27.07.2014 - 21:58 Uhr
DuftJunkie
31 Rezensionen
DuftJunkie
Sehr hilfreiche Rezension
10
Blutrache für Apollonia
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Das Lied:
Der Mond brennt am Himmel
Und ich brenne vor Liebe
Das Feuer ist fast erloschen
So wie mein Herz
Meine Seele schreit auf
Voller Schmerzen
Ich bin nicht in Frieden (mit mir)
Welch eine schreckliche Nacht
Die Zeit vergeht (in der Nacht)
Doch es gibt keine Dämmerung
Es gibt kein Sonnenschein
Wenn sie nicht zurückkehrt
Meine Erde brennt
Und auch mein Herz brennt
Was für sie Durst nach Wasser
Ist für mich Durst nach Liebe
Wem singe ich mein Lied
Wenn niemand da ist
Und sich sehen läßt
Auf dem Balkon ?
-
Die Blutfehde:
Bei diesen Zeilen handelt es sich um das sizilianische Lied "Brucia La Terra". Es ist das Lied, das in der Instrumental-Version als das "Liebes-Thema" in den frühen Pate-Filmen bekannt wurde. Als es im dritten Film auch gesungen wurde, flammten nicht nur auf der Leinwand Erinnerungen an eine große Liebe auf. Auch bei den Zuschauern kamen rührende Bilder der bildhübschen, ersten Frau Michael Corleone's in den Sinn. Man erinnerte sich daran, wie sie bei einem Anschlag, der ihrem frisch angetrauten Ehemann galt, das Leben lassen musste. Apollonia war also tot, die Blutfehde um ein Opfer reicher im Corleone-Clan. Würde dieses zweifelsohne hübscheste Opfer in einer "Vendetta" gerächt werden? Im Kino wurde man damals enttäuscht. Gerade Apollonia, die große Liebe Michael's wurde nicht gerächt. Erst später, bei der DVD-Trilogie konnte man die 'verschollenen' Szenen sehen, wo auch die "Vendetta Per Apollonia" vollzogen wurde.
Es hat durchaus einen Sinn, daß ich dies alles hier beim Kommentar zu "Vendetta pour Homme" anführe. Denn kaum ein anderes Parfum greift das Italia-Thema so gekonnt und virtuos auf, wie eben dieses. Näheres gilt es jetzt zu erkunden.
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Der Flakon:
Als ich kurz nach Erscheinen des Duftes den Flakon in den Schaufenstern sah, war es als würde er mir zuflüstern: "Ich bin hier falsch und lieblos abgestellt worden. Normalerweise ist mein Platz im Bad des Paten, vor dem Spiegel." Ich als Pate-Fan konnte das gute Stück doch dort nicht stehen lassen.
Also, gleich ohne groß zu testen gekauft. Dabei konnte ich aufgrund meiner nicht vorhandenen Italienisch-Kenntnisse gar nicht wissen, wie viel Pate in Duft steckte. Mir gefiel nur der Flakon, der Duft erst viel später. Aber mit dem Flakon ging es nicht nur mir so, wie auch die folgende Anekdote zeigt.
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Die Putzfrau:
Ich wohnte damals in einem Appartement, das vom Betrieb gesponsert wurde. Jeden Morgen kam eine Putzfrau, kurz nachdem ich zur Arbeit ging. Eines Morgens mußte ich zurück, weil ich etwas vergessen hatte. Die Putzfrau war schon da und putzte. Als ich mein Utensil nahm und weg wollte, sprach mich die Putzfrau an und sagte, daß sie jeden Morgen die ganzen Parfums vor dem Spiegel wegräumt um die Abstellfläche zu putzen. Dabei hätte sie eines dieser Parfums ins Herz geschlossen und fragte, ob sie es sich mal kurz aufsprühen dürfte. Ich war neugierig, welches Parfum sie meinte und sagte okay. Aus etwa 20 bis 25 Parfums griff sie sich ausgerechnet Vendetta, sprühte es sich auf, schloss kurz die Augen und sagte lächelnd: "Bella Italia". Paradoxerweise war die Gute eine Philippinin und war nie in Italien, wie sie versicherte.
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Der Duft:
Die Anekdote mit der Putzfrau habe ich erwähnt um zu zeigen, daß man bei diesem Duft nicht unbedingt ein Duftkenner sein muß um die Geschichte zu erfassen, die dieser Duft einem vermitteln will. Hier ist es denn auch das Italia-Thema, das anvisiert war. Wohlgemerkt mit einem Schwerpunkt auf die "Brennende Erde" Siziliens. Dieses Brennen fühlt man schon zu Beginn. Koriander, Kardamom und Pfeffer sorgen für eine Hitze, die mit reichlich Bergamott, anderen Zitrustönen und einer speziellen Grünnote in Grenzen gehalten wird. In der Herznote glimmen die anfänglichen Gewürztöne aus, dafür
kommen jetzt stärkere Gewürze auf Zimt und Nelken-Basis zum Zug. Nun brennt nicht 'nur' die Erde oder der Mond, sondern das Herz, auch das Herz jedes Teilhabenden. Dieses Feuer des Herzens wird hier mit starken Holznoten und etwas kühlendem Blütenmix auf Geranium-Basis eingedämmt.
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Die Basis:
Dieser Fond verdient einen eigenen Absatz. Denn es ist gerade diese Basis, die sich am längsten auf der Haut hält und dem grandiosen Namen Vendetta alle Ehre macht. Nachdem der Mond, Die Erde und das Herz des Rachewütigen fast ausgebrannt sind, kommt eine Erdigkeit ins Spiel, die man selten in Parfums vorfindet. Es ist nicht wie bei Cool Water die feuchte Erdnote, die wahrscheinlich an den Meeresgrund anspielt, auch nicht die Erdnote aus L'Eau D'Issey, die an den Waldboden nach einem Regenschauer abzielt oder die sehr geschätzte Erdnote aus Terre D'Hermes, die uns an unseren Ursprung, an die trockene aber doch so fruchtbare Erde erinnern soll. Bei Vendetta türmt sich regelrecht Erdreich zu einem Berg auf, der unter der Gluthitze Siziliens brennt. Ohne, daß auch nur ein Fünkchen Feuer zu sehen wäre. Eine besonders hartnäckige Zimtrinde in Verbindung mit Amber sorgt für diese enorme Hitze. Patchouli, Vetiver und Eichenmoos sorgen für die Erdnote.
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Die Blutrache:
Sengende Hitze ohne Feuer, das wird auch dem Verräter und Mörder von Apollonia zum Verhängnis. Dieser Fabrizio kann sich nämlich nach dem Verrat am Corleone-Clan nach "Bella America" absetzen, wo er in einer Pizzeria arbeitet. Das letzte, was er zwischen sengend heißen Pizza-Öfen zu sehen bekommt, ist der Lauf einer Pistole im Halbdunkel. Und eine fremde Stimme sagt ihm die letzten Worte, die er hören soll: "Grüße von Michael Corleone".
Wer weiß? Vielleicht hat der Racheengel von damals eine schöne Lederjacke getragen, wie es auch Hordak, mein Vorkommentator so treffend umschrieb. Denkbar wäre es, denn im gesamten Duftverlauf von "Vendetta pour Homme" kommt diese schöne Ledernote immer wieder mal zum Vorschein.
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Gewidmet der zweifelsfrei schönsten Darstellerin in dem Film "Der Pate":
Apollonia, alias Simonetta Stefanelli
Das Lied:
Der Mond brennt am Himmel
Und ich brenne vor Liebe
Das Feuer ist fast erloschen
So wie mein Herz
Meine Seele schreit auf
Voller Schmerzen
Ich bin nicht in Frieden (mit mir)
Welch eine schreckliche Nacht
Die Zeit vergeht (in der Nacht)
Doch es gibt keine Dämmerung
Es gibt kein Sonnenschein
Wenn sie nicht zurückkehrt
Meine Erde brennt
Und auch mein Herz brennt
Was für sie Durst nach Wasser
Ist für mich Durst nach Liebe
Wem singe ich mein Lied
Wenn niemand da ist
Und sich sehen läßt
Auf dem Balkon ?
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Die Blutfehde:
Bei diesen Zeilen handelt es sich um das sizilianische Lied "Brucia La Terra". Es ist das Lied, das in der Instrumental-Version als das "Liebes-Thema" in den frühen Pate-Filmen bekannt wurde. Als es im dritten Film auch gesungen wurde, flammten nicht nur auf der Leinwand Erinnerungen an eine große Liebe auf. Auch bei den Zuschauern kamen rührende Bilder der bildhübschen, ersten Frau Michael Corleone's in den Sinn. Man erinnerte sich daran, wie sie bei einem Anschlag, der ihrem frisch angetrauten Ehemann galt, das Leben lassen musste. Apollonia war also tot, die Blutfehde um ein Opfer reicher im Corleone-Clan. Würde dieses zweifelsohne hübscheste Opfer in einer "Vendetta" gerächt werden? Im Kino wurde man damals enttäuscht. Gerade Apollonia, die große Liebe Michael's wurde nicht gerächt. Erst später, bei der DVD-Trilogie konnte man die 'verschollenen' Szenen sehen, wo auch die "Vendetta Per Apollonia" vollzogen wurde.
Es hat durchaus einen Sinn, daß ich dies alles hier beim Kommentar zu "Vendetta pour Homme" anführe. Denn kaum ein anderes Parfum greift das Italia-Thema so gekonnt und virtuos auf, wie eben dieses. Näheres gilt es jetzt zu erkunden.
-
Der Flakon:
Als ich kurz nach Erscheinen des Duftes den Flakon in den Schaufenstern sah, war es als würde er mir zuflüstern: "Ich bin hier falsch und lieblos abgestellt worden. Normalerweise ist mein Platz im Bad des Paten, vor dem Spiegel." Ich als Pate-Fan konnte das gute Stück doch dort nicht stehen lassen.
Also, gleich ohne groß zu testen gekauft. Dabei konnte ich aufgrund meiner nicht vorhandenen Italienisch-Kenntnisse gar nicht wissen, wie viel Pate in Duft steckte. Mir gefiel nur der Flakon, der Duft erst viel später. Aber mit dem Flakon ging es nicht nur mir so, wie auch die folgende Anekdote zeigt.
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Die Putzfrau:
Ich wohnte damals in einem Appartement, das vom Betrieb gesponsert wurde. Jeden Morgen kam eine Putzfrau, kurz nachdem ich zur Arbeit ging. Eines Morgens mußte ich zurück, weil ich etwas vergessen hatte. Die Putzfrau war schon da und putzte. Als ich mein Utensil nahm und weg wollte, sprach mich die Putzfrau an und sagte, daß sie jeden Morgen die ganzen Parfums vor dem Spiegel wegräumt um die Abstellfläche zu putzen. Dabei hätte sie eines dieser Parfums ins Herz geschlossen und fragte, ob sie es sich mal kurz aufsprühen dürfte. Ich war neugierig, welches Parfum sie meinte und sagte okay. Aus etwa 20 bis 25 Parfums griff sie sich ausgerechnet Vendetta, sprühte es sich auf, schloss kurz die Augen und sagte lächelnd: "Bella Italia". Paradoxerweise war die Gute eine Philippinin und war nie in Italien, wie sie versicherte.
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Der Duft:
Die Anekdote mit der Putzfrau habe ich erwähnt um zu zeigen, daß man bei diesem Duft nicht unbedingt ein Duftkenner sein muß um die Geschichte zu erfassen, die dieser Duft einem vermitteln will. Hier ist es denn auch das Italia-Thema, das anvisiert war. Wohlgemerkt mit einem Schwerpunkt auf die "Brennende Erde" Siziliens. Dieses Brennen fühlt man schon zu Beginn. Koriander, Kardamom und Pfeffer sorgen für eine Hitze, die mit reichlich Bergamott, anderen Zitrustönen und einer speziellen Grünnote in Grenzen gehalten wird. In der Herznote glimmen die anfänglichen Gewürztöne aus, dafür
kommen jetzt stärkere Gewürze auf Zimt und Nelken-Basis zum Zug. Nun brennt nicht 'nur' die Erde oder der Mond, sondern das Herz, auch das Herz jedes Teilhabenden. Dieses Feuer des Herzens wird hier mit starken Holznoten und etwas kühlendem Blütenmix auf Geranium-Basis eingedämmt.
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Die Basis:
Dieser Fond verdient einen eigenen Absatz. Denn es ist gerade diese Basis, die sich am längsten auf der Haut hält und dem grandiosen Namen Vendetta alle Ehre macht. Nachdem der Mond, Die Erde und das Herz des Rachewütigen fast ausgebrannt sind, kommt eine Erdigkeit ins Spiel, die man selten in Parfums vorfindet. Es ist nicht wie bei Cool Water die feuchte Erdnote, die wahrscheinlich an den Meeresgrund anspielt, auch nicht die Erdnote aus L'Eau D'Issey, die an den Waldboden nach einem Regenschauer abzielt oder die sehr geschätzte Erdnote aus Terre D'Hermes, die uns an unseren Ursprung, an die trockene aber doch so fruchtbare Erde erinnern soll. Bei Vendetta türmt sich regelrecht Erdreich zu einem Berg auf, der unter der Gluthitze Siziliens brennt. Ohne, daß auch nur ein Fünkchen Feuer zu sehen wäre. Eine besonders hartnäckige Zimtrinde in Verbindung mit Amber sorgt für diese enorme Hitze. Patchouli, Vetiver und Eichenmoos sorgen für die Erdnote.
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Die Blutrache:
Sengende Hitze ohne Feuer, das wird auch dem Verräter und Mörder von Apollonia zum Verhängnis. Dieser Fabrizio kann sich nämlich nach dem Verrat am Corleone-Clan nach "Bella America" absetzen, wo er in einer Pizzeria arbeitet. Das letzte, was er zwischen sengend heißen Pizza-Öfen zu sehen bekommt, ist der Lauf einer Pistole im Halbdunkel. Und eine fremde Stimme sagt ihm die letzten Worte, die er hören soll: "Grüße von Michael Corleone".
Wer weiß? Vielleicht hat der Racheengel von damals eine schöne Lederjacke getragen, wie es auch Hordak, mein Vorkommentator so treffend umschrieb. Denkbar wäre es, denn im gesamten Duftverlauf von "Vendetta pour Homme" kommt diese schöne Ledernote immer wieder mal zum Vorschein.
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Gewidmet der zweifelsfrei schönsten Darstellerin in dem Film "Der Pate":
Apollonia, alias Simonetta Stefanelli
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