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Elenasmoms Blog
vor 13 Tagen - 19.04.2024
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Parfumübersättigt, und das mal von Dauer! (und es tut mir nicht leid, ganz im Gegenteil)

Ich muss mir jetzt endlich mal meine Gedanken, was das Thema Parfumkonsum und alles, was damit zusammenhängt, von der Seele schreiben. Sonst platzt mein Gehirn (Coldmirrorfans wissen, was gemeint ist ^^)

Ich will jetzt nicht bei Adam und Eva anfangen, dass ich mit 10 meinen ersten gravierten Duft von Adidas bekommen und den gehütet habe wie meinen Augapfel. Nein, springen wir ein paar Jährchen nach vorne, in die Mitte des Jahres 2020: Ich habe immer gerne Parfum getragen, hatte immer so 15-20 Düfte, aber nur Drogerie und Designer. Von Nischenparfums hatte ich noch nie etwas gehört. Durch Lenisscents bin ich auf die unfassbare Vielfalt der Düfte aufmerksam geworden. Ich weiß noch, als sie Düfte für 85€ die 125ml angepriesen hatte und ich mir dachte "Sooo viel Geld für Parfum?! Never ever!" Ja, mittlerweile bin ich natürlich auch voll auf den Nischen- und teure Designerzug aufgesprungen. Ich habe wie eine Wahnsinnige getestet, blind gekauft, blind getauscht, wieder verkauft, neues gekauft, ach der eine geht noch, wir kennen es wahrscheinlich alle. Ja, man kann sagen, es war wie eine Sucht, immer auf der Suche nach dem nächsten Kick. Kaum ausgepackt und gesprüht, schon wieder auf parfumo oder anderen Seiten und nach dem nächsten "lebensverändernden" Duft gesucht.

Seit Mitte 2023 bin ich übersättigt. Übersättigt mit Düften. Müde geworden. Los ging es mit den Abfüllungen. Zu meinen Hochzeiten hatte ich etwa 100, die ich mittlerweile fast alle verschrenkt habe. Ich bin regelrecht genervt, gelangweilt, reizüberflutet von der schieren Auswahl in meinem Parfumschrank. So wie ich früher noch bei jeder neuen Benachrichtigung über einen schon lange eingestellten, heiß begehrten Duft im Souk Schweißausbrüche bekommen habe, ist mir mittlerweile die Lust am testen und am kaufen fast gänzlich vergangen. Ich war zwar schon immer ein Sparfuchs und hab Preise verglichen, gerne Restflakons gekauft, aber eben auch viel zu viel für Blindkäufe oder nicht genug überlegte Düfte ausgegeben. Auch Bunkerflakons sind ein Thema, das ich nach und nach verkleinere. Ich habe von einigen Düften 1 oder 2 Bunkerflakons, siehe Valentino Donna Rosa VerdeValentino Donna Rosa Verde , den ich aber wirklich super gerne trage und der ja auch tatsächlich ziemlich flott eingestellt wurde. Oder von Cinéma (Eau de Parfum)Cinéma Eau de Parfum , der ja anscheinend doch noch weiter bestehen darf. Nie gedacht hätte ich, dass ich mich einmal von einem Bunkerflakon von La Nuit Trésor à la FolieLa Nuit Trésor à la Folie trennen würde, war er doch einige Jahre lang mein Signaturduft, heiß geliebt und bis zum geht nicht mehr getragen, weil ich einfach nicht genug davon bekommen konnte. Aber irgendwie... Ich weiß auch nicht, es klingt so abgedroschen wenn ich sage, meine Nase hat sich weiterentwickelt und er wurde reformuliert (früher waren noch Noten wie Ambroxan, rote Früchte und Tonkabohne enthalten, aber ich habe ja trotz allem die nicht reformulierte Version...)

Bestimmt mag meine zweite Schwangerschaft (im Sommer dürfen wir nochmal ein Mädchen begrüßen <3), der Hauskauf und die allgemeine Weiterentwicklung meiner Persönlichkeit auch zu diesem Übersättigungsgefühl beigetragen. Ich bin erst kürzlich alle ungeliebten Blindkäufe losgeworden, weil ich es einfach als unerträglichen, erdrückenden Ballast empfunden habe, diese ganzen wenig gesprühten Flakons, die mich vorwurfsvoll angeschaut haben, weil sie doch nicht das waren, was ich mir von ihnen erhofft hatte. Auch einige "Preziosen" mussten ausziehen und dürfen nun andere erfreuen, Düfte, von denen ich weiß, dass ich sie entweder gar nicht mehr oder nur zu horrenden Preisen wieder bekommen werde. Um nur einige zu nennen: Trésor L'Absolu de ParfumTrésor L'Absolu de Parfum , Decadence Eau So DecadentDecadence Eau So Decadent , Armani Code CashmereArmani Code Cashmere , FlorabotanicaFlorabotanica , Angel Iced StarAngel Iced Star fallen mir spontan ein. Und wisst ihr was? Ich bereue keinen davon, dass er meinen Parfumschrank verlassen musste. Auch Klassiker wie Baccarat Rouge 540 (Eau de Parfum)Baccarat Rouge 540 Eau de Parfum und Gris Charnel (Eau de Parfum)Gris Charnel Eau de Parfum mussten gehen, weil ich mir ganz ehrlich bei jedem einzelnen die Frage gestellt habe: trage ich dich wirklich gerne? Möchte ich so riechend durch den Tag gehen? Oder möchte ich nur mal ab und zu an dir riechen, mich kurz mehr oder weniger an dir erfreuen, um dann doch zu einem anderen Duft zu greifen? Und ja, letzteres traf zu 100 Prozent auf die genannten Düfte zu.

Wenn ich mir jetzt meine Sammlung so anschaue, fühle ich mich nicht mehr so rastlos. Ich bin nicht mehr überfordert mit der großen Auswahl. Ich weiß genau, wie die Düfte riechen, wirken und in welches Setting sie besonders gut reinpassen. Wie viele Sprüher ich von jedem nehme und wie lange er in etwa hält. Jede weitere Lücke erfreut mich, so wie mich früher die Füllung derselben erfreut hat. Aber da sind immer noch einige Kandidaten, von denen ich weiß, dass ich sie schon seit mehr als 6 Monaten nicht mehr getragen habe. Und welche Düfte sind das überwiegend? Die, die eingestellt wurden. Liegt es daran dass ich die Düfte nicht mag? Nein, aber andere mag ich mehr. Und dann hab ich auch Hemmungen, sie zu benutzen, was natürlich totaler Quatsch ist. Wenn sie gekippt sind nutzen sie keinem mehr. Aber je ausgedünnter die Sammlung wird, umso bedachter gehe ich jetzt wirklich mit dem Verkaufen um. Kaufen ist gar keine Option mehr, ich glaube, der einzige Duft, den ich in einem Jahr gekauft habe, ist ein Restflakon von PuroPuro. Ah, und einen neuen Flakon von Mon Guerlain (Eau de Parfum Intense)Mon Guerlain Eau de Parfum Intense , weil meiner fast leer ist. Aber den brauche ich somit halt auch wirklich in meiner Sammlung, selbst nach all der Zeit noch.

Mich haben die ganzen Blindkäufe und blind getauschten Düfte auf einmal wirklich wahnsinnig gemacht und emotional belastet. Auch, wenn ein Duft "nur" 20€ kostet, (das sind immerhin 40 Mark!), so ist es doch Geld, was ich lieber auf meinem Konto wüsste oder investiert in eine neue gute Babytrage. Mit diesen Gedanken fühle ich mich nicht mal alt oder verklemmt oder sonst irgendwas. Ich könnte mittlerweile aus dem Stegreif 20 Düfte (so viele müssten es schon sein, ich liebe ja doch die Abwechslung, schon allein jahreszeitenbedingt) benennen, mit denen ich mich komplett wohl fühlen würde. Mit Sicherheit würde, wenn man mich mehrmals fragen würde, diese neue kleine Sammlung von Tag zu Tag ein wenig variieren, aber im Grunde wären es doch immer wieder die gleichen ca 15 Düfte, die ich aussuchen würde. Die anderen wären halt dann variabel ^^

Anfangs hatte ich Schwierigkeiten damit, auszusortieren, weil ich so viele Komplimente für meine Sammlung bekommen habe, hauptsächlich natürlich hier auf parfumo. Aber die Bewunderung anderer, weil ich bestimmte seltene oder teure Düfte in der Sammlung habe, kann mir nicht über die Überforderung hinweghelfen, wenn ich hilflos vor meinem Schrank stehe und mal wieder nicht weiß, was ich auflegen soll. Und tatsächlich habe ich in 90 Prozent dieser Fälle dann lieber gar keinen Duft getragen, als einfach irgendeinen. So weit ist es schon gekommen. Bzw kam es. Diese Phase ist Gottseidank vorbei. Wenn ich keine Lust auf Düfte habe, lege ich auch keinen auf, ohne mich "nackig" zu fühlen.

Long story short: Ich liebe Düfte immer noch, brauchte aber einige Monate lang irgendwie Abstand zu ihnen, um mein Konsumverhalten zu reflektieren. Das Ergebnis ist: mich haut nichts mehr vom Hocker, ich liebe meine Bestandsdüfte, schaffe weiter Platz und kaufe so gut wie gar nichts mehr. Aber nicht, weil ich mir ein "Kaufverbot" auflege, sondern weil ich Neues mittlerweile als Belastung empfinde und regelrecht davor zurückschrecke, wieder ein neues Wässerchen im jetzt so viel übersichtlicheren Parfumschrank stehen zu haben. Ein Kaufverbot bringt meiner Erfahrung nach überhaupt nichts, im Gegenteil: man schielt noch viel mehr auf die Dinge der Begierde und hat ein furchtbar schlechtes Gewissen, wenn man zerknirscht das nächste Päckchen auspackt.

So, endlich ist alles niedergeschrieben, was schon seit Monaten zu Papier gebracht werden wollte! Fühlt sich gut an!

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