29.08.2019 - 02:14 Uhr
Pluto
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Pluto
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Röschen Kummerfeld,
ich habe mehr als 20 Jahre nicht an Röschen gedacht, aber mit dem Duft von Champs-Élysée steht sie wieder vor mir, stutzt ihre Rosen, schneidet Flieder und spricht mit mir über das Gartentörchen. Ich weiß nicht, ob sie Parfum trug oder ob ihr Garten so verführerisch duftete, aber mit diesem Guerlain erscheint sie aus der Vergangenheit.
Röschen Kummerfeld wohnte in einem winzigen, verwinkelten alten Häuschen, das zwischen Mehrparteien Mietshäusern aus den 70er Jahren stand. Der kleine, aber verwunschen schöne Garten vor dem Haus war herrlich zugewachsen, so dass man nur ab Herbst etwas mehr vom Haus sehen konnte. Schräg gegenüber wohnte meine Schwester im Parterre. Röschen Kummerfeld war eine zierliche Frau, hatte ihre blonden Haare immer zum Chignon gesteckt, war nie geschminkt und trug Baumwollkleider im Landhausstil. Sie war schön, eher apart, das sah man nur, wenn man ihr einen zweiten Blick gönnte, ihr Alter war schwer zu schätzen. Ich mochte sie, obschon ich sie kaum kannte. Sie winkte meiner Schwester nachbarschaftlich zu und auch ich wurde mit einem freundlichen Nicken gegrüßt, wenn ich zu Besuch kam. Aber sie hatte etwas an sich, dass sie schwermütig wirken ließ. Aus diesem Grund taufte meine Schwester sie Röschen Kummerfeld, denn ihren Namen wussten wir nicht und haben ihn auch nie erfahren.
Champs-Élysées startet bei mir direkt mit Flieder, jeder Menge. Und mit einem sommerlichen Früchtekorb, Pfirsich ist gut wahrnehmbar. Aber die Früchte unterliegen allmählich der Kraft der Blumen, Flieder, Rose, ganz zart ein Maiglöckchen, Honig süßt angenehm, Anis gibt feine Würze. Letztere Zutaten sind der Mimose, wohl aus Konzentrat geschuldet. Mimose duftet eigentlich nicht, zumindest die gelbe nicht, die wir hier kennen. Mein Vater hat gerne Mimosen in Blumenbuketts verarbeitet, sie dufteten nicht, aber sie waren schön anzuschauen. Diesen wunderbaren Blütenzauber versprüht Champs-Élysées einige Zeit, dann kommt eine angenehme Seifennote hinzu und ein Hauch Vanille.
Champs-Élysées ist ein frischer Florale mit angenehmer Süße, sehr guter Haltbarkeit und die Sillage ist nicht zu unterschätzen. Ein Duft, der im Frühling und Sommer am schönsten zur Geltung kommt. Und ich finde, er ist den Weibsleuten vorbehalten. So was Hübsches wird nicht geteilt. Eingezogen bei mir ist er schon, endlich wieder ein Duft, der mich berührt.
Und heute Abend ruf ich meine Schwester an und frage, was damals aus Röschen geworden ist. Das Haus gibt es leider schon lange nicht mehr.
Röschen Kummerfeld wohnte in einem winzigen, verwinkelten alten Häuschen, das zwischen Mehrparteien Mietshäusern aus den 70er Jahren stand. Der kleine, aber verwunschen schöne Garten vor dem Haus war herrlich zugewachsen, so dass man nur ab Herbst etwas mehr vom Haus sehen konnte. Schräg gegenüber wohnte meine Schwester im Parterre. Röschen Kummerfeld war eine zierliche Frau, hatte ihre blonden Haare immer zum Chignon gesteckt, war nie geschminkt und trug Baumwollkleider im Landhausstil. Sie war schön, eher apart, das sah man nur, wenn man ihr einen zweiten Blick gönnte, ihr Alter war schwer zu schätzen. Ich mochte sie, obschon ich sie kaum kannte. Sie winkte meiner Schwester nachbarschaftlich zu und auch ich wurde mit einem freundlichen Nicken gegrüßt, wenn ich zu Besuch kam. Aber sie hatte etwas an sich, dass sie schwermütig wirken ließ. Aus diesem Grund taufte meine Schwester sie Röschen Kummerfeld, denn ihren Namen wussten wir nicht und haben ihn auch nie erfahren.
Champs-Élysées startet bei mir direkt mit Flieder, jeder Menge. Und mit einem sommerlichen Früchtekorb, Pfirsich ist gut wahrnehmbar. Aber die Früchte unterliegen allmählich der Kraft der Blumen, Flieder, Rose, ganz zart ein Maiglöckchen, Honig süßt angenehm, Anis gibt feine Würze. Letztere Zutaten sind der Mimose, wohl aus Konzentrat geschuldet. Mimose duftet eigentlich nicht, zumindest die gelbe nicht, die wir hier kennen. Mein Vater hat gerne Mimosen in Blumenbuketts verarbeitet, sie dufteten nicht, aber sie waren schön anzuschauen. Diesen wunderbaren Blütenzauber versprüht Champs-Élysées einige Zeit, dann kommt eine angenehme Seifennote hinzu und ein Hauch Vanille.
Champs-Élysées ist ein frischer Florale mit angenehmer Süße, sehr guter Haltbarkeit und die Sillage ist nicht zu unterschätzen. Ein Duft, der im Frühling und Sommer am schönsten zur Geltung kommt. Und ich finde, er ist den Weibsleuten vorbehalten. So was Hübsches wird nicht geteilt. Eingezogen bei mir ist er schon, endlich wieder ein Duft, der mich berührt.
Und heute Abend ruf ich meine Schwester an und frage, was damals aus Röschen geworden ist. Das Haus gibt es leider schon lange nicht mehr.
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