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Top Rezension
Very British
Ein heißer Tag, der Himmel azurblau, kein Wölkchen am Himmel und die hochstehende Sonne brennt auf die beiden Gentleman hernieder, die an der Reling des alten Flussdampfers in ihre Unterhaltung vertieft sind. Ihre weiße Kleidung im kolonialen, tropischen Safaristil zeigt erste Anzeichen schwitziger Stellen und auch die Schweißtropfen auf Stirn und Nacken sind eines noblen Herrn eher unwürdig. „Gehen wir uns frisch machen“ sind die erlösenden Worte des etwas beleibteren der beiden Gentleman und unverzüglich entschwinden sie in die jeweilige Badkabine ihrer FirstClass Kajüten. Ein kurzer Blick in den Badspiegel genügt, sehr gemächlich und sorgfältig wird die Feuchte zwischen den Augenbrauen mit dem weißen Baumwolltuch etwas abgetupft und anschließend sofort vier, fünf Spritzer Cologne aus dem Spender leicht tätschelnd auf Stirn und Nacken verteilt, ohne dabei auch nur das Jackett abzulegen. Fertig! Die alltägliche Erfrischungsdusche eines damaligen Kavaliers und Gentlemans, ein Zeremonie in zugeknöpfter Meisterschaft mit Understatement und Exklusivität in Perfektion.
Diesen Auftritt in dem Film „Tod auf dem Nil“ mit Peter Ustinov und David Niven ist sicher vielen Lesern bekannt. Ob das in der Filmszene verwendete Cologne das Cologne British Sterling der Firma Dana gewesen ist, vermag ich nicht zu sagen, aber bedingt durch die extrem old schoolige Machart des Colognes passen Duft, Zeit und das „Drumherum“ für mich perfekt zusammen. British Sterling ist ein sehr maskulines Cologne, ein orientalisches Herrencologne par excellence. Royaler, britischer Empireanspruch in Form eines Gentlemancolognes, auch wenn wirklicher royler britischer Glanz, sei es im Königreich oder Empire immer weiblich hinterlegt war (Königinnen Victoria, Elisabeth I., Elisabeth II.).
British Sterling startet frisch, sogar sehr erfrischend und damit genauso wie es sein soll. Sehr flüchtige Alkohole verdampfen die kräftige Zitrone, entziehen damit reichlich Wärme und hinterlassen ein belebendes, anregendes Muntermachgefühl. Damit ist das Thema Zitrik nach ca. zehn bis zwanzig Minuten erledigt und wohltuhend erquickt ist man bereit für den eigentlichen Duft des Colognes.
Die nun verbleibenden drei bis vier Stunden Lebenszeit des Colognes bieten ein Potpourri der erlesensten und teuersten Gewürze, die das Empire aufzubieten weiß. Muskat, Zimt und vor allem die Gewürznelke sorgen für eine orientalische Grundstimmung, ohne daß eine der Noten wirklich solitär herausragt. Das feine, florale Blütenbett des Parfüms ist hier das bindende Band, ähnlich dem Versprechen das die Länder des Empire zusammenhält. Die oft erdrückende Kraft der Duftrichtung Orient kommt in British Sterling colognegemäß eher leichtfüßig, dafür aber tiefgründig daher. Recht zügig im Verlauf vertraut man auf eine solide Holzigkeit als Schlüsselreiz, bettet diese aber bis zum Schluß gekonnt in ein Milieu aus kostbar-würzigen Zutaten ein. Das so aromatisch duftende, warm schmeichelnde Ende animiert gern zum nachsprühen, auch wenn die Temperaturen inzwischen gefallen und eine Erfrischung nicht mehr unbedingt von Nöten ist.
Das verantwortliche Haus Dana Classics Fragrances gehört zu den Urgesteinen der Parfümerie. Gegründet 1932 in Barcelona und vielen folgenden erfolgreichen Jahren, ist das Unternehmen heute Teil einer amerikanischen Investment-Gruppe. Der Name geht auf Danae, der hübschen Mutter von Perseus, zurück. Neben Tabu (1932) einem Dana-Urgestein der Parfümerie nimmt sich das Cologne British Sterling wie ein Zwerg aus. Es datiert aus dem Jahre 1965, was auch die, für ein Cologne, sehr konservative, old schoolige Duftkomposition erklärt. 1996 brachte Dana dann eine holzig-würzige Neuauflage auf den Markt, die sich in Duft und Flakon aber eng am Original orientierte und noch heute produziert wird. Dennoch spielt das Cologne British Sterling auf Parfumo lediglich auf einem Nebenschauplatz. Lediglich gut 30 Mitglieder nennen ihn ihr eigen und außer drei einsamen, viele Jahre alten Statements sind bisher keine weiteren Beiträge vorhanden.
Einen herzlichen Dank an alle Leser ob Cologne-Fan oder auch nicht!
Diesen Auftritt in dem Film „Tod auf dem Nil“ mit Peter Ustinov und David Niven ist sicher vielen Lesern bekannt. Ob das in der Filmszene verwendete Cologne das Cologne British Sterling der Firma Dana gewesen ist, vermag ich nicht zu sagen, aber bedingt durch die extrem old schoolige Machart des Colognes passen Duft, Zeit und das „Drumherum“ für mich perfekt zusammen. British Sterling ist ein sehr maskulines Cologne, ein orientalisches Herrencologne par excellence. Royaler, britischer Empireanspruch in Form eines Gentlemancolognes, auch wenn wirklicher royler britischer Glanz, sei es im Königreich oder Empire immer weiblich hinterlegt war (Königinnen Victoria, Elisabeth I., Elisabeth II.).
British Sterling startet frisch, sogar sehr erfrischend und damit genauso wie es sein soll. Sehr flüchtige Alkohole verdampfen die kräftige Zitrone, entziehen damit reichlich Wärme und hinterlassen ein belebendes, anregendes Muntermachgefühl. Damit ist das Thema Zitrik nach ca. zehn bis zwanzig Minuten erledigt und wohltuhend erquickt ist man bereit für den eigentlichen Duft des Colognes.
Die nun verbleibenden drei bis vier Stunden Lebenszeit des Colognes bieten ein Potpourri der erlesensten und teuersten Gewürze, die das Empire aufzubieten weiß. Muskat, Zimt und vor allem die Gewürznelke sorgen für eine orientalische Grundstimmung, ohne daß eine der Noten wirklich solitär herausragt. Das feine, florale Blütenbett des Parfüms ist hier das bindende Band, ähnlich dem Versprechen das die Länder des Empire zusammenhält. Die oft erdrückende Kraft der Duftrichtung Orient kommt in British Sterling colognegemäß eher leichtfüßig, dafür aber tiefgründig daher. Recht zügig im Verlauf vertraut man auf eine solide Holzigkeit als Schlüsselreiz, bettet diese aber bis zum Schluß gekonnt in ein Milieu aus kostbar-würzigen Zutaten ein. Das so aromatisch duftende, warm schmeichelnde Ende animiert gern zum nachsprühen, auch wenn die Temperaturen inzwischen gefallen und eine Erfrischung nicht mehr unbedingt von Nöten ist.
Das verantwortliche Haus Dana Classics Fragrances gehört zu den Urgesteinen der Parfümerie. Gegründet 1932 in Barcelona und vielen folgenden erfolgreichen Jahren, ist das Unternehmen heute Teil einer amerikanischen Investment-Gruppe. Der Name geht auf Danae, der hübschen Mutter von Perseus, zurück. Neben Tabu (1932) einem Dana-Urgestein der Parfümerie nimmt sich das Cologne British Sterling wie ein Zwerg aus. Es datiert aus dem Jahre 1965, was auch die, für ein Cologne, sehr konservative, old schoolige Duftkomposition erklärt. 1996 brachte Dana dann eine holzig-würzige Neuauflage auf den Markt, die sich in Duft und Flakon aber eng am Original orientierte und noch heute produziert wird. Dennoch spielt das Cologne British Sterling auf Parfumo lediglich auf einem Nebenschauplatz. Lediglich gut 30 Mitglieder nennen ihn ihr eigen und außer drei einsamen, viele Jahre alten Statements sind bisher keine weiteren Beiträge vorhanden.
Einen herzlichen Dank an alle Leser ob Cologne-Fan oder auch nicht!
114 Antworten


Habe ich sehr gerne gelesen..
https://www.bing.com/videos/riverview/relatedvideo?q=yoututbe%20tod%20auf%20dem%20nil%20ustinov&mid=768064D16C1BA8024D92768064D16C1BA8024D92&ajaxhist=0
Mir gefallen manchmal diese robusten Oldschooler und dieser hier liest sich in deiner Rezension sehr schön.
Wie immer ein Genuss deine Duftbeschreibung zu lesen. Das wäre übrigens auch dann so, wenn du über Wurstpelle auf Graupenbouquet schriebest, aber so ist es noch schöner. ;)
Ist ja schön, dass du dem Duft eine so ausführliche Rezension gewidmet hast.
Aber - deine Ausführungen lassen mich ahnen wie es duften könnte.
Deine Rezension war wieder sehr interessant und lebhaft beschrieben. Es hat Freude gemacht, sie zu lesen!
Danke für Deinen Beitrag den ich wieder mit Genuss gelesen habe.
Toll geschrieben 🏆
Klingt richtig erfrischend....
Lädt zum testen ein....
Ich freue mich immer, wenn jemand sich die Zeit nimmt, auch jenseits des Mainstreams sein Duftvergnügen zu suchen.
Ich bedanke mich ganz herzlich dafür.