11.01.2017 - 18:53 Uhr
Esther19
151 Rezensionen
Esther19
Top Rezension
Winterfarbensucherin
Hier war es nun garantiert nicht der Flakon, der mich reizte: Auf güldene Malerei und Strass kann ich meist sehr gerne verzichten! Aber: Dieser Duft, er gehört sozusagen zum echten Geschmeide in meinem Duftschränkchen.
Bereits die Eröffnung ist ein Genuss: Ich bezweifle, dass die Angaben in der Kopfnote vollständig sind. Viele Düfte eröffnen hesperidisch, doch hier sind die Orange und Neroli geradezu vollmundig, satt, reif- und ich denke, die iris drängelt sich schon herein. Flirren und Sanftheit zugleich, eine Fruchtigkeit, die nichts gemein hat mit stichlig-aufgesetzter Penetranz.
Hölderlin beklagt in seinem Gedicht "Hälfte des Lebens"
"Weh mir,Wo nehm ich, wenn es Winter wird
Die Blumen und Schatten der Erde". (1806 - keine Sorge wegen Urheberrechten)
Wir vermissen im Winter die Farben - wer ins Freie geht, bemerkt, dass es durchaus Farbtupfer auch im Winter gibt: Immergrünes, rote Zweige, Moos, braune Knospen, Baumpilze, essbare Winterpilze, sogar manchmal ein paar vorwitzige Blümchen, farbige Sträucher. Man muss nur hinsehen. Hier muss man hin-riechen, und Details zu benennen, fällt mir hier schwer:
Der Duft ist voller Farben und Wärme - und doch auch so komponiert, dass er in den Winter passt: Leicht-halb- orientalisch wärrmend, doch nicht kontrastiv schrill. Es "fehlen" die Gewürze, und doch vermisse ich sie hier überhaupt nicht. Wenn ich ihn mir in Farben denke, sind es viele Nuancen von gelblich über ocker und braun, abgetöntes Dunkelrot- und Anthrazitsprenkelchen. und zwar immer wieder anders verwoben. Manche Bilder von Klee sind so gehalten. Alle Übergänge sind sanft, YlangYlang und Soft-Jasmin scheinen mir die zentrierenden Mildtäter zu sein, die aber einbinden, sich anschmiegen und nicht aufzutrumpfen gedenken. sondern im Gemeinsinn aufgehen und ein trockener Moschus sorgt als tragendes Element für Fluffigkeit wie für eine transparente Stabilität. Er geht in die Richtung der eher pudrig- eleganten Düfte wie auch "Cornubia", letzterer ist aber deutlich würziger. Diese relative Zurückhaltung, wenn man einen Orientalen als Maßstab nähme, gerinnt jedoch nicht zur Beliebigkeit! Definition dieses Winterduftes: Keine orientalische Bruthitze, sondern sanfte, kluge Betonung der Winterfarben. Verhaltene Raffinesse. Wiederkauf-Kandidat!
Bereits die Eröffnung ist ein Genuss: Ich bezweifle, dass die Angaben in der Kopfnote vollständig sind. Viele Düfte eröffnen hesperidisch, doch hier sind die Orange und Neroli geradezu vollmundig, satt, reif- und ich denke, die iris drängelt sich schon herein. Flirren und Sanftheit zugleich, eine Fruchtigkeit, die nichts gemein hat mit stichlig-aufgesetzter Penetranz.
Hölderlin beklagt in seinem Gedicht "Hälfte des Lebens"
"Weh mir,Wo nehm ich, wenn es Winter wird
Die Blumen und Schatten der Erde". (1806 - keine Sorge wegen Urheberrechten)
Wir vermissen im Winter die Farben - wer ins Freie geht, bemerkt, dass es durchaus Farbtupfer auch im Winter gibt: Immergrünes, rote Zweige, Moos, braune Knospen, Baumpilze, essbare Winterpilze, sogar manchmal ein paar vorwitzige Blümchen, farbige Sträucher. Man muss nur hinsehen. Hier muss man hin-riechen, und Details zu benennen, fällt mir hier schwer:
Der Duft ist voller Farben und Wärme - und doch auch so komponiert, dass er in den Winter passt: Leicht-halb- orientalisch wärrmend, doch nicht kontrastiv schrill. Es "fehlen" die Gewürze, und doch vermisse ich sie hier überhaupt nicht. Wenn ich ihn mir in Farben denke, sind es viele Nuancen von gelblich über ocker und braun, abgetöntes Dunkelrot- und Anthrazitsprenkelchen. und zwar immer wieder anders verwoben. Manche Bilder von Klee sind so gehalten. Alle Übergänge sind sanft, YlangYlang und Soft-Jasmin scheinen mir die zentrierenden Mildtäter zu sein, die aber einbinden, sich anschmiegen und nicht aufzutrumpfen gedenken. sondern im Gemeinsinn aufgehen und ein trockener Moschus sorgt als tragendes Element für Fluffigkeit wie für eine transparente Stabilität. Er geht in die Richtung der eher pudrig- eleganten Düfte wie auch "Cornubia", letzterer ist aber deutlich würziger. Diese relative Zurückhaltung, wenn man einen Orientalen als Maßstab nähme, gerinnt jedoch nicht zur Beliebigkeit! Definition dieses Winterduftes: Keine orientalische Bruthitze, sondern sanfte, kluge Betonung der Winterfarben. Verhaltene Raffinesse. Wiederkauf-Kandidat!
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