11.08.2016 - 14:43 Uhr
Meggi
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Meggi
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28
Klar, kühl, reduziert
Der Auftakt von Blue Cedrat ist kühl und unspritzig-zitrisch. Leicht synthetisch. Tatsächlich kam mir Zitronat in den Sinn, noch bevor mir polarmöwte („schwante“ passt schlichtweg nicht…), dass der Begriff Cedrat ja eben die Zitronat-Zitrone bezeichnet. Prima. Abgehakt.
Was es mit der angeblichen Rose auf sich hat, weiß ich zunächst nicht. Metallischer Rosenakkord? Derartiges habe ich vielleicht im letzten Jahr akustisch von mir gegeben, nachdem ich mir beim Rosenschnitt die Schere durch den Lederhandschuh hindurch tief in den Finger getrieben hatte. Eine metallische Note lässt sich freilich dem Duft auf Wunsch entnehmen, sie dürfte sich aus Gewürz und einem diffusen, kalten Grün speisen.
Aber in erster Linie regiert bittere Würze. Auf die richtige Spur führen uns die Angaben auf der CdG-Webseite: Dort ist die Rede von einem „zesty [pikant] bitter quinine accord … (juniper berries, Angelica roots)“, also wird Bezug auf Chinin genommen. Unsereins kennt das wohl meist bloß als herb-appetitlich-feinen Geschmacks-Abrunder aus entsprechenden Limonaden, in Reinform hingegen muss es das Zeug echt in sich haben. Mithin geht die hier vorliegende Dröhnung Wacholder sicherlich völlig in Ordnung, kaum eine Minute nach dem Aufsprühen legt er los; den Bitter-Schlenker von Angelika (den ich ohnehin nicht pur kenne) muss ich mir ein bisschen einbilden. Lange hält sich dieser Eindruck, im Grunde bis nach hinten raus.
In Sachen Zeder frage ich mich, ob ich nicht eher Pinie rieche. Da ist ein mild-aromatisch-nadeliger Dreh drin, den ich mir nicht allein mit Zeder und Wacholder erklären kann. In den Tiefen des Internets finden sich vereinzelte Hinweise, dass „italienische Zeder“ was Spezielles sein könnte, angesichts der spärlichen Fundstellen von zudem teils zweifelhafter wissenschaftlicher Glaubwürdigkeit scheint mir jedoch fraglich, dass es sich dabei um einen botanischen Namen handelt.
Davon abgesehen ist der Begriff „Cedrat“ bestimmt auch als kleiner Zeder-/Zitronat-Scherz gedacht; wir dürfen CdG gewiss zutrauen, links und rechts ein paar Nebelkerzen geworfen zu haben, um das allgemeine Herumgerate zu befeuern.
Nach frühestens drei, vier Stunden nehme ich endlich Rose wahr wenngleich nur direkt auf der Haut. An ihr ist im engeren Sinne allerdings nichts Metallisches zu entdecken.
Der Duft ist ansonsten sehr stabil. Das mag auf die bereits monierte Synthetik zurückzuführen sein. Oft schließe ich mich solchen Klagen begeistert nörgelnd an, aber in diesem Fall bin ich’s zufrieden - zur Abwechslung mal kein penetrantes Kunstholz. Außerdem begleitet bis in den Nachmittag hinein eine restfrische, sich ans Zitronige anlehnende Säure den statischen Würz-Ton. Das riecht genauso, wie der Flakon aussieht: klar, kühl, reduziert. Erst im weiteren Verlauf verabschiedet sich die frische Säure gänzlich und hinterlässt ein einsames, leider ziemlich spaßbefreites, sinustonhaftes Bittergrünwürzkraut, das sich straff bis abends und fragmentarisch sogar gut bis zum nächsten Tag hält.
Fazit: Blue Cedrat glänzt wahrlich nicht mit einer nennenswerten Entwicklung. Ich finde ihn dennoch auf eine extravagante Art geradlinig würzig-frisch und mag ihn trotz des etwas unglücklichen Ausklangs recht gerne; definitiv lieber als seinen über-reduzierten Bruder Blue Encens.
Ich bedanke mich bei Kovex für die Probe.
Was es mit der angeblichen Rose auf sich hat, weiß ich zunächst nicht. Metallischer Rosenakkord? Derartiges habe ich vielleicht im letzten Jahr akustisch von mir gegeben, nachdem ich mir beim Rosenschnitt die Schere durch den Lederhandschuh hindurch tief in den Finger getrieben hatte. Eine metallische Note lässt sich freilich dem Duft auf Wunsch entnehmen, sie dürfte sich aus Gewürz und einem diffusen, kalten Grün speisen.
Aber in erster Linie regiert bittere Würze. Auf die richtige Spur führen uns die Angaben auf der CdG-Webseite: Dort ist die Rede von einem „zesty [pikant] bitter quinine accord … (juniper berries, Angelica roots)“, also wird Bezug auf Chinin genommen. Unsereins kennt das wohl meist bloß als herb-appetitlich-feinen Geschmacks-Abrunder aus entsprechenden Limonaden, in Reinform hingegen muss es das Zeug echt in sich haben. Mithin geht die hier vorliegende Dröhnung Wacholder sicherlich völlig in Ordnung, kaum eine Minute nach dem Aufsprühen legt er los; den Bitter-Schlenker von Angelika (den ich ohnehin nicht pur kenne) muss ich mir ein bisschen einbilden. Lange hält sich dieser Eindruck, im Grunde bis nach hinten raus.
In Sachen Zeder frage ich mich, ob ich nicht eher Pinie rieche. Da ist ein mild-aromatisch-nadeliger Dreh drin, den ich mir nicht allein mit Zeder und Wacholder erklären kann. In den Tiefen des Internets finden sich vereinzelte Hinweise, dass „italienische Zeder“ was Spezielles sein könnte, angesichts der spärlichen Fundstellen von zudem teils zweifelhafter wissenschaftlicher Glaubwürdigkeit scheint mir jedoch fraglich, dass es sich dabei um einen botanischen Namen handelt.
Davon abgesehen ist der Begriff „Cedrat“ bestimmt auch als kleiner Zeder-/Zitronat-Scherz gedacht; wir dürfen CdG gewiss zutrauen, links und rechts ein paar Nebelkerzen geworfen zu haben, um das allgemeine Herumgerate zu befeuern.
Nach frühestens drei, vier Stunden nehme ich endlich Rose wahr wenngleich nur direkt auf der Haut. An ihr ist im engeren Sinne allerdings nichts Metallisches zu entdecken.
Der Duft ist ansonsten sehr stabil. Das mag auf die bereits monierte Synthetik zurückzuführen sein. Oft schließe ich mich solchen Klagen begeistert nörgelnd an, aber in diesem Fall bin ich’s zufrieden - zur Abwechslung mal kein penetrantes Kunstholz. Außerdem begleitet bis in den Nachmittag hinein eine restfrische, sich ans Zitronige anlehnende Säure den statischen Würz-Ton. Das riecht genauso, wie der Flakon aussieht: klar, kühl, reduziert. Erst im weiteren Verlauf verabschiedet sich die frische Säure gänzlich und hinterlässt ein einsames, leider ziemlich spaßbefreites, sinustonhaftes Bittergrünwürzkraut, das sich straff bis abends und fragmentarisch sogar gut bis zum nächsten Tag hält.
Fazit: Blue Cedrat glänzt wahrlich nicht mit einer nennenswerten Entwicklung. Ich finde ihn dennoch auf eine extravagante Art geradlinig würzig-frisch und mag ihn trotz des etwas unglücklichen Ausklangs recht gerne; definitiv lieber als seinen über-reduzierten Bruder Blue Encens.
Ich bedanke mich bei Kovex für die Probe.
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