Jicky Eau de Parfum

Jicky (Eau de Parfum) von Guerlain
Flakondesign Gabriel Guerlain
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Platz 65 in Parfums für Damen
8.0 / 10 628 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Guerlain für Damen. Das Erscheinungsjahr ist unbekannt. Der Duft ist würzig-animalisch. Es wird von LVMH vermarktet.
Aussprache
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Duftrichtung

Würzig
Animalisch
Orientalisch
Blumig
Pudrig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
ZitroneZitrone BergamotteBergamotte RosmarinRosmarin MandarineMandarine
Herznote Herznote
LavendelLavendel BasilikumBasilikum IriswurzelIriswurzel PatchouliPatchouli RoseRose JasminJasmin VetiverVetiver
Basisnote Basisnote
ZibetZibet BenzoeBenzoe TonkabohneTonkabohne VanilleVanille AmbraAmbra GewürzeGewürze RosenholzRosenholz SandelholzSandelholz WeihrauchWeihrauch LederLeder

Parfümeur

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Bewertungen
Duft
8.0628 Bewertungen
Haltbarkeit
7.7460 Bewertungen
Sillage
6.8437 Bewertungen
Flakon
8.3415 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.873 Bewertungen
Eingetragen von Feylamia, letzte Aktualisierung am 24.04.2024.
Wissenswertes
Jicky ist eines der ersten modernen Parfums und das älteste ohne Unterbrechung produzierte. Jickys damals revolutionärer Stil imitiert - im Gegensatz zu früheren Parfums - keinen natürlichen Duft. Stattdessen wurden synthetische Stoffe wie Coumarin und angeblich auch erstmalig Vanillin zentral und als eigenständig gültige Duftnoten verwendet.
Guerlain verwendete zur Vermarktung eine Liebesgeschichte. Es soll der Name einer Frau sein, die Aimé Guerlain in England gekannt haben soll. Andererseits wird erzählt, der Name ginge auf dessen Neffen Jacques Guerlain zurück, dessen Spitzname so gelautet haben soll.
Variante der Duftkonzentration
Hierbei handelt es sich um eine Variante des Parfums Jicky (Extrait) von Guerlain, welche sich in der Duftkonzentration unterscheidet.

Rezensionen

42 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Duft
FloraBervoix

26 Rezensionen
FloraBervoix
FloraBervoix
Top Rezension 36  
Zeitverschwendung
Dieses Parfum ist eine reine Zeitverschwendung. Punkt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Okay, vielleicht doch, schliesslich muss man ja ein paar Zeichen mehr für einen Kommentar schreiben. Daher beginnen wir mal mit ein paar Zitaten von duden.de:

«Verschwenden, mittelhochdeutsch verswenden = verschwinden machen, vernichten»
Und zur Bedeutung: «Leichtfertig in überreichlichem Masse und ohne entsprechenden Nutzen verbrauchen, anwenden»

Dann wieder, wie es sich bei meinen Kommentaren gehört, irgendwelche Lyrics. Wieder mal muss dafür SDP herhalten:

«Zeit ist nur verschwendet
Wenn du sie nie verschwendest»

Begründet wird das ganz simpel:

«Denn wir machen 24/7
Viel zu viele Sachen, die wir gar nicht wirklich lieben.»

Oh ja, und ist ja ein Kommentar zu einem Duft. Also muss ich wohl noch etwas darüber schreiben.

Also, Guerlain. Französische Tradition. Und hält sich sicher nicht nur, weil man den Namen kennt. Sondern man kennt den Namen, weil da einfach eine wahnsinnig geile Qualität dahinter steht.

Jicky. Irgendwie nicht so der Klassiker geworden, wie es Shalimar geschafft hat. Vielleicht auch, weil es etwas sperriger ist. Vielleicht auch, weil es viel animalischer ist. Eine reizvolle Raubkatze, die auf Beutejagd ist. Geschmeidig, gefährlich, geliebt.

Denn ja, da gibt es schon die Bergamotte zu Beginn, dann den Guerlain-Lavendel und dann auch noch Vanille. Irgendwie fast klassisch französisch, aber eben noch viel mehr. Eben das «mehr», das etwa dazu führte, dass Sean Connery es auch trug. Oder auch, dass es mehr Kampfanzug als Kleid ist.

Klar kann man damit perfekt auf Jagd gehen. Und wird seine Beute problemlos erledigen. Egal ob Mann oder Frau – für jede/n tragbar und für jede/n nur schwer zu widerstehen.

Doch man kann auch viel, viel egoistischer sein. Aufsprühen, sich zu Hause auf die Couch fallen lassen, Zeit mit sich geniessen und vor allem mit dem Parfum. Zeit in übermässigem Masse leichtfertig aufwenden. Und nö, entsprechenden Nutzen wird man kaum daraus ziehen können. Wahrscheinlich wird man auch niemandem erklären können, was man einen ganzen Tag getan hat. Doch auch wenn es keinen messbaren Output von so einem Erlebnis geben wird, so wäre es einfach nur Zeitverschwendung, nicht einmal einen Tag oder zumindest ein paar Stunden nur mit dem Parfum zu verbringen, um sich auf seinen Facettenreichtum einzulassen und ihn einfach zu geniessen.
4 Antworten
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8.5
Duft
loewenherz

881 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Top Rezension 42  
Gerda
'Gerda war ein wenig apart und hatte etwas Fremdes und Ausländisches an sich.' heißt es in den Buddenbrooks über Thomas' schöne, hochmütige Frau. 'Ihre für ihr Alter voll entwickelte Erscheinung, ihre Gewohnheiten, die Dinge, die sie besaß, alles war vornehm.' Und weiter: 'Aber Gerda, deren ein wenig morbide und rätselhafte Schönheit einen seltsamen Gegensatz zu der hübschen Gesundheit ihrer Schwägerin bildete, zeigte durchaus keine Sonntags- und Ausflugsstimmung. Sie hegte eine tiefe Abneigung gegen Unternehmungen wie die heutige: zumal im Sommer, und nun gar am Sonntag. Sie, deren Wohnräume meistens verhängt, im Dämmerlicht lagen, und die selten ausging, fürchtete die Sonne, den Staub, die festtäglich gekleideten Kleinbürger, den Geruch von Kaffee, Bier, Tabak - und über alles in der Welt verabscheute sie die Erhitzung, das Dérangement.'

Was der niederländische Journalist Anton(ius) Moonen so wunderbar an Auszügen über Thomas Manns Gerda Buddenbrook zusammentrug - mutmaßlich gezeichnet nach dem Vorbild seiner (Manns, nicht Moonens) Mutter - wird durch Wikipedia ergänzt: 'Ihre Schönheit macht in Lübeck Eindruck: üppig und groß gewachsen, mit schwerem, dunkelrotem Haar, die nahe beieinander liegenden braunen Augen von bläulichen Schatten umlagert. Das Gesicht ist mattweiß und ein wenig hochmütig. Im Kontrast zu der Blässe und den verschatteten Augen zeigt ihr Lächeln weiße, starke Zähne. Die rätselhafte Aura, die sie umgibt, veranlasst den Makler und Kunstliebhaber Gosch, sie Hera und Aphrodite, Brünhilde und Melusine in einer Person zu nennen. Ihren Pflichten als Frau Senator Buddenbrook kommt sie nach, ohne darin aufzugehen.'

Jicky, Guerlains Monolith unter den Damendüften - nie jung gewesen und doch völlig alterslos - ist der Duft für Gerda Buddenbrook - oder eine Frau bzw. Dame ihrer Wesensart. Sein hochkomplexes, nachgerade verwirrendes Gerüst aus tausenderlei Komponenten - viele davon für sich alleine ausreichend voll Kraft und Körper - formt einen Duft, vielleicht 'den' Duft, der den Ruf und die Legende des Hauses Guerlain begründete. Ein Parfum ist dies für eine Frau von Stolz und Stand und Würde - launisch, schwierig, hochfahrend, dabei gebildet und zutiefst kultiviert. Ein überaus urbaner Duft ist Jicky - zu tragen auf breiten Trottoirs, in marmorausgelegten Hallen, auf weichen Teppichen oder gepflegten Gärten - und einer, der Alltäglichem ganz beiläufig Klasse und unspektakuläre, uneitle Grandezza gibt. Ein selbstbewusster Duft, der eine Aura schafft von Eleganz und Weltgewandtheit (und zeitloser Modernität) - und seiner Trägerin etwas Distanziertes, beinahe Unnahbares verleiht.

Fazit: einen wie Jicky wählt niemand zufällig. Angelockt werden viele mutmaßlich durch seinen Ruf, seine Geschichte - doch die Abwesenheit von Koketterie und einer tändelnden Kopfnote erfordert sich mit ihm zu beschäftigen, ihn sich zu 'erleben', ihn zu zähmen - fast wie man ein Pferd zwischen seine Schenkel zwingen mag. Gelingt dies, macht er aus seiner Herrin eine Königin - misslingt es, eine Närrin.
7 Antworten
6
Flakon
8
Haltbarkeit
10
Duft
ClarasTante

42 Rezensionen
ClarasTante
ClarasTante
Top Rezension 41  
Leben
Es gibt ja so Parfums, da weiß man nicht. Deren Namen man mal gehört hat. Deren Namen man immer wieder hört. Die WELTBERÜHMT oder WELTBEKANNT sind. (Chanel, die 5 ist ein Beispiel, DAS Beispiel.) Die testet man dann irgendwann mal bei Douglas und denkt "Aha." und schüttelt innerlich den Kopf auf dem Weg zum Eisstand. Beschäftigt man sich aber näher damit und in Ruhe, ohne große Erwartungshaltung, dann kann es sein, dass man beginnt zu verstehen, WARUM diese Parfums so weltberühmt sind. (Weltbekannt ist was anderes, das hat auch viel mit Werbung zu tun.)

Jicky in alt kam als Probe zu mir, einfach zum Kennenlernen mal vorbei. Ich wusste nichts darüber, hatte hier den Namen zum ersten Mal gelesen, und unter "Ach, Guerlain" abgehakt. (Wir können nicht miteinander. Wir sind uns nicht spinnefeind, wir tolerieren uns. Aber ich denk "Ollmuff", die bei Guerlain seufzen entsetzt "Guerlinade!" Ist nicht so einfach...)

Nun, die Probe an einem ruhigen Abend ausprobiert. Beeindruckt war ich nicht. "Sage doch: Guerlain. Ollmuff."

(Ich weiß, ich weiß, mir fehlt der intellektuelle Zugang, die Feingeistigkeit, die Fähigkeit, Parfumeurskunst zu erkennen. Kunst an sich ist für mich schon oft schwierig, deswegen kann ich schlecht was wegschmeißen, könnte ja Kunst sein. Und wertvoll später!)

Irgendwie störte mich der Geruch über den Abend dann aber doch positiv. Das ist ja immer das! Ganz schlecht sind die ja nicht, die Guerlains. Nur der Ollmuff stört mich eben. Wenn der weg ist, geht's ja. Dieser Mottenkugelvibe. Mpf. Und bei Jicky hat man ja dazu dann noch Lavendel! Ist ja auch gegen Motten gut, soweit ich weiß.
Trotzdem schwenkte ich das imprägnierte Ärmchen immer wieder an die Nase. Hm. Hm. Tja.

Einige Wochen später ratlos, womit ich mir den Abend duftig vertreibe, Blindgriff in die Probenkiste. Orr nee. Gut, dann soll's so sein. 2. Versuch Jicky.

Aufsprühen und ungewohnt tief einatmen... Wunderschön, dieses fruchtigkühle herbe Gedufte. Zum EINATMEN. Hellwach. Mit klarem Kopf.

Aber gleich kommt bestimmt der Ollmuff, pass auf!

Nee, wird blumig jetzt, Rose. Und Lavendel, logisch, steht ja dran. Und n grandioser Schleier in herb. Das Ganze aber nicht artig, krautig, verträumt oder sonstwas, nee: RUHIG. Ganz komisch ruhig, entspannend. Gut, n bisschen Ollmuff... Nee. Hm. Gleich mal Beine hochlegen. Und Ruhe bewahren. Nicht: Nicht in Panik verfallen, nein: Diese Ruhe bewahren. Sie ist nicht perfekt und nicht "der Welt entrückt", sie ist so, wie ganz normale Ruhe ist bzw. sein sollte. Mit Hintergrundweltgeräuschen durchatmen.

Als ich so entspannt und zufrieden mit mir die Augen schließe, erscheint die Basis mit ganz zarten Lederfingern und Gott sei Dank nicht zu heftiger Vanille (hier vermute ich den Ollmuffübeltäter nämlich, zusammen mit Iris). Und über, unter und zwischen allem diese kleine weiche Katze, wirklich noch klein, aber mit dementsprechend scharfen Krallen, die sie ab und an wohlig schnurrend ausfährt und wieder einzieht... und wieder ausfährt und... das Ganze in Schach hält.

Jicky ist toll.
Ein im wahrsten Sinne des Wortes wunderbarer Duft. Nicht zärtlich, verführerisch, weltausblendend weich oder krautig würzig, nichts davon einzeln. Nee. Alles irgendwie zusammen. ("Würzig-animalisch" steht da oben auch bloß, weil ja irgendwas da stehen MUSS.)

Wie das Leben. Ein bisschen widerspenstig, aber das ist doch nicht verkehrt!
Einatmen, durchhalten, ausatmen.
Kein einfacher Duft.
Aber atmen muss man, und Durchhalten muss nicht schlimm sein.
Einfach Jicky.

Ich glaube, die 10 geht auf das Konto der Miez.
22 Antworten
Baptiste

16 Rezensionen
Baptiste
Baptiste
Top Rezension 33  
Ratlos...
...wie diese wahrscheinlich schwierige Fernbeziehung zwischen Aimé in Frankreich und dieser Frau namens Jicky in England, läßt mich dieser Duft zurück.

Kurz vor der Jahrhundertwende wird ein Parfum kreirt, das gänzlich neu ist, das anders riecht als die bisherigen Colognes, das polarisiert, das revolutioniert, das die Moderne einläutet. Es wird ein Parfum kreirt, das über 100 Jahre produziert wird, das als Ausgangstoff für weitere Klassiker dient. Hier existiert ein epochaler Duft, der uns einen Einblick in den Zeitgeist der vorherigen Jahrhunderte gibt, der Geschichten erzählt, der Menschen hilft "sie selbst" zu sein, der bedeutet.

Und ich? Was mache ich nun damit?

Meine erste Begegnung mit Jicky liegt lange zurück. Gekauft habe ich mir den Duft natürlich. Ist ja ein Guerlain! Sowas hat man! Getestet habe ich ihn immer wieder. Das EdT, das EdP und natürlich das Extrait. Dieser schöne Flakon. Diese Kunst. Begeistert hat mich die Geschichte drum herum. Der Mythos Jicky. Wow!

Und dann dieser Geruch! Der Duft! Ahhh... wie? Das ist ein Parfum? Epochal? Olymp? Hall of fame? "Na, ick weeß nich, wa", schoss es mir immer wieder durch den Kopf.

Ich rieche bei diesem Duft fast nichts, was mich an ein Parfum denken läßt. Der Duft ist komisch künstlich, recht synthetisch kratzig, irgendwie süß, vanillig vielleicht, Bergamotte? Gewürze? Patchouly? Ambra? Leder? Kann ich nicht ausmachen. Lavendel? Schon eher. Es überwiegt etwas müffelig-süßsäuerlich-schwitziges. Irgendwie. Auf meiner Haut fast so wie ein bißchen Erbrochenes. Ich kann es nicht anders beschreiben und ich nehme an, dass ich hier wohl mit dem gefürchteten Zibet zu kämpfen habe. Je höher die Duftkonzentration, desto intensiver das "Danach war mir wohler!"

Ich kann nicht sagen, dass Jicky gut riecht. Auch nicht, dass es richtig schlecht riecht. Ich empfinde es auch nicht wirklich als abstoßend. Es sagt mir einfach nichts.
Ich möchte behaupten, dass ich Shalimar verstehe. Also nicht nur den Duft als Parfum an sich erkenne, sondern er offenbart sich mir in all seiner Faszination, Schönheit und Kunst. Auch die anderen Guerlainklassiker meine ich zu begreifen, zu riechen, was ihr Duftcharakter offenbart, ihre Aussagen bedeuten, die Rollen, die sie als Parfum spielen. Hier kann ich tatsächlich unterscheiden in gefällt mir, gefällt mir nicht.
Aber Jicky? Menschen zur Zeit der legendären Weltausstellung in Paris mit Errichtung des Eiffelturms, zum Ende des viktorianischen Zeitalters, zu Beginn der industriellen Revolution parfümierten sich damit? Unvorstellbar. Sicher, Jicky riecht nach etwas. Aber es öffnet keine meiner Sinne, die darin ein "Parfum" erkennen lassen.

Ich verstehe Jicky einfach nicht!

Und das macht mich in der Tat betrübt. Denn ich will der Welt, die dieses Parfum so ehrt, schon gerne glauben, dass es sich um einen ganz großartigen Duft handeln soll.

Ratlos...
14 Antworten
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
MonsieurTest

39 Rezensionen
MonsieurTest
MonsieurTest
Top Rezension 41  
Jicky ist tricky. Versuche, einen Klassiker schätzen & lieben zu lernen
Lesen bildet. Parfumo Lektüre - hier wie in Büchern - bereichert den Wissensschatz, steigert das Unterscheidungsvermögen und letztlich wohl auch den sinnlichen Genuss. Lektüregestützes Aufputschen des Empfindungsvermögens.
Oder warum und wofür schmökert Ihr hier herum?
Doch stellt die Vielleserei manchen auch vor neue Probleme: Etwa anschwellende, gar ausufernde Parfümsammlungen. Oder der Einzug von Klassikern, die so oft besungen und als historische Meilensteine eingestuft wurden, dass der Duftliebhaber diese nun persönlich kennen, besitzen und nach Möglichkeit auch schätzen oder gar lieben möchte. Das klappt manchmal ganz schnell und wie von alleine - manchmal bedarfs aber auch einiger Geduld und Übung.

Wird man reifer oder interessiert frau sich immer schon für alte Dinge, steigert das die Attraktion von Düften die schon seit 50, 100 oder gar 150 Jahren in allerlei historischen Settings eingesetzt wurden und für immer wieder 8 Stunden ihre 20 qm und Kontaktpersonen beeinflussten. Ein kräftiger Sprühstoss des zarten Eau de Cologne Imperiale und ab geht die Phantasiereise mit der Guerlainkutsche ins Paris von 1853. Ein Spritzerchen Jicky, und man denkt sich ins Paris von 1889, der Eiffeltum wurde gerade aufgebaut und die Massen bestaunen die Neuheiten der Weltausstellung. Unter anderem das erste mit synthetischer Vanille auftrumpfende Parfum: Jicky. 80 Jahre später soll es der Signaturduft des klassischen James-Bond-Mimen, Sean Connery gewesen sein. Und welcher Kerl würde nicht gelegentlich für einige Stündchen in dessen Haut schlüpfen wollen?

ABER: Ein Spritzerchen Jicky - und wir haben ein Problem! Neben und vor die guerlainmäßig elegante Mischung von Vanille und Lavendel, von feinst abgetönten Spuren der Rose und der Iris, des Ambers, Vetivers sowie weiterer Gewürze und Hölzer drängelt sich der berüchtigte animalische Duft der Zibetkatze. Auch wenn längst synthetisch imitiert, immer noch da. Der bleibt für einige Stunden, immer mal wieder an und abschwellend und würzt das Ganze interessant und reizvoll; aber für Herrn Test eben reizvoll durchaus im Sinne von irritierend: abstoßend und nur in schwächerem Maße anziehend.

Nun könnte man sagen: Na, dann halt Dich fern von Jicky, trag Vol de Nuit und Heure Bleue und Chant d'aromes (verfügen alle über ähnliche distinguiert altmodische Guerlinaden-Leckerbasis wie Jicky) und natürlich die für Messieurs eh näher liegenden Herrendüfte aus den Champs Elysées 68. Aber Jicky wohnt eben schon hier, und Herr Teste möchte gelegentlich zurück auf die Weltausstellung 1889. Was tun? fragt sich der Guerlaininist nun. Wir wollen Jicky tragen, aber wir wollen es irgendwie entschärfen. Dürfen wird das?

Wein oder Whisky?
Nie würde Herr Teste einen Burgunder oder Sauvignon blanc, einen Rioja oder Riesling mit Wasser oder gar mit Cola aufspritzen (wie es reichen Russen nachgesagt wird, die an der Cote d'Azur feinste Bordeaux' dieserart süffig machen und neureich prassend schänden sollen). Und doch erlaubt er sich - wie es die Connaisseurs Regeln im übrigen auch vorsehen - seinen Whisky mit Wasser zu strecken, seinen Portwein gelegentlich ebenso und letzteren, im Sommer, manchmal auch auf Tonic zu genießen. Jicky scheint mir in seiner Dichte und Wucht nun eher wie ein Porto (oder Whisky) als wie ein Wein. Mithin darf man mit seinem Zibet wohl die gleichen Schwierigkeiten und Umgangsweisen pflegen wie etwa mit den scharfen Torfröstaromen eines Islay Single Malts?

Versuche: vorsichtiger, kleinst möglicher Sprühstoss aus Jickys Bienenkorb-Flakon des EdPs. Eventuell statt des üblichen Handgelenks entferntere Körperpartien wählen?? Herr Teste kommt sich aber doch komisch vor, wenn er nun, Jicky zuliebe, plötzlich Knie oder Schritt beduften soll, um die Katze auf Abstand von seiner irritierbaren Nase zu halten.

Also versuchen wir es mit leichten Gegengewichten. Dafür layern wir wohl am einfachsten mit Düften, welche auch schon Lavendel und/oder Vanille enthalten. Fürs Zeitreise-Kino könnte man da zu Atkinsons English Lavender greifen (fährt mit der Guerlainkutsche nochmal 50 Jahre zurück) oder zu Carons Pour un homme (50 Jahre vorwärts mit dem Dampfzug ins 20 Jahrhundert). Oder wir greifen zu Puigs einfachem Agua Lavanda (Frank Sinatras Lieblingsduft aus den 1940er). Ja, doch: als Sinatra-Connery-Sohn mit dem schweren Jicky und dem leichten Lavendelwasser, das gibt nicht nur historisch großes Kino, sondern tut auch der Nase gut. Als nächstes will Monsieur es mal mit Vanille-Düften probieren. Und dann auch mal mit zitrusfruchtigen Colognes. Denn in Jickys-Kopfnoten sind ja Bergamotten und Zitronen und Mandarinen mit dabei, leider werden Sie bei mir arg schnell von der Katze geholt...

Klar ist: Wenn der Duft nicht zweifellos einen wunderbaren Drydown hätte, lange anhielte, guerlainsche Eleganz ausstrahlte, dann könnte man ihn einfach auf sich beruhen lassen, den Damen überlassen, ins Museum stellen und Abstand halten. Aber ich glaube: Jicky lohnt die Mühe und man sollte diesen Schatz von 1889 weiter, wenn auch womöglich variiert, tragen.
Das Haus Guerlain höchstselbst hat ja sein in anderer Hinsicht sperriges Habit Rouge (zitrische Kopfnote im EdT etwas stechend und dominant) wiederholt ganz formidabel remixed, etwa mit den weicheren und geschmeidigeren Habit Rouge L'Eau sowie Habit Rouge EdP und ferner mit den schwer zu bekommenden Habit Rouge Dress Codes. Gleiches gilt für die Vielzahl an Shalimar-Varianten. Also steinigt mich bitte nicht, liebe Jicky-Verehrerinnen und Verehrer, wenn hier nun heimwerkerisch ähnliches angedacht und versucht wird.

Nun noch ganz prosaisch: Die Sillage des EdP scheint mir stark, wenn auch weniger wuchtig als die von Shalimar. Die Haltbarkeit ebenso. Als Flakon fungiert der hübsch verschnörkelte, nun weit verbreitete Glas-Bienenkorb von Guerlains Damen-Klassikern; etwas desillusionierend wirkt nur die leichte Verschlusskappe aus Plastik, was das friktionsfreie Eintauchen ins Kutschen- und Eisenbahnzeitalter doch etwas hemmt.

Wer kann Jicky wo tragen?
Unisex ist ja schon abgehakt durch verbürgte Identität des Herrn Teste und seines Kronzeugen Sean Connery. Für Frauen ist dieser Duft selbstverständlich ebenso tragbar und vielleicht auch naheliegender. Für alle freilich scheint mir Jicky weniger ins Büro (außer vielleicht für die Weihnachtsfeier mit Hinterabsichten) und eher in den Abend zu passen. Ganzjährig außer im Hochsommer verwendbar. Bitte nicht in die Sauna oder zum Sport damit!
Die animalische Note gibt dem ganzen einen erotischen Touch, der mir freilich nicht so direkt daherzukommen scheint wie bei Jickys Tochter Shalimar, die eine Generation später das Pariser Licht der Welt erblickte.

Aber womöglich ist dies alles auch eine Frage der Hautchemie und der Nasen-Idiosynkrasien und Jicky wirkt bei anderen in dieser Hinsicht anders?
Denn klar ist: dieser Klassiker besteht aus ganz vielen Schichten und ist ziemlich fein gestrickt. Das merkt ihr bald, wenn Ihr hier in den vielen weiteren ausgezeichneten Kommentaren lest.
14 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

91 kurze Meinungen zum Parfum
Eggi37Eggi37 vor 3 Monaten
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Civet Cat Fougère
Auf wildkrautigen Lavendel Feld
Nieselt es Cumarinpulver
Edle Raubkatze mit weicher Mähne schleicht elegant auf Iriswurzel
92 Antworten
PinseltownPinseltown vor 2 Jahren
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Durch würzige Zitruswolken
Steigen wir auf den Lavendelregenbogen
Vorbei an der eleganten Vanillestraße
Wandern wir ins Land
Zeitloser Liebe
39 Antworten
OpalmondOpalmond vor 4 Jahren
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Widerspenstige Schönheit
schmilzt wie Eis auf meiner Haut
deine Verletzlichkeit rührt mich
finden wir zusammen?
Sehnsucht macht mich reich..
31 Antworten
FrauKirscheFrauKirsche vor 3 Monaten
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Zitronenglanz auf
Lavendelkraut
Sinne im Gewürztaumel
Irispuder auf dem
schmutzigen Zibetkleid
Wächserner Cremekokon
ums Vanilleherz...
34 Antworten
Konst121Konst121 vor 1 Monat
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Strahlender Zitronenschein
auf Samtpfoten im Lavendelfeld
wittert Kräuter, Blütenstaub
weich-vanilleblondes Fell
hat schon einiges erlebt
38 Antworten
Weitere Statements

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Diskussionen

Themen zum Parfum im Forum
ExUserExUser vor 6 Jahren
Damen-Parfum
Jicky *erledigt - bitte schließen*
Lieber Marquis,ganz lieben Dank, dass du dir Zeit genommen hast, das hilft mir sogar sehr!Ich denke, ich werde es versuchen, da in den Läden in meiner Nähe nirgends Jicky vertrieben wird.Danke nochmal...
Jenny05Jenny05 vor 8 Jahren
Parfum allgemein
Jicky EdP Metallflakon öffnen
Im Prinzip ist es einfach wie eine Flasche - gegen den Uhrzeigersinn auf, im Uhrzeigersinn zu.Von hochwertig sind die Plastikteile aber wirklich recht weit weg, es handelt sich ja beim Unterteil nicht um Metall,...
LohengrinLohengrin vor 6 Jahren
Parfum allgemein
Jicky von Guerlain
Bei uns gibt es keine U-Bahn :D u. ich ausserdem fahre ich fast nie mit Bus o. Bahn.

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