Top Rezensionen

2020
Yatagan vor 4 Jahren 146 77
7
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
5
Duft
Fantomas bedroht die Welt
Den Jüngeren unter euch muss man ja vielleicht erklären, auf welche Figur der neueste Duft von Nasomatto anspielt: Es handelt sich um den geheimnisvollen Superschurken Fantomas aus der gleichnamigen Kriminalkomödie von 1964 mit Jean Marais, Louis de Funès und einer ganzen Riege bekannter französischer Schauspieler*innen. Die filmischen Tricks waren für die damalige Zeit beachtlich (Auto fährt Flügel aus und fliegt davon), während man heute über die launigen Gags und hilflosen technischen Gimmicks nur milde lächeln kann. Sei's drum: Die Filme haben noch heute ihren nostalgischen Charme, so dass sogar unsere Kinder in jungen Jahren ihren Spaß daran hatten.
Offenbar ist Alessandro Gualtieri ebenfalls Fan der Reihe (es folgten noch zwei weitere Filme: "Fantomas gegen Interpol" und "Fantomas bedroht die Welt", dessen Titel ich mir mit sarkastischem Vergnügen als Überschrift für diesen Kommentar ausgeborgt habe), denn die Werbung im Video spielt unverblümt auf die Figur des Fantomas mit hellblauer Maske an und auch die verwendete Schrift ist den Schriftzügen der Filme aus den 60ern entliehen.
Als bekennender Liebhaber der damaligen Filme wollte ich den neuen Gualtieri testen, auch wenn ich mir fast sicher war, dass er mich ebenso enttäuschen würde wie Black Afgano, Duro, Blamage oder die ganzen Orto Parisi-Düfte. Mir erscheinen all diese Düfte grob, laut, (sicherlich bewusst) ordinär, grell und überaus synthetisch. Während allerdings viele Düfte von Alessandro Gualtieri eher einen orientalischen Charakter haben, gehört Fantomas zur Gruppe der helleren Düfte, die dennoch mit enormer Aura und Haltbarkeit punkten wollen. Ich persönlich störe mich sehr an einer derartig starken Haltbarkeit, denn ich mag keine Düfte, die (1.) eine gründliche Dusche überleben, mir (2.) tagelang auf Sakko oder Schal haftend hinterher laufen und (3.) auch noch den Kollegen im Nachbarbüro oder den gesamten Konferenzraum beduften. Mich stört eine solche überbordende Aura massiv an anderen und so will ich auch selbst nicht wahrgenommen werden. Lieber sprühe ich öfters nach und rieche den Duft vor allem hautnah. In diesem Zusammenhang ein kleiner Exkurs: In meiner mehr als 35jährigen Parfumerfahrung mit langen Phasen intensiver Sammelwut - schon lang vor Parfumo oder Basenotes - bekam ich vor allem dann "Komplimente" für einen Duft, wenn ich ihn zu stark dosiert hatte, was mir dann auch regelmäßig besonders peinlich war. Stilvoll dosierte Düfte werden vom Umfeld nicht sofort wahrgenommen und erschließen sich in ihrer Komplexität nur bei großer Nähe - und die sollte geliebten Menschen vorbehalten bleiben. Ende des Exkurses.
Eine niedrige Dosierung ist aber bei Fantomas von vornherein fast ausgeschlossen. Wer dem Duft hier eine schwache Haltbarkeit oder mäßige Aura attestiert, sollte sich vielleicht fragen, ob seine Nase durch schwergewichtige Nischendüfte schon ein wenig abgestumpft ist, denn Fantomas haftet auf meinem Duftstreifen und auf einem Stück Textil nun geschlagene vier Tage mit nahezu der gleichen Intensität und das ist leider vor allem nur eines: aufdringlich.

Zum Duft selbst: Ich kann verstehen, wenn man von Fantomas fasziniert ist, denn er spielt wie so oft bei Gualtieri wieder einmal mit wuchtigen Reizen - und das ist sicherlich auch die Stärke von Gualtieri. So wie er mit Black Afgano die Assoziation von Schwarzem Afghanen beschwört, ohne den Geruch tatsächlich nachahmen zu wollen, so wie er mit Duro einen amorphen orientalisch animalisch-ledrigen, harzig-holzigen Klotz in die Landschaft stellt, ohne ein wirklich greifbares Bild erschaffen zu wollen, so ist auch Fantomas ein Phantom ohne Gestalt, aber mit intensiver Wirkung. Woher kommt die?
Hier ein Versuch der Entschlüsselung, allerdings ohne Gewähr: Wie die meisten hier rieche auch ich eine intensive, aber künstliche Melonennote, die sicherlich von Melonen-Ester herrühren dürfte: (Z)-6-Nonenal, 2,6-Dimethyl-5-heptenal.
Eine bitter-salzige und zugleich süße Meeresnote findet sich in vielen Herrenaquaten, die m.E. auch hier in maßvoller Dosierung enthalten ist (Algenextrakt).
Wegen der hellen, etwas wässrigen Kopf- und Herznote tippe ich auf Calone (Methylbenzodioxepinon), bin mir da aber keineswegs sicher. Das ist nur eine vage Vermutung.
Als Basisnote bildet sich vor allem im Drydown und auf dem Duftstreifen stärker als auf der Haut eine Duschgelnote aus, die wir aus vielen zeitgenössischen Düften / Nischendüften kennen und die dann ganz klar auf eine hohe Dosis Ambrox(an) hindeuten würde (3aR,5aS,9aS,9bR)-3a,6,6,9a-Tetramethyl-dodecahydronaphto[2,1-b]furan, chemischer Name und liebevolle Reminiszenz an den früheren Beruf meiner Frau: Chemikerin).
Was da sonst noch drin sein könnte, überlasse ich eurer Fantasie und den vielen Statements weiter unten.

Meine eher schlechte Gesamtnote begründet sich vor allem durch meine Abneigung gegen Fruchtester, die vor allem in vielen Fruity Florals seit den 90ern eine überaus große Rolle spielten, durch meine Abneigung gegen Ambrox und die davon dominierten Düfte (Sauvage, Bleu, diverse Marlys etc.) sowie durch meine langsam gewachsene Abneigung gegen die in Herrendüften inzwischen allzu häufig verwendete Algennote und letztlich durch die eher plakative Komposition mit dem olfaktorischen Holzhammer statt mit dem Pinsel, die mir einfach nicht liegt.
Die Dominanz des Synthetischen allein ist es übrigens nicht, denn aus diesem Segment gibt es hervorragende und artifiziell raffiniert komponierte Parfums (etwa von Comme des Garcons, Maack, Clean).

Betrachtet man diese oben von mir unterstellte, dem Namen gemäße gruselige Mischung, die den Namen Fantomas mehr als verdient, ist meine Bewertung fast noch (zu) gut ausgefallen, aber das liegt vielleicht an einer untergründigen Faszination des Duftes, die zwischen Ekel und wohligem Schauer oszilliert. Und auch das hat seine Berechtigung.
77 Antworten
Yatagan vor 4 Jahren 129 68
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Armin Heinemann und die Hippies
Unkommentierte Duft No. 151

Zum ersten Mal betrat ich Ibiza in den frühen 70er-Jahren als Kind und ich bin meiner Mutter dafür noch heute dankbar, dass sie offenbar von dem Hippie-Lebensgefühl, von dem bei uns im Alltag bis auf ein paar Schlaghosen und weiße Blusen nur wenig spürbar war, so angesteckt wurde, dass es um '72 herum ein Urlaub auf der weißen Insel sein musste. Das war prägend. Später war ich deshalb von den 80ern (mit meiner damaligen Freundin und heutigen Frau) und später mit unseren Kindern noch öfter dort, auch wenn Ibiza kein bevorzugtes Reiseziel wurde. Den Spirit, den die Inseln Ibiza und Formentera auch heute noch wenigstens im Herbst, wenn die Heerscharen der Feiernden weitergezogen sind wie die Zugvögel, in magischer Weise ausstrahlen, trage ich in meinem Herzen. Das ist ein Lebensgefühl, das für die meisten zwar nur mit einer Utopie verbunden bleibt, das aber gerade deshalb magisch wirkt.

Einer der bekanntesten Hippies der Insel ist Armin Heinemann, dessen Kultboutique Paula's in den Seventies zu einer der Hauptsehenswürdigkeiten der Hippie-Kommune (so nannte man damals Communities) gehörte. Über und über alle Wände mit den legendären Blumenmustern bedruckt, wurde dort geöffnet, wenn man es für angeraten hielt, und die Mode aus dem Laden war etwas, das man heute als Kult bezeichnen würde.
Um 2000 schloss der Laden, Armin Heinemann ging in den sicherlich verdienten Ruhestand, bemühte sich weiterhin eine Legende zu sein und harrte der Dinge. Vor etwa drei Jahren hatte dann der Kreativdirektor von Loewe, Jonathan Anderson, die Idee, die Kollektionen von Paula's wieder zum Leben zu erwecken. Das Faszinierende für mich dabei ist, dass die Hippiemode bereits derartig viele Revivals erlebt hat, dass irgendwas an ihr dran sein muss: Spirit, Spirituelles, Essentielles, ein Lebensgefühl, das tief drin in den meisten Menschen etwas zum Leuchten bringt. Vielleicht liegt es auch an Armin Heinemann, der wieder mitwirken, seine "Schwingungen" in die Kollektion einbringen darf und weiterhin auf seiner legendären Finca ohne Strom und Wasser und mit Naturdusche wohnt. Gelegentlich besucht ihn mal ein Kamerateam des deutschen Fernsehens und präsentiert ihn wie ein exotisches Tier aus dem Zoo. Ich hoffe und vermute, der Sympathling lässt es sich gut bezahlen.

Nun also auch der Duft zur empfindlich teuren Paula's-Kollektion von Loewe, die preislich so gar nicht zum Lebensgefühl und zum Etat eines durchschnittlichen Hippies in den 70ern passt. Die schnuckeligen Fetzen kosten leicht ein paar Hunderter und werden in Vogue & Co. von Topmodels vorgeführt.
Ist der Duft den Zinnober um die alte neue Marke wert? Sicherlich kann er das gar nicht, es sei denn, man hätte schlicht eine Flasche Patchouliöl mit ein paar Gramm Gras verrührt und in Flaschen gefüllt und sich bei Loewe amüsiert, dass etliche Modeverrückte auch dafür ein paar Hunderter bezahlen, - aber das hier ist was ganz anderes, nämlich ein eher heller, frischer Duft, der nonchalant zu seinem Regenbogenflakon passt.
Die Inhaltsstoffe waren es, die mich neben der ganzen Hare-Krishna-Melancholie dazu bewogen, meiner Frau diesen Blindbuy zu schenken. Einfach so. Ich berichte bei Gelegenheit, wie er ihr gefallen hat.

Gehen wir es ganz unpippisch korrekt an und prüfen die Inhaltsstoffe.
Galbanum: Ja, ist gut zu riechen und da bin ich ja schon mal froh drüber.
Kokoswasser: Passt eigentlich ganz gut und es handelt sich hier nicht um diese süßen Bountyvarianten, sondern wirklich fast um Kokos-WASSER! Sehr frisch, sehr neutral, wenig süß, wie aus der Kokosnuss von Lake Toba auf Sumatra, wo ich mit meiner Frau Anfang der 90er als Student*in weilte und wo damals die Zeit stehen geblieben war und die Hippiefossile dort nicht mitbekamen, dass das Jahr 1990 und nicht 1970 hieß.
Dann früchtelt es ein bisschen nach Mandarine und das mag ich immer ganz gerne, auch wenn ich vermute, dass da eher ordinärer Frucht-Ester enthalten sein dürfte. Es riecht trotzdem nicht übel.
Wenn wir schon gerade bei Indonesien sind, muss ich dran erinnern, dass bei den Inhaltsstoffen auch indonesisches Patchouli erwähnt wird, aber auch wenn man das natürlich erwarten durfte, riecht es hier kaum danach. Schade!
Vom Rest rieche ich am ehesten noch Frangipani, die man so schön im Haar tragen kann, wenn es lang ist, und alles in allem hat der Duft schon so einiges an Hippie-Flair zu bieten, auch wenn ich mir da mehr erwartet hätte.
Das Ganze ist natürlich irgendwie ein Hype für Alt- und Neu-Hippies, aber was macht das schon, wenn der Duft so nett und hübsch geworden ist. Sicherlich werden ihn einige hassen, aber ich kann das schon deshalb nicht, weil ich vermutlich als Kind mit meiner Mutter auch in Armins Boutique stand und wer weiß, ob nicht damals dieses Batik-T-Shirt, das ich in diesem Summer of 72 so gerne trug, von dort stammte.
Meine Mutter konnte sich nicht mehr erinnern. Ich auch nicht. Ich war fünf.
Hare Krishna!
68 Antworten
Can777 vor 4 Jahren 126 77
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Der Duft des Regenbogens
Träume!
Manchmal erfüllt sich ein Traum
Manchmal verlieren wir einen Traum.
Und manchmal wird uns ein Traum geschenkt der die Seele und das Herz heilt.

Es war einmal ein junger Mann der sich seinen Kindheitstraum erfüllen wollte. Er wollte sich einen Hund in sein Leben holen. Das Schicksal ergab sich,dass neun kleine Dobermann-Welpen geboren wurden. Die Wahl fiel ihm nicht schwer. Unter den neun Welpen war nur eine Hündin. Es war für beide Liebe auf den ersten Blick. So nahm er die kleine Hündin in seine Arme und trug sie in seine Welt und in sein Leben.Fast zeitgleich holte sich der junge Mann seinen ersten Flakon Jicky. Er liebte das Parfum sehr,was nach feinsten pudrig-würzigen Lavendel duftete. Die feinen staubigen Gewürze die sich mit harzig-warmen und balsamischen Tönen aus zartester Vanille,Ambra und Tonka vermischten. Und er liebte diese aristokratisch-erhabene Animalik aus Zibet die wie ein behagliches Schnurren dem Parfum Leben und Leidenschaft einhauchte. So wurde Jicky sein Signaturduft und er trug es jeden Tag und jede Nacht.

Da die kleine Hündin noch sehr klein war,nahm der junge Mann sie jede Nacht zu sich und legte sie auf seine nackte Brust zum Schlaf. So konnten beide den Atem des anderen hören und dessen Herzschlag spüren. So entstand eine sehr tiefe Bindung zueinander und tiefste Liebe. Durch das enge Miteinander ergab es sich,dass das Fell der Hündin ebenso nach Jicky duftete. Sie „teilten“ sich sozusagen das Parfum. Selbst wenn der junge Mann einen Tag mal nicht Jicky trug,so war es doch noch immer im Fell der Hündin zu erkennen. So war Jicky nicht nur sein Signaturduft geworden,sondern auch ihrer. Die Jahre vergingen und aus der einst kleinen Hündin wurde ein stolzes und majestätisches Tier. Aber nicht nur ein Tier,sondern ein Seelentier! Sie verstanden sich nonverbal und ohne viele Worte. Sie achteten und respektierten sich und zeigten jeden einzelnen Tag ihre Liebe zueinander. Und sie schliefen oftmals Arm in Arm ein miteinander und der Duft von Jicky begleitete sie bis in ihrer beider Träume. Sehr,sehr viele Jahre.

Es vergingen zwölfeinhalb wundervolle Jahre und der junge Mann wurde in der Zeit zum reifen Mann. Er wurde älter und die stolz-elegante Dobermann-Hündin ebenso. Nur leider viel zu schnell! Alles was unverändert blieb war Jicky,was die beiden verband wie die tiefe Liebe selbst zueinander. Einst sagte der Mann zu der Hündin sie solle ihm auf ihre Weise zeigen wann es an der Zeit ist zu gehen für sie. Und sie zeigte es im! So nahm der Mann sie auf seine Arme wie einst als Welpe schon und trug sie fort so wie er sie einst auch holte. Und so gingen sie gemeinsam an einen Ort von dem nur der Mann wiederkehren würde. An einen Ort wo die edle Hündin keine Schmerzen mehr haben würde. Und so ging der Mann seinen schwersten Weg im Leben und hielt sie bis zum letzten Augenblick in den Armen. In diesen Augenblick als die Hündin die Augen schloss und über die Regenbogenbrücke ging,ging nicht nur ein Teil seines Herzens mit. Auch Jicky ging und der Mann trug Jicky nie wieder. Zu groß war der Schmerz und die Erinnerung und seine Welt verdunkelte sich von diesen Moment an!

Viele,viele Jahre vergingen und der Mann weinte noch sehr,sehr oft wenn er alleine war. Zu groß war der Schmerz im seinem Herzen und der Verlust. Zehn Jahre mied er Jicky und alles was nach Lavendel duftete. Er liebte Jicky immer noch,aber schaffte es nicht es aufzulegen ohne einen Stich im Herzen zu spüren und traurig zu werden. Und so verblassten die Erinnerungen an Jicky wie der würzig-animalische Duft von Jicky selbst der ihn einst begleitete und seine Hündin.Das Leben ging weiter für den Mann und er hatte es geschafft den großen Schmerz und Verlust in seinem Herzen und seiner Seele halbwegs zu beherrschen. Aber er war immer noch tief in ihm verborgen. So geschah es,dass der Mann sich wie so oft am späten Abend in sein Bett legte und die Augen schloss. Und er begann zu träumen.......

Der Mann stand in der freien Natur auf einen staubig-steinigen Feldweg. Es war Sommer und die Sonne schien warm-weich auf ihn herab. In der Ferne sah er seine verstorbene Dobermann-Hündin. Er konnte ihre fein-elegante Silhouette sehen gegen das Sonnenlicht. Sie stand auf einen hohen,begrünten Hügel. Er wusste sofort das sie es ist. Auch sie hatte ihn erkannt so schien es und begann erst langsam,dann immer schneller werdend auf ihn zu zu laufen im schnellen Galopp. Der Feldweg war gesäumt mit üppigen Lavendelfeldern die sich im Wind wiegten und ihren würzig-zarten Duft verströmen. Er konnte ihn riechen! Die Hündin kam immer mehr auf ihn zu gerannt. Sie zog eine pudrige Spur aus Staub hinter sich her auf dem Weg zu ihm und in ihren eleganten Bewegungen war sie einem arabischen Hengst gleich. Kurz vor ihm kam sie sanft zum halten. Der Mann sagte keinen Wort und schaute sie nur lächelnd an in seinem Traum. Sie war wunderschön! Ihr pechschwarzes Fell glänzte in der Sonne wie schwarze Seide und er konnte jeden einzelnen filigranen Muskel darunter erkennen. Auch sie stand nur da und schaute den Mann an. Sie war in den allerbesten Jahren.
Majestätisch,stolz,wunderschön,edel und voller erhabener Anmut,Kraft und eleganter animalischer Perfektion. Es sah aus als würde sie lächeln und der Mann wusste,sie tut es auch und schaute ihr tief in die amberfarbenen Augen in denen er las,dass sie glücklich war. Und dann sah er das sie ihm was mitgebracht hatte als Geschenk. In ihrem Fang trug sie quer eine wunderschöne duftende,langstielige rote Baccara-Rose. Es war ihr Geschenk ewiglicher Liebe,Dankbarkeit,Treue und Zuneigung zu ihm!

Der Mann erwachte aus diesen Traum weinend mit Tränen in den Augen und er hörte sich noch selbst dabei wie er ihren Namen flüsterte. Aber er war nicht traurig dabei,sondern sehr,sehr glücklich. Er wusste sie kam nicht nur den langen Weg aus dem Regenbogenland in seinen Traum zu ihm um ihm zu zeigen das sie sehr glücklich war. Sie wollte auch das er es wieder ist! Und er wusste was zu tun war! So holte er sich seinen alten Signaturduft zurück in sein Leben. Er fürchtete sich diesmal nicht Jicky aufzulegen. Nicht mehr! Und so trug er in dort auf wo er ihn am liebsten trug seinerzeit,...auf seine Brust. Und es war wie in seinem Traum. Er roch den fein-würzigen Lavendel,spürte die weich-balsamische Wärme,den zarten Gruß der Rose und die elegant-animalische Perfektion auf seiner Brust. Aber er spürte auch noch etwas anderes auf seiner Brust.... Einen zarten,zweiten Herzschlag neben seinem eigenen!

Am Ende des Regenbogens sehen wir uns wieder....


77 Antworten
Can777 vor 4 Jahren 106 60
10
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Der Schatten
LUI. Sehr viele Dinge erinnern mich an einen Schatten bei LUI. Dunkle und doch transparente Konturen die sich über einen legen wenn man ihn auflegt. Eine nicht greifbare Präsenz. Zarte Dunkelheit umgeben von Licht. Ein Scherenschnitt aus schwarz und weiß. Ein Schatten der schwer einzuordnen ist zu wem oder was er gehört. Die Umrisse von LUI sind androgyn,geschlechtslos und schwer zuzuordnen. Ist es ein Mann oder ist es eine Frau? Oder sind es beide die vor oder hintereinander stehen und den Schattenwurf spiegeln wie ein Schattentheater der Androgynität? Man kann sich da nicht immer sicher sein welche Konturen LUI gerade annimmt. Aber man muss es auch nicht!

LUI
Von der ersten Sekunden an duftet LUI nach delikatem Wildleder auf meiner Haut. Weich,warm und fast federleicht. Ein hauchzartes Leder was in seinen Verlauf immer mehr zu Staub zu zerfallen scheint. Töne aus pudrig-würzigen,trockenen Nelkenstaub überdecken nach und nach das zarte Wildleder,ohne es aber gänzlich verschwinden zu lassen. Filigran geräucherte Benzoe flimmert leise umher und umschließt balsamisch,wachsig-weich alles vorangegangene behutsam und leise. Aber auch andere balsamische Harze kann ich wahrnehmen. Opoponax,Perubalsam,Mastix und ein Hauch äthiopischer Weihrauch könnten es sein. Nichts ist hier laut oder aufdringlich. Alle Noten scheinen sich auszudehnen und wieder zurückzuziehen einen Schatten gleich. Sie erheben sich und ziehen sich zurück ohne aber gänzlich zu verschwinden. LUI ist ein stiller Duft,was nicht heißt das er nichts zu sagen hätte. Man fühlt sich von ihm nie belästigt oder bedrängt in seiner Gegenwart. Er ist mehr der leise Freund und der Zuhörer der im halbdunkel sitzt als der extrovertierte Redner der im Rampenlicht steht. Auch seine Haltbarkeit ist äußerst zuverlässig. Er begleitet einen wie ein Schatten den Tag bis in den Abend hindurch. Die Sillage von LUI ist wechselhaft und diffus und auch hier wie ein Schattenspiel. Er zeigt sich immer wieder kurz und ist auch schon wieder weg ohne zu große Aufmerksamkeit zu erhaschen. Aber gänzlich verschwinden tut er nie!

Fazit
LUI ist gewiss nicht konturenlos. Er ist vielmehr die Kontur die alles umzeichnet was in ihm verweilt. Er legt sich zart um und über einen ohne das man dabei verschluckt wird durch seine Präsenz. Er überschattet einen nicht gänzlich,sondern lässt Transparenz zu. LUI ist eigenständig und keine Copy von etwas. Auch wenn er auf seinen Schattenwurf manch großen Duft kurz spiegelt oder zu streifen scheint. Ein Habanita,ein Tabac Blond,ein Black Cashmere von Donna Karan oder ein Hauch verblasstes Shalimar. Einige dieser Parfums kamen mir auf meiner Reise mit LUI in den Sinn. Mich persönlich erinnert LUI sehr an Tabac Blond von Caron. Aber es ist nicht der Duft selbst oder die Noten. Vielmehr ist es seine Aura aus femininen und maskulinen Akzenten und Schwingungen die mich daran denken lassen. Für mich persönlich gesprochen hat Guerlain mit LUI seinen Schatten weit voraus geschickt. In versteckte Gefilde die für Guerlain eher untypisch sind und sich mehr in der Dunkelheit bewegen und zu finden sind als im Licht. Und auch wenn LUI auf mich wie ein Schatten wirkt,so steht er bei mir nicht in diesem!

Ich finde ihn mehr als gelungen!
60 Antworten
Pollita vor 4 Jahren 105 73
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Kopfüber in die weißen Wolken
Ich erinnere mich noch genau an meinen allerersten Flug. Ich war fünf Jahre alt und es ging auf die Insel Rhodos. Alles war so neu und spannend. Der Start, die Geschwindigkeit vor dem Abheben und vor allem dieses Gefühl, wie man in den Sitz gedrückt wird, bevor die Maschine in den Himmel steigt. Als grausam empfand ich die Landung. Diesen fürchterlichen Schmerz in den Ohren, der auch nach vielen Stunden noch nicht nachlassen möchte. Das von den Eltern empfohlene Kaugummikauen brachte natürlich auch nichts. Am meisten fasziniert hat mich jedoch etwas anderes. Es waren die Wolken: Der Vogel bricht durch die Wolkendecke und man sieht auf diese kuschelig anmutenden, strahlend weißen Wattewolken von oben herunter. Man hat das Gefühl, dass diese stabil wären, man einfach reinspringen und sich einkuscheln könnte. Eine Illusion, die Kinderaugen strahlen lässt.

Genau das empfinde ich, wenn ich Muschio von Santa Maria Novella schnuppere. Ich habe noch nie zuvor einen so feinen und wunderbar komponierten Moschusduft erleben dürfen. Gibt es bei reinen Moschusdüften eine High-End-Kategorie, dann fällt dieser Duft definitiv darunter. Wir haben hier weder Waschmittel noch Weichspüler. Das alles wäre zu scharf und zu synthetisch und würde diesem wunderbar fluffigen Duft nicht gerecht werden. Er duftet einfach zart, ganz leicht frisch, vielleicht die Ahnung einer edlen Hautcreme, die vor einigen Stunden aufgetragen wurde und das ganze scheint auf der Haut zu schmilzen und eine edle Gesamtkomposition zwischen dem Duft der eigenen Haut und diesem Parfum auszumachen. Das ist so unsagbar schlicht und dabei so wunderschön. In der Basis wird der Duft leicht süßlich, bleibt dabei aber stets zart und fluffig-fein. Auch wenn die Sillage nicht allzu ausgeprägt ist, konnte ich den am Nachmittag aufgesprühten Duft bis in die späten Abendstunden gut wahrnehmen.

Auch eine kuschelige, weiße Daunendecke passt. Auf alle Fälle weiß muss es sein, das Duftbild. Weiß wie die Wolken von oben betrachtet. Ich sehe gerade, dass Yatagan dieses Bild ebenfalls hatte. Und genauso wie auch er sehe ich diesen Duft primär auf der femininen Seite, er sollte den Herren allerdings nicht verwehrt bleiben.

Und auch Susan, die mich mit diesem Schatz angefixt hat, gebe ich Recht. Dieser Duft, so simpel und zart er auch daherkommt, ist verdammt sexy! Mein Gatte war verzückt und mochte ihn auf Anhieb und glaubt mir, das kommt nicht allzu oft vor.

Da er leider bei meinem gestrigen Shopping-Ausflug im schönen Zürich nicht vorrätig war, habe ich ihn mir jetzt vorbestellt und werde meine neue Duftliebe noch vor dem Jahreswechsel dort abholen.

Herzlichen Dank an Susan, durch die ich einen ersten Eindruck von dem Duft gewinnen konnte. Dieser war so gut, dass ich ihn erneut testete und nun schwer verliebt bin

Weiße Wolken, ich komme!
73 Antworten
Warilol vor 3 Jahren 96 32
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
3 Jahre Aventus - Geschichten über fallende Höschen, verbesserte Geschäftsbeziehungen und mysteriöse Verwässerungstaktiken
3 Jahre hat es gedauert, bis ich mich an meinen ersten Aventus-Kommentar herantraue, war er doch tatsächlich, wie bei so vielen Parfum-Enthusiasten, der erste Nischen-Duft, welcher in die Sammlung einziehen durfte. Aber wozu überhaupt noch zu diesem legendären Wässerchen ein Kommentar verfassen, eigentlich wurde doch schon alles gesagt. Die rauchige Ananas, das wissen wir mittlerweile wohl alle. Viel mehr möchte ich diesen Kommentar nutzen, um meine Erlebnisse mit diesem Duft zu teilen, auf Kontroversen eingehen und zu guter Letzt ein finales Fazit nach 3 Jahren Aventus ziehen.



1: Aventus der "Pantydropper" - Vom Nischenduft zum Statussymbol

Ich weiß nicht wirklich, wo diese sexistische Bezeichnung ihren Ursprung hatte, aber vermutlich entsprang sie dem vulgären Mundwerk diverser Influencer, welche mit den Worten "Digga" und "Brudi" ihre sogenannte Parföng-Sammlung den im Schnitt 14 Jahre alten Followern auf diversen Social-Media Kanälen präsentierten. Das wird wohl auch der Grund sein, warum Aventus in vielen Parfümerien nur noch hinter verschlossenen Vitrinen angeboten wird, denn angeblich versammelt sich die Creme de la Creme der großstädtischen Clubszene nicht all zu selten vorm großen "D", um sich mit dem legendären Höschen-Entferner einzudieseln. Einmal Status zum aufsprühen bitte! Genau hier sind wir wohl beim ersten Meilenstein angelangt. Aventus, einst ein Hidden Gem unter Parfümenthusiasten, ist nun zu einem viralen Phänomen und Statussymbol geworden.

Ich persönlich betrachte diese Kontroverse eher schmunzelnd. Natürlich trug ich Aventus bei Dates und ließ mich gewissermaßen von seinem Charme leiten, aber was soll ich sagen, bis heute bekam ich noch kein einziges Kompliment von einer Frau, wenn ich diesen Duft trug. Ich denke wir wissen alle, dass ein Mann, der sich seiner selbst bewusst ist, keinen Duft braucht, um das Herz einer Frau zu erobern. Natürlich ist ein Duft ein nettes Gimmick im Kennenerlernprozess, eine positive Resonanz über ein Parfüm ist m.E. jedoch in erster Linie an die Sympathie des Trägers gebunden. Der Begriff "Pantydropper" ist einfach schäbig und der Duft hat es nicht wirklich verdient, mit solchen Assoziationen in Verbindung gebracht zu werden, sehr schade!



2: Romantik unter Männern und verbesserte Geschäftsbeziehungen

Während Aventus bei Frauen in der Regel nicht erkannt und als ein gewöhnlicher Duft betrachtet wird, ist er unter Männern ein wahrer Magnet. Ich könnte euch unzählige Geschichten erzählen, wo ich auf der Straße von fremden Männern angesprochen wurde, die mich dann aufgrund des Duftes in Gespräche verwickelt haben und mir regelrecht um den Hals gefallen sind. Es schafft so eine gewisse Verbundenheit, wenn jemand einen offenbar "unbekannten" Duft trägt, für den man viel Geld zahlen musste. Irgendwie interessant und ich denke, das passiert sonst bei keinem Duft. Wirklich spannend wird es aber dann, wenn ein Duft dazu beiträgt, dir im Beruf einen gewissen Vorteil bzw. Ansehen zu verschaffen. Als Prüfingenieur bin ich tagtäglich im engen Kundenkontakt und meist in allen Geschäftsebenen unterwegs. Neulich musste ich eine Prüfung im Anlagenbau bei einem großen Chemieunternehmen betreuen. Vor Ort huschten etlichen Handwerker, sowie der technische Leiter des Betriebes. Nach einem kurzen Gespräch begann dieser die Luft zu beschnuppern und erwiderte nur: "Wer trägt hier dieses Parfüm? Ey das ist doch AVENTUS?" Die Handwerker waren sichtlich verdutzt und genervt, vor allem als er anfing, mit seinem Notizblock eine Parfümwolke zu kreieren, damit alle den Duft wahrnehmen konnten. Als ich dann sagte, dass ich den Duft trage, kam er aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. "Bestes Parfüm Leute, der Mann hier hat Geschmack, aber sehr teuer, 100 ml kosten fast 300 €". Ich finde es unglaublich interessant, was ein Duft für eine Wirkung haben kann, auch wenn es hier von ihm dann doch eher zum prahlen benutzt wurde. Trotzdem hat es zwischen mir und dem technischen Leiter eine gewisse Verbindung geschaffen, mein Ansehen ist bei ihm dadurch noch einmal gestiegen, völlig unabhängig von der fachlichen Komponente. Ich bin mir sicher, das ist sonst mit keinem Duft möglich! Ob ich das gut oder schlecht finde, möchte in an dieser Stelle nicht bewerten.


3: Batch-Hysterie, Reifungsprozesse und Creed'sche Verwässerungstaktiken

Kein Aventus ohne Batch-Diskussionen! Das muss wohl so ziemlich jeder Aventus-Fanboy im Laufe seiner Parfümreise in irgendeiner Form über sich ergehen lassen. Auch ich habe mich, gerade zu Beginn meiner Leidenschaft, immer wieder von diesem ermüdenden Thema runterziehen lassen. JA, die Unterschiede sind vorhanden, definitiv! Mittlerweile ist es wohl kein Geheimnis mehr, dass frühere Batches "rauchiger" waren, die neueren offenbar "fruchtiger". Aber jetzt mal ehrlich, was bringt einem diese Erkenntnis? Was soll diese ewige Suche nach dem Heiligen Gral bzw. Batch? Ständige Checks der Haltbarkeit auf meinem Handrücken, ist er jetzt doch rauchig, oder eher fruchtig? Ist der so gut wie meine Abfüllung von 2015, oder sollte ich doch lieber 1000€ für einen Vintage-Batch ausgeben? ERROR! Spätestens nachdem ich aus Frust alle Dupes ausprobiert und Aventus schon genervt abgeschrieben habe, wurde mir klar, dass ich durch diesen Zirkus komplett den Spaß an einem Duft verliere, dessen DNA ich eigentlich absolut toll und einzigartig finde.

Meiner Meinung nach ist Aventus 2020 immer noch ein absolut toller Duft, dem man unter Umständen einfach einige Zeit zum reifen geben muss, genau so war es auch bei meinem Flakon. Nach 3 Jahren ist die Haltbarkeit mit 8 Stunden absolut zufriedenstellend, während die fruchtige Kopfnote noch genauso vorhanden ist, wie beim ersten Sprüher.

Ich bin mir sicher, dass der Duft im Zuge von Regulationen oft reformuliert wurde, aber irgendwie interessiert es mich auch gar nicht mehr, solange der Duft beim Aufsprühen Magie erzeugt und im weiteren Verlauf eine Geschichte erzählt. Warum muss ein Duft immer 12h halten? Ich sehe das mittlerweile relativ entspannt und genieße Aventus in vollen Zügen, mittlerweile sogar mehr als je zuvor. Ein Duft, der für mich auch nach all den Jahren zu einem der Besten in der Parfümlandschaft gehört. Er wurde oft kopiert, aber nicht ein einziger Dupe erreicht auch nur annähernd die Tiefe und die Qualität des Originals. Wenn ich Aventus aufsprühe, habe ich das Gefühl, frische Früchte auf der Hand auszupressen. Da riechts nichts nach Alkohol, nichts ist synthetisch, einfach toll!

Zum Abschluss ein Rat an alle Aventus-Träger: Weniger nachdenken, mehr genießen!
32 Antworten
Salva vor 4 Jahren 90 46
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Als man noch Düfte für Männer rausbrachte...
Die 70er Jahre, der Beginn eines tiefgreifenden sozio-ökonomischen
Strukturwandels... Ein Jahrzehnt mit fundamentalem, gesellschaftlichem und kulturellem Umbruch, dessen Folgen bis heute spürbar sind...

Willy Brandt's Kniefall von Warschau,
die Geiselnahme bei den Olympischen Sommer-Spielen in München,
die Ölkrisen,
das Ende des Vietnamkrieges,
die linksextreme Terrorgruppe RAF,
der Beginn der PC-Ära mit der Gründung von Microsoft,
oder der NATO-Doppelbeschluss, um nur einige Ereignisse aufzuzählen...

Und ein Jahrzehnt, in dem das französische Haus Givenchy einen Duft rausbrachte, der mich magisch in seinen Bann gezogen hat...
[...]

Ich habe bereits alle mir bekannten Düfte aus der Gentleman-Reihe vom Hause Givenchy getestet. Für gut befand ich sie durch die Bank alle. Doch wollte ich nur einen einzigen von ihnen in meiner Sammlung haben und ich stellte für mich fest, dass mir die Erscheinung aus den 70ern am allerbesten gefällt. Warum? Na weil er zu 100% männlich ist! Ach was sage ich, zu 1000%!

Dieser Ur-Gentleman verkörpert Männlichkeit wie nur wenige mir persönlich bisher bekannte Duft (spontan fallen mir in dem Zusammenhang - aus meiner Sammlung - noch der Boss Number One, Davidoff Zino sowie Creed’s Bois du Portugal ein).
Ich weiß nicht, ob ihr es irgendwie nachvollziehen könnt, wenn ich sage, ich möchte am liebsten mit der Faust gegen die Wand schlagen, oder gar mit dem Kopf, wenn ich am Sprühkopf von diesem 70er-Jahre Klassiker rieche (Klingt schon bescheuert, ich weiß; aber ich glaube ihr versteht, was ich meine...).

All die neuen süß-pampigen Einheitsbreie, die heutzutage rausgebracht werden, sind nicht meine Welt... An ihnen habe ich nunmal überhaupt kein Interesse... Egal wie viele dieser überteuerten Marken alle heißen mögen...
Und diese bezahlten, überdrehten, geschmierten und unseriösen YouTuber oder andere Pappenheimer können deren artifiziellen Düfte noch so sehr in den Himmel loben, mich werden sie mit ihrem Getue nicht um die Finger wickeln...
Sie (diese Düfte) üben absolut keinen Reiz auf mich aus und lassen mich schlichtweg einfach kalt...

Bei all den älteren Düften ist aber genau der Gegenteil der Fall...
[...]

Ich selber befinde mich mitten in meinen 30ern. Und auch wenn meine Partnerin manchmal sagt ich rieche doppelt so alt, als ich aussehe (Ja, manchmal kann sie sehr charmant sein...).
Im gleichen Atemzug gibt sie aber zu, dass diese Düfte mir stehen und sie etwas Anziehendes an sich haben... Und mit der Zeit findet sie diese auch immer besser...
Nun, mich faszinieren eben diese Klassiker...

Um diesen 70er-Gentleman jedoch tragen zu können, sollte man Patchouli mögen, denn davon hat er eine ordentliche Portion in sich. Und dieser Duft ist generell gesehen sehr komplex in seiner Machart, wie ich finde.

Er beginnt zwar durch die Bergamotte und Zitrone frisch-zitrisch, jedoch zusätzlich mit einer Portion Würze, nämlich dem Zimt, den ich riechen kann. Was ich an der Kopfnote ebenso sehr mag ist die leichte Honignote, die ich minimal wahrnehme. Dadurch hat das Opening nämlich einen Hauch von Süße im Hintergrund.
Doch wie vorhin erwähnt spielt Patchouli bei diesem Klassiker die Hauptrolle. Diese erdig und herb-holzige Note prescht recht schnell nach vorne, bleibt im weiteren Verlauf sehr dominant und wird durch das Eichenmoos, Vetiver und Zedernholz in seinem herb-holzigen Charakter noch zusätzlich unterstützt, um im Anschluss in der Basis einen ledrigen Unterton zu erlangen.
Normalerweise bin ich nicht der größte Leder-Fan, doch hier ist er zum Glück - für mich zumindest - nur dezent wahrnehmbar. Des Weiteren wird er zur Basis hin moschuslastig-animalisch, was die vorhin erwähnte Komplexität verstärkt.

Der Geruch von Patchouli wird oftmals mit dem eines alten Kleiderschranks in Verbindung gebracht. Er scheidet durchaus die Geister und wird von vielen Menschen als muffig empfunden. Dies wird auch u.a. auf die 60er Jahre zurückgeführt, als die Hippie-Generation dieses Öl für sich entdeckte...
Ich persönlich jedoch assoziiere Patchouli mit folgenden Eigenschaften: Mystisch, charakterstark und unverkennbar. Und so würde ich diesen Duft beschreiben. Diese düstere Aura schätze und liebe ich eben so sehr an diesem Gentleman.

Sicherlich wird er in all den Jahren diversen Reformulierungen zum Opfer gefallen sein und die alte oder ältere Version(en) habe ich nie kennengelernt. Die aktuelle Version jedoch hält - auf meiner Haut zumindest - starke 7-8h (je nach Menge der Sprühstöße), und die Sillage ist in den ersten 2h gut raumfüllend.

Für den Sommer ist der Duft wohl weniger geeignet, doch in allen anderen Jahreszeiten denke ich kann man ihn tragen. Auch wenn ich persönlich ihn bevorzugt tagsüber benutze, erscheint es mir, als wäre er genau so gut oder gar evtl. „etwas passender“ für die Abendstunden.

Fazit:
Givenchy ist in meinen Augen ein tolles Haus und die Gentleman-Linie ist in Gänze sehr gut. Ohnehin fahre ich auf die ganzen französischen Häuser ab. Doch mit diesem holzig-würzig-ledrigem 70er-Klassiker hat das Haus mein Herz im Sturm erobert.
Er hat Ecken und Kanten und somit einen einzigartigen Wiedererkennungswert.
Ich finde ihn sehr edel, ultra maskulin und sinnlich betörend.

Dieser Duft ist nichts für Augenbrauen zupfende Jünglinge; er ist nichts für löchrige Röhrenjeans tragende Milchbubis; er ist nichts für Hoodies, Kappies, Sneaker tragende und Video-Games zockende „Erwachsene“.

Dieser Givenchy ist nur für Männer gemacht worden; und ja, ich meine auch Männer! Keine Jungs, und keine Typen, die noch nicht verstanden haben, dass sie erwachsen sind...

Und bevor sich irgendjemand auf den Schlips getreten fühlt o.ä.: Dies ist mein persönliches Empfinden vom Duft... Meinungen anderer respektieren und akzeptieren, das u.a. macht nämlich eine demokratisch denkende und zivilisierte Gesellschaft aus... So eine sind wir doch, oder?

(Muss leider erwähnt werden; gibt immer noch zu viele Menschen, die das nicht kapieren... Auch hier...).


Danke 70er Jahre! Danke Givenchy!

Und Danke ihr alle, die mitgelesen haben!


Bleibt gesund!!
46 Antworten
Gandix vor 4 Jahren 86 54
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Komm näher, Du riechst so gut...
Eine Guerlain'sche Liebesgeschichte

Endlich ist er in seinem Haus am See angekommen.
Es ist Spätsommer, das Getreide fast reif.
Er wollte hier die letzten warmen Tage genießen.
Zum Abschalten vorm Schlafengehen wollte er sich einen Kaffee machen,
der Kardamom steht schon zur Würze bereit.
Sanft verströmt er seinen Duft durch die noch geschlossene Packung.

Plötzlich sieht er sie am Seeufer stehen,
nackt,
ihre Haut seidig glänzend, wie Alabaster.
Ihre Aura ist unnahbar, fast spröde.....
Die Kaffebohnen fallen zu Boden,
für Sekunden kann er kaum noch atmen, ob ihrer Schönheit.
Das Mondlicht glänzt in ihren hellbeigen Haaren, wie bleiche Schwertlilien.
Er meint ihren Duft zu riechen.
Ein zarter, cremig-milchiger Schleier scheint sie zu umgeben,
die Göttin des Mondes.
Magisch wird er von dieser unglaublich zerbrechlichen Erscheinung angezogen.
Beim Näherkommen sieht er den Sternenstaub in ihren Haaren glitzern.
Er küsst sie, ohne sie zu berühren,
aus Angst, ihre Zartheit zu verletzen.....
Langsam sinken sie auf die Erde...
Er fühlt sich wie in einem Traum, in den er immer weiter hineingezogen wird....
Am nächsten Morgen ist da nur noch ein wenig Sternenstaub.....

"Der Kaffee ist fertig", hört er eine liebreizende Stimme.....
Mühsam kämpft er sich aus dem Halbschlaf und lächelt...
Es war kein Traum...
Seine Frau hatte sich ein paar Tage frei genommen, um ihn zu überaschen ;)

Der Duft:

Nein, er ist nicht sooo gourmandig...
milchig-cremig vielleicht.
Die Iris etwas trocken ( nicht so trocken, wie anderswo)
mit einer leichten Getreidenote (von der schönen Sorte)
und minimal karottig.
Und diese Trockenheit hält 1,5 Stunden.
Selbst in der darauffolgenden Stunde blitzt sie immer wieder auf.
Den Gegenpart dazu übernimmt die Bergamotte, sie hält mit ihrer zarten Frische die Trockenheit im Zaum.
Der Kardamom gibt zu Beginn eine sanfte Würze,
aber sehr dezent.
Zu diesem Zeitpunkt ist eine leichte Ähnlichkeit zu Violet Ida, oder Sable Or da,
allerdings so zart und sanft wie ein Flügelschlag.
Später mischt eine ganz zart-blumige Note mit,
(kann ja nur von der Schwertlilie/Iris kommen),
cremig-licht, sehr angenehm.
Die vermeintliche Kaffeenote empfinde ich mehr so, wie Kaffeebohnen in einer Parfümerie, an denen man schnuppert, um den Duft selbst besser wahrnehmen zu können.
Zur Basis hin wird er leicht ambriert,
noch weicher und noch wärmer, als er ohnehin schon ist.
Im Abgang mischt Sternenstaub in Form von Moschuspuder mit,
aber auch der angenehm cremig.
Dennoch halte ich das für das einzige Manko an dem Duft, aber nicht so viel, dass ich ihm was von der 10 abziehen würde.
Der Duft ist kurz nach dem Aufsprühen fast mehr Aura,
entwickelt sich mit der Wärme der Haut zum Duft.
Sehr zart, filigran.
Ja, er ist für mich, wie die Göttin des Mondes,
durchscheinend, alabasterfarben, fast zerbrechlich.
Es ist ein Duft, der niemals laut wird...
nein, er sagt: "Komm näher, du riechst so gut..."

Meine Guerlain'sche Liebesgeschichte, im Philtre noch unerfüllt,
hat in der Iris ihre Vollendung gefunden.
54 Antworten
Yatagan vor 4 Jahren 86 61
8
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Einhundertvierzig und ein Lavendel
Unkommentierte Düfte No. 156

Kraft meines mir verliehenen Amtes als staatlich und kirchlich geprüfter Lavendelinspekteur kommt es mir ohne Zweifel zu, den Erstkommentar zu diesem neuen Lavendelduft von Jean-Claude Ellena (sic!) zu verfassen - und eines gleich vorweg: Er ist gut.

In meiner Sammlung der aktuell verfügbaren Lavendeldüfte finden sich 140 Wässerchen (siehe auf meine Seite). Ein weiteres kommt nun hinzu. Nicht mitgerechnet sind die von mir getesteten Lavendeldüfte, über die die Zeit hinwegging und die eingestellt wurden. Ihre Zahl ist Legion.

Die Frage, die sich bei der strengen und unbestechlichen Prüfung allerdings stellt, ist die, ob es sich bei dem vorliegenden Produkt tatsächlich, wie angegeben, um einen Lavendelduft handeln kann.
Immerhin finden sich im brodelnden Kessel so ketzerische Produkte wie schwarze Johannisbeerknospe und weißer Moschus (die Zeder lassen wir mal durchgehen; gegen eine holzige Basis ist nichts zu sagen).

Tatsächlich lässt sich ein grünblättriger und spitz fruchtiger Cassiston in diesem sehr leichten, sehr frischen Duft durchgängig wahrnehmen und ergänzt die krautige Note des Lavendels um eine fruchtige. Damit bewegt sich Lavande Romaine einen Schritt aus dem Feld der klassischen Lavendeldüfte heraus, bleibt aber mit einem Fuß hinter der roten Linie. Die Prüfung kann somit als bestanden gewertet werden, zumal der Moschus weder stört noch pudert, allenfalls ein bisschen die Basis konturiert.

Wer einen ganz neuen, anders akzentuierten, klassischen UND moderner Lavendelduft sucht, den beglückt Meister Ellena hier mit einer charmanten Neukonzeption.

61 Antworten
Can777 vor 4 Jahren 84 44
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Was sie schon immer sagen wollte...
Wer hat eigentlich gesagt das ich alt bin? Ich weiß,ich bin nicht mehr die Jüngste. Aber wen interessiert das? Zu meiner Zeit war ich auch jung und ich kann es immer wieder neu sein. Auch für Dich! Meine Art passt nicht jeder Frau oder Mann,dies ist mir wohl bewusst. Ich bin etwas spröde,aber stört mich das? Bestimmt nicht! Wenn ich erscheine elektrisiert die Luft. Aldehyden funkeln um mich herum wie ein Feuerwerk aus Elektrizität. Ein Prickeln wie ein leicht überhebliches Gekicher. Ich bin nun einmal so! Meine Haut ist vielleicht nicht mehr die Schönste,aber sie ist mehr als ansehnlich und sehr gepflegt. Immer noch! Sie ist wachsig-zart und weiß wie der voll erblühte Jasmin. Ich weiß Du hasst Jasmin,...andere nicht unbedingt habe ich mir sagen lassen! Und wer hatte eigentlich gesagt,dass Maiglöckchen niedlich sind? Ich liebe sie und dufte auch danach,aber niedlich bin ich nicht. Und überhaupt,..wer will schon niedlich sein? Ich bestimmt nicht! Das bisschen Schminke was ich trage besteht nur aus Irispuder und ein wenig Lippenstift. Aber selbst dies hat Dich schon gestöhnt. Aber ich brauchte noch nie viel um besser auszusehen als manch andere Frau. Ich habe das Schöne an mir immer sehr gekonnt in Szene gesetzt. Und sieh mal einer an,...es hat sich bewährt! Was meine Leidenschaft betrifft,so hast Du mich schon immer maßlos unterschätzt. Ich bin nicht die sexuelle Heilung für Dich. Werde ich auch nie sein! Meine Leidenschaft brennt nicht wie ein Feuer lichterloh. Oh nein! Meine Leidenschaft brennt wie eine ewige Kerze in der Dunkelheit. Mein Licht ist cremig-zart wie Sandelholz und wärmend wie harzig-rauchiger Amber. Aber die Kerze ist nun auch erloschen für Dich. Alles was für Dich nun bleibt,ist feiner Rauch aus zarten Vetiver und die Erinnerung. Du hast mich nie richtig verstanden und wirst es auch wohl nie. Dazu fehlte es Dir immer schon an Reife. Soviel dazu!

Und bevor ich es vergesse....!
Ich bin nicht umsonst so alt geworden. Ich habe so einiges erlebt seit meiner Existenz. Ich habe viele kommen und gehen sehen. Aber ich bin geblieben und es wird mich wohl ewig geben. Interessant,...oder? Und glaube mir,ich wurde und werde immer noch geliebt, Vielleicht nicht unbedingt von Dir,aber von so vielen anderen Menschen. Und dies immer wieder aufs Neue. Du hast mich so oft gefragt was ich eigentlich bin? Ich kam es Dir jetzt ja sagen,....kompliziert! Gewöhn Dich daran,....so sind weibliche Wesen nun mal!

Chanel N°5

Die allermutigste Handlung ist immer noch, selbst zu denken. Laut.
— Coco Chanel —
44 Antworten