16.11.2017 - 15:20 Uhr
loewenherz
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23
Flora Danica
Vielleicht ist dieser Kommentar nicht notwendig - haben doch meine drei kundigen Vorkommentatorinnen in schönen und klugen Worten schon vieles von dem gesagt, was es über Guerlains prachtvoll porzellanerne Herbstblüten zu sagen gibt. Und doch fand ich, dass Fall Flowers durchaus noch einen vierten Kommentar verdient hat - nicht nur, aber durchaus auch wegen seines ausnehmend schönen Flakons. Wegen seiner Geschichte. Und überhaupt.
'Den kongelige Porcelænsfabrik' - bekannter unter ihrem internationalen Namen 'Royal Copenhagen' - erschuf Ende des 18. Jahrhunderts ein ganz besonderes Service - eins das für Katharina die Große vorgesehen und der dänischen Pflanzenwelt gewidmet war und deswegen 'Flora Danica' genannt wurde. Auf jedem Teil ist eine in Dänemark heimische Pflanze liebevoll handgemalt. Flora Danica ist bis heute das teuerste (zumindest mir bekannte) Service, das man 'normal' im Laden - na ja, in nicht wirklich vielen - kaufen kann. Man kann für jedes Stück aus rund neunhundert Floralmotiven wählen, und die meisten Serviceteile werden erst auf Bestellung in Dänemark handbemalt. Bis heute ist Flora Danica hinsichtlich seiner Exklusivität unerreicht. Und unbeschreiblich schön.
Hinsichtlich ihrer Exklusivität nicht un-, aber nur kaum erreicht - und häufig auch unbeschreiblich schön, wenngleich verglichen mit dänischer Pflanzenwelt auf weißem Porzellan nachgerade günstig - sind auch die 'Pièces d'Exception' und anderen limitierten Sonderauflagen, an denen Guerlain auch im Jahr 2017 noch immer festhält: wunderbare Manufakturstücke, die die Schönheit feiern und weder hinsichtlich Preis noch Gefälligkeit auf den Massenmarkt abzielen. Und den Künstlern - Flakondesignern wie Parfumeuren - so die Freiheit geben, etwas wirklich Besonderes zu erschaffen - das in keine synchronisierten Produktionsprozesse oder Lieferketten passen muss.
Nicht nur ihrer beider Exklusivität und ihr unverfälschter und -verstellter Fokus auf Schönheit lassen mich Parallelen finden zwischen französischem Parfum und dänischem Porzellan. Auch ihre Wesensart - das Schöpfen von großer Prächtigkeit und einem kaum zu beschreibendem Leuchten - haben sie gemein. Die dänische Pflanzenwelt ist bodenständig und scheint vertraut, und doch entfaltet sie auf goldgefassten, schneeweißen Porzellanscherben gemalt Schönheit und Eleganz, die ihresgleichen suchen. Und auch die Blumen in Guerlains Fall Flowers ziehen ihre Opulenz und ihren Überfluss nicht aus exotischen Akkorden, sondern schlichtweg aus der Kennerschaft ihrer selbst, dem daraus fußenden Arrangement und ihrer streckenweise fast gebremst anmutenden Orchestrierung. Trotz der roten Blüten auf seinem Flakon herrschen olfaktorisch grüne und weiße Noten vor, aber 'weiß' bedeutet nicht 'Weißblüher' (obwohl welche dabei sind), und 'grün' heißt weniger 'frisch', als ganz subtil beinahe das Zitat eines Chypres. Fall Flowers ist ein Parfum wie ein Füllhorn, aus dem die heimische (na ja, Dänemark ist nebenan) Flora hervordrängt, als habe jemand 'die letzte Süße in sie hineingejagt', um Rilkes Worte zu bemühen - ohne dass er ein süßer Duft wäre, geschweige denn ein Gourmand. Und wunderbarerweise ist nichts an ihm dramatisch oder kapriziös, sondern im Gegenteil ebenso bodenständig wie die Blüten und Zweige auf Royal Copenhagens hochfeinem Service. Aber eben bodenständig-fabelhaft. Und verglichen mit dänischem Porzellan ein Schnäppchen.
Fazit: so lange es solche wie Fall Flowers gibt, weiß ich - Guerlain ist immer noch Guerlain. Und das ist wunderbar.
'Den kongelige Porcelænsfabrik' - bekannter unter ihrem internationalen Namen 'Royal Copenhagen' - erschuf Ende des 18. Jahrhunderts ein ganz besonderes Service - eins das für Katharina die Große vorgesehen und der dänischen Pflanzenwelt gewidmet war und deswegen 'Flora Danica' genannt wurde. Auf jedem Teil ist eine in Dänemark heimische Pflanze liebevoll handgemalt. Flora Danica ist bis heute das teuerste (zumindest mir bekannte) Service, das man 'normal' im Laden - na ja, in nicht wirklich vielen - kaufen kann. Man kann für jedes Stück aus rund neunhundert Floralmotiven wählen, und die meisten Serviceteile werden erst auf Bestellung in Dänemark handbemalt. Bis heute ist Flora Danica hinsichtlich seiner Exklusivität unerreicht. Und unbeschreiblich schön.
Hinsichtlich ihrer Exklusivität nicht un-, aber nur kaum erreicht - und häufig auch unbeschreiblich schön, wenngleich verglichen mit dänischer Pflanzenwelt auf weißem Porzellan nachgerade günstig - sind auch die 'Pièces d'Exception' und anderen limitierten Sonderauflagen, an denen Guerlain auch im Jahr 2017 noch immer festhält: wunderbare Manufakturstücke, die die Schönheit feiern und weder hinsichtlich Preis noch Gefälligkeit auf den Massenmarkt abzielen. Und den Künstlern - Flakondesignern wie Parfumeuren - so die Freiheit geben, etwas wirklich Besonderes zu erschaffen - das in keine synchronisierten Produktionsprozesse oder Lieferketten passen muss.
Nicht nur ihrer beider Exklusivität und ihr unverfälschter und -verstellter Fokus auf Schönheit lassen mich Parallelen finden zwischen französischem Parfum und dänischem Porzellan. Auch ihre Wesensart - das Schöpfen von großer Prächtigkeit und einem kaum zu beschreibendem Leuchten - haben sie gemein. Die dänische Pflanzenwelt ist bodenständig und scheint vertraut, und doch entfaltet sie auf goldgefassten, schneeweißen Porzellanscherben gemalt Schönheit und Eleganz, die ihresgleichen suchen. Und auch die Blumen in Guerlains Fall Flowers ziehen ihre Opulenz und ihren Überfluss nicht aus exotischen Akkorden, sondern schlichtweg aus der Kennerschaft ihrer selbst, dem daraus fußenden Arrangement und ihrer streckenweise fast gebremst anmutenden Orchestrierung. Trotz der roten Blüten auf seinem Flakon herrschen olfaktorisch grüne und weiße Noten vor, aber 'weiß' bedeutet nicht 'Weißblüher' (obwohl welche dabei sind), und 'grün' heißt weniger 'frisch', als ganz subtil beinahe das Zitat eines Chypres. Fall Flowers ist ein Parfum wie ein Füllhorn, aus dem die heimische (na ja, Dänemark ist nebenan) Flora hervordrängt, als habe jemand 'die letzte Süße in sie hineingejagt', um Rilkes Worte zu bemühen - ohne dass er ein süßer Duft wäre, geschweige denn ein Gourmand. Und wunderbarerweise ist nichts an ihm dramatisch oder kapriziös, sondern im Gegenteil ebenso bodenständig wie die Blüten und Zweige auf Royal Copenhagens hochfeinem Service. Aber eben bodenständig-fabelhaft. Und verglichen mit dänischem Porzellan ein Schnäppchen.
Fazit: so lange es solche wie Fall Flowers gibt, weiß ich - Guerlain ist immer noch Guerlain. Und das ist wunderbar.
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