16.10.2016 - 03:01 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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Entrer dans la lumière
Von allen Substanzen, deren Wohlgeruch Menschen jemals faszinierte und derer wir infolgedessen in unserer langen kulturgeschichtlichen Evolution habhaft zu werden anstrebten, sind hinsichtlich ihrer Entdeckung die tierischen die wohl verblüffendsten. Dass man etwa den Duft einer Rose zu gewinnen und konservieren versucht, liegt recht nahe. An kleinen Hirschen, Katzen oder Nagetieren 'untenrum' zu riechen, ob es da aus irgendwelchen Drüsen Wohlriechendes herauszudrücken gibt, erfordert schon mehr Unternehmungslust. Von unscheinbar wachsig-grauen Brocken, die auf der Oberfläche von Ozeanen treiben, ganz zu schweigen.
Über die Herkunft von Ambra wurde jahrhundertelang gerätselt und gestritten. Die meisten (der insgesamt sehr seltenen) Brocken fand man wie erwähnt auf der Meeresoberfläche schwimmend, ganz selten einmal trieb es eines dieser Stücke an den Strand - und auch dort musste es erst gefunden werden. Dass die Brocken aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen stammen - und ob bei allen oder nur solchen mit einer Stoffwechselstörung - blieb lange unergründet, denn frisch riecht die Substanz abstoßend - erst der jahrzehntelange Kontakt mit Salzwasser und Sauerstoff fördert den Wohlgeruch zutage, für den Ambra bekannt geworden ist.
Rezente Ambra ist fast ausnahmslos synthetischen Ursprungs. Entgegen ihrer nassen Herkunft lässt ihr Aroma sich als trocken und holzig beschreiben, und es sind balsamische, mitunter moschusartige Zwischentöne dabei. Zumeist wird Ambra zu sinnlich-ernsten Basisnoten arrangiert und findet traditionell eher in Damendüften Verwendung, wenngleich ich an ihrem Wesen nichts ausgesprochen Weibliches entdecken kann. Tom Ford wählt in Rive d'Ambre einen neuen und überraschenden Weg und bettet die namengebende Substanz in flüchtigen Zitrus und mildkrautige Gewürze und erschafft so einen überraschenden, lichthellen Duft aus ihr.
Rive d'Ambre ist gar nicht, was man von einem Amberduft erwarten mag - schon gar nicht von einem aus dem Haus Tom Ford. Schwerelose Düfte sind Toms Metier eigentlich nicht, und 'schwerelos' mag auch ein wenig übertrieben sein. Dennoch ist dies ein Parfum von Federleichtigkeit und Trockenheit und ja doch: Frische, die leuchtend ist und goldfarben wie ein Wüstenwind. Er ist kein Spaßmacher und kein Spieler - die holzigen Töne geben ihm ausreichend Charakter und Substanz jenseits der initialen Zitrusnote, verleihen ihm Eleganz und Reife und etwas Warmes, beinahe Blendendes, als schaue man in weißes Sonnenlicht.
Fazit: ein elegant ambrierter Nicht-Amberduft. Kein typischer Tom Ford Private Blend. Dennoch oder gerade darum eine Nase wert.
Über die Herkunft von Ambra wurde jahrhundertelang gerätselt und gestritten. Die meisten (der insgesamt sehr seltenen) Brocken fand man wie erwähnt auf der Meeresoberfläche schwimmend, ganz selten einmal trieb es eines dieser Stücke an den Strand - und auch dort musste es erst gefunden werden. Dass die Brocken aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen stammen - und ob bei allen oder nur solchen mit einer Stoffwechselstörung - blieb lange unergründet, denn frisch riecht die Substanz abstoßend - erst der jahrzehntelange Kontakt mit Salzwasser und Sauerstoff fördert den Wohlgeruch zutage, für den Ambra bekannt geworden ist.
Rezente Ambra ist fast ausnahmslos synthetischen Ursprungs. Entgegen ihrer nassen Herkunft lässt ihr Aroma sich als trocken und holzig beschreiben, und es sind balsamische, mitunter moschusartige Zwischentöne dabei. Zumeist wird Ambra zu sinnlich-ernsten Basisnoten arrangiert und findet traditionell eher in Damendüften Verwendung, wenngleich ich an ihrem Wesen nichts ausgesprochen Weibliches entdecken kann. Tom Ford wählt in Rive d'Ambre einen neuen und überraschenden Weg und bettet die namengebende Substanz in flüchtigen Zitrus und mildkrautige Gewürze und erschafft so einen überraschenden, lichthellen Duft aus ihr.
Rive d'Ambre ist gar nicht, was man von einem Amberduft erwarten mag - schon gar nicht von einem aus dem Haus Tom Ford. Schwerelose Düfte sind Toms Metier eigentlich nicht, und 'schwerelos' mag auch ein wenig übertrieben sein. Dennoch ist dies ein Parfum von Federleichtigkeit und Trockenheit und ja doch: Frische, die leuchtend ist und goldfarben wie ein Wüstenwind. Er ist kein Spaßmacher und kein Spieler - die holzigen Töne geben ihm ausreichend Charakter und Substanz jenseits der initialen Zitrusnote, verleihen ihm Eleganz und Reife und etwas Warmes, beinahe Blendendes, als schaue man in weißes Sonnenlicht.
Fazit: ein elegant ambrierter Nicht-Amberduft. Kein typischer Tom Ford Private Blend. Dennoch oder gerade darum eine Nase wert.
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