Top Rezensionen

Gesamt
Can777 vor 3 Jahren 270 103
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Too Far!
Ich wollte sie lächeln sehen. Sie war so fern. Zu fern! Sie weinte viel die letzten Tage. Ich auch,aber selten vor ihr. Wir hatten beide große Angst. So wussten wir doch um das „Ding“ in ihrer rechten Brust was nicht hätte sein dürfen. Am Tag ihres Geburtstags war die Untersuchung. Am Abend als alles vorüber war bekam sie ihr Geschenk von mir. Ich überreichte es ihr mit den Worten es solle ihr Glücksstern sein. Ich schenkte ihr einen Stern mit dem Namen Telea. Einen Stern für einen Stern,...meinen einzigsten und hellsten Stern! Ich löschte die Lichter im Raum,weil ich wusste,dass in der goldenen Box ein Licht zu brennen begann wenn man sie öffnete. Als sie die goldene Box öffnete und ihr Gesicht im Dunkel erhellte,fing sie an zu weinen. Aber nicht aus Angst mich,sich oder uns zu verlieren und somit auch das Leben und die Liebe. Nein,sie weinte vor Glück und Schönheit. Und so sagte sie leise zu mir: Ich wusste gar nicht das so etwas Schönes überhaupt existiert!? Und ich sah nach langer Zeit wieder ein Lächeln in ihren Gesicht. Wir benetzten beide unsere Haut mit Telea an diesen Abend und begannen zu träumen. Und augenblicklich trug uns Telea fort. Weit,weit fort! Telea nahm uns mit auf ihren türkis-goldenen Flügen an einen exotischen Ort,der dem Paradies gleichkommt. Auf unsere Hochzeitsreise die schon sehr lange her war. Ins Raa-Atoll.
Zu den Malediven!

Telea
Telea duftet wie ein unwirklich-schönes Atoll im indischen Ozean. Eine einsame,grüne Insel im türkis-blauen Wasser. Es duftet nach Frische,Reinheit und Leichtigkeit. Die Luft ist sauber und leicht und der warme Wind trägt den Duft von zitrischen Früchten und exotischen Blüten mit sich. Spritzige Noten von Orangen,saftigen Birnen und zitrisch-herber Bergamotte bringen eine unglaubliche Frische. Akkorde aus exotischen Blüten mischen sich nach und nach zu und Telea wird leicht süßer und blumiger. Wie ein warmer Wind der sich floral und zart-grün über die Haut legt duftet es nach hellen Jasmin und Nektar gleichen,mandeligen Heliotrop. So als würde er aus den floralen Tiefen der Insel kommen. Leicht unterlegt von herb-würzigen und leicht rauen Vetiver. Telea ist so hell wie weißer Muschelkalksand in dem das gebleichte,fast weiße Treibholz in der Sonne irisiert. Holzige Noten aus hellsten und fast schon kristallinen Patchouli und Oud veredeln es auf bezaubernde Weise so als würden die Noten fast schon klirren und singen in ihrer hellen Reinheit. Nichts ist überladen oder schwer in diesem Parfum. Telea wird zum Ende hin immer holziger in seiner Darbietung und verabschiedet sich mit dem Gefühl von gebräunter Haut aus warm-cremigen Mahagoni-Hölzern und einem Sonnenuntergang aus fein,harzig-goldenen Ambra. So könnte ein Stück vom Paradies duften. Oder besser gesagt. So duftet es für mich!

Fazit
Telea ist schwer zu ergründen und zu erforschen. Das Parfüm ist hoch-komplex und sehr fein und filigran verwoben in seiner Zusammensetzung. Es verteilt seinen hypnotisch-exotischen Duft über viele Stunden. Wenn nicht sogar Tage.Telea ist so leicht wie Sonnenstrahlen die die Haut umspielen. Aber auch so reichhaltig wie ein exotisch-floraler Blumengarten nach einem Monsunregen. Es ist ein ständiges Wechselspiel zwischen fruchtigen,floralen und warm-holzigen Noten und Akkorden. Telea ist blendend wie weißer Sand in der Sonne,grün-floral,fruchtig wie exotische Vegetation und holzig-kristallin wie klare,frische Luft vom Ozean. Das Oud was hier verwoben wurde ist so fein und rein in seiner Qualität,dass es fast wie ein holzig-glasiger Schleier aus Kristallen wirkt. Eines der reinsten und klarsten Patchoulis tut sein Übriges um die transparente Reinheit noch zu untermauern. Ob er seinen Preis wert ist. Meiner Meinung ist es das! Und er gehört für mich definitiv zu den traumhaftesten Sommerdüften 2021.
So oder so!

Parfums können heilen. Sie gehen tiefer als mancher körperlicher Stich,Schnitt oder Schmerz. Sie gehen tief in die Seele. Dorthin wo man selbst nie hinkommt. Sie heilen Wunden die teilweise nicht sichtbar sind für andere. Parfums begleiten uns auf schönen und auch schweren Wegen. Sie bringen uns an ferne,sehr,sehr ferne Orte. Telea hat meine Frau und mich begleitet beim tagelangen warten auf Befunde und Ergebnisse. Telea war jeden Tag bei uns und hat ihr und mir das Lächeln zurückgebracht. Telea hat uns umspielt,getröstet und gehalten in dunklen Stunden. Ich schenkte einen Stern einen Stern,...einen Glücksstern mit dem Namen Telea. Und dieser Glücksstern hatte ihr und mir letztendlich auch Glück gebracht.

Und ja,...er hat auch geheilt. Den Körper und die Seele!

https://www.youtube.com/watch?v=38E3u49BlOI
103 Antworten
Ripley vor 3 Jahren 188 45
9
Flakon
10
Duft
Gris Dior war echt schön.
Ich bin neu bei euch. Ich bin neu mit einer Leidenschaft, die mich rasant einnimmt und mich Schlaf kostet. Neu mit einer Leidenschaft, die es mir ermöglicht mich an jedem Ort etwas glücklicher zu fühlen. Ich bin neuerdings ein Sammler, ein Jäger, ein Genießer, ein Teiler - ausgerechnet ich, ich mit meinem Autismus.
Ich kann Emotionen nachvollziehen, aber es fällt mir schwer angemessen darauf zu reagieren. Oder zumindest, was man unter angemessen versteht.
Mich selbst lässt vieles recht unberührt, zumindest wenn es den Rahmen des engsten Familien- und Freundeskreises übersteigt.
Meine Freizeit nutze ich, um zu recherchieren. Wenn mich etwas interessiert, dann richtig. Ich will - ich muss alles darüber wissen.
Und so kam ich irgendwie vor wenigen Monaten zum Thema Duft und schließlich hierher.
Um zum eigentlichen Star des Kommentar zu kommen galoppiere ich nun folgend etwas:

Hier angemeldet fragte ich schnell die ersten Proben an und die Düfte kamen kurz darauf und machten mich etwas sprachlos ob ihrer Qualität im Vergleich zu meinen bisherigen olfaktorisch genießbaren „Wässerchen“.
Nach einigen Umschlägen kam schließlich Gris Dior. Aufs Handgelenk gesprüht und direkt die Augen geschlossen beim Einatmen, weil ich ihn schön fand. Schön.
Es kamen weitere Abfüllungen aus Sharings. Viele Abfüllungen.
Gris Dior war echt schön.
Es zogen einige Flakons ein.
Gris Dior war echt schön.
Ich fing an jeden Tag einen anderen Duft zu tragen.
Gris Dior war echt schön.
Ich trug plötzlich Düfte zum Schlafengehen auf.
Gris Dior war echt schön.
Ich gab Düften 10 Punkte hier.
Gris Dior war echt schön.
Ich träumte von Düften.
Gris Dior war echt schön.
Ich dachte tagsüber an Düfte.
Gris Dior war echt schön.

Da merkte ich es langsam. Egal mit welchen Duft ich es zu tun habe oder an welchen ich gerade denke - es kommt immer wieder diese leise, schöne Erinnerung an den Duft, den ich vor ein paar Wochen auspackte, kurz testete und für „schön“ befand.
Er ist nicht nur schön. Er bereitet mir Gänsehaut, wenn ich nur an ihn denke. Er macht mich glücklich, wenn ich ihn trage.
Er macht mich emotional.

Mich.

Ich bin noch nicht gut darin Düfte zu beschreiben und selbst wenn ich jede Duftnote blind nennen könnte, so hilft vielleicht ja auch ebenso die Beschreibung meines Wohlgefühls, welches ich euch versucht habe zu verdeutlichen.

Gris Dior ist wunderschön. Wunderschön sinnlich, wunderschön zart, wunderbar raffiniert verwobene Blüten mit einer wunderbaren Cremigkeit.

Das Bewusstsein das Gris Dior der Duft meines Lebens sein muss, erlangte ich vor wenigen Tagen.

Eine kurze Reise zum schönsten Ziel.

Ich werde andere Düfte mögen, schätzen, teilen und gut bewerten, doch ich werde immer zu ihr zurückkommen.

Zu Gris Dior.
45 Antworten
Turandot vor 3 Jahren 185 52
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Im Zenith des Sommers
Wenn der Sommer sich seinem Höhepunkt nähert und die Hitze in der Wohnung schon morgens mit heruntergelassenen Jalousien und schattenspendenden Markisen bekämpft wird, werde ich immer ein wenig melancholisch. Auslöser dafür sind untrügliche Zeichen, dass sich die im noch kahlen und nasskalten Frühjahr heiß ersehnte Zeit ihrem Ende zuneigt. Statt Vogelkonzert liefert uns die Natur nur Grillengezirpe, statt lauer Lüfte brüllt manchmal kreislaufbelastende Hitze und wenn in Gärten, auf Feldern und auch im Supermarkt die Gladiolen ihre Pracht entfalten, dann bleibt nur noch die Hoffnung auf einen schönen Altweibersommer, einen goldenen Oktober und der Wunsch, die derzeitige Hitzewelle möge sich nicht schon wieder mit beängstigenden Unwettern verabschieden.

Und doch - diese Zeit, die ich dann eben doch auch genießen kann ist eben nicht nur melancholisch, sondern sie zeigt uns Jahr für Jahr, wie kraftvoll die Natur nicht nur Unbill, sondern eben auch ihr Füllhorn an Schätzen über uns ausschüttet. Ein Gang über den Stadtmarkt, ein Spaziergang entlang von Bauerngärten, die reiche Ernte der Streuobstwiesen, die uns zeigt, was die Blütenfülle im Frühling erhoffen ließ, bringt mich jedes Jahr zum staunen. Und genau diese Kraft, diese Pracht an Farben, an Düften, an Köstlichkeiten, an Aromen die die Sonne erst möglich macht, all das finde ich in Cala Rossa, diesem so ungewöhnlichen Duft eingefangen.

Mittelmeerfeeling bedeutet eben nicht nur Thymian, Rosmarin, Basilikum und jede Menge Limoncello, sondern auch das Salz des Meere, die Aromen diverser Mineralien die die sonnenerhitzen Felsen der Küsten ausstrahlen, die eben nicht durch flachen Sandstrand verwechselbar für so viele Urlaubsregionen typisch sind. Wer nicht nur am Strand liegen möchte, sondern sich auch mal auf Schusters Rappen ins Hinterland Italiens oder Kroatiens begibt, wird wissen, was ich meine. Und genau dieses Fluidum verkörpert für mich Cala Rossa.

So kraftvoll, so aromatisch, so voller Energie ist für mich kaum ein anderes Parfum. Eigenwillig, herb, ungezügelt und doch harmonisch haben es die Parfumeure von Santa Maria Novella geschafft, den Sommer jenseits von Touristenpfaden einzufangen. Bereits in der Kopfnote wird weder Bergamotte noch Zitrisches bemüht, sondern der Reigen der mediterranen Kräuter eröffnet den Duft energetisch fast maskulin. Das bleibt auch während des Ablaufs so und klingt grünwürzig aus. Ich staune über die angegebenen Duftstoffe, denn im Grunde kennen wir doch jeden dieser einzelnen Noten. Nichts ist exotisch oder erinnert ans Chemielabor moderner Nischenparfums, und doch ist die Gesamtheit dieser Zutaten im Ergebnis ein völlig ungewöhnlicher und für mich reizvoller Duft, der mich jedesmal sehr berührt, wenn ich ihn mir gönne.

Nun genieße ich halt den Sommer so lange er dauert und mit Cala Rossa kann ich ihn mir das ganze Jahr zurückholen. Und wer mit mir diese Stimmung einfangen möchte, dem rate ich, wieder mal das Gedicht "Abseits" von Theodor Storm zu lesen. Es fasst in Reime, was Santa Maria Novella in einem Duft verewigt hat.



52 Antworten
Fresh21 vor 2 Jahren 153 48
7
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Bitte die Packungsbeilage beachten!

1) Was ist Air Tiger und wofür wird es verwendet?

Air Tiger ist ein Extrait de Parfum zur (Re-)Aktivierung Ihrer Alphamännchen-DNA

.
2) Was sollten Sie vor der Anwendung von Air Tiger beachten?

Die Wirkung ist sehr intensiv und kann unvermindert anhalten, mindestens jedoch 96h. Daher wird für die tägliche Dusche das Abspritzen mit einem Gartenschlauch empfohlen (erhöhter Druck, 6-7 Bar)

.
3) Wie ist Air Tiger zu dosieren?

0,3 Spritzer reichen gewöhnlich aus, für 3-4 Tage den Platz des CEOs unter den Hirschen einzunehmen. Idealerweise in den Raum sprühen und 1 Stunde später durchschreiten (Anhaftung garantiert)

.
4) Welche Nebenwirkungen sind möglich?

• Extreme Auslegung der eigenen Maskulinität (Popeye-Wahn)

• Spontan auftretende Ganzkörperbehaarung (kann auf ihr Umfeld affig wirken)

• Unkontrolliertes nächtliches Röhren (ähnlich Brunft bei Tag)

• Missbrauch der Plutoniumsillage als Alleinstellungsmerkmal im Kassenbereich

• Sämtliche Parfums ihrer Sammlung beantragen kurzfristig Urlaub oder quittieren den Job

.
5) Inhalt des Flakons und weitere Informationen

Alkoholische Flüssigkeit in 100ml Glasflakon: reicht für 6-7 Leben mittels extremer Parfumölkonzentration. Abfüllungen nur auf Balkon oder Terrasse vornehmen, um ihren Nachbarländern auch etwas von den Ausdünstungen zu gönnen.

*

Oops, ach ne… anders. Ist ja ein ernsthafter Duft, ein sehr ernster. Da gibt's nichts zu lachen. Also nochmal, so sachlich fachlich wie möglich:

Air Tiger ist mit der stärksten Sillage und Haltbarkeit die aktuelle Nr.1 sämtlicher auf Parfumo gelisteten Herrendüfte. Seine prägnante Dominanz wird durch einen austarierten Mix an intensivem Patchouli, scharfem Kardamom, schnittiger Zeder, schwarzem galligem Leder und fein-rauchigen Hölzern erzeugt, der über den gesamten Verlauf von kräftigem, Gin-artigem Wacholder durchwirkt wird, der das Wesen des Dufts prägt. Animalisch wie im Diagramm gezeigt, empfinde ich ihn allerdings nicht, und auch Iris und Amber sind allenfalls schmückendes Beiwerk.

Dabei ist er recht linear unterwegs, doch alles andere als gewöhnlich. Sein Zauber liegt in der sparsamen Dosierung und man muss sich erst an ihn gewöhnen, um ihn wirklich zu mögen. Denn auch wenn sich Air Tiger an meinem Hals ganz gut macht - jedes Mal gerät mir zuviel drauf, sodass der Duft droht, ins beißend Aufdringliche zu kippen.

Mir ist der extreme Parfumanteil von 25% auch völlig unverständlich, bei der die Hälfte schon zu viel wäre. Was nützt es Marc Gebauer, wenn Air Tiger zwar 100% Aufmerksamkeit generiert und einen ebenso hohen Wiedererkennungswert, ihn aber kaum jemand [er]trägt?

Also aus der Not eine Tugend gemacht und das Biest aus der Schusslinie verbannt - vom Hals auf den Bauch:) Und siehe da, wenn man den Duft mit nur einem vorsichtigen Spritzer unterm Shirt platziert, gibt er einen wunderbaren dunklen, fein-rauchig angeschärften Leder-Patchouli-Holzton ab, durchwebt von der Tiefe einer klaren Wachholder-Transparenz. Immer noch deutlich präsent, ernsthaft und maskulin, aber nun entspannter, gesetzter, ja gefälliger.

Und das Beste dabei: unterm Shirt getragen entpuppt sich Air Tiger auch als optimaler Layer-Duft und passt zu mehr als der Hälfte meiner derzeitigen Parfums – selbst zu süßlichen Vertretern. Wie ein Subwoofer steuert er so eine fantastische Basis bei, gibt jedem Duft einen soliden Grund und macht ihn dadurch wertiger, raffinierter und attraktiver. Vielleicht wäre dies auch eine Empfehlung für euch, denn ansonsten heißt es zurück auf Los, 7-8 Spritzer auf Brust, Hals und Hand, und den Silberrücken aufgespannt... aber

bitte die Packungsbeilage beachten :)

48 Antworten
DeepRiver vor 5 Jahren 149 40
Den gönne ich mir heute ...
Mein Mutter ist seit Jahren krank und geht deshalb nur sehr ungern aus dem Haus. Es ist eine wahre Kunst sie zu überreden das sie ihre gewohnte Umgebung verlässt. Doch vor einer Woche bekam ich einen Anruf und ich wurde gefragt ob ich nicht Lust hätte sie zu begleiten um ihr bei den Weihnachtseinkäufen zu helfen. So fuhren wir also wenige Tage später nach Düsseldorf und schauten uns in zig Geschäften alles Mögliche an, aber so richtig begeistert hat uns nur selten etwas. Sie ist eine sehr bescheiden Frau, was ich persönlich nicht verstehen kann. Mein Vater hat eine sehr gute Stelle in einer großen Firma und sie müssen sich finanziell um nichts Sorgen, jedoch wünscht sie allen Menschen nur das Beste, kauft sich selbst jedoch eigentlich nie etwas.

An diesem besagten Tag besuchten wir auch ein großes Kaufhaus und hofften für meinen Vater einen tollen Mantel zu finden. Auf dem Weg dorthin schlenderten wir durch die Parfumabteilung und machten dort kurz halt, damit ich einige neue Düfte testen konnte. Meine Mutter unterhielt sich derweil mit einer Verkäuferin, sagte ihr das sie seit gefühlten zwanzig Jahren nur Chanel No 5 und Coco benutzt und nicht unbedingt etwas neues testen möchte, jedoch gefielen ihr einige Flakons sehr. Nachdem Sie auf die The Merchant Of Venice Flakons zeigte ermutigte die Dame doch einige Düfte einmal unverbindlich aufzusprühen. Sie müsse ja nichts kaufen, so würde sie jedoch einfach mal was neues riechen und ausprobieren. Die ersten beiden getesteten gefielen ihr nicht wirklich gut, als man ihr jedoch den Teststreifen mit Arabesque reichte sah ich sie zum ersten mal an diesem Tag richtig lächeln.

Mütter tun doch wirklich alles für einen, hat man Probleme geht man meist zur Mutter, stehen für uns ein, egal was man getan hat und auch sonst ist immer Verlass auf sie. Da sind 2xx Euro doch wirklich nicht viel Geld. Ich wollte ihr gerade signalisieren das sie den Duft einpacken soll und ich ihn zahle, da meinte sie, "DEN GÖNNE ICH MIR HEUTE", der ist einfach so schön.

Wir fanden in Düsseldorf nicht wirklich viel schönes, aber sie fand eine kurze Zeit der Unbeschwertheit, und wir zwei hatten seit langer langer Zeit einen wirklichen tollen Tag.

Ich weiß das dieser Kommentar rein gar nichts über den Duft aussagt, aber irgendwie wollte ich die Geschichte teilen. Düfte können halt soviel bewirken, es überrascht mich immer wieder.
40 Antworten
Yatagan vor 4 Jahren 146 77
7
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
5
Duft
Fantomas bedroht die Welt
Den Jüngeren unter euch muss man ja vielleicht erklären, auf welche Figur der neueste Duft von Nasomatto anspielt: Es handelt sich um den geheimnisvollen Superschurken Fantomas aus der gleichnamigen Kriminalkomödie von 1964 mit Jean Marais, Louis de Funès und einer ganzen Riege bekannter französischer Schauspieler*innen. Die filmischen Tricks waren für die damalige Zeit beachtlich (Auto fährt Flügel aus und fliegt davon), während man heute über die launigen Gags und hilflosen technischen Gimmicks nur milde lächeln kann. Sei's drum: Die Filme haben noch heute ihren nostalgischen Charme, so dass sogar unsere Kinder in jungen Jahren ihren Spaß daran hatten.
Offenbar ist Alessandro Gualtieri ebenfalls Fan der Reihe (es folgten noch zwei weitere Filme: "Fantomas gegen Interpol" und "Fantomas bedroht die Welt", dessen Titel ich mir mit sarkastischem Vergnügen als Überschrift für diesen Kommentar ausgeborgt habe), denn die Werbung im Video spielt unverblümt auf die Figur des Fantomas mit hellblauer Maske an und auch die verwendete Schrift ist den Schriftzügen der Filme aus den 60ern entliehen.
Als bekennender Liebhaber der damaligen Filme wollte ich den neuen Gualtieri testen, auch wenn ich mir fast sicher war, dass er mich ebenso enttäuschen würde wie Black Afgano, Duro, Blamage oder die ganzen Orto Parisi-Düfte. Mir erscheinen all diese Düfte grob, laut, (sicherlich bewusst) ordinär, grell und überaus synthetisch. Während allerdings viele Düfte von Alessandro Gualtieri eher einen orientalischen Charakter haben, gehört Fantomas zur Gruppe der helleren Düfte, die dennoch mit enormer Aura und Haltbarkeit punkten wollen. Ich persönlich störe mich sehr an einer derartig starken Haltbarkeit, denn ich mag keine Düfte, die (1.) eine gründliche Dusche überleben, mir (2.) tagelang auf Sakko oder Schal haftend hinterher laufen und (3.) auch noch den Kollegen im Nachbarbüro oder den gesamten Konferenzraum beduften. Mich stört eine solche überbordende Aura massiv an anderen und so will ich auch selbst nicht wahrgenommen werden. Lieber sprühe ich öfters nach und rieche den Duft vor allem hautnah. In diesem Zusammenhang ein kleiner Exkurs: In meiner mehr als 35jährigen Parfumerfahrung mit langen Phasen intensiver Sammelwut - schon lang vor Parfumo oder Basenotes - bekam ich vor allem dann "Komplimente" für einen Duft, wenn ich ihn zu stark dosiert hatte, was mir dann auch regelmäßig besonders peinlich war. Stilvoll dosierte Düfte werden vom Umfeld nicht sofort wahrgenommen und erschließen sich in ihrer Komplexität nur bei großer Nähe - und die sollte geliebten Menschen vorbehalten bleiben. Ende des Exkurses.
Eine niedrige Dosierung ist aber bei Fantomas von vornherein fast ausgeschlossen. Wer dem Duft hier eine schwache Haltbarkeit oder mäßige Aura attestiert, sollte sich vielleicht fragen, ob seine Nase durch schwergewichtige Nischendüfte schon ein wenig abgestumpft ist, denn Fantomas haftet auf meinem Duftstreifen und auf einem Stück Textil nun geschlagene vier Tage mit nahezu der gleichen Intensität und das ist leider vor allem nur eines: aufdringlich.

Zum Duft selbst: Ich kann verstehen, wenn man von Fantomas fasziniert ist, denn er spielt wie so oft bei Gualtieri wieder einmal mit wuchtigen Reizen - und das ist sicherlich auch die Stärke von Gualtieri. So wie er mit Black Afgano die Assoziation von Schwarzem Afghanen beschwört, ohne den Geruch tatsächlich nachahmen zu wollen, so wie er mit Duro einen amorphen orientalisch animalisch-ledrigen, harzig-holzigen Klotz in die Landschaft stellt, ohne ein wirklich greifbares Bild erschaffen zu wollen, so ist auch Fantomas ein Phantom ohne Gestalt, aber mit intensiver Wirkung. Woher kommt die?
Hier ein Versuch der Entschlüsselung, allerdings ohne Gewähr: Wie die meisten hier rieche auch ich eine intensive, aber künstliche Melonennote, die sicherlich von Melonen-Ester herrühren dürfte: (Z)-6-Nonenal, 2,6-Dimethyl-5-heptenal.
Eine bitter-salzige und zugleich süße Meeresnote findet sich in vielen Herrenaquaten, die m.E. auch hier in maßvoller Dosierung enthalten ist (Algenextrakt).
Wegen der hellen, etwas wässrigen Kopf- und Herznote tippe ich auf Calone (Methylbenzodioxepinon), bin mir da aber keineswegs sicher. Das ist nur eine vage Vermutung.
Als Basisnote bildet sich vor allem im Drydown und auf dem Duftstreifen stärker als auf der Haut eine Duschgelnote aus, die wir aus vielen zeitgenössischen Düften / Nischendüften kennen und die dann ganz klar auf eine hohe Dosis Ambrox(an) hindeuten würde (3aR,5aS,9aS,9bR)-3a,6,6,9a-Tetramethyl-dodecahydronaphto[2,1-b]furan, chemischer Name und liebevolle Reminiszenz an den früheren Beruf meiner Frau: Chemikerin).
Was da sonst noch drin sein könnte, überlasse ich eurer Fantasie und den vielen Statements weiter unten.

Meine eher schlechte Gesamtnote begründet sich vor allem durch meine Abneigung gegen Fruchtester, die vor allem in vielen Fruity Florals seit den 90ern eine überaus große Rolle spielten, durch meine Abneigung gegen Ambrox und die davon dominierten Düfte (Sauvage, Bleu, diverse Marlys etc.) sowie durch meine langsam gewachsene Abneigung gegen die in Herrendüften inzwischen allzu häufig verwendete Algennote und letztlich durch die eher plakative Komposition mit dem olfaktorischen Holzhammer statt mit dem Pinsel, die mir einfach nicht liegt.
Die Dominanz des Synthetischen allein ist es übrigens nicht, denn aus diesem Segment gibt es hervorragende und artifiziell raffiniert komponierte Parfums (etwa von Comme des Garcons, Maack, Clean).

Betrachtet man diese oben von mir unterstellte, dem Namen gemäße gruselige Mischung, die den Namen Fantomas mehr als verdient, ist meine Bewertung fast noch (zu) gut ausgefallen, aber das liegt vielleicht an einer untergründigen Faszination des Duftes, die zwischen Ekel und wohligem Schauer oszilliert. Und auch das hat seine Berechtigung.
77 Antworten
Nurmalso vor 6 Jahren 139 38
9
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Parfumo-Beratungsstelle, schönen guten Tag! Mein Name ist Nurmalso, was kann ich für Sie tun?
-Och, nö. Im Forum fragt wieder jemand, ob es einen Duft gibt, der wie das Dove-Duschgel riecht. Ja reicht es denn nicht, dass Dove nach Dove riecht?

*Keine Ahnung. Schreib Dia hin, der riecht nach frisch geduscht.

-Und hier, Pinkimaus88 will riechen wie die 5, aber ohne 5. Aha. Gerade mal angemeldet, hat nicht mal eine Liste gemacht, aber schon komplizierte Fragen stellen.

*Schreib wieder Dia hin. Ist schöne Seife. Aber kratzt nicht.

-Okay, ich verlink das mal ... klappt nicht, Mist. Was mach ich denn jetzt wieder falsch?

*Hergott, du musst Eau de Parfum in Klammern dahinter schreiben, es gibt ja schließlich auch ein Extrait.

-Ah jetzt, super. Hier ist noch so eine Patientin. Die wird am Wochenende auf die Eltern ihres Freundes losgelassen. Und jetzt weiß sie nicht, welchen ihrer 287 Düfte sie tragen soll. Sie ist 1,70m, zierlich, hat lange blonde Haare und fährt gerne Fahrrad. Also manchmal...

*Ist Dia in der Sammlung? Bestimmt. Der geht immer. Reinlich und adrett, das findet Schwiegermutti nett. Ich kann nicht nur beraten, ich kann auch dichten. Staunste, hä?

-Ja, ja. Ganz toll. Vielleicht solltest du das mit deinen oberschlauen Beratungen mal lassen. Du kannst doch nicht jedem Dia empfehlen, als wärest du die Amouage-Marketingdirektorin. Fällt dir kein anderer Duft mehr ein oder hat der dein Hirn komplett eingenebelt?

*Amouage-Marketingdirektorin. Also das wär doch mal ein Job. Da hocke ich dann dekorativ in Samt und Seide in einem Palast in Maskat und muss gar nicht viel machen. Die Flaschen verkaufen sich doch von allein. Die suchen nicht gerade zufällig?

-Träum weiter. Also was können wir noch zur Auswahl anbieten?

*Nix. All die Frauen, die nach frisch geduscht, gepflegt eingecremt, seifig unkratzig und vor allem freundlich riechen wollen - da sag ich ab sofort immer nur Dia. Der erfüllt zu 100% diese Kriterien. Also wieso soll ich dann lange faseln und halbseidene Alternativen bemühen?

-Der ist aber ja nicht für jeden Geldbeutel geeignet. Also irgendeine Alternative solltest du schon erwähnen.

*Mir fällt keine ein. Das überlasse ich anderen. Und was den Geldbeutel betrifft: Du kriegt für etwa 20,-€ eine Abfüllung. Den Dia sprühste morgens zwei mal auf und du riechst den kompletten Tag danach. Überleg doch mal, wie viele Duschgels, Deos und Körpercremes du kaufen müsstest um den ganzen Tag danach zu riechen. Und dreimal pro Tag duschen schafft ja auch keiner. Also das lohnt sich auch für die weniger betuchten.

-Okay, ich schreib das jetzt so dahin. Aber dann sollten wir das Beratungsfeld anderen überlassen. Die sind schon komplett genervt von unserem ewigen Dia-Geschreibsel.

*Och schade. Aber wenn du gerade online bist, dann geh doch mal eben in den Souk und guck, dass ich eine Abfüllung kriege. Muss doch nächste Woche artig rausgeputzt auf Tante Friedas 90. Geburtstag erscheinen.

-Also manchmal...
38 Antworten
FabianO vor 7 Jahren 138 41
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Vom Blog zum Kommentar - 9 Wege des Beschreibens nach DaveGahan101
Lässt sich die herrliche Liste an Kommentarstilen, die DaveGahan101 so umjubelt erdacht hat, in einem Kommentar zur Anwendung bringen und ausführen? Ich versuch´s mal mit einer Auswahl, ein Amouage bietet sich aufgrund seiner Prachtfülle ja per se dafür an.

a) Emotionaler Kommentar ("verhaltensauffällig"): Wow. Platt. Das bin ich. Ich könnte heulen, so schön hat es Amouage mal wieder geschafft, mich einzuebnen. Orient, wohin das Auge schaut. Safran. Eine dicke Wachsschicht. Ich schmelze dahin. Saftige Orangen, weit weg, aber trotzdem. Ich kriege obstige Gänsehaut....

b) Kommentar mit Einleitung und Geschichte ("zu wenig über den Duft"): Es gab da mal einen Mann. Nennen wir ihn einen modernen Sultan. Hadschi Buzzini. Angekommen in der Moderne, aber in seiner familiären Tradition eng verwurzelt. Man erkennt es an seinem Modestil. Morgens um 8 steht er auf und spaziert erstmal durch seinen Garten. Ein herrlicher übrigens, Orangenbäume stehen da. Um 9 Uhr trinkt Hadschi Buzzini einen Tee. Die Orangenschalen kocht er mit. Er mag das Wachsige daran. Seine Frau.....

c) Sachlicher und knapper Kommentar ("phantasie- oder emotionslos"): Angenehm unaufdringlicher, zart wächserner Duft. Moderat orangig, mit Safraneinsprengseln zum Orient hin verschoben. Schick.

d) Kommentar mit persönlichem Erlebnis ("gehört nicht "hierher""): Ich saß gestern in der U-Bahn und hörte die neue CD von Anouar Brahem. Kennt den jeder? Toller Oud-Spieler. Orient pur. So flüchte ich aus meinem stressgeplagten Berufsalltag. Neben mir nimmt ein sehr gepflegt aussehender junger Mann Platz. Cashmereschal, Mantel, braune Budapester. Und als wollte das Schicksal meine musikalische Flucht in arabische Weiten olfaktorisch untermalen, weht von ihm plötzlich ein ganz sanfter, frühlingshafter, aber irgendwie doch uneuropäischer Hauch eines Parfums herüber.....

e) Chemisch basierter Kommentar ("zu analytisch"): Wächsern und zugleich fruchtig - das mag daher rühren, dass Amouage hier Elemiharz (C20H32O), auch Ölbaumharz genannt (lat.Resina elemi), in nennenswerter quantitativer Dosierung eingefügt hat. Orangenöl, zu 90 % aus Limonen bestehend, trägt zu zweitgenannter Aromatik bei....

f) Kommentar mit dem Wort "Döner" und "fetter 3er BMW" ("intolerant, "schlichter Schubladendenker""):
Also, ein Duft für 3er-BMW-Fahrer (ich meine die getunten) ist das tendenziell eher nicht. Dafür ist der Duft zu elegant, zu zurückhaltend, zu vornehm. Ihm fehlt das Laute, Krachmachende, mit dem man auch bei seinem täglichen Besuch in der Dönerbude gegen Knoblauch und würziges Fleisch ausreichend anstinken kann....

g) Kommentar, wie einem der Schnabel gewachsen ist ("Troll oder "Asi"): Ihr könnt mich alle mal gern haben. Echt jetzt. Geiles Teil. Is so. Nicht gerade richtig für´n kleines Portemonnaie, das Orient-Zeug. Aber seine Asche wert. Quasi wie "Lawrence von Arabien" auf DVD gucken, würd ich meinen. Jau. Nicht anders. Vielleicht mehr so 2.0.

h) Kommentar selbstbewusst ("arrogant oder überheblich"): Ich hab nun schon wahrhaftig viele Amouages gerochen und auf Herz und Nieren geprüft, insofern weiß ich, wovon ich rede. Speerspitze sind und bleiben auch nach "Beloved Man" ganz uneinholbar "Memoir Man" und "Jubilation XXV", da beißt die Maus keinen Faden ab. Definitiv ein guter, aber eben kein sehr guter. Das ist so.

i) Kommentar aalglatt und es jedem recht machen wollend ("alles in Ordnung"): Ich persönlich - aber das sehe auch vielleicht wirklich nur ich so und es hat wirklich keinerlei Allgemeingültigkeitsanspruch - mag "Beloved Man" gerne. Gerne heißt jetzt nicht "immer gerne". Morgens kann er auch mal zu viel sein. Was nicht heißen soll, dass ich diejenigen beleidigen möchte, die ihn schon nach dem Aufstehen benutzen....
41 Antworten
Foxear vor 3 Jahren 136 52
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Sinnliches Sommermärchen
„Männer, zeigt Ihnen, was verheerend heißt!“ – die gewaltige Streitmacht der Animaliker warf zahlreiche Zimtspeere auf Geheiß des Heerführers Kouros in die Reihen der orientalischen Vanillaner. Diese wehrten mit Lavendel- und Bergamotteschilder die Salven gekonnt ab, sodass es zu wenigen Verlusten kam. Als Kouros erkannte, dass sein Schachzug nicht den gewünschten Effekt erzielte, blies er mit seinem Zimthorn zum Angriff.

Unter der prallen Hitze der sengenden Sonne stürmten die Armeen Zähne bleckend aufeinander und stießen laut krachend zusammen. Bewaffnet mit Nelkensäbeln und Zimtäxten, lieferten sich die Soldaten im umkämpften Tal Malle ein glorreiches Geplänkel. Klaffende Wunden ließen den süßen Lebenssaft der Vanillaner auf die kochende Haut der Animaliker spritzen und umgekehrt – in der Atmosphäre des Getümmels lag eine balsamische Melange aus Zimt und Nelke. Das Ganze wurde durch den ungestümen Eigengeruch der Animaliker um eine sinnliche Facette erweitert.

Die Anzahl der kampfbereiten Soldaten sank innerhalb mehrerer Stunden rigoros ab; das Kampfgeschrei und die Motivation zum Sieg indes blieben auf beiden Seiten beständig. Inzwischen waren die nackten Oberkörper der Vanillaner vollkommen von nach Moschus riechenden Schweiß bedeckt.

Als nur noch wenige Dutzend standen, trat Kouros hervor und forderte den gegnerischen Heerführer zum Duell – der Sieger würde zugleich die Schlacht gewinnen. Vor stolz geschwellter Brust trat Ambra, Heerführer der Vanillaner, hervor. „Tanzen wir!“, brüllte Kouros und stürmte mit seiner Sandelholzhellebarde voran. Damit attackierte er wild und ungeniert Ambra, der stets gewieft auswich oder parierte. Die Luftzüge der schnell schwingenden Sandelholzhellebarde paarten sich mit dem Geruch von Ambra und seinem Schweiß. In der Luft flirrte eine samtweiche und cremige Vanillewolke mit Moschusnuancen. Als Kouros seinen turbulenten Tanz beendet hatte und außer Kräften war, nutze Ambra die Gelegenheit und durchbohrte mit einem präzisen Stich seines Guajakholz Rapiers Kouros‘ Herz. Die Schlacht um Tal Malle war geschlagen, die Vanillaner brüllten lautstark und feierten ihren Sieg.

… Musc Ravageur ist eine feine Melange warmer und weicher Duftnoten mit sinnlichem Einschlag. Das würzig-süße Zweigespann aus Nelke und Zimt ist lange Zeit federführend, ehe die samtweiche Basis aus ambrierter Vanille und Moschusnuancen freigelegt wird. Über Stunden kämpft sich die Vanille aus dem Holzkokon heraus und verzaubert Nasen in ihrem Umfeld. Das Holzbett aus Zedern- und Guajakholz dämpft die Süße insgesamt ab; daher keine Angst, es wird nie klebrig süß. Nachtisch gibt’s bei passender Atmosphäre trotzdem.

Persönlich ordne ich Musc Ravageur mehr orientalisch denn animalisch ein. Mir hat sich die animalische Tendenz tatsächlich nicht erschlossen. Er riecht sinnlich und verführerisch, gewiss. Vermeintlich anwesende wilde Tiere haben sich vor mir gut versteckt – sind Füchse so einschüchternd?

Beim erstmaligen Testen im Februar hat sich mir der Zauber nicht vollends erschlossen. Erst auf Anraten einer tollkühnen Parfuma versuchte ich den Test unter lebensbedrohlichen Bedingungen: bei hochsommerlichen 30°C. „Der ist verrückt“, mag sich mancher denken. Zu Recht! Mein Testament hatte ich kurz vorher geschrieben. Doch das Ergebnis war erstaunlich: der Duft hat sich bei der Hitze weitaus besser entfaltet, als er es aus meiner Erinnerung im Winter tat. Die Wärme meiner sonnengebadeten Haut, der eigene Körpergeruch und das Parfum ergaben eine wundersame Melange, bei dem die Vanille wie ein Phoenix aus der Asche gen Himmel hinaufgestiegen ist.

Normalerweise empfiehlt man süße Düfte für kältere Jahreszeiten - „vorzugsweise an kälteren Tagen zu tragen“. Doch hier nicht: viel mehr appelliere ich an alle Parfumixe – lasst Musc Ravageur auf eure Haut, auch bei hochsommerlichen Temperaturen. Sprengt die olfaktorischen Konventionen, wagt den Sprung ins Ungewisse – vielleicht werdet ihr am Ende reich belohnt. Lasst euch verzaubern vom sinnlichen Sommermärchen.

Passende Musik: Murlo – Primal
Vielen Dank Notausgang für dieses sinnliche Elixier!

Addendum: Gleiches Wagnis mit Oud-Düften im Sommer kann ich nur eingeschränkt empfehlen – das Ergebnis ist trotzdem spannend, oder anders gesagt: verheerend.
52 Antworten
Yatagan vor 4 Jahren 129 68
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Armin Heinemann und die Hippies
Unkommentierte Duft No. 151

Zum ersten Mal betrat ich Ibiza in den frühen 70er-Jahren als Kind und ich bin meiner Mutter dafür noch heute dankbar, dass sie offenbar von dem Hippie-Lebensgefühl, von dem bei uns im Alltag bis auf ein paar Schlaghosen und weiße Blusen nur wenig spürbar war, so angesteckt wurde, dass es um '72 herum ein Urlaub auf der weißen Insel sein musste. Das war prägend. Später war ich deshalb von den 80ern (mit meiner damaligen Freundin und heutigen Frau) und später mit unseren Kindern noch öfter dort, auch wenn Ibiza kein bevorzugtes Reiseziel wurde. Den Spirit, den die Inseln Ibiza und Formentera auch heute noch wenigstens im Herbst, wenn die Heerscharen der Feiernden weitergezogen sind wie die Zugvögel, in magischer Weise ausstrahlen, trage ich in meinem Herzen. Das ist ein Lebensgefühl, das für die meisten zwar nur mit einer Utopie verbunden bleibt, das aber gerade deshalb magisch wirkt.

Einer der bekanntesten Hippies der Insel ist Armin Heinemann, dessen Kultboutique Paula's in den Seventies zu einer der Hauptsehenswürdigkeiten der Hippie-Kommune (so nannte man damals Communities) gehörte. Über und über alle Wände mit den legendären Blumenmustern bedruckt, wurde dort geöffnet, wenn man es für angeraten hielt, und die Mode aus dem Laden war etwas, das man heute als Kult bezeichnen würde.
Um 2000 schloss der Laden, Armin Heinemann ging in den sicherlich verdienten Ruhestand, bemühte sich weiterhin eine Legende zu sein und harrte der Dinge. Vor etwa drei Jahren hatte dann der Kreativdirektor von Loewe, Jonathan Anderson, die Idee, die Kollektionen von Paula's wieder zum Leben zu erwecken. Das Faszinierende für mich dabei ist, dass die Hippiemode bereits derartig viele Revivals erlebt hat, dass irgendwas an ihr dran sein muss: Spirit, Spirituelles, Essentielles, ein Lebensgefühl, das tief drin in den meisten Menschen etwas zum Leuchten bringt. Vielleicht liegt es auch an Armin Heinemann, der wieder mitwirken, seine "Schwingungen" in die Kollektion einbringen darf und weiterhin auf seiner legendären Finca ohne Strom und Wasser und mit Naturdusche wohnt. Gelegentlich besucht ihn mal ein Kamerateam des deutschen Fernsehens und präsentiert ihn wie ein exotisches Tier aus dem Zoo. Ich hoffe und vermute, der Sympathling lässt es sich gut bezahlen.

Nun also auch der Duft zur empfindlich teuren Paula's-Kollektion von Loewe, die preislich so gar nicht zum Lebensgefühl und zum Etat eines durchschnittlichen Hippies in den 70ern passt. Die schnuckeligen Fetzen kosten leicht ein paar Hunderter und werden in Vogue & Co. von Topmodels vorgeführt.
Ist der Duft den Zinnober um die alte neue Marke wert? Sicherlich kann er das gar nicht, es sei denn, man hätte schlicht eine Flasche Patchouliöl mit ein paar Gramm Gras verrührt und in Flaschen gefüllt und sich bei Loewe amüsiert, dass etliche Modeverrückte auch dafür ein paar Hunderter bezahlen, - aber das hier ist was ganz anderes, nämlich ein eher heller, frischer Duft, der nonchalant zu seinem Regenbogenflakon passt.
Die Inhaltsstoffe waren es, die mich neben der ganzen Hare-Krishna-Melancholie dazu bewogen, meiner Frau diesen Blindbuy zu schenken. Einfach so. Ich berichte bei Gelegenheit, wie er ihr gefallen hat.

Gehen wir es ganz unpippisch korrekt an und prüfen die Inhaltsstoffe.
Galbanum: Ja, ist gut zu riechen und da bin ich ja schon mal froh drüber.
Kokoswasser: Passt eigentlich ganz gut und es handelt sich hier nicht um diese süßen Bountyvarianten, sondern wirklich fast um Kokos-WASSER! Sehr frisch, sehr neutral, wenig süß, wie aus der Kokosnuss von Lake Toba auf Sumatra, wo ich mit meiner Frau Anfang der 90er als Student*in weilte und wo damals die Zeit stehen geblieben war und die Hippiefossile dort nicht mitbekamen, dass das Jahr 1990 und nicht 1970 hieß.
Dann früchtelt es ein bisschen nach Mandarine und das mag ich immer ganz gerne, auch wenn ich vermute, dass da eher ordinärer Frucht-Ester enthalten sein dürfte. Es riecht trotzdem nicht übel.
Wenn wir schon gerade bei Indonesien sind, muss ich dran erinnern, dass bei den Inhaltsstoffen auch indonesisches Patchouli erwähnt wird, aber auch wenn man das natürlich erwarten durfte, riecht es hier kaum danach. Schade!
Vom Rest rieche ich am ehesten noch Frangipani, die man so schön im Haar tragen kann, wenn es lang ist, und alles in allem hat der Duft schon so einiges an Hippie-Flair zu bieten, auch wenn ich mir da mehr erwartet hätte.
Das Ganze ist natürlich irgendwie ein Hype für Alt- und Neu-Hippies, aber was macht das schon, wenn der Duft so nett und hübsch geworden ist. Sicherlich werden ihn einige hassen, aber ich kann das schon deshalb nicht, weil ich vermutlich als Kind mit meiner Mutter auch in Armins Boutique stand und wer weiß, ob nicht damals dieses Batik-T-Shirt, das ich in diesem Summer of 72 so gerne trug, von dort stammte.
Meine Mutter konnte sich nicht mehr erinnern. Ich auch nicht. Ich war fünf.
Hare Krishna!
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