Opening Flop, Drydown Top?!

Hallo zusammen,

habe gestern zum ersten Mal "Musc Ravageur | Editions de Parfums Frédéric Malle" gerochen.. Ich muss sagen die ersten Minuten waren echt sehr anstrengend und ich wollte das Parfüm schon abwaschen. Zum Glück habe ich es dann doch nicht getan, denn der Drydown ist wirklich umwerfend.
Daher habe ich mir die Frage gestellt welche Düfte ihr kennt wo das Opening für euch ein Flop ist, aber der Drydown Top.
Vielleicht gibt man dem einen oder anderen Parfüm so doch nochmal eine Chance.

Bin auf eure Antworten gespannt!

Witzig!! Als ich die Überschrift gelesen habe, musste ich sofort an "Musc Ravageur | Editions de Parfums Frédéric Malle" denken 😅

Ich finde den Auftakt nicht schlecht oder anstrengend. Aber der DD ist wirklich außergewöhnlich, da können der Kopf und das Herz meiner Meinung nach nicht mithalten!

Mir ging es anfangs mit Grand Soir so. Beim ersten Sprühen dachte ich: "huch, was ist das denn?!" Mir war das zu heftig, zu klebrig harzig und für meinen Geschmack auch zu maskulin für mich. In der Entwicklung wurde er dann aber immer schöner und schöner und hat mich sehr überrascht. Lustig ist, dass ich es einige Monate später ganz anders empfand und plötzlich die ersten Minuten viel mehr genießen konnte, als den weiteren Verlauf.

Aktuell ist es Praline in Maple. Ich mag würzige Düfte, aber der Pfeffer am Anfang hat mich hier fast umgehauen. Als ich am nächsten Tag wieder an meinem Schreibtisch saß, roch dort irgendetwas ganz zauberhaft und ich entdeckte, dass es der Teststreifen mit Praline in Maple war. Der Duft hatte sich viel weicher und runder entwickelt und war sehr schön geworden. Ich habe ihn immer noch nicht auf der Haut getestet, aber zwei Sprüher am Abend auf ein Shirt, das ich am nächsten Tag anziehen will und ich habe am Morgen einen traumhaften Duft, der für mich so genau richtig ist.

Mir ergeht es so mit Sonic Flower . Die ersten 20-30min eher Karotte, aber dann kommt diese frische-blumige Note durch, die sich bis zum Ende hält und für mich den Duft wunderschön macht.

Da fällt mir sofort mein Neuzugang

Ishq Al Shuyukh Gold ✨🖤✨

von Lattafa ein.

Das, was einem hier nach Aufsprühen entgegenkommt, ist (bei mir) zum Davonrennen. Zum Glück wusste ich schon davon und wartete geduldig die Kopfnote ab = Arme WEIT von mir weggestreckt. Diese lässt sich (wie auch der gesamte Duft) gefühlt ewig Zeit.

Danach wird er immer besser und die Basis hat mich gefangen. Normalerweise brauche ich erst die Proben auf und gerade bei solchen Düften teste ich gern auch mal länger. Aber der hat mich richtig erwischt😍, so dass er sofort Fullsize einzog.

Ich habe sehr oft wenig Liebe für Kopfnoten und habe viele Düfte, bei denen es mir ähnlich erging, bei denen es aber nur eine "Eingewöhnungszeit" 😎 brauchte:

Patchouly zB auch,

oder früher

Alien Eau de Parfum

aber bei "Ishq Al Shuyukh" war das außer der Wertung und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mich da je dran gewöhne. Werde aber immer durch müssen, weil der Duft selbst mir sehr gefällt.

Ich kenne es aber auch andersrum, bei zB

Patchouly

gefällt mir der Einstieg, aber die blümelige🤢Mitte(+Basis) kann ich nicht mehr ab, somit durfte er weiterziehen.

Für mich ist es beim Encre Noire Eau de Parfum so, am Anfang zu rauchig, modrig - später schön grün

Definitiv Imagination, wobei Flop etwas übertrieben ist. Ich finde ihn anfangs bloss zu zitrisch, unbalanciert und irgendwie rieche ich auch noch Waschpulver raus. Der Duft scheint so richtig nach 30 Minuten, wenn es langsam in den Drydown geht, die Noten sich langsam ausbalancieren und der Duft sich so richtig entfalten kann. Auch Tage später ist er an Kleidung dann wirklich wahnsinnig schön, nur die ersten 30 Minuten gefallen mir tatsächlich nicht so gut.

Beim Grand Soir kann ich auch nur zustimmen, da ich ihn am Anfang irgendwie zu süss, eindimensional und langweilig finde. Im Drydown wird er dann viel spannender, die Süsse geht zurück und der Duft wird richtig schön warm und angenehm. Ich meine mich erinnern zu können dass das früher noch nicht so war und das eher "neueres" Problem ist, aber das könnte auch Einbildung sein.

Ansonsten fällt mir noch The Night ein, welcher Anfangs wirklich übel nach Stall riecht. Sehr unangenehm, selbst für Leute die Oud kennen und lieben. Beim The Night dauert es etwas länger bis er angenehm riecht, etwa 2 Stunden, danach geht der Stallgeruch langsam zurück, bis er irgendwann wirklich angenehm holzig, super interessant und wirklich unüblich riecht - zumindest für westliche Düfte. Es dauert dann noch etwas bis wirklich alle Stall Noten verflogen sind, aber zumindest wird er dann etwas angenehmer.

Da fällt mir spontan Matière Noire ein. Am Anfang ganz schrecklich stechende Muffnote, später dann richtig schön und elegant. Das ähnliche Phänomen habe ich auch bei Mille Feux , aber da ist der Auftakt nicht ganz so abstoßend wie beim Matiere Noire.

Encre Noire pour Elle grausames Opening, göttlicher Drydown. Leider eingestellt

Mir ging es neulich so, als ich endlich N°5 Eau de Parfum testen konnte.

Die Kopfnote war eine absolute Katastrophe 😱 sowas hatte ich noch nie gerochen. Viel zu seifig und irgendwie altmodisch durch die Aldehyde und gar nicht meins.

Später allerdings fand ich ihn wunderschön und es tat mir sehr leid, dass ich den Auftakt nicht mochte. Aber was nützt mir ein Parfum für über 100€ wenn ich die Kopfnote nicht mag und mich erst nach einer halben Stunde unter Menschen wagen kann?

Also habe ich die Finger davon gelassen und mich letztendlich für Coco Eau de Parfum entschieden und habe mir davon gleich den 100ml Flakon gekauft.

Der ist wahnsinnig edel, würzig und elegant und ich bin sehr glücklich damit 😊

Shaghaf Oud Azraq Eau de Parfum, Club de Nuit Intense Man Eau de Toilette sind Paradebeispiele für ein grausames Opening, welches durch einen etwas angenehmeren Drydown gemildert wird.

Das geht mir häufig bei aldehydlastigen Düften oder Klassikern so. Shalimar Eau de Toilette etwa, dessen berühmter sinnlicher, animalischer Vanillemix in der Basis ein Traum ist, aber erstmal muss man an der muffig-altbackenen-sagrotanartigen Zitrusnote am Anfang hindurch.

Auch Modernes ist dabei: "Fleur de Peau | Diptyque" ist anfangs altbacken-stechend-aldehydig, wird dann aber feinstofflich und schön, zart, warm, hautig.

Bosque muss erstmal durch Haarspray durch, ehe es ein ganz wundervoller, besonderer, warmer Duft wird.

Ähnlich ist es bei Desert Gold , der tantig-haarsprayig beginnt und seine schöne, trockenwarme, goldene Pracht erst spät(er) entfaltet.

Supremacy in Oud habe ich mir hier im Souk zugelegt. Am Anfang gat nicht meins, aber im Laufe des Tages merke ich, wie ich selber die ganze Zeit gerne an mir rieche

Mir geht das so mit Chergui Eau de Parfum, da ist mir zu Beginn die Tabaknote zu doll. Aber das habe ich wirklich immer nur wenige Minuten und danach liebe ich den Duft und er wird im Verlauf immer schöner.

Ich habe bei mir beobachtet, dass man/frau/nase sich Parfums auch "schönsprühen" kann: wenn mir ein Start miss-, der weitere Verlauf aber gefällt, verschieben sich bei manchen Düften bei jedem weiteren Tragen die Proportionen: im Wissen, wie sich das Parfum entwickelt, nehme ich dann die Basis immer eher wahr. Der störende Start wird eingebettet, manchmal heruntergedimmt auf eine positiv empfundene Irritation. 

Das ist natürlich nicht die Regel (wüsste auch nicht, was daran erstrebenswert wäre) und betrifft bei mir eher so Borderlinemissfallensfälle und nicht Erbrochenes oder Dihydromyrcenolduschgel. 

Mir geht es bei "Musc Ravageur | Editions de Parfums Frédéric Malle" auch so: Die Kopfnote zerstört für mich das ganze Parfümerlebnis. Ich habe den Duft so oft versucht, und immer dasselbe. Schade eigentlich.

N°5 Parfum und N°5 Eau de Toilette .

Der Auftakt ist gewöhnungsbedürftig, aber kurze Zeit später beginnt der Zauber.

@Meerjungfrau, beim N°5 Eau de Parfum finde ich die Kopfnote auch richtig schlimm, komme da auch nicht durch. D as Eau de Toilette ist da gnädiger.

Saint-Germain-des-Prés

grässlich seifige Petitgrain-KN

wundervolle Vanillecreme danach, wirklich kaufschön 😍 aber bei der KN wirds leider nix