Ich hab' euch so vermisst …
Wenngleich ich spät dran bin, möchte ich dennoch kurz ein Gefühl mit euch teilen, dass mich in den letzten Monaten beschlich: nun ist schon September und immer noch bin ich ein wenig schockiert darüber, dass ich allmorgendlich kaum mehr etwas wahrnehme! Hierzu müsst ihr zunächst wissen, dass ich im Raum Düsseldorf vis-à-vis eines kleinen Laubwaldes lebe, und wenn ich aus dem Fenster schaue oder auf der Terrasse sitze, kann man in vollen Zügen das üppige Grün genießen, das auf knapp 10 Meter zwar kaum olfaktorische Reize bietet, aber dafür viele andere …
Doch einer davon ging mir dieses Jahr fast völlig ab, und wenn ich mich richtig erinnere auch schon im letzten. Denn wo sind sie geblieben?
Die Vögel.
Mir ist klar, dass sie jetzt zu Herbstanfang mehr oder weniger ausgezwitschert haben. Aber dass nun allmorgendlich häufig nur noch ein einziger Vogel verbleibt, der ab und zu mal einen Piep von sich gibt, ist mir schon suspekt. Doch seht selbst:

Ja, es ist gespenstisch ruhig geworden im Wald. Wo seid ihr nur? … ich vermisse euch so!
Was mich aber wirklich daran erschreckt, ist der Umstand, dass dies auch schon im August so war, und wenn ich mich richtig erinnere, auch die Monate zuvor nur unwesentlich besser. Zwar hatten wir ein paar extrem heiße Wochen dazwischen, die sicher auch für die Tierwelt sehr anstrengend waren, ihrem gewohnten Tagwerk nachzugehen. Doch von der so genannten "Vogeluhr" habe ich dieses Jahr kaum etwas mitbekommen, bei der ja die verschiedenen Vogelarten jeden Morgen zu unterschiedlichen Zeiten mit ihrem Gesang starten und dabei immer exakt die gleiche Reihenfolge einhalten. https://de.wikipedia.org/wiki/Vogeluhr
Mag sein, dass ich ab diesem Frühjahr wegen einer monatelangen Entzündung meiner Hände zu abgelenkt war, mehr Vogelgezwitscher wahrzunehmen. Andererseits ist meine Vermutung, dass dessen Rückgang auch mit dem Klimawandel sowie dem übermäßigen Pestizideinsatz zu tun hat. Denn ich stelle zudem fest, dass auch immer weniger Insekten unterwegs sind, von denen sich ja die Vögel im Sommer ernähren. Habe ich früher immer sofort die Fenster geschlossen, wenn ich abends das Licht anmachte, war das in diesem Sommer überhaupt kein Problem mehr. Da kommen einfach kaum mehr Viecher rein, und auch tagsüber haben sich deren Besuche deutlich reduziert. Das mag zwar ganz angenehm sein, doch ist es zugleich erschreckend, das Insektensterben so hautnah mitzubekommen. https://de.wikipedia.org/wiki/Insektensterben
Und wie soll jetzt noch der Dreh zum Duftkosmos gelingen? Ganz einfach … Bewusstsein schärfen und aktiv mitwirken beim Insekten- und Klimaschutz, wo immer es geht. Denn ansonsten regt sich bald gar nichts mehr in unseren Wäldern, falls diese überhaupt noch lange stehen. Und wenn mich schon mangels Gezwitscher die akustischen Reize verlassen, dann halte ich es wenigstens mit den olfaktorischen - ganz wie es Pollita in ihrem jüngsten Blog so schön beschrieben hat:
Nüstern auf beim Morgenlauf :-)

Es grüßt euch herzlich
Fresh21
EDIT : Nach so zahlreichen Antworten bedanke ich mich mal auf diesem Weg für euer Lesen und die regen Feedbacks. Mein Anliegen ist "lediglich" aus einer persönlichen Erfahrung heraus weiter unser Bewusstsein zu sensibilisieren für diese wichtige Thematik. Dieser kleine Artikel kann nur ein kleiner Denkanstoß sein, sich dessen immer wieder zu erinnern und möglichst aktiv(er) zu werden. Drum bin ich sehr dankbar für eure vielen Erfahrungsberichte und die konstruktiven Beiträge !
ich habe deinen so wichtigen und informativen Blog leider erst jetzt gelesen.
Du hast recht, Klima- und Insektenschutz geht uns alle an und jeder kann
etwas tun! Piepmätze waren im Frühjahr einige zu Gast, da braucht man keinen Wecker ;) Aber ich habe sehr wenige Bienen und Hummeln gesehen!
Ich lebe in einer badischen Kleinstadt. Ob in meiner Heimatstadt Hannover noch so viele Piepmatz-Partys stattfinden wie früher? Es verändert sich vieles, wir müssen wachsam sein!!
Amseln sah ich hier auf der Terrasse nur im Frühling, jetzt gibts keine mehr. Keine Schwebfliegen, keine Schmetterlinge, keine Nachtmotten, ein paar Spätzlein, Rotschwänzchen kommt mal und ein Specht. Die Tauben werden auch weniger. Ich füttere das ganze Jahr, im Winter, wenn alle Füttern, kamen kaum Vögel zu uns.
Mach dir keine Sorgen lieber Fresh ( alles läuft nach Plan ) die machen nur eine kleine Pause und kehren bald zurück :-) LG
https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/hannes-jaenicke-im-einsatz-fuer-voegel-102.html
Danke für diesen wirklich tollen Blog, man kann gar nicht genug darauf aufmerksam machen!
Danke, dass Du dieses wichtige Thema hier ansprichst.
Hornissen, Wespen, Waldbienen, Waldwespen, Hummeln, Eidechsen, soooo vieles, was ich noch nicht gesehen habe.
nachdenklich stimmender blog.
lg
runzel
Aufgrund des Klimawandels treffe ich in meinem riesigen Naturgarten sogar häufig Insekten die eigentlich bisher eher im Süden lebten und sich aufgrund der Erwärmung nun auch bei uns wohlfühlen. Violette Holzbienen, Gottesanbeterinnen, Taubenschwänzchen.... das mit dem ganzjährig Vögel füttern beseitigt ja nur das Symptom...
Wir wohnen sehr ländlich und hier gibt es noch sehr viele Vogelarten. Dennoch achten wir mit einem Stück Naturgarten, Insektenhotel etc. sehr auf die Vogelwelt. Das liest sich ja nicht so positiv, was Du da beobachtest.
Oh Mann, das macht traurig...
Das war's dann wohl mit meinem Tag.
Liebe Grüße