Amazone Hermès 1974 Eau de Toilette

7.9 / 10 138 Bewertungen

Ein beliebtes Parfum von Hermès für Damen, erschienen im Jahr 1974. Der Duft ist chypreartig-blumig. Es wird noch produziert.
Aussprache

Duftrichtung

Chypre

Blumig

Grün

Holzig

Würzig

Duftpyramide

Kopfnote

Bergamotte

Hyazinthe

Rosengeranie

Kassia

Herznote

Iris

Jasmin

Maiglöckchen

Rose

Basisnote

Eichenmoos

Vetiver

Zedernholz

Amber

Parfümeur

Maurice Maurin

Bewertungen

Duft

7.9138 Bewertungen

Haltbarkeit

7.8106 Bewertungen

Sillage

6.9104 Bewertungen

Flakon

7.3114 Bewertungen

Preis-Leistungs-Verhältnis

7.213 Bewertungen

Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 21.04.2024.

Rezensionen

11 ausführliche Duftbeschreibungen

27.09.2018 - 10:15 Uhr

7
Flakon 7
Sillage 8
Haltbarkeit 9
Duft

Leimbacher
2762 Rezensionen

Leimbacher

Top Rezension 24

Wonder Grandma

Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, solche Damenklassiker wie "Amazone" wären leicht zu beschreiben, zu testen, auseinanderzunehmen, einzuschätzen. Das sind sie nämlich (vor allem für einen Mann!) auch nach Jahren auf Parfumo und abertausenden getesteten Düften nicht. Ganz und gar nicht. Nicht nur, weil man ihre Art von Jahr zu Jahr seltener (auf der Straße) riecht, nicht nur weil man als Dreibeiner in den allermeisten Fällen nicht so viele Damendüfte testet, sondern vor allem weil solche Brecher und klassische Schönheiten einfach weitaus komplexer sind als fünf Neuerscheinungen zusammen. Vielschichtiger, dichter, mehr Charakter und mehr Mysterium. Mehr Natürlichkeit und Wumms ebenso.n Hier reicht einmal kurz dran schnüffeln nie und nimmer. Hier müssen es immer mehrere Tragetage sein.

"Amazone" ist eine kriegerische Fighterin mit weichem, gerechtem Herzen. Diana Prince würde er mit Sicherheit gut ins schöne Gesicht stehen. Zeitlos, grün, kämperisch. Und dennoch elegant und selbstbewusst. Nahezu unsüß und dennoch saftig, griffig, erhaben. Ein Signaturduft, wie er im Buche steht. Zu viel für die dünnbrüstigen Mädels von heute, doch sie könnten so viel von ihr lernen... Mal Waldfee, mal Küstenkönigin, mal obere Zehntausend und mal greifbare Prinzessin der Herzen. "Amazone" ist unumstritten ein Klasisker aus dem Hause Hermes. Heiß und vielsagend, weise und weich. Maiglöckchen, Eichenmoss und Vetiver kommen auf meiner Haut am besten zur Geltung, drängen sich in den Vordergrund. Doch im Grunde ist es ein Strauß, ein Beet, ein Wald voller Anziehungskraft und Ausstrahlung, Rätseln und Persönlichkeit.

Flakon: Hermes ist halt Hermes
Sillage: früher normal bis dezent, heute schon in der Brummerklasse
Haltbarkeit: kommt an die 11 Stunden heran. Habe aber auch einen Vintage getestet, bei der aktuellen Kaufversion könnte das anders sein.

Fazit: voller Power, voller Intensivität, voller Klassik - they don't make 'em like this anymore. In der Tat. Fragt mal eure Mütter. Herb und herrlich.

18.08.2016 - 13:45 Uhr

5
Flakon 8
Sillage 8
Haltbarkeit 9.5
Duft

Minigolf
2209 Rezensionen

Minigolf

Top Rezension 21

Der grüne Charme einer herben Dame

Verflixt nochmal und zugenäht....wenn DAS kein Chypre ist, will ich Agamemnon heißen. Lebenslang. Dieser "Amazone"- Hermes-Flakon begegnete mir im Second-Hand-Laden. Stand in der abschliessbaren Glasvitrine, dort wo gern geklaute Sachen aufbewahrt werden, neben anderen diversen Parfums.(Es ist eine recht alte Charge, vermutlich 80er, im länglichen Glasflakon mit grünem Kunststoffsprühkopf). Ich bat den Verkäufer, mir den Duft zu zeigen, und fragte, ob ich mal eine winzige Menge aufsprühen kann, um zu testen, ob die Alte Amazone noch in ordnung ist und mir "mundet". Ganz so gern tat er das nicht, denn es ist Kommissionsware von Kunden, aber der kleine Sprüh brachte meine Nase aus dem Häuschen. Kaufkandidat hoch hundert. Flakon voll, 50 ml, Kostenpunkt 25 Euro. Nase flattert, Augen groß wie Wagenräder, alter "Hermes", günstig zu kriegen, staun und gier, sowas aber auch.... Leute wissen scheinbar nicht, was so eine "Olle Kamelle" für Duftfans über Ebay wert ist. Würden wahrscheinlich das Doppelte und Dreifache dafür löhnen. Glück gehabt. Und zu Hause habe ich diese "Amazone" gleich mal olfaktorisch genau unter die Lupe genommen, und mit einer Parfümerieprobe des "neuen" "Amazone" verglichen. (Das neue ist Eau de Toilette, das alte als EDP deklariert). Die aktuelle Version duftet zwar auch gut, aber der Vintage ist um Längen intensiver, ausdauernder und hat einen deutlichen Duftverlauf. Er startet leicht zitrisch mit freischwebender leichter Rosennote und frühlingsblauer Hyazinthe im Schlepptau. Fein, blumig mit einem leichten Hang zum Pudrigen. Dann, nach der ersten halben Stunde, wird "Amazone " grün, herb und trotzdem blumig, Maiglöckchen bimmeln dezent, aber deutlich, immer noch pudrig, blau bis violett schimmert Iris durch, dunkler werdend, wie ein hereinbrechender Abend über einer Wiese. Das bleibt lange so, scheinbar aber nur, weil sich fast unbemerkt moosige Noten einschleichen, von denen man später denkt: "Wo kommt ihr denn auf einmal her?" Etwa so, wenn ich im Wald spazieren ginge, mich allein glaubte, nicht bemerkend, dass mir die ganze Zeit eine in grüne Kleidung getarnte Dame folgte. Bis sie plötzlich vor mir steht, und ich mich frage... ja eiderdaus???? Na sowas... Sie ist "alterslos", knabenhaft schlank, und hat leicht herbe Gesichtszüge. Sie fragt mich freundlich, mit leicht rauer Stimme, ob ich sie nicht gesehen hätte, als sie in mein fragendes Gesicht sieht. "Nein", antworte ich, "Du bist so grün angezogen, wie der Wald grün ist....." "Tja, " antwortet sie, "Ich wohne hier zeitweise, dort in der hölzernen Jägerhütte, und ich zeige mich nur selten, und auch nur dann, wenn ich jemanden mag, der mich mögen könnte. Und bei Dir ist das der Fall. ....Ich zeige dir auch noch duftende Gräser und Hölzer... hinter der Hütte, mit Moos bedeckt, dass sie nicht austrocknen." Ich bin baff und sie lacht rau und kehlig. "Das ist der Duft für Frauen wie mich und wie dich. Wir sind uns durchaus ähnlich. Gutmütig, aber etwas spröde und herb. Freiheitsliebend. ihren Weg gehen wollend ohne das Genöhle anderer Leute...gewissenhaft... und so weiter. Ich habe den Duft "Amazone" genannt..." Die Bilder verschwinden langsam und ich komme in die Wirklichkeit zurück, mit dem Duft von "Amazone", der nun moosig, gräsrig und herb holzig geworden ist... nur noch ein Hauch von unsüssen Blumen.... Jaaa, das Moos, da sehen die weißen Maiglöckchen sehr gut drin aus. Moos un Vetyver, spröder freiheitsliebender Charme...

19.09.2011 - 14:55 Uhr

10
Haltbarkeit 10
Duft

Medusa00
802 Rezensionen

Medusa00

Top Rezension 26

Folgt mir nach Lesbos!

Eigentlich wollte ich heute keinen Kommi mehr schreiben und dann sah ich:"Ach 299 Kommentare, also machste die 300 noch voll!" Ich gebe einen aus.Prost!
Mythen und Legenden ranken sich um matriarchisch organisierte Frauenvölker, bei denen Männer nur zur Vermehrung und zur Arbeit dienten. In der griechischen Mythologie z.B. lebten Amazonen auf den Inseln Tamnos, Lemnos und Lesbos. Die Frauen von Tamnos sollen ihrer Göttin rituell jeden Mann geopfert haben, der einen Fuß auf ihre Insel setzte ( ob sie vorher noch gepim... haben, um schwanger zu werden, entzieht sich meiner Kenntnis, ich wurde erst ein paar Tage später geboren). Die "Damen" von Lemnos haben gegen ihre Männer aufbegehrt und sie dann alle gemeuchelt. Na, soweit muß es ja heute auch nicht mehr kommen, auch wenn´s Euch in den Fingern juckt, Mädels. In den Legenden werden Amazonen einmal als furchtbar häßliche Kreaturen, andererseits auch als wunderschöne Frauen beschrieben.Nüscht Genaues weiß man nicht. Eine häßliche Kreatur ist der gleichnamige Duft keinesfalls, im Gegentum! Aber er hat eine Menge Wumms hinter dem Harnisch und ist was? Na was isser? Ein Chypre! Zitrisch, krautig. grüner Auftakt.
Herznote wummst mit Blumen rein. Schwer, unsüß. Rosen- (ja Ihr lest richtig!!!) und dann erst Irislastig.
Wie Chanelle schon sagt tonnenweise Eichenmoos! Ihr wollt wissen wie das riecht? Habt Ihr alte vemooste Bäume in der Nähe? Moos abkratzen, dran riechen. Feucht, erdig, dunkel riecht Moos! Zeder und Vetiver geben die grünnadelige Note, also leichter Fichtennadelschaumbadabgang.
Ich schnall mir jetzt meine Rüstung um und schwing mich auf´s Pferd. Männeropfer suche. Peitsch!
Ah nochwas! Ein herrlicher Duft, der auch für die überlebenden Jungs von heute paßt!

03.07.2016 - 02:32 Uhr

7.5
Flakon 5
Sillage 5
Haltbarkeit 7
Duft

loewenherz
881 Rezensionen

loewenherz

Sehr hilfreiche Rezension 26

Kirstie Alley in 'Fackeln im Sturm'

Gibt es eigentlich noch Mini-Serien? Für diejenigen, die jetzt fragend die Braue hochziehen - die 80er waren die Blütejahre der sogenannten 'Mini-Serien', speziell fürs Fernsehen produzierte mehrteilige Filme, besonders um die Weihnachtszeit beliebt. 'Anna', 'Timm Thaler' oder 'Nesthäkchen' waren berühmte deutsche Mini-Serien für Kinder und Jugendliche, 'Diamanten-Dynastie' oder 'Die Dornenvögel' gehörten bei denen für Erwachsene zu den erfolgreichsten. Eine der beliebtesten Mini-Serien - fünfzehnteilig, wobei Traditionalisten wie ich die letzten drei Folgen im Allgemeinen ignorieren - war die Verfilmung von John Jakes' epochaler Sezessionskriegs-Saga 'North and South', auf deutsch: 'Fackeln im Sturm'.

'Fackeln im Sturm' begleitet die Freundschaft des Eisenhüttenerben George Hazard aus dem fiktiven Lehigh Station in Pennsylvania und des Baumwollpflanzersohnes Orry Main aus der Nähe von Charleston in South Carolina von ihren Studienjahren an der Militärakademie West Point durch den mexikanisch-amerikanischen Krieg bis zum Ende des amerikanischen Bürgerkrieges (und darüber hinaus, aber das sind die drei letzten Teile, die es für mich nicht gibt). Und steht auch Georges und Orrys Freundschaft im Zentrum des Geschehens, begleiten wir doch auch ihre Familien durch jene wechselhaften Jahre Mitte des 19. Jahrhunderts, als die noch junge amerikanische Nation um sich selbst und ihre Werte rang.

Eine der vielschichtigsten - da eine der wenigen nicht eindeutig in böse oder gut einzuordnenden - Rollen ist die von Georges einziger Schwester Virgilia. Großbürgerlich erzogen und dann von der patriarchalischen Gesellschaft zum Schweigen gebracht schließt sie sich den Abolitionisten an, verhilft dem Sklaven Grady zur Flucht und heiratet ihn. Beim Überfall auf Harper's Ferry wird sie zur Witwe und in eine Irrenanstalt eingewiesen, wird die Geliebte eines Kongressabgeordneten - und schließlich zu dessen Mörderin. Gespielt wurde sie von der Schauspielerin Kirstie Alley, die in den Folgejahren u.a. mit 'Kuck mal, wer das spricht!' und 'Fat Actress' erfolgreich war. Dennoch war die Virgilia Hazard wahrscheinlich die Rolle ihres Lebens.

Virgilia ist eine Kämpferin, die von ihren Überzeugungen und Idealen besessen ist. Mehr als alle anderen weiblichen Rollen - die gebeutelte Madeline, die gutherzige Constance oder die mannstolle, intrigante Ashton - ist sie dramatisch in Habitus und Gestus, trägt prachtvolle Roben aus burgunderrotem oder malachitgrünem Taft und Diamantkämme im Haar - oder rohe, braune Tücher und gar keinen Schmuck. Sie ist ein begabte Rednerin und leidenschaftliche Liebhaberin, eine Fanatikerin, voll kalter Brutalität wie zärtlicher Hingabe - abweisend bisweilen und dann wieder verletzlich und ganz weich. 'Ich hab' auch meinen Stolz verloren, George.' sagt sie bei ihrem allerletzten Treffen zu ihm. 'Ich hab' ihn verkauft.'

Ich habe mich manchmal gefragt, welche Art von Frau wohl einen Duft trägt wie Hermès' Amazone - bei dessen Mangel an vordergründiger Gefälligkeit es an ein Wunder grenzt, dass es ihn überhaupt noch gibt. Es ist keine Kämpferin im wörtlichen Amazonensinne, die er beschreibt - keine grimmige Xena im Lederwams, nicht einmal eine bogenschießende Tauriel, wenngleich zweiterer sein grüngrimmiges Wesen fast entgegenkommen mag. Amazone ist krautig-holzig, und seine Blumen sind nicht lieblich oder einschmeichelnd, sondern herbfrisch und in ihrer Chypre-Androgynität fast wieder modern. Es ist ein starker Duft - von der spröden Schönheit einer Distelblüte, die zu umarmen nur kaum jemand wagt.

Fazit: bei ihrem einzigen Besuch auf Mont Royal, dem Anwesen der Familie Main, wird Virgilia beim Ausritt (sie trägt schwarz und rot!) von einem Wolkenbruch überrascht. Durchnässt trifft sie an einem Flussufer unter Bäumen Grady wieder, den Kutscher des weichlichen Verlobten von Orrys Schwester, den sie zum Mann nehmen wird - und liebt ihn auf Stroh liegend in einer Scheune, herbgrün und feucht, Aufruhr im Herzen. Und ich wusste, welche Frau Hermès' Amazone trägt.

22.09.2012 - 12:06 Uhr

7.5
Flakon 7.5
Sillage 7.5
Haltbarkeit 9
Duft

Chypienne
71 Rezensionen

Chypienne

Top Rezension

Die Dressurreiterin

Wer bei dem Namen dieses Duftes an das mythische matriarchalische Reitervolk kämpferischer Frauen denkt und einen kräftigen Lederchypre der alten Art wie Diorling Vintage oder Bandit erwartet, sieht sich getäuscht.
Hier wird die reitende und/oder Pferdesport liebende und in fast jedem Alter jugendlich wirkende Hermès-Kundin angesprochen, die vom Sattel bis zum Duft alles von ihrer bevorzugten Marke bekommen und damit ihrem Stil treu bleiben kann:
Traditions - und Qualitätsbewußt, klassisch - sportlich - elegant.
Mit Amazone eckt sie nicht an, fällt nie aus dem Rahmen, in dem sie sich Zuhause fühlt.
Diese Amazone findet man ganz sicher eher beim Dressurreiten als mit Pfeil und Bogen bewaffnet .

Der grüne und durch Geranienblätter leicht krautige Beginn wird sofort abgemildert durch eine sanft fruchtige, fast liebliche Komponente, die auch den traditionell- klassischen Blütenreigen der Herznote mildert und sich bis weit in die lang anhaltende, sanft holzige, weiche Basis zieht.

Ja, es ist ein Chypre und die 'Tonnen' von Eichenmoos sind für jeden Menschen, der so etwas liebt, einfach herrlich. Ich bin auch sehr an Mitsouko Vintage erinnert, hier liegt für mich der schönste Aspekt dieses Duftes.

Zweifellos ein gut gemachter, harmonischer weicher Chypre.

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