22.06.2025 - 02:26 Uhr

loewenherz
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loewenherz
Sehr hilfreiche Rezension
21
Die Dame mit der Zitrone
Vor Jahren einmal sah ich - in einem Schloss oder Museum, ich erinnere mich nicht mehr so genau - das Portrait einer Dame in einem Kleid aus duftigem, hellem Seidenmusselin. Sie lächelte mich, ihren Betrachter, freundlich an und blickte doch an mir vorbei, in eine Art Unendlichkeit in meinem Rücken. In der Hand hielt sie eine Zitrone. Ich weiß noch, dass ich das damals sehr ungewöhnlich gefunden und mich daher bei der Museumsfrau erkundigt habe, was es denn mit der mysteriösen Zitrone auf sich hätte. Und sie antwortete schlicht: Bitterkeit.
In jenen Tagen, als die schöne Dame sich hat porträtieren lassen, war es gesellschaftlich nicht 'comme il faut', sein Unglücklichsein zur Schau zu stellen. Von einer Komtess oder Frau Kommerzienrätin - oder wer immer die Mittel und Muße hatte, einen Portraitisten zu beauftragen - wurde erwartet, dass sie in der Öffentlichkeit heiter war. Sich mit einer Zitrone abbilden zu lassen, war die einzige nicht selbstkompromittierende Möglichkeit zu zeigen, wie unglücklich sie wirklich war. Das hat mich damals so beeindruckt, dass ich es mir gemerkt habe.
Ist Chanels Paris - Biarritz der Duft für eine bittere, unglückliche Frau..? Nein, selbstverständlich nicht. Ist er ein Parfum, das jenseits vordergründig heiterer Frische und chanelesker Eleganz zum Innehalten einlädt und zum Reflektieren? Das sicherlich. Benannt nach jenem legendären Seebad im äußersten Südwesten Frankreichs (im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert mehr als heute) gibt er diesen beiden - der Heiterkeit und der mondänen Eleganz - ein ernstes Echo bei, und jenen Blick in eine Art Unendlichkeit. Wenn man ihn lässt.
Abseits lebhafter, federleichter Zitrus-Heiterkeit und dem arrivierten 'comme il faut' in jeder Faser seines duftenden Seins hat er ein feines, bittersüßes Zittern - scheue Maiglöckchen in schattigem Grund - einem ungeduldigen Drängen nach einer nie empfangenen Liebkosung gleich. Das macht ihn interessant, erhebt ihn unerwartet über das Erwartbare hinweg - jenseits von hesperidischer Frische und dem spröden, cognacfarbenen Altton, der so ikonisch ist für viele Düfte aus dem Haus Chanel und aus der Feder Olivier Polges.
Fazit: ein vordergründig hellleuchtender Duft auf seiner Reise von Paris an die südliche Atlantikküste. Begleitet wird er von einer zarten, hintergründigen Traurigkeit - wie das Gemälde jener schönen, namenlosen Dame mit der Zitrone in der Hand.
In jenen Tagen, als die schöne Dame sich hat porträtieren lassen, war es gesellschaftlich nicht 'comme il faut', sein Unglücklichsein zur Schau zu stellen. Von einer Komtess oder Frau Kommerzienrätin - oder wer immer die Mittel und Muße hatte, einen Portraitisten zu beauftragen - wurde erwartet, dass sie in der Öffentlichkeit heiter war. Sich mit einer Zitrone abbilden zu lassen, war die einzige nicht selbstkompromittierende Möglichkeit zu zeigen, wie unglücklich sie wirklich war. Das hat mich damals so beeindruckt, dass ich es mir gemerkt habe.
Ist Chanels Paris - Biarritz der Duft für eine bittere, unglückliche Frau..? Nein, selbstverständlich nicht. Ist er ein Parfum, das jenseits vordergründig heiterer Frische und chanelesker Eleganz zum Innehalten einlädt und zum Reflektieren? Das sicherlich. Benannt nach jenem legendären Seebad im äußersten Südwesten Frankreichs (im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert mehr als heute) gibt er diesen beiden - der Heiterkeit und der mondänen Eleganz - ein ernstes Echo bei, und jenen Blick in eine Art Unendlichkeit. Wenn man ihn lässt.
Abseits lebhafter, federleichter Zitrus-Heiterkeit und dem arrivierten 'comme il faut' in jeder Faser seines duftenden Seins hat er ein feines, bittersüßes Zittern - scheue Maiglöckchen in schattigem Grund - einem ungeduldigen Drängen nach einer nie empfangenen Liebkosung gleich. Das macht ihn interessant, erhebt ihn unerwartet über das Erwartbare hinweg - jenseits von hesperidischer Frische und dem spröden, cognacfarbenen Altton, der so ikonisch ist für viele Düfte aus dem Haus Chanel und aus der Feder Olivier Polges.
Fazit: ein vordergründig hellleuchtender Duft auf seiner Reise von Paris an die südliche Atlantikküste. Begleitet wird er von einer zarten, hintergründigen Traurigkeit - wie das Gemälde jener schönen, namenlosen Dame mit der Zitrone in der Hand.
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