruhig und gemütlich fließende "Arno". In der Nähe hat doch da jemand vergessen, die schwere Holztüre mit den kunstvoll angebrachten Eisenbeschlägen der kleinen aber liebevoll verzierten katholischen Kirche zu schließen, so dass von dort ein sanfter Weihrauch-Duft über die benachbarte Blumenwiese herüber weht.
In der Basis wird's dann noch einmal richtig männlich: Ein sanfter Moschus und würziges Patchouli erfreuen unsere Nase. Das verleiht diesem Duft einen sehr schönen Tiefgang. Doch geht dieser keinesfalls zu Lasten dieser wundervollen sommerlichen Leichtigkeit, die "Pontevecchio" trotz des Weihrauchs besitzt. Am Ende klingt dieses Werk leicht krautig-hölzern aus, nachdem es uns viele Stunden dadurch erfreut hat, dass wir olfaktorisch an einen anderen Ort versetzt wurden.
Mein Fazit:
Richtig schön gemachter Italiener mit seiner Interpretation rund um das Thema "Weihrauch". Entgegen meinen Erwartungen wurde unserem Weihrauch hier auch nicht einfach ein "mediterraner Stempel" aufgedrückt. Nein, nein und nochmals: Nein ! Man kann förmlich die Stadt Florenz riechen. Und da ist dieser wunderbare Duft allenfalls günstiger als ein Kurztrip dorthin.
Absolute Kaufempfehlung !
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