24.10.2019 - 14:16 Uhr
Meggi
1019 Rezensionen
Meggi
Top Rezension
33
Milchreis für Große
Zunächst hatte ich mich auf eine Art halbherziges Mittelding zwischen den Geschwister-Düften ‚Rose d’Arabie‘ und ‚Oud Royal‘ eingestellt, so die vorläufige Einschätzung beim Schnuppern am Testflakon (Gedanken an Rose) und am Papierstreifen (Gedanken an Oud). Auch direkt nach dem Auftragen sorgen eine zumindest Oud ähnelnde Holznote und eine vergleichsweise saftige Rose für eine gewissermaßen versanftete Mischung der beiden. Binnen Minuten allerdings schreiten die wahren Protagonisten heran. Safran-Staub, dazu was Wächsern-Seifiges, bei dem es sich um Noreenal handeln dürfte, ein angeblich „neues Aldehyd“. Jasmin ist mit seinem seifig-strengen Part prägnant vertreten.
Erstmal irritiert mich die Mixtur. Dünstet der Safran diese seltsame Milchreis-Anmutung aus, für die die Rose gleichsam als der Klecks Frucht daherkommt? Im nächsten Moment sitze ich beim Chinesen und es steigen mir gleichzeitig der Duft aus dem Reistopf und aus der Tasse Jasmin-Tee in die Nase. Behalten wir das Stichwort „Milchreis“ mal im Kopf, das wird noch bedeutsam, obwohl mir das erst am zweiten Testtag vollends klar wurde.
Ohnehin verlangt nunmehr der Namensgeber unsere Aufmerksamkeit: jede Menge weißer Moschus. Die kühle Stimmung erinnert mich spontan an Il Profvmos ‚Musc Bleu‘, nur dass Letzterer viel floraler aufgestellt ist. Ein Parallel-Test zeigt wenig offenriechliche Gemeinsamkeiten – bloß eine im Stil, denn in beiden Fällen entwickelt der Duft trotz des, isoliert berochen, relativ hell-harmlosen Moschus‘ keinerlei Kleine-Mädchen-Attitüde à la beispielsweise ‚Puredistance I‘, sondern bietet jeweils erwachsene Ernsthaftigkeit auf.
Das gelingt heute wie folgt: Erstens zitiert ein latent teerig-öliger Dreh in der Rose Stinker wie Diors ‚Oud Ispahan‘, mithin setzt der Moschus sozusagen via Stellvertretung eine kleine Zehe ins Animalische. Zweitens veranstalten die sacht muffige Safran-Heimeligkeit und eine strenge „unblumige Floralität“ ein Tänzchen miteinander. Drittens bilde ich mir ein (und sei es wegen des häufigen Kombi-Erscheinens), dass ab und zu eine Spur Oudiges hervorlugt, strikt basal-dienstbar und herb grundierend.
Und wie kommt jetzt der Milchreis ins Spiel? Am zweiten Testtag dachte ich plötzlich an Guajak bzw. Palo Santo, das etwa im gleichnamigen Duft von Carner eine Note von angebrannter Milch annimmt. Mit dem Wissend darum enthüllte sich dieses Aroma hinfort stets viel schneller recht deutlich. Und es wirkt auf mancherlei Weise. Es trägt ebenfalls ein Scherflein zur Verernsthaftung bei und es bricht der Säure der Rose die Spitze, ohne allzu viel Süße dafür einzusetzen. Außerdem befördert es mit ein bisschen Abstand von der Haut eine Art zuckriger Amber-Illusion. Wir dürfen nur mit der Nase nicht zu dicht drangehen, sonst löst sich all dies verschmort-kokelmilchig-süß auf. Aber mit etwas Distanz: apart!
Nach rund acht Stunden besinnt sich ‚Musc Shamal‘ auf seinen Namen und zeigt mehr Moschus. Garniert mit einer Prise Vanille-Süße. Ein braver Ausklang, um diese Zeit freilich völlig in Ordnung.
Fazit: ‚Musc Shamal‘ ist gelungen, wenngleich er an die Größe von ‚Rose d’Arabie‘ und ‚Oud Royal‘ nicht heranreicht. Mir nötigt insbesondere der originelle Einsatz eines meiner am wenigsten geschätzten Aromen, nämlich kokeliger Milch, gewissen Respekt ab. Tragen werde ich den Duft gleichwohl nicht, verorte ihn ohnehin eher in die Damenwelt.
PS: Der freundliche junge Mann am Armani-Stand im Alsterhaus wies mich übrigens darauf hin, dass die Pröbchen in einer Werkstatt für Behinderte von Hand abgefüllt würden, und dass zudem ganz bewusst zur Vermeidung von Plastik auf den aufwändigen Sprühkopf verzichtet werde. Beides hätte ich nicht erwartet – sehr löblich.
Erstmal irritiert mich die Mixtur. Dünstet der Safran diese seltsame Milchreis-Anmutung aus, für die die Rose gleichsam als der Klecks Frucht daherkommt? Im nächsten Moment sitze ich beim Chinesen und es steigen mir gleichzeitig der Duft aus dem Reistopf und aus der Tasse Jasmin-Tee in die Nase. Behalten wir das Stichwort „Milchreis“ mal im Kopf, das wird noch bedeutsam, obwohl mir das erst am zweiten Testtag vollends klar wurde.
Ohnehin verlangt nunmehr der Namensgeber unsere Aufmerksamkeit: jede Menge weißer Moschus. Die kühle Stimmung erinnert mich spontan an Il Profvmos ‚Musc Bleu‘, nur dass Letzterer viel floraler aufgestellt ist. Ein Parallel-Test zeigt wenig offenriechliche Gemeinsamkeiten – bloß eine im Stil, denn in beiden Fällen entwickelt der Duft trotz des, isoliert berochen, relativ hell-harmlosen Moschus‘ keinerlei Kleine-Mädchen-Attitüde à la beispielsweise ‚Puredistance I‘, sondern bietet jeweils erwachsene Ernsthaftigkeit auf.
Das gelingt heute wie folgt: Erstens zitiert ein latent teerig-öliger Dreh in der Rose Stinker wie Diors ‚Oud Ispahan‘, mithin setzt der Moschus sozusagen via Stellvertretung eine kleine Zehe ins Animalische. Zweitens veranstalten die sacht muffige Safran-Heimeligkeit und eine strenge „unblumige Floralität“ ein Tänzchen miteinander. Drittens bilde ich mir ein (und sei es wegen des häufigen Kombi-Erscheinens), dass ab und zu eine Spur Oudiges hervorlugt, strikt basal-dienstbar und herb grundierend.
Und wie kommt jetzt der Milchreis ins Spiel? Am zweiten Testtag dachte ich plötzlich an Guajak bzw. Palo Santo, das etwa im gleichnamigen Duft von Carner eine Note von angebrannter Milch annimmt. Mit dem Wissend darum enthüllte sich dieses Aroma hinfort stets viel schneller recht deutlich. Und es wirkt auf mancherlei Weise. Es trägt ebenfalls ein Scherflein zur Verernsthaftung bei und es bricht der Säure der Rose die Spitze, ohne allzu viel Süße dafür einzusetzen. Außerdem befördert es mit ein bisschen Abstand von der Haut eine Art zuckriger Amber-Illusion. Wir dürfen nur mit der Nase nicht zu dicht drangehen, sonst löst sich all dies verschmort-kokelmilchig-süß auf. Aber mit etwas Distanz: apart!
Nach rund acht Stunden besinnt sich ‚Musc Shamal‘ auf seinen Namen und zeigt mehr Moschus. Garniert mit einer Prise Vanille-Süße. Ein braver Ausklang, um diese Zeit freilich völlig in Ordnung.
Fazit: ‚Musc Shamal‘ ist gelungen, wenngleich er an die Größe von ‚Rose d’Arabie‘ und ‚Oud Royal‘ nicht heranreicht. Mir nötigt insbesondere der originelle Einsatz eines meiner am wenigsten geschätzten Aromen, nämlich kokeliger Milch, gewissen Respekt ab. Tragen werde ich den Duft gleichwohl nicht, verorte ihn ohnehin eher in die Damenwelt.
PS: Der freundliche junge Mann am Armani-Stand im Alsterhaus wies mich übrigens darauf hin, dass die Pröbchen in einer Werkstatt für Behinderte von Hand abgefüllt würden, und dass zudem ganz bewusst zur Vermeidung von Plastik auf den aufwändigen Sprühkopf verzichtet werde. Beides hätte ich nicht erwartet – sehr löblich.
24 Antworten