29.04.2021 - 06:16 Uhr
FvSpee
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Neukölln 30 - Hic sunt leones
Die Serie 'Neukölln' mit traditionellen zitrischen Colognes werde ich heute mit Folge 30 schließen. Bei der Serie 'Colonialwaren', die holzige, würzige und krautige Colognes behandelt, und die momentan bei Folge 22 steht, wird bei 25 Schluss sein. Zusammen mit der ersten Serie 'Colonia statt Corona' werde ich dann 75 Kölnischwässer rezensiert und verglichen haben: ich hätte am Anfang nicht gedacht, dass das Thema sich so auswächst, aber mir macht es Spaß, diesen Kontinent zu erkunden. Ich hoffe, den Lesern wenigstens ein bisschen.
In Zukunft beabsichtige ich mich etwas weniger mit Colognes zu befassen, aber ganz ignoriert werden sie von mir natürlich nicht. Ich werde mit ihnen dann eine vierte Serie anfangen, die wieder 'gelbe/weiße' und 'braune' Colognes zusammen behandelt, wie die erste Serie.
Als Schlussstück von 'Neukölln' hab ich mir diesen Duft aufgehoben, der ein bisschen so tut, als ob er eigentlich Alt-Cölln wäre, nämlich das erste Cologne der Welt. Nach der Internetseite des Herstellers "feiert der Duft, auch als Acqua della Regina bekannt, das Parfum, dessen Entwicklung Caterina di Medici bei den Domikanermönchen 1533 in Auftrag gab, und das sie nach Frankreich mitnahm, als sie Heinrich von Valois heiratete".
Nun ja. Wer juristisch geschult ist, weiß, dass Formulierungen wie "dieser Duft feiert den Duft, der" meist von den Rechtsabteilungen der Unternehmen empfohlen werden, um einer Niederlage vor Gericht aus dem Weg zu gehen, wenn die Konkurrenz gegen unlautere Falschbehauptungen klagen würde. Mit anderen Worten, ich nehme an, dieser Duft hier hat rein gar nichts mit einem Duft von 1533 zu tun (falls es einen solchen überhaupt gibt), und das wurde hinter der blumigen Partylaunen-Formulierung versteckt. Ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, dass dieser Duft hier das Ur-Cologne ist, 250 Jahre älter als die von Farina Gegenüber, 4711 u.a., und dass dies in allen Standardwerken zur Geschichte der Kölnischwässer verborgen geblieben wäre.
Bei der Verwirrung kommt noch hinzu, dass dieser Duft bisweilen als "Colonia" also einfach "DAS" (traditionelle) Colonia dieser Firma bezeichnet wird (und so steht es auch auf dem Flakon, der hier auf Parfumo abgebildet ist), manchmal aber auch als "Santa Maria di Novella von Santa Maria di Novella" (so hier in der Parfumodatenbank oder ähnlich als "Acqua di Santa Maria di Novella von Santa Maria di Novella", so derzeit auf der Internetseite der Firma: https://uk.smnovella.com/products/7010311. Wie gerade gesagt, soll er angeblich auch noch 'Acqua della Regina' bekannt sein. Wie mir Yatagan, der sich auskennt, hoch und heilig versichert, soll das aber definitiv alles derselbe Duft sein.
Bei den Duftnoten sieht es ähnlich verwirrend aus, denn hier werden "weiße Blüten" angegeben, auf der Firmenhomepage dagegen u.a. Rosmarin und Lavendel (klassische Farina-Zutaten). Wie dem auch sei, mir ist das alles zu viel Mumpitz, Budenzauber und Hokuspokus, alles verliert sich in einem freundlichen südländischen ungefähren, in einer historisch nicht fassbareren Diffusion, bei der auf den Landkarten statt klarer geografischer Toponyme nur ein ebenso lakonisches wie poetisches "Hic sunt leones" verzeichnet ist.
Ich halte mich an den Duft (Danke an Yatagan für die Probe) und stelle nicht so poetisch, aber ebenso lakonisch, fest: Ein nach Projektion und Haltbarkeit knallhart und kompromisslos der Underperformance verschriebenes Wässerchen, gefällig klassisch zitrisch colognig, mit minimalen grünen Einschlägen, einer mittleren Süße und einer mir nicht ganz geheueren wattigen Weichheit (Moschusalarmstufe gelb).
Nach damit insgesamt vier Düften dieses Hauses (Russa, Sicilia, Cuba und das vorliegende), von denen mir keiner missfallen, mich aber auch keiner wirklich restlos begeistert hat, mache ich (trotz der schönen Flakons) an 'Santa Maria di Novella' einen Haken.
In Zukunft beabsichtige ich mich etwas weniger mit Colognes zu befassen, aber ganz ignoriert werden sie von mir natürlich nicht. Ich werde mit ihnen dann eine vierte Serie anfangen, die wieder 'gelbe/weiße' und 'braune' Colognes zusammen behandelt, wie die erste Serie.
Als Schlussstück von 'Neukölln' hab ich mir diesen Duft aufgehoben, der ein bisschen so tut, als ob er eigentlich Alt-Cölln wäre, nämlich das erste Cologne der Welt. Nach der Internetseite des Herstellers "feiert der Duft, auch als Acqua della Regina bekannt, das Parfum, dessen Entwicklung Caterina di Medici bei den Domikanermönchen 1533 in Auftrag gab, und das sie nach Frankreich mitnahm, als sie Heinrich von Valois heiratete".
Nun ja. Wer juristisch geschult ist, weiß, dass Formulierungen wie "dieser Duft feiert den Duft, der" meist von den Rechtsabteilungen der Unternehmen empfohlen werden, um einer Niederlage vor Gericht aus dem Weg zu gehen, wenn die Konkurrenz gegen unlautere Falschbehauptungen klagen würde. Mit anderen Worten, ich nehme an, dieser Duft hier hat rein gar nichts mit einem Duft von 1533 zu tun (falls es einen solchen überhaupt gibt), und das wurde hinter der blumigen Partylaunen-Formulierung versteckt. Ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, dass dieser Duft hier das Ur-Cologne ist, 250 Jahre älter als die von Farina Gegenüber, 4711 u.a., und dass dies in allen Standardwerken zur Geschichte der Kölnischwässer verborgen geblieben wäre.
Bei der Verwirrung kommt noch hinzu, dass dieser Duft bisweilen als "Colonia" also einfach "DAS" (traditionelle) Colonia dieser Firma bezeichnet wird (und so steht es auch auf dem Flakon, der hier auf Parfumo abgebildet ist), manchmal aber auch als "Santa Maria di Novella von Santa Maria di Novella" (so hier in der Parfumodatenbank oder ähnlich als "Acqua di Santa Maria di Novella von Santa Maria di Novella", so derzeit auf der Internetseite der Firma: https://uk.smnovella.com/products/7010311. Wie gerade gesagt, soll er angeblich auch noch 'Acqua della Regina' bekannt sein. Wie mir Yatagan, der sich auskennt, hoch und heilig versichert, soll das aber definitiv alles derselbe Duft sein.
Bei den Duftnoten sieht es ähnlich verwirrend aus, denn hier werden "weiße Blüten" angegeben, auf der Firmenhomepage dagegen u.a. Rosmarin und Lavendel (klassische Farina-Zutaten). Wie dem auch sei, mir ist das alles zu viel Mumpitz, Budenzauber und Hokuspokus, alles verliert sich in einem freundlichen südländischen ungefähren, in einer historisch nicht fassbareren Diffusion, bei der auf den Landkarten statt klarer geografischer Toponyme nur ein ebenso lakonisches wie poetisches "Hic sunt leones" verzeichnet ist.
Ich halte mich an den Duft (Danke an Yatagan für die Probe) und stelle nicht so poetisch, aber ebenso lakonisch, fest: Ein nach Projektion und Haltbarkeit knallhart und kompromisslos der Underperformance verschriebenes Wässerchen, gefällig klassisch zitrisch colognig, mit minimalen grünen Einschlägen, einer mittleren Süße und einer mir nicht ganz geheueren wattigen Weichheit (Moschusalarmstufe gelb).
Nach damit insgesamt vier Düften dieses Hauses (Russa, Sicilia, Cuba und das vorliegende), von denen mir keiner missfallen, mich aber auch keiner wirklich restlos begeistert hat, mache ich (trotz der schönen Flakons) an 'Santa Maria di Novella' einen Haken.
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