Sous le Vent 1933 Eau de Toilette

Sous le Vent (Eau de Toilette) von Guerlain
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8.4 / 10 188 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Guerlain für Damen, erschienen im Jahr 1933. Der Duft ist chypreartig-würzig. Die Produktion wurde offenbar eingestellt. Der Name bedeutet „Im Windschatten, 'unter dem Wind'”.
Aussprache
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Duftrichtung

Chypre
Würzig
Grün
Blumig
Holzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
GalbanumGalbanum AnisAnis BergamotteBergamotte AlpenveilchenAlpenveilchen
Herznote Herznote
EstragonEstragon EisenkrautEisenkraut JasminJasmin MaiglöckchenMaiglöckchen MyrteMyrte RoseRose LavendelLavendel Ylang-YlangYlang-Ylang
Basisnote Basisnote
MoosMoos balsamische Notenbalsamische Noten MoschusMoschus

Parfümeur

Bewertungen
Duft
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Haltbarkeit
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Sillage
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Flakon
8.7150 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
6.514 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 23.04.2024.
Wissenswertes
Der Duft, ursprünglich 1933 erschienen, kam 2005 in der Reihe "Il était une fois Guerlain" (auf Deutsch: "Es war einmal Guerlain") neu auf den Markt. Diese Kollektion, vom Hersteller auch "Les Vintages" genannt, war ursprünglich auf fünf historische Düfte angelegt, blieb dann aber beschränkt auf "Sous le vent" und das ebenfalls 2005 neu herausgebrachte "Vega".

Rezensionen

18 ausführliche Duftbeschreibungen
7.5
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
loewenherz

881 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Top Rezension 41  
Brigitte Macron
Also ich finde sie gut. 'Sie' - Plural - den frisch gewählten französischen Präsidenten Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte - und sie - zweitere, Singular - ganz im besonderen. Politisch soll (und will) ich das hier gar nicht bewerten - aber in einer Welt, in der 'Frau/Frau'- und 'Mann/Mann'-Paarungen endlich zusehends normal geworden sind und 'älterer Mann/jüngere Frau'- ja irgendwie schon immer waren, ist 'jüngerer Mann/ältere Frau' das einzige Konstrukt, über das man immer noch ein bisschen stolpert. 'Auf alten Pferden lernt man reiten' - dergleichen Uncharmantes liest man in den sozialen Medien. Bald vielleicht ein bisschen weniger. Hoffentlich.

Brigitte Macron, geborene Trogneux - ihre Familie führt im Nordosten Frankreichs eine traditionsreiche Schokoladenfabrik - ist eine schöne Frau. Nicht 'für ihr Alter'. Nicht 'trotz ihres Alters'. Sie ist vierundsechzig Jahre alt, fünfundzwanzig Jahre älter als ihr Mann. Und auch wenn sie durchaus zehn Jahre jünger sein könnte, und es sicherlich Leute gibt, die finden, sie sei zu dünn - nichts an ihrer vierundsechzigjährigen Attraktivität wirkt künstlich, angestrengt, geschweige denn unecht. Manchmal, da ist ihr Lächeln mädchenhaft, manchmal gar schüchtern - wenn sie neben ihrem jugendlich-strahlenden Rampensau-Ehemann steht, der im Alter ihrer Kinder ist.

Guerlains Sous le Vent - 'unter dem Wind', was für ein wunderbarer Name - der ist ein bisschen wie Brigitte Macron, und der passt gut zu einer Frau wie ihr. Sous le Vent ist ein wunderschöner Duft. Nicht 'für sein Alter'. Nicht 'trotz seines Alters'. Er ist vierundachtzig Jahre alt. Und wenn er auch deutlich jünger sein könnte, und es bestimmt Leute gibt, die finden, er sei zu schwer, zu grün, 'zu Chypre' - nichts an dieser vierundachtzigjährigen Attraktivität ging je verloren, nichts ist gestrig, unecht schon mal gar nicht. Schüchtern ist er nicht und mädchenhaft noch weniger, sondern fraulich, sinnlich, ernsthaft. Wie Brigitte Macron, Frankreichs neue Première Dame.

Sous le Vent ist ein Parfum wie ein warmes, reifes Lachen. Er spielt die Klaviatur des 'Grünen' von zartem, lichthellem Feengrün über grüngoldenes, sich im heißen Wind sanft wiegendes Blattwerk bis zu tiefen und herbbitteren Dschungelklängen, hat Exotik, hat Fremdheit, hat Magie. Sous le Vent ist heute mehr denn je ein anspruchsvoller und, ja: 'schwieriger' Duft und einer, der sich mit ihm zu beschäftigen einfordert. Der aber auch unendlich viel anzubieten hat - Reichtum und grüne Opulenz. Er ist ein starker Duft, einer 'mit guten Knochen' könnte man sagen - aber eben keine Rampensau. Sondern Geschichte. Vielleicht Alchemie. Ganz sicher Kunst.

Fazit: dass man 'auf alten Pferden reiten lernt', gilt für Guerlains Sous le Vent noch weitaus weniger als für Brigitte Macron - wenngleich die unschmeichelhafte Metapher bei einem Parfum weniger uncharmant klingt als bei einer Dame. Dennoch: dies ist ein Duft für Fortgeschrittene. Nasen. Und Männer und Frauen.
4 Antworten
2
Preis
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
NuiWhakakore

96 Rezensionen
NuiWhakakore
NuiWhakakore
Top Rezension 37  
Mit dem Wind
Endlich einen dicken Fang gemacht, dachte sich der Kapitän und seine Mannschaft. Eine schöne Pinasse hatten sie aufgebracht und geentert. Bei der Inspektion der Fracht machte sich aber erst einmal Ernüchterung breit. Der Kapitän der Pinasse war sehr auskunftsfreudig, was vielleicht auch an dem Säbel lag, der seine Nasenspitze pikste.
„Das sind ganz erlesene Waren, in Holland zahlen sie Höchstpreise dafür, die sind ganz verrückt danach!“
Der Kapitän wollte es glauben, auch weil die letzten Wochen piratentechnisch nicht so erfolgreich waren und weil er kein Unmensch war, setzte er die Mannschaft der Pinasse in zwei Beibooten aus. Bis zu nächsten Insel waren es nur knapp 100 Seemeilen, sportlich, aber machbar. Die Säcke mit der Ladung schafften sie auf die Miss Fortune, bevor sie das andere Schiff versenkten.
Aber natürlich war nichts so leicht, wie gedacht, das war es ja nie. Wochenlang kreuzten sie von Hafen zu Hafen und brachten die Ladung nicht los. Schlimmer wurde es noch, als aus den ersten Säcken kleine, grüne Knospen zu sprießen begannen und schon kurz danach war das ganze Schiff mit einen Blütenteppich bedeckt. Der erste Impuls war natürlich, den ganzen Mist über Bord zu werfen, so durfte man ja nicht gesehen werden, der Ruf wäre ruiniert. Nach einer rumgetränkten Nacht hatte der Kapitän aber eine andere Idee. Eine Vision.
Denn der Duft der Blüten hatte sich ganz vorzüglich mit dem Eigengeruch von Schiff und Teilen der Mannschaft verbunden. Freilich nicht mit dem Duft von O‘Connel, dem Schiffskoch, der war einfach zu speziell. Aber eine gewisse Moschusnote konnte man nicht verleugnen.
Und so wurde der Plan des Kapitäns von der Mannschaft umgesetzt, mit wenig Begeisterung zwar, aber immerhin: Je drei Piraten mussten mit Alkohol die Düfte von Blumen, Schiff und Mannschaft extrahieren. Drei waren nötig, da zwei immer aufpassen mussten, damit der Dritte den Alkohol nicht austrank. Den einäugigen Pete hatten sie fürsorglich am Mast festgebunden, die Nähe zu so viel Alkohol wäre nicht gut für ihn gewesen.
Es war ein langwieriges Unterfangen, vieles hatte er probiert, vieles wieder verworfen, aber jetzt stand das Ergebnis vor dem Kapitän auf seinem Tisch. Eine kleine Flasche mit einer goldgelb schimmernden Flüssigkeit darin. Wenn man sie öffnete erfüllte ein bezaubernder Duft die Kajüte. Eine Blütenpracht breitete sich aus, kräuterig grün, herb-moosig und cremig zugleich. Wer hätte gedacht, dass sein altes Schiff solche Wohlgerüche hervorbringen kann?
Jetzt brauchte er nur noch einen guten Namen für sein Duftwasser. Hierzu beriet er sich mit Angel, einem feingeistigen ehemaligen Holzfäller aus Kanada.
„Ich brauche einen Namen für das Duftwasser hier und jeder weiß, dass die ganzen guten Duftwässerchen aus Frankreich kommen.“
„Hmpff!“
„Also, hast Du eine Idee?“
„Hmpff?“
„Du bist doch Kanadier, die können doch französisch!“
„Hmpff, Westküste, Mann!“
Damit war der Kapitän also wieder auf sich alleine gestellt, aber ihm fiel schlussendlich doch noch der perfekte Name ein. Er wollte sein Werk, nach dem benennen, was ihm das wichtigste auf der Welt war, sein Schiff. Miss Fortune war ihm aber zu lange und außerdem nicht französisch genug, weshalb er es bei Schiff beließ. Da er nun mal kein Französisch konnte, versuchte er es halt so gut es ging. Seine Rechtschreibung war auch nicht die beste, weshalb am Ende in krakeliger Schrift nur ein Wort auf dem Etikett der Flasche stand:

Schyfre

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Womit bewiesen wäre, dass François Coty den Chypre nicht entdeckt, sonder nur wiederentdeckt hat!
Sous le Vent ist ein Chypre ganz nach meinem Geschmack: die Blumen sind herb und trocken, getragen von der grünen Würzigkeit von Kräutern. Eisenkraut, Lavendel und Myrte meine ich zu erkennen. Bei den Blüten tue ich mir schwer, Jasmin und Rose blitzt mal durch, aber es ist eigentlich eine undurchdringliche Mischung für mich. Auch Galbanum ist zu Beginn deutlich erkennbar. In der Basis kommt das Moos immer stärker durch, etwas erwärmt durch balsamische Noten und ein bisschen Moschuscreme. Die würzigen Kräuter sind weg, dafür feiern die Blümchen ein kleines Revival. Wäre mir andersherum lieber gewesen, aber das ist Jammern auch hohem Niveau. Das ganze bleibt dabei recht unsüß, gut so!

Ein wahrer Schatz, entdeckt dank Gandix!
31 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Lilienfeld

48 Rezensionen
Lilienfeld
Lilienfeld
Top Rezension 37  
Unter dem Wind
Wenn Du gehst, dreh ich mich um..
wink nach und hoff, Du siehst es nicht!!!
Wenn ich allein und denk an Dich..
durch Tränen schauend, liebe Dich!
Wenn mir weh tut was ich lebe,
hoff auf ein Ende ich.
Stark werd sein, muss lassen Dich...
nur mehr hier und einzig jetzt,
für Dich, für mich, für uns….

Ein Bogen Leben, Anfang, Ende,
alles andre, seh ich nicht.
Weiter … muss
Namensgeber für “Sous Le Vent“, sind die " Gesellschaftsinseln". Eine zu Französich-Polynesien
gehörende Inselgruppe und zwar die, der windabgewandten Seite (Inseln unter dem Winde, Îles sous le Vent)Bora Bora ist ein davon..
Zu denen dem windzugewandten Inseln ,Îles du Vent ,gehört zb. Tahiti.

Wie fang ich an, hör ich auf?
Bei Anthony & The Johnsons," Bird Gerhl" fang ich an…
Bird Girls can fly…

Bergamotten ?Ja und nein. Eher riesige Zitronen,
sonnengereift ,saftig , ein Schnitt und sogleich rinnt der Saft
zwischen deinen Fingern durch. Du fängst ihn auf, riechst
Erinnerung leckst Dir Sehnsucht von den Fingern .
Beruhigst Dich mit einem Strauß Lavendel der Dich wohlig in seine Arme nimmt!
Selten je hatt ich so wunderbar würzig begleiteten Lavendel in meiner Nase.
Rosmarin, Estragon sind gut zu merken und lassen mit Nelke und Jasmin einen leicht
morbiden Hauch Vergänglichkeit spüren.
Mir wirbelt in der Sekunde nach dem ersten Sprüh eine so schöne zitrische Würzigkeit
in die Nase, einfach einmalig. Für meinen Geschmack ist die Kopfnote viiieeeeel zu schnell zu Ende.
Ich liebe diese Kräuterexplosion:).
Sous le Vent ist für mich allerschönster Lavendelduft.
Tiefe Melancholie, natürliche Klarheit ,rührend, unschuldig.
Ein Chypre, glänzend in hellgoldenem Moos.
Zwar nicht gelistet, aber sicher vorhanden ,das blonde Moos.
Lavendel zieht sich durch den Duft von Anfang bis zum Ende und ich bin beinah geneigt
Sous in die Fougere Lade zu stecken. Lavendel kommt und geht,
ganz so als ob Wind sanft weht, bis in die Basis, welche ein wenig Patchouli und Vetiver erahnen lässt.
So wie Der Anfang, so auch das Ende. Saftige Zitronen , ein Schuss bitteres Leben, Sehnsucht nach
mehr:-)
Der Duft switcht permanent zwischen Melancholie und Euphorie.
Verspricht immerzu und Du wirst mitspielen bis die Bottle leer ist,
dann eine neue brauchen und doch nicht erlöst, oder dem Rätsel auf die Spur gekommen sein.

“Sous Le Vent“ ist, “Eau de Guerlain“ anfangs sehr ähnlich, über ein Strecke riech ich so viel Gleiches, eine wunderbare Sommeralternative.
Für beide Geschlechter, Tendenz männlich für meinen Geschmack…
Haltbarkeit wirklich gut, aber nicht ewig:)

Liebe Jella, Fliegerin , Dank für diesen schönen Windhauch!
Fly ,Bird Girl…
14 Antworten
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 29  
Ein Chypre für Josephine
‚Sous le Vent’ – benannt nach den ‚Iles sous le vent’, einer den Antillen zugeordneten Inselgruppe der Karibik – ist ein trocken-holziges Chypre mit animalischen Untertönen, kreiert von Jacques Guerlain, der es 1933 Josephine Baker widmete. Irgendwann in den 80er Jahren verschwand es vom Markt, vermutlich aufgrund diverser Unvereinbarkeiten mit den damals neuesten Richtlinien der International Fragrance Association (sie treibt schon lange ihr Unwesen...), sowie mäßiger Nachfrage. Zwanzig Jahre später entschied man sich es erneut zu lancieren, als exklusiver, den eigenen Boutiquen vorbehaltener Duft. Jean-Paul Guerlain selbst, der Enkel Jacques Guerlains, soll es mit den aktuellsten IFRA-Bestimmungen in Einklang gebracht haben, und jeder der das alte ‚Sous le vent’ noch erinnert, beteuert, dass das neue durchaus neben seinem Vorgänger bestehen kann – es sei ein wenig leichter, transparenter, die animalischen Facetten um ein paar Grade herab gemindert und nicht mehr ganz so haltbar. Unterschiede, die fast immer auffallen, vergleicht man den frischen Inhalt eines neuen Flakons mit dem verbliebenen Rest der in einem alten Fläschchen desselben Duftes sein schon allzu langes Dasein fristet. Da die Zeit ein Parfum immer verändert, es zumeist voluminöser, kräftiger macht und sich als erstes die Kopfnoten verflüchtigen, ist es doch ziemlich problematisch dieses als Vergleich mit einer neuen Ausgabe des Duftes heranzuziehen, so wie es nicht weniger problematisch ist einen zwanzig Jahre alten, lagerfähigen Rotwein mit einer Flasche des neuesten Jahrgangs zu vergleichen – der eine hat nicht mehr die Frische, der andere noch nicht die Reife.

Wie auch immer, das ‚Sous le Vent’ unserer Zeit ist ein großer Chypre-Duft, des in diesem Genre Maßstäbe setzenden Jacques Guerlain. Mit 'Mitsouko' schuf der DAS fruchtige Chypre par exellence, mit 'Vol de Nuit' das erste orientalische Chypre, mit 'Djedi' das erste echte Leder-Chypre und mit 'Sous le Vent' die denkbar trocken-holzigste Variante, die Jahre später zur Inspirationsquelle für Düfte wie 'Vetiver', aber auch 'Derby' wurde. Mit letzterem scheint es mir seine engste Verwandtschaft zu haben: beide haben die typische Guerlinade im Herzen, die auf einer kräftige Chypre-Basis ruht, von animalischen Noten begleitet. Allein die Akzente sind etwas verschoben: das Holz in 'Sous le Vent' ist heller, trockener, von einer Iris-Note umspielt; in Derby ist es dunkler, moosiger, mit ledrigen Akzenten. In den Kopfnoten sind die Unterschiede am deutlichsten: 'Sous le Vent' hat eine strahlende Bergamotte, gerahmt von Estragon und etwas Lavendel, während 'Derby' nicht ganz so frisch startet und stattdessen eine charakteristische Minze-Note aufscheinen lässt. 'Sous le Vent' ist auch der heiterere Duft von beiden, der luftigere, als durchwehten ihn warme Karibik-Winde, während 'Derby' von dichterer Textur ist, schwerer, aber auch wärmender.
Beider ‚Drydown’ gehört für mich mit zum Besten was Guerlain je geschaffen hat!

Leider, leider ist 'Sous le Vent' nur schwer erhältlich und obendrein verdammt teuer. Die Möglichkeit es vorab zu testen hatte ich leider nicht und habe es mir trotzdem aus Paris schicken lassen. Ich habe es nicht bereut, ganz im Gegenteil: es war eine meiner besten Kaufentscheidungen. Aber ich kannte, und kenne, keinen Duft von Jacques Guerlain, der mir nicht gefiele, und die Beschreibungen dieses Duftes waren solcherart, dass ich wusste: der muss es jetzt sein. Seither hüte ich ihn wie einen Gral und nur zu ausgewählten, seltenen Anlässen trage ich – stolz wie Oskar - 'Sous le Vent'. Dabei ist der Duft, obwohl für Damen kreiert, weder dem einen noch dem anderen Geschlecht zuzurechnen. Er gehört zu jener Reihe sogenannter ‚Garçonne-Düfte’, die, kämen sie heute auf den Markt, vermutlich eher als ‚pour homme’ lanciert würden: 'Mitsouko', 'Vol de Nuit', Chanels 'Cuir de Russie', Carons 'Tabac Blond', um nur einige zu nennen. Manche, heute als ‚pour homme’ vermarktete Düfte sind sogar ein gutes Stück ‚femininer’ als jene genannten. Man denke nur an Diors ‚Homme’, an Gaultiers ‚Fleur du Male’ oder an Kenzos ‚Power’....

Nein, ich habe – als Mann – überhaupt kein Problem 'Sous le Vent' zu tragen, ich habe nur ein Problem damit es aufzutragen. Der Duft kommt nämlich in einer sehr schönen 125ml fassenden Apothekerflasche mit breitem Glaspfropfen als Verschluss. Edel und schön anzuschauen, aber man braucht schon ein kleines Trichterchen nebst wieder befüllbarem Sprühflakon um 'Sous le Vent' - nach sorgfältigem Umfüllen - verlustfrei auftragen zu können. Beides liefert Guerlain zwar auf Anfrage mit, ist aber ebenso in größeren Parfümerien erhältlich.
Mein persönliches Fazit: ein wirklich ganz großes Parfum, nicht für den Alltag, sondern für den besonderen Tag, und auch nicht für Jedermann/frau - für Parfum-Enthusiasten aber sicher eine Entdeckung!
5 Antworten
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Mörderbiene

46 Rezensionen
Mörderbiene
Mörderbiene
Top Rezension 30  
Die Witwe Hochwohlgeboren
Zum Ende unserer Straße hin wurden die Häuser etwas größer und etwas feiner. Und am Ende der Sackgasse, in dem alten Haus mit dem Erkertürmchen im leicht verwachsenen Garten hinter dem hohen Eisenzaun wohnte die Witwe Hochwohlgeboren, eine alte und doch alterslose Dame, deren Herr Hochwohlgeboren vor Jahren (oder Jahrzehnten, so genau wußte das niemand) gestorben war. Von den Erwachsenen in der Nachbarschaft erfuhr sie Verachtung wie Bewunderung für ihre stolze und anmutige Ausstrahlung, und Mitleid ob ihres langen Alleinseins - jedenfalls Aufmerksamkeit positiver wie negativer Ausprägung. So richtig kannte sie eigentlich keiner, und wir Kinder haben nie herausgefunden, ob Witwe Hochwohlgeboren, wie die Erwachsenen sie nannten, nun abschätzig oder anerkennend gemeint war. Manchmal sah man sie, wie sie mit ihrem turmalingrünen SL abends durch die Straße fuhr - zum Staatstheater vielleicht, oder in die Oper, womöglich sogar zu einem Herrn, um die Nacht zu verbringen. Aber eigentlich sah man sie recht selten.
Wir Kinder hatten ziemlichen Respekt vor ihr. Nicht nur hatte sie so eine Ausstrahlung, mit ihrem strengen Knoten und dem stolzen Blick, sie war auch Gegenstand von Geschichten, die von den älteren Kindern an die jüngeren Kinder weitergegeben wurden. Sie sei eine schwarze Witwe, habe ihren Mann umgebracht, um an das Geld zu kommen. Sie habe schon viele Männer gehabt, und alle vergiftet. Wahlweise hatte sie ihre Eltern getötet, reiche Leute aus einem alten Adelsgeschlecht, und ihre Geschwister, um das Erbe für sich allein zu haben. Abende am Lagerfeuer oder im Baumhaus lebten von solchen Schauergeschichten. Nie kamen wir auf die Idee, unsere Schellstreiche bei der Witwe Hochwohlgeboren zu machen.

Vielleicht paßt Guerlain's Sous le Vent zu einer schwarzen Witwe. Streng und stolz, knarzig herbes Grün, hart und kühl, sprödes Kraut und keine Süße.
Sicher paßt Sous le Vent zu unserer Witwe Hochwohlgeboren. Zu ihrem smaragdschwarzen Samtkostüm und dem schwarzen Hut, zu dem alten Haus mit Moos auf den Ziegeln und der nicht mehr ganz frischen Farbe der grünen Läden, zu dem verwachsenen Garten hinter dem hohen Zaun.

Wir spielten gerne Ball am Ende unserer Straße, vor dem Tor zum Haus der Witwe Hochwohlgeboren, wo sich die Straße zu einem kleinen Platz weitete, damit Autos wenden konnten. Und eines Tages flog der Ball in weitem Bogen über den hohen Eisenzaun in diesen wilden grünen Garten vor dem großen Haus. Keiner von uns wollte sich so recht trauen zu schellen oder allein über den Zaun zu klettern, um den Ball wiederzuholen. Es bildete sich rasch der Konsens, daß der Ball doch einfach dort gelassen werden könne, man könnte ja einen anderen holen. Nun handelte es sich aber um den Ball von meinem Bruder und mir, den wir erst zum Geburtstag bekommen hatten - das würde zuhause Ärger geben. Und so kletterten wir beide, mein Bruder und ich, letztendlich doch über den hohen Zaun der Witwe Hochwohlgeboren, und schlichen uns durch das Dickicht im Garten, um unseren Ball zu suchen.
Das efeuberankte Gestrüpp öffnete sich nach ein paar Metern zu einer schönen Wiese, deren frisch gestutztes Gras sich unter den Geruch des krautigen Dickichts mischte. Und mitten auf dieser Wiese, dicht neben einer Terrasse, lag unser Ball. Die Terrassentür war geöffnet, und auf der Terrasse standen ein Tisch und Stühle, doch die alte Dame war auch nach einigen Minuten des Wartens nicht zu sehen, und so faßten wir uns ein Herz und liefen zum Ball hin. In dem Moment kam sie heraus, mit einem Krug Limonade, entdeckte uns, und sagte, wir sollten uns setzen. Wir gehorchten notgedrungen, wußten wir doch aus den Geschichten, wozu die Witwe Hochwohlgeboren fähig war. Sie fragte uns nach unseren Namen, wer wir denn seien, und die sagten wir ihr, und unsere Hausnummer, und daß unser Onkel bei der Kriminalpolizei sei, und man uns ganz sicher vermissen würde. Und die Witwe Hochwohlgeboren schenkte uns je ein Glas Limonade ein. Eigentlich wirkte sie von nahem garnicht so grausam und böse, und ihr Lächeln war warm, fast so warm wie das unserer Großmutter.
Nach wenigen Minuten fingen unsere Freunde draußen auf dem kleinen Platz an, sich Sorgen zu machen, und liefen zu unserer Mutter, die sofort einige andere Mütter mobilisierte, die sich dann auf den Weg zur Witwe Hochwohlgeboren machten.
Wenige Mintuen später saßen die Mütter unserer Straße auf der Terrasse der Witwe Hochwohlgeboren bei Limonade und Tee und Kuchen beisammen und plauderten mit ihr über die schönen Heckenrosen in ihrem Garten.

In all dem strengen, herben Grün von Sous le Vent verbirgt sich doch etwas Herzliches, ein Anflug von Süße von den eigentlich unsüßen Blüten, ein Hauch Wärme in dem ansonsten kühlen Duft, etwas Weichheit bei aller markanten Härte.

Von nun an hörte man Witwe Hochwohlgeboren nur noch selten. Fräulein Helfferich hieß sie nun, und man traf sich ab und an zum Kaffee im Garten, bei ihr oder bei uns, oder bei der Familie nebenan. Das war natürlich nicht ihr echter Name, aber er war ganz ähnlich, und obschon wohlklingend, ganz ohne von und zu und eigentlich ganz ordinär. Und umgebracht hatte sie wohl auch Niemanden.

Guerlain's Sous le Vent paßt zum Fräulein Helfferich, mit seiner äußerlichen Strenge und Distanziertheit, und seinem weichen und schönen Kern, der so weich garnicht ist, aber eben doch wunderschön. Mit tiefdunklem Kräutergrün und kühlem Moos, mit Heckenrosen und etwas Lavendel darunter, alle diese Düfte eingesogen über dem Glas mit frischer Limonade im Garten des großen Hauses mit dem Erkertürmchen am Ende unserer Straße.

+++

Ganz herzlichen Dank an Schatzsucher für diese einmalige Testgelegenheit eines wunderbaren, leider eingestellten und praktisch nicht mehr zu bekommenden Guerlain's.
Ich packe ihn mal auf die Wunschliste. Pro forma natürlich...
21 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

26 kurze Meinungen zum Parfum
FloydFloyd vor 1 Jahr
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
1933
Eisenkräuter
Am dunklen Fenster
Unterm Wind der Bitterblätter
Blütenseife auf junger Haut
Moose im warmen Garten
Der Mutter
43 Antworten
JonasP1JonasP1 vor 2 Jahren
10
Flakon
6
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8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Getragen von kühlem Wind
Durch krautige Geborgenheit
Grün fallen Schatten
Über belebte Lavendelfelder
In schimmerndes Moos
Bachrauschen
34 Antworten
MarieposaMarieposa vor 1 Jahr
9
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
10
Duft
Du bist der Wind unter meinen Flügeln! Zitronenkräuterwarm und moosig-kühl, ein Herz aus goldenen Blüten. Sonnenstrahlen im Gesicht.
33 Antworten
FriesinFriesin vor 3 Jahren
7
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6
Haltbarkeit
8
Duft
Der Wind hat mir ein Lied erzählt
von herbem Grün, Moos, Blumen und Perfektion
Seine Melancholie raubte mir den Atem und ließ
mich geh'n.
24 Antworten
GoldGold vor 1 Jahr
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Grün-funkelnder Chypre ohne Kompromisse, dunkler u. herber als Mitsouko. Ein Meilenstein.
17 Antworten
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BaptisteBaptiste vor 5 Jahren
Beratung
Suche Duftzwilling zu Guerlains Sous le Vent
Achtung: Der Eclat-Duft soll nicht diesem ähneln, sondern dem Robe Noire Sous Le Vent! Völlig verschiedene Düfte!

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