23.11.2015 - 17:03 Uhr

Anosmia
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Anosmia
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31
Girl fatale
Sie stammt aus einem Frauen-Clan. Ihr Vater ist weiß Gott wo, wahrscheinlich in die Wüste geschickt von der Mutter. Aufgewachsen ist sie mit der Mutter, den Tanten, den Freundinnen der Mutter. Die Damen haben alle exotische Namen und sind die pure Grandezza. Die paar Herren der Familie üben sich in dezenter Zurückhaltung. Es sind Gentlemen.
Jetzt ist das Girl 20, hat das Abi in der Tasche und zieht aus dem riesigen Haus in der Kleinstadt aus und in eine chaotische WG in Berlin. Vorher schießt sie noch ihren Freund ab, der auf Lehramt in Tübingen studieren wird.
Girl fatale ist unbestreitbar eine Schönheit, eine Schneewittchen-Schönheit, mit makelloser Pfirsichhaut und dunklem Haar und riesigen Augen und rosigen Wangen. Sie ist neugierig, durchaus interessant, sie hat schon ein paar Ecken und Kanten, vor allem aber hat sie Stimmungsschwankungen zwischen fröhlich-exaltiert und düster-schwermütig.
Vor ein paar Wochen hat sie einen Psycho-Test gemacht, den die "Cosmopolitan" in Tateinheit mit Christine Nagel entwickelt hat: "Welcher Frauen-Duft-Typ bin ich?" Weil sie oft solche Tests macht (heimlich, weil es eigentlich gar nicht zu dem Bild passt, dass sie Anderen von sich vermitteln will) weiß sie genau, wie sie antworten muss, damit das heraus kommt, was sie will. Sie will keine androgyne Frau, keine Naschkatze, keine Romantikerin sein, nein, sie ist natürlich eine Femme fatale. Monica Belucci in "Pakt der Wölfe" und die Zenia aus der "Räuberbraut" von Margaret Atwood, das sind ihre Vorbilder.
Und der Duft gefällt ihr – dunkel und schwer kann er sein, er traut sich ein bisschen was, er ist nicht nur Blumen mit Vanille, nein, auch ein bisschen was Würziges ist dabei und sogar Patchouli! Allerdings nicht der Räucherstäbchen-Patchouli den die Damen der Familie benutzen, sondern leckerer Patchouli mit viel Vanille drum herum. Und jede Stunde riecht das Parfum ein bisschen anders.
Girl fatale tobt sich also aus in der großen Stadt. Sie hat Affären, mit Künstlern, Musikern, sogar mit fies aussehenden Türstehern. Wenn sie trinkt, dann richtig und oft endet das damit, dass sie in die Rabatten kotzt.
Sie übt gucken - gelangweilt, bestimmt, verführerisch, aber oft geht es noch schief und dann kommt doch wieder ein Duckface dabei raus. Der Lidstrich sitzt nicht immer, das Outfit sieht mitunter ein bisschen seltsam aus und wenn sie ihre Freunde beeindrucken will kann es schon mal passieren dass sie Dostojewski und Bukowski verwechselt.
Aber sie übt ja auch noch. Niemand wird als Femme fatale geboren, es erfordert viel Abenteuer (und auch ein paar peinliche Auftritte) bis man sich diesen Titel verdient hat.
Jetzt ist das Girl 20, hat das Abi in der Tasche und zieht aus dem riesigen Haus in der Kleinstadt aus und in eine chaotische WG in Berlin. Vorher schießt sie noch ihren Freund ab, der auf Lehramt in Tübingen studieren wird.
Girl fatale ist unbestreitbar eine Schönheit, eine Schneewittchen-Schönheit, mit makelloser Pfirsichhaut und dunklem Haar und riesigen Augen und rosigen Wangen. Sie ist neugierig, durchaus interessant, sie hat schon ein paar Ecken und Kanten, vor allem aber hat sie Stimmungsschwankungen zwischen fröhlich-exaltiert und düster-schwermütig.
Vor ein paar Wochen hat sie einen Psycho-Test gemacht, den die "Cosmopolitan" in Tateinheit mit Christine Nagel entwickelt hat: "Welcher Frauen-Duft-Typ bin ich?" Weil sie oft solche Tests macht (heimlich, weil es eigentlich gar nicht zu dem Bild passt, dass sie Anderen von sich vermitteln will) weiß sie genau, wie sie antworten muss, damit das heraus kommt, was sie will. Sie will keine androgyne Frau, keine Naschkatze, keine Romantikerin sein, nein, sie ist natürlich eine Femme fatale. Monica Belucci in "Pakt der Wölfe" und die Zenia aus der "Räuberbraut" von Margaret Atwood, das sind ihre Vorbilder.
Und der Duft gefällt ihr – dunkel und schwer kann er sein, er traut sich ein bisschen was, er ist nicht nur Blumen mit Vanille, nein, auch ein bisschen was Würziges ist dabei und sogar Patchouli! Allerdings nicht der Räucherstäbchen-Patchouli den die Damen der Familie benutzen, sondern leckerer Patchouli mit viel Vanille drum herum. Und jede Stunde riecht das Parfum ein bisschen anders.
Girl fatale tobt sich also aus in der großen Stadt. Sie hat Affären, mit Künstlern, Musikern, sogar mit fies aussehenden Türstehern. Wenn sie trinkt, dann richtig und oft endet das damit, dass sie in die Rabatten kotzt.
Sie übt gucken - gelangweilt, bestimmt, verführerisch, aber oft geht es noch schief und dann kommt doch wieder ein Duckface dabei raus. Der Lidstrich sitzt nicht immer, das Outfit sieht mitunter ein bisschen seltsam aus und wenn sie ihre Freunde beeindrucken will kann es schon mal passieren dass sie Dostojewski und Bukowski verwechselt.
Aber sie übt ja auch noch. Niemand wird als Femme fatale geboren, es erfordert viel Abenteuer (und auch ein paar peinliche Auftritte) bis man sich diesen Titel verdient hat.
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