27.02.2015 - 17:53 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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34
Gloomy sunday
oder auf ungarisch 'Szomorú Vasárnap', lautet der Name eines legendären Liedes von László Jávor und Rezsö Seress aus den 30ern, das als 'Lied der Selbstmörder' bekannt wurde - in Deutschland auch als 'Lied vom traurigen Sonntag' und unter diesem Titel namengebend für einen Film. Das Lied - zärtlich, drängend, melancholisch - stand im Ruf labile Menschen in den Suizid zu treiben und wurde daher von Verlagen und Radiostationen lange abgelehnt. Dessen ungeachtet wurde es in den letzten achtzig Jahren von unzähligen Künstlern interpretiert, darunter Serge Gainsbourg, Marianne Faithfull und Björk, um nur wenige zu nennen.
Ihn 'Duft der Selbstmörder' zu nennen, Tom Fords Café Rose - so weit würde ich nicht gehen. Und doch - es ist ihm etwas Seltsames zu eigen, eine zärtliche Melancholie, eine Art bittersüßer Zwischenton. Ist es der Kaffee? Hobbyköche werden bemerkt haben, dass Kaffee, z.B. Schokolade in geringen Dosen beigefügt, die Schokolade akzentuierter macht und schokoladiger - ohne als Kaffee selbst bemerkt zu werden. Ähnlich scheint es mit der Rose zu funktionieren - Kaffee selber ist nicht wahrnehmbar, doch gibt er der zentralen Rose - einer ganz anderen Rose als z.B. in Noir und in Noir de Noir - einen weniger opulenten, dafür beinahe bleichen Beiklang. Die Rose erhält so eine - kann man das sagen? - leuchtende Blässe und etwas Surreales - wie Sternenblumen, die des Nachts im Zeitraffer ein Grab überwuchern. Ihr zugrunde liegt eine samtig-schwere Süße, die ihr Trägheit gibt, und darin eine schleppende Schärfe wie ein Silberdolch, der provozierend langsam Fleisch durchschneidet.
Bemerkenswert: ich nehme überdeutlich Oud wahr in Toms nächtlich bleichem Rosenduft - das gar nicht aufgeführt ist in seinen Ingredienzen. Beinahe noch bemerkenswerter: obwohl vielfach gerochen, ist die Kombination aus Oud und Rose hier durch seine zärtlich-blasse Interpretation faszinierend und bemerkenswert schön.
Fazit: Café Rose ist der letzte der vier Jardin Noir-Private Blends, den ich kommentiere. Wenngleich bei weitem nicht der Dunkelste, in seiner Melancholie doch der Zwingendste - und nicht zuletzt daher für mich klar der Schönste.
Ihn 'Duft der Selbstmörder' zu nennen, Tom Fords Café Rose - so weit würde ich nicht gehen. Und doch - es ist ihm etwas Seltsames zu eigen, eine zärtliche Melancholie, eine Art bittersüßer Zwischenton. Ist es der Kaffee? Hobbyköche werden bemerkt haben, dass Kaffee, z.B. Schokolade in geringen Dosen beigefügt, die Schokolade akzentuierter macht und schokoladiger - ohne als Kaffee selbst bemerkt zu werden. Ähnlich scheint es mit der Rose zu funktionieren - Kaffee selber ist nicht wahrnehmbar, doch gibt er der zentralen Rose - einer ganz anderen Rose als z.B. in Noir und in Noir de Noir - einen weniger opulenten, dafür beinahe bleichen Beiklang. Die Rose erhält so eine - kann man das sagen? - leuchtende Blässe und etwas Surreales - wie Sternenblumen, die des Nachts im Zeitraffer ein Grab überwuchern. Ihr zugrunde liegt eine samtig-schwere Süße, die ihr Trägheit gibt, und darin eine schleppende Schärfe wie ein Silberdolch, der provozierend langsam Fleisch durchschneidet.
Bemerkenswert: ich nehme überdeutlich Oud wahr in Toms nächtlich bleichem Rosenduft - das gar nicht aufgeführt ist in seinen Ingredienzen. Beinahe noch bemerkenswerter: obwohl vielfach gerochen, ist die Kombination aus Oud und Rose hier durch seine zärtlich-blasse Interpretation faszinierend und bemerkenswert schön.
Fazit: Café Rose ist der letzte der vier Jardin Noir-Private Blends, den ich kommentiere. Wenngleich bei weitem nicht der Dunkelste, in seiner Melancholie doch der Zwingendste - und nicht zuletzt daher für mich klar der Schönste.
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