24.03.2016 - 14:21 Uhr
Apicius
1107 Rezensionen
Apicius
Top Rezension
32
Zombie oder Wiedergeburt?
Die Zahl der für Parfum verwendeten Riechstoffe ist endlich. Das hat auch eine gute Seite: Was der eine vom Markt nimmt, bringt der nächste neu verpackt wieder heraus.
Mit grüner Flasche deckt Eau de Cèdre den Fougère-Bereich bei den Armani-Eaux ab. Das ist im Kopf angenehm krautig und weniger zitrisch als der Urvater der Serie. Die eher verhaltene Art macht beim Kennenlernen Lust, genauer hin zu schauen. Denn wirklich gelungene, moderne Interpretationen des Fougère-Themas sind so willkommen wie selten.
Schon nach wenigen Minuten stellte sich ein Gefühl von Vertrautheit ein – das Wissen, den Duft irgendwie zu kennen, ohne dass sich sofort das Geheimnis lüftete. Nach einer weiteren Weile wird es dann deutlich: Grundzutat ist hier ein Vetiver-Akkord – auch wenn es die Duftpyramide verschweigt.
Aber was für ein Vetiver genau? Wir kennen Elegantes von Guerlain, Rauchig-Intensives von Frédéric Malle und Holzig-Bitteres zum Beispiel von Chantecaille. Die Lösung naht, als sich schließlich eine eigentümlich salzige, leicht metallische und quasi aquatische Note bemerkbar macht. Fall gelöst: Das ist Vétiver von Annick Goutal!
Was war das für ein Parfum! Dunkelgrün und grau schien dieser Duft an den schottischen Küsten beheimatet zu sein – Moose und Farne, gemischt mit salziger Gischt und der Frage, ob zu viel davon seekrank machen kann. Wer ihm nachspürte, in dessen Kopf meldete sich vielleicht Mendelssohn-Bartholdys Hebriden-Ouvertüre zu Gehör. Kräftig und ausdrucksstark, war dieser Duft doch kein Rauhbein. Ganz im Sinne einer schottisch-französischen „Auld Alliance“, war seine Eleganz ein gleichermaßen präsentes und prägendes Merkmal.
Ich habe es bedauert, dass Annick Goutal den Duft vor einigen Jahren aus dem Sortiment nahm und durch ein gefälliges, verdünntes „Cologne“ ersetzte. Schön, dass nun bei Armani das Thema wieder kommt.
Freilich: kann eine Kopie je das Original ersetzen? Mir erscheint Eau de Cèdre weniger sorgfältig entwickelt im Sinne einer harmonischen Duftkomposition. Statt eines Gesamteindrucks nimmt uns Eau de Cèdre auf eine Duftreise mit – von krautigem Fougère zu aquatischem Vetiver. Auch das ist schön, halt ein anderer Ansatz. Den Kenner des Vorgängerduftes wird man um Nachsicht und Toleranz bitten müssen, alle anderen haben hier die Möglichkeit, auf einen fast einmaligen Akkord zu treffen. Ich freue mich über meinen verbliebenen Rest Vétiver von Annick Goutal und lasse die Eingangsfrage unbeantwortet.
Mit grüner Flasche deckt Eau de Cèdre den Fougère-Bereich bei den Armani-Eaux ab. Das ist im Kopf angenehm krautig und weniger zitrisch als der Urvater der Serie. Die eher verhaltene Art macht beim Kennenlernen Lust, genauer hin zu schauen. Denn wirklich gelungene, moderne Interpretationen des Fougère-Themas sind so willkommen wie selten.
Schon nach wenigen Minuten stellte sich ein Gefühl von Vertrautheit ein – das Wissen, den Duft irgendwie zu kennen, ohne dass sich sofort das Geheimnis lüftete. Nach einer weiteren Weile wird es dann deutlich: Grundzutat ist hier ein Vetiver-Akkord – auch wenn es die Duftpyramide verschweigt.
Aber was für ein Vetiver genau? Wir kennen Elegantes von Guerlain, Rauchig-Intensives von Frédéric Malle und Holzig-Bitteres zum Beispiel von Chantecaille. Die Lösung naht, als sich schließlich eine eigentümlich salzige, leicht metallische und quasi aquatische Note bemerkbar macht. Fall gelöst: Das ist Vétiver von Annick Goutal!
Was war das für ein Parfum! Dunkelgrün und grau schien dieser Duft an den schottischen Küsten beheimatet zu sein – Moose und Farne, gemischt mit salziger Gischt und der Frage, ob zu viel davon seekrank machen kann. Wer ihm nachspürte, in dessen Kopf meldete sich vielleicht Mendelssohn-Bartholdys Hebriden-Ouvertüre zu Gehör. Kräftig und ausdrucksstark, war dieser Duft doch kein Rauhbein. Ganz im Sinne einer schottisch-französischen „Auld Alliance“, war seine Eleganz ein gleichermaßen präsentes und prägendes Merkmal.
Ich habe es bedauert, dass Annick Goutal den Duft vor einigen Jahren aus dem Sortiment nahm und durch ein gefälliges, verdünntes „Cologne“ ersetzte. Schön, dass nun bei Armani das Thema wieder kommt.
Freilich: kann eine Kopie je das Original ersetzen? Mir erscheint Eau de Cèdre weniger sorgfältig entwickelt im Sinne einer harmonischen Duftkomposition. Statt eines Gesamteindrucks nimmt uns Eau de Cèdre auf eine Duftreise mit – von krautigem Fougère zu aquatischem Vetiver. Auch das ist schön, halt ein anderer Ansatz. Den Kenner des Vorgängerduftes wird man um Nachsicht und Toleranz bitten müssen, alle anderen haben hier die Möglichkeit, auf einen fast einmaligen Akkord zu treffen. Ich freue mich über meinen verbliebenen Rest Vétiver von Annick Goutal und lasse die Eingangsfrage unbeantwortet.
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