09.06.2018 - 08:55 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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Wie frau in den 90ern ihr Revier markierte
Wahrscheinlich sind es die Jahre der fortgeschrittenen Kindheit - also etwa das Alter zwischen neun und dreizehn, wenn man kein Kleinkind mehr ist, aber auch noch nicht richtig pubertiert (wobei dieser Prozess sich, glaube ich, mit jeder Generation nach vorne schiebt) - in denen sich Mädchen und Jungen am wenigsten zu sagen haben. In diesem Alter waren Mädchen für mich pauschal vor allem 'die Mädchen', und ich habe später festgestellt, dass ich nicht der einzige Junge war, der damals davon ausging - eine aus heutiger Warte überaus drollige Annahme - dass grundsätzlich alle Mädchen miteinander befreundet sind, und jedes Mädchen jedes andere Mädchen leiden mag.
Dass tatsächlich nicht jedes Mädchen jedes andere Mädchen leiden mag - vorsichtig ausgedrückt - habe ich in den Jahren danach gelernt, so etwa ab sechzehn. Es war die Zeit, in der wir uns - Jungen wie Mädchen - aneinander und sonstigem Neuem ausprobierten - auch, aber nicht nur an Parfums. Und weil man in diesem Alter seine Unverwechselbarkeit gerne auch äußerlich sichtbar machen möchte (und Tattoos um den Dekadenwechsel der 80er zu den 90ern bei weitem weniger populär waren als heute), nutzte man als Alleinstellungsmerkmal durchaus auch Parfum - indem man eins als erste(r) zu besetzen versuchte und dann gegen NachahmerInnen verteidigte.
Roma, Le Bain, Trésor und Dune waren sehr schnell 'besetzt', Loulou und etwas später Eden auch (und da kannte auch immer irgendjemand eine, deren, sagen wir mal: 'sittliche Geeignetheit' zumindest in Frage gestellt werden konnte). Ich hatte eine Klassenkameradin, die in der Vorweihnachtszeit Geburtstag hat und damals - es muss ihr sechzehnter Geburtstag gewesen sein - Valentinos Vendetta geschenkt bekam, den sie sich nach oben beschriebenem Muster sofort zueigen machte, in dem sie im Freundeskreis (und darüber hinaus) lautstark verkündete bzw. verkünden ließ: 'Ich hab' den jetzt! Wer sich den auch zulegt, der (bzw. die) kriegt's mit mir zu tun!'
Für pubertierende Mädchen gibt es zweifellos geeignetere Parfums als Vendetta Donna, aber wen kümmert das schon? Entweder erinnere ich mich lückenhaft, oder die Listung seiner Ingredienzen hat sich seitdem verändert, denn ich glaube, mich an einen typisch fruchtpudrigen Damenduft der frühen 90er zu erinnern: Blüte, Pfirsich und Vanille (oder meinetwegen auch Heliotrop). Eindeutig war dies eher der Duft einer Frau als der eines Mädchens, aber das waren Trésor und Roma auch. Immerhin war dieser hier vergleichsweise etwas weniger wuchtbrummig orchestriert, das mag aber auch an der vernünftige(re)n Dosierung meiner Klassenkameradin gelegen haben.
Fazit: Vendetta nahm damals ein ebenso abruptes, wie unrühmliches Ende - als nämlich ein Junge, der eigentlich nach Roma hätte riechen sollen, nach einer Nacht voll Bier und Unbesonnenheit plötzlich verräterisch nach Vendetta duftete. Und Roma das bemerkte und Vendetta im Oberstufenaufenthaltsraum montags zur Rede stellte. Geschrei. Möglicherweise Kratzen und Haareziehen, aber da mag meine Erinnerung mich täuschen. Danach hab' ich ihn nie wieder an einer Frau gerochen. Aber ja, mit 'Rache, Blutrache' ist er tatsächlich seitdem bei mir besetzt. Und dass nicht jedes Mädchen zwangsläufig jedes andere Mädchen leiden mag, das weiß ich seitdem auch.
Dass tatsächlich nicht jedes Mädchen jedes andere Mädchen leiden mag - vorsichtig ausgedrückt - habe ich in den Jahren danach gelernt, so etwa ab sechzehn. Es war die Zeit, in der wir uns - Jungen wie Mädchen - aneinander und sonstigem Neuem ausprobierten - auch, aber nicht nur an Parfums. Und weil man in diesem Alter seine Unverwechselbarkeit gerne auch äußerlich sichtbar machen möchte (und Tattoos um den Dekadenwechsel der 80er zu den 90ern bei weitem weniger populär waren als heute), nutzte man als Alleinstellungsmerkmal durchaus auch Parfum - indem man eins als erste(r) zu besetzen versuchte und dann gegen NachahmerInnen verteidigte.
Roma, Le Bain, Trésor und Dune waren sehr schnell 'besetzt', Loulou und etwas später Eden auch (und da kannte auch immer irgendjemand eine, deren, sagen wir mal: 'sittliche Geeignetheit' zumindest in Frage gestellt werden konnte). Ich hatte eine Klassenkameradin, die in der Vorweihnachtszeit Geburtstag hat und damals - es muss ihr sechzehnter Geburtstag gewesen sein - Valentinos Vendetta geschenkt bekam, den sie sich nach oben beschriebenem Muster sofort zueigen machte, in dem sie im Freundeskreis (und darüber hinaus) lautstark verkündete bzw. verkünden ließ: 'Ich hab' den jetzt! Wer sich den auch zulegt, der (bzw. die) kriegt's mit mir zu tun!'
Für pubertierende Mädchen gibt es zweifellos geeignetere Parfums als Vendetta Donna, aber wen kümmert das schon? Entweder erinnere ich mich lückenhaft, oder die Listung seiner Ingredienzen hat sich seitdem verändert, denn ich glaube, mich an einen typisch fruchtpudrigen Damenduft der frühen 90er zu erinnern: Blüte, Pfirsich und Vanille (oder meinetwegen auch Heliotrop). Eindeutig war dies eher der Duft einer Frau als der eines Mädchens, aber das waren Trésor und Roma auch. Immerhin war dieser hier vergleichsweise etwas weniger wuchtbrummig orchestriert, das mag aber auch an der vernünftige(re)n Dosierung meiner Klassenkameradin gelegen haben.
Fazit: Vendetta nahm damals ein ebenso abruptes, wie unrühmliches Ende - als nämlich ein Junge, der eigentlich nach Roma hätte riechen sollen, nach einer Nacht voll Bier und Unbesonnenheit plötzlich verräterisch nach Vendetta duftete. Und Roma das bemerkte und Vendetta im Oberstufenaufenthaltsraum montags zur Rede stellte. Geschrei. Möglicherweise Kratzen und Haareziehen, aber da mag meine Erinnerung mich täuschen. Danach hab' ich ihn nie wieder an einer Frau gerochen. Aber ja, mit 'Rache, Blutrache' ist er tatsächlich seitdem bei mir besetzt. Und dass nicht jedes Mädchen zwangsläufig jedes andere Mädchen leiden mag, das weiß ich seitdem auch.
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