23.05.2020 - 13:32 Uhr
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Habt Mut zum Mittelmaß!
Nein, nein, nein! Damit will ich nicht sagen, dass der Duft "nur" mittelmäßig ist. Im Gegenteil, ich finde ihn wirklich gut, wie man ja auch an meiner Bewertung sieht.
Frisch-alkoholisch, dann süßliche Wassermelone mit würzigen Blüten, die gleichzeitig sanft sind - das ist die Kopfnote.
Mich erinnert Joyful sofort etwas an den seltenen Red Door Revealed. Diese Assoziation nimmt in der Herznote noch zu, das ist auch kein Wunder, da die Hauptblumennote gleich ist: Pfingstrose. Und Pfingstrose steht hier wie dort sehr im Vordergrund. Ich mag das!
Während die Pfingstrose beim Red Door Revealed jedoch eher pudrig ausgestaltet ist, ist sie bei Joyful von zunehmend mehr Süße geprägt und driftet dann sehr deutlich in den vorher schon schwächer vorhandenen, herben Unterton ab. Da ich hier auch eine Bleistiftnote erahne, könnte ich mir vorstellen, dass auch etwas Zeder mitspielt, vielleicht auch noch ein Hauch Kardamom. Aber vermutlich ist es wieder einmal die Johannisbeere, die diese Noten beisteuert, ohne dass ich sie als Johannisbeere wahrnehme.
Die Wassermelone tritt im Verlauf weiter in den Hintergrund, aber die Süße bleibt. Und das ist auch der Grund, warum ich Joyful dann letztlich doch nicht dauerhaft in meine Sammlung aufnehme. Auch wenn die Süße angenehm ist und weder scharf noch stechend noch honigartig, sondern eben wie Blüten süß, ist das Ausmaß doch etwas zu viel für mich.
In der Basis verliert sich dann die Parallele zu Red Door Revealed, da die Pfingstrose sich nun verabschiedet. Zurück bleibt weiche, freundliche, süße Blumigkeit, die unkompliziert fröhlich und gut tragbar ist. Ingesamt hat Joyful durchaus eine ordentliche Haltbarkeit von bestimmt 6 Stunden, obwohl es sich eher um einen leichten, sommerlichen Duft handelt.
Dies ist ein wirklich guter Duft, aber keiner, der berühmt werden wird. Dazu ist er weder außergewöhnlich genug, noch ist er in irgendeiner Weise ein Pionier. Er ist auch von keiner fanatisch hochgelobten Marke und schockieren wird er ebenfalls niemanden.
Es ist aber ein Duft, der durchaus beliebt sein kann, den viele mögen, an sich selbst, aber auch an anderen; es ist ein Duft, den Menschen zu ihrer Signatur wählen werden, weil er so freundlich ist, so angenehm. Insgesamt ist er somit in gewisser Weise mittelmäßig.
Ich finde Mittelmäßigkeit gut.
"Gleichgültigkeit ist die Rache, mit der die Welt die Mittelmäßigkeit straft", soll Oscar Wilde gesagt haben. Das klingt witzig und wahr, aber man kann es auch anders sehen:
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der viele, vor allem viele sensible Menschen, sich selbst zu hart bewerten und sich somit schon im Vorfeld behindern. Sie sagen sich zum Beispiel, sie bräuchten sich gar nicht erst auf den Arbeitsplatz zu bewerben, es gäbe sicher besser ausgebildete, sich besser verkaufende, besser aussehende Leute. Oder jemand sagt sich: Oh, nein, ich versuche gar nicht erst, mit meiner Band öffentlich aufzutreten, es gibt ja so viele bessere. Und selbst Songs schreiben? Bewahre! Da gibt es doch so viele großartige Komponisten, was ich schreibe, wäre dagegen lächerlich.
Da hilft es doch manchmal, sich zu überlegen, dass nicht nur die Besten irgendwo arbeiten oder die Besten, Berühmtesten, Genialsten in den Clubs auftreten. Selbst im Radio werden reihenweise Songs gespielt, die von der Komplexität nicht über "Alle meine Entchen" hinauskommen.
Wie wäre die Welt seltsam, wenn nur immer das "Beste", das "Perfekte" in Erscheinung träte? Und vor Allem: Auch Qualität liegt in aller Regel im Auge des Betrachters. Oder in dessen Nase.
Frisch-alkoholisch, dann süßliche Wassermelone mit würzigen Blüten, die gleichzeitig sanft sind - das ist die Kopfnote.
Mich erinnert Joyful sofort etwas an den seltenen Red Door Revealed. Diese Assoziation nimmt in der Herznote noch zu, das ist auch kein Wunder, da die Hauptblumennote gleich ist: Pfingstrose. Und Pfingstrose steht hier wie dort sehr im Vordergrund. Ich mag das!
Während die Pfingstrose beim Red Door Revealed jedoch eher pudrig ausgestaltet ist, ist sie bei Joyful von zunehmend mehr Süße geprägt und driftet dann sehr deutlich in den vorher schon schwächer vorhandenen, herben Unterton ab. Da ich hier auch eine Bleistiftnote erahne, könnte ich mir vorstellen, dass auch etwas Zeder mitspielt, vielleicht auch noch ein Hauch Kardamom. Aber vermutlich ist es wieder einmal die Johannisbeere, die diese Noten beisteuert, ohne dass ich sie als Johannisbeere wahrnehme.
Die Wassermelone tritt im Verlauf weiter in den Hintergrund, aber die Süße bleibt. Und das ist auch der Grund, warum ich Joyful dann letztlich doch nicht dauerhaft in meine Sammlung aufnehme. Auch wenn die Süße angenehm ist und weder scharf noch stechend noch honigartig, sondern eben wie Blüten süß, ist das Ausmaß doch etwas zu viel für mich.
In der Basis verliert sich dann die Parallele zu Red Door Revealed, da die Pfingstrose sich nun verabschiedet. Zurück bleibt weiche, freundliche, süße Blumigkeit, die unkompliziert fröhlich und gut tragbar ist. Ingesamt hat Joyful durchaus eine ordentliche Haltbarkeit von bestimmt 6 Stunden, obwohl es sich eher um einen leichten, sommerlichen Duft handelt.
Dies ist ein wirklich guter Duft, aber keiner, der berühmt werden wird. Dazu ist er weder außergewöhnlich genug, noch ist er in irgendeiner Weise ein Pionier. Er ist auch von keiner fanatisch hochgelobten Marke und schockieren wird er ebenfalls niemanden.
Es ist aber ein Duft, der durchaus beliebt sein kann, den viele mögen, an sich selbst, aber auch an anderen; es ist ein Duft, den Menschen zu ihrer Signatur wählen werden, weil er so freundlich ist, so angenehm. Insgesamt ist er somit in gewisser Weise mittelmäßig.
Ich finde Mittelmäßigkeit gut.
"Gleichgültigkeit ist die Rache, mit der die Welt die Mittelmäßigkeit straft", soll Oscar Wilde gesagt haben. Das klingt witzig und wahr, aber man kann es auch anders sehen:
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der viele, vor allem viele sensible Menschen, sich selbst zu hart bewerten und sich somit schon im Vorfeld behindern. Sie sagen sich zum Beispiel, sie bräuchten sich gar nicht erst auf den Arbeitsplatz zu bewerben, es gäbe sicher besser ausgebildete, sich besser verkaufende, besser aussehende Leute. Oder jemand sagt sich: Oh, nein, ich versuche gar nicht erst, mit meiner Band öffentlich aufzutreten, es gibt ja so viele bessere. Und selbst Songs schreiben? Bewahre! Da gibt es doch so viele großartige Komponisten, was ich schreibe, wäre dagegen lächerlich.
Da hilft es doch manchmal, sich zu überlegen, dass nicht nur die Besten irgendwo arbeiten oder die Besten, Berühmtesten, Genialsten in den Clubs auftreten. Selbst im Radio werden reihenweise Songs gespielt, die von der Komplexität nicht über "Alle meine Entchen" hinauskommen.
Wie wäre die Welt seltsam, wenn nur immer das "Beste", das "Perfekte" in Erscheinung träte? Und vor Allem: Auch Qualität liegt in aller Regel im Auge des Betrachters. Oder in dessen Nase.
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