01.10.2015 - 03:07 Uhr
Meggi
1019 Rezensionen
Meggi
Top Rezension
22
Mehrere Vorwegnahmen
Guerlains – so viel sei via folgender Bezeichnung vorweggenommen – Vetiver-Pretiose eröffnet mit einer starken floralen Note. Maiglöckchen, doch vom Hauptdarsteller im wahrsten Sinne des Wortes geerdet. Herb ist der Duft, überraschend herb, wie ich finde. Die Bergamotte nimmt eine geradezu kartoffelig-bröselige Rolle ein. Nach 15 Minuten bietet der Duft sogar durchaus erdig-muffige Aspekte. Es wundert mich nicht, dass dieses Damen-Vetiver womöglich bei der einen oder anderen Guerlain-Kundin nicht besonders gut ankam und die Produktion eingestellt wurde, trotz der heroischen (s. u.!) Bemühungen meiner Vorrednerin.
Aber im Gegensatz zu Adolfo Dominguez, der – man mag es beinahe wörtlich nehmen – mit seinem Vetiver mächtig auf die Kacke haut, bleibt ein Guerlain selbstverständlich stets diesseits einer gewissen Grenze. Die Pflanzen geben eine luftige, distanzierte Bitterkeit in den Duft, die mich an den Habitus (nicht im Sinne eines Duft-Zwillings!) von Musc Bleu von Il Profvmo erinnert. Muskatnuss trägt das Ihre zu diesem Eindruck bei. Nasenflügel-weitend; gierig sauge ich immer aufs Neue von der engmaschig verwobenen Mischung ein. Und bin sehr angetan.
Feminin? Meine bisherigen Ausführungen dürften meine Meinung dazu vorweggenommen haben. Ich finde ihn keineswegs feminin. Im Gegenteil, der dürfte den Herren gleichermaßen gut gefallen und sein Ableben ist doppelt bedauerlich.
Gerdi, die Spenderin meines Pröbchens (vielen Dank dafür!) regte an, den vorliegenden Kandidaten mit Kurkdjians für Elie Saab angefertigtem Vetiver zu vergleichen. Dritte und letzte Vorwegnahme: Ich sehe da kaum stilistische Berührungspunkte. Die ebenso nasenfällige wie un-hilfreiche Feststellung, bei beiden handele es sich um Unisex-Düfte mit Vetiver im Mittelpunkt, darf getrost als Platitüde gelten und unterbleibt mithin besser. Streichen wir daher den letzten Satz.
Auf einen knappen Punkt gebracht lassen sich die Düfte aus meiner Sicht wie folgt abgrenzen: Herr Kurkdjian stellt seinem Vetiver in erster Linie die Grapefruit zur Seite und erzeugt eine Atmosphäre gediegen-charmanter Frische, während Guerlain mit seiner erdig-floralen Mischung vornehm-aber-oho-er und zudem in puncto Sillage – und Haltbarkeit - weitaus zurückhaltender bleibt.
Bereits nach zwei Stunden ist Vetiver pour Elle sehr hautnah und es findet nur noch wenig Entwicklung statt. Es wird lediglich insgesamt milder und der bittere Anteil zieht sich komplett auf die Haut zurück. Dort vergeht er in der sechsten, siebenten Stunde allmählich in Richtung einer staubigen Note. Im Laufe der achten Stunde zeigen sich (vielleicht) ein Ahnung von fixierendem Amber sowie (sicherlich) ein Untergrund von Vanille als letzter Gruß, bevor der Duft dann gänzlich verschwunden ist.
Fazit: Schade, dass dieses Vetiver rasch derart zurückhaltend ist und ihm überdies nach einem Dreiviertel-Arbeitstag in jeder Hinsicht die Luft ausgeht. Ansonsten muss er sich hinter der für den Herrn gedachten Variante nämlich nicht verstecken. Vetiver-Freunden sei empfohlen, angelegentlich mal nach Resten Ausschau zu halten.
Aber im Gegensatz zu Adolfo Dominguez, der – man mag es beinahe wörtlich nehmen – mit seinem Vetiver mächtig auf die Kacke haut, bleibt ein Guerlain selbstverständlich stets diesseits einer gewissen Grenze. Die Pflanzen geben eine luftige, distanzierte Bitterkeit in den Duft, die mich an den Habitus (nicht im Sinne eines Duft-Zwillings!) von Musc Bleu von Il Profvmo erinnert. Muskatnuss trägt das Ihre zu diesem Eindruck bei. Nasenflügel-weitend; gierig sauge ich immer aufs Neue von der engmaschig verwobenen Mischung ein. Und bin sehr angetan.
Feminin? Meine bisherigen Ausführungen dürften meine Meinung dazu vorweggenommen haben. Ich finde ihn keineswegs feminin. Im Gegenteil, der dürfte den Herren gleichermaßen gut gefallen und sein Ableben ist doppelt bedauerlich.
Gerdi, die Spenderin meines Pröbchens (vielen Dank dafür!) regte an, den vorliegenden Kandidaten mit Kurkdjians für Elie Saab angefertigtem Vetiver zu vergleichen. Dritte und letzte Vorwegnahme: Ich sehe da kaum stilistische Berührungspunkte. Die ebenso nasenfällige wie un-hilfreiche Feststellung, bei beiden handele es sich um Unisex-Düfte mit Vetiver im Mittelpunkt, darf getrost als Platitüde gelten und unterbleibt mithin besser. Streichen wir daher den letzten Satz.
Auf einen knappen Punkt gebracht lassen sich die Düfte aus meiner Sicht wie folgt abgrenzen: Herr Kurkdjian stellt seinem Vetiver in erster Linie die Grapefruit zur Seite und erzeugt eine Atmosphäre gediegen-charmanter Frische, während Guerlain mit seiner erdig-floralen Mischung vornehm-aber-oho-er und zudem in puncto Sillage – und Haltbarkeit - weitaus zurückhaltender bleibt.
Bereits nach zwei Stunden ist Vetiver pour Elle sehr hautnah und es findet nur noch wenig Entwicklung statt. Es wird lediglich insgesamt milder und der bittere Anteil zieht sich komplett auf die Haut zurück. Dort vergeht er in der sechsten, siebenten Stunde allmählich in Richtung einer staubigen Note. Im Laufe der achten Stunde zeigen sich (vielleicht) ein Ahnung von fixierendem Amber sowie (sicherlich) ein Untergrund von Vanille als letzter Gruß, bevor der Duft dann gänzlich verschwunden ist.
Fazit: Schade, dass dieses Vetiver rasch derart zurückhaltend ist und ihm überdies nach einem Dreiviertel-Arbeitstag in jeder Hinsicht die Luft ausgeht. Ansonsten muss er sich hinter der für den Herrn gedachten Variante nämlich nicht verstecken. Vetiver-Freunden sei empfohlen, angelegentlich mal nach Resten Ausschau zu halten.
15 Antworten