25.09.2011 - 18:41 Uhr
Apicius
1106 Rezensionen
Apicius
Top Rezension
15
Sauer aber dezent
Frische, zitrische Düfte, die besonders im Sommer gefallen, laufen Gefahr, von uns nicht ernst genommen zu werden. Es ist wie mit dem Wein: Exquisite Bordeaux erzielen Spitzenpreise, doch an heißen Sommertagen oder zu einem leichten Essen zieht man dann doch einen einfachen, gut gekühlten Weißwein vor.
Zugegeben – manches zitronige Wässerchen ist auch kaum der Rede wert. Doch jenseits von Leichtigkeit und Frische ist auch in diesem Bereich gelegentlich Komplexität und Tiefgang zu entdecken.
Yuzu Ab Irato ist so ein Duft, der ein vorschnelles Urteil nicht verdient hat. Gut, dieses Parfum ist zitrisch-leicht, dabei dezent und hat sehr wenig Projektion. Das scheint man also ganz nebenbei nehmen zu können, wie vielleicht das neue Cologne von 4711. Doch wenn man genau hinschaut, fällt als erstes eine Zitrusnote auf, die nicht so alltäglich ist. Es soll Yuzu sein – eine japanische Zitrusfrucht, die hierzulande wohl kaum zu bekommen ist. Egal – die Yuzu-Note ist sehr schön, und dabei auch ein wenig sauer. Sie unterscheidet sich damit deutlich von den allgegenwärtigen „duftigen“ Bergamotte-Ölen, aber auch von allen synthetisch anmutenden Varianten im Stil eines nachgemachten Grapefruit-Aromas. Kombiniert wird Yuzu hier mit Minze, und das ergibt gewissermaßen eine doppelte Portion Frische!
Die Zitrus-Minze-Kombination erinnert mich sehr an Eau Radieuse von Humicki & Graef. Jenes Parfum bringt diese Kombination um einiges deutlicher und kräftiger. Zudem verleitet dort die adstringierende Wirkung zur Überdosierung. Das kann mit Yuzu Ab Irato nicht passieren. Pierre Guillaumes Schöpfung ist so dezent, dass man sie guten Gewissens auch bei Hitze tragen mag.
So ist das Bessere mal wieder der Feind des Guten. Während der H & G Duft dann leider doch eine gewisse Lieblichkeit entwickelt, bleibt Yuzu Ab Irato immer frisch und schlank.
Wäre Yuzu Ab Irato nicht ganz so dezent, hätte er nur ein wenig mehr Projektion – die ganze Raffinesse dieser Komposition läge offen zu Tage. So aber kann man nur erahnen, dass Pierre Guillaume eine beachtliche Komplexität hinter die Zitrus-Minze gelegt hat. Da sind grüne Noten, ein heller floraler Komplex, auch wässrige Noten. Doch nichts ist wirklich greifbar, alles bleibt vage. Das ist gut, denn so bewahrt sich Yuzu Ab Irato einen gewissen geheimnisvollen Reiz.
Mich beeindruckt diese kaum wahrnehmbare dunkle Tiefe, die sich hinter der harmlosen Fassade auftut. Einzigartig ist das zwar nicht, aber immer wieder ein Erlebnis. In ähnlicher Weise sind zum Beispiel Eau Neuve von Lubin oder das schöne Acqua da Toeletta von Piazetta di Portofino komponiert – beides Düfte, die ich nicht missen möchte. So habe ich jetzt ein Duft-Trio: Eau Neuve als beruhigendes Gute-Nacht-Parfum, Acqua da Toeletta für den frischen, kühlen Frühlingsmorgen und Yuzu Ab Irato im Hoch- und Spätsommer!
Es gehört zum Understatement des Yuzu Ab Irato, dass man glaubt, ein Cologne auf der Haut zu haben – einfach weil es sich sofort zurückzieht. Doch tatsächlich ist es mindestens ein Eau de Toilette, das sich allerdings nur ganz verhalten bemerkbar macht. Freilich hört das Understatement beim Geld auf – für Yuzu Ab Irato ist der volle Preis zu zahlen, der auch für die anderen, „erwachsenen“ Parfums dieser Linie gefordert wird. Möglicherweise sind nicht viele Menschen bereit, dieses Geld für ein so unscheinbares Gewächs auszugeben.
Zugegeben – manches zitronige Wässerchen ist auch kaum der Rede wert. Doch jenseits von Leichtigkeit und Frische ist auch in diesem Bereich gelegentlich Komplexität und Tiefgang zu entdecken.
Yuzu Ab Irato ist so ein Duft, der ein vorschnelles Urteil nicht verdient hat. Gut, dieses Parfum ist zitrisch-leicht, dabei dezent und hat sehr wenig Projektion. Das scheint man also ganz nebenbei nehmen zu können, wie vielleicht das neue Cologne von 4711. Doch wenn man genau hinschaut, fällt als erstes eine Zitrusnote auf, die nicht so alltäglich ist. Es soll Yuzu sein – eine japanische Zitrusfrucht, die hierzulande wohl kaum zu bekommen ist. Egal – die Yuzu-Note ist sehr schön, und dabei auch ein wenig sauer. Sie unterscheidet sich damit deutlich von den allgegenwärtigen „duftigen“ Bergamotte-Ölen, aber auch von allen synthetisch anmutenden Varianten im Stil eines nachgemachten Grapefruit-Aromas. Kombiniert wird Yuzu hier mit Minze, und das ergibt gewissermaßen eine doppelte Portion Frische!
Die Zitrus-Minze-Kombination erinnert mich sehr an Eau Radieuse von Humicki & Graef. Jenes Parfum bringt diese Kombination um einiges deutlicher und kräftiger. Zudem verleitet dort die adstringierende Wirkung zur Überdosierung. Das kann mit Yuzu Ab Irato nicht passieren. Pierre Guillaumes Schöpfung ist so dezent, dass man sie guten Gewissens auch bei Hitze tragen mag.
So ist das Bessere mal wieder der Feind des Guten. Während der H & G Duft dann leider doch eine gewisse Lieblichkeit entwickelt, bleibt Yuzu Ab Irato immer frisch und schlank.
Wäre Yuzu Ab Irato nicht ganz so dezent, hätte er nur ein wenig mehr Projektion – die ganze Raffinesse dieser Komposition läge offen zu Tage. So aber kann man nur erahnen, dass Pierre Guillaume eine beachtliche Komplexität hinter die Zitrus-Minze gelegt hat. Da sind grüne Noten, ein heller floraler Komplex, auch wässrige Noten. Doch nichts ist wirklich greifbar, alles bleibt vage. Das ist gut, denn so bewahrt sich Yuzu Ab Irato einen gewissen geheimnisvollen Reiz.
Mich beeindruckt diese kaum wahrnehmbare dunkle Tiefe, die sich hinter der harmlosen Fassade auftut. Einzigartig ist das zwar nicht, aber immer wieder ein Erlebnis. In ähnlicher Weise sind zum Beispiel Eau Neuve von Lubin oder das schöne Acqua da Toeletta von Piazetta di Portofino komponiert – beides Düfte, die ich nicht missen möchte. So habe ich jetzt ein Duft-Trio: Eau Neuve als beruhigendes Gute-Nacht-Parfum, Acqua da Toeletta für den frischen, kühlen Frühlingsmorgen und Yuzu Ab Irato im Hoch- und Spätsommer!
Es gehört zum Understatement des Yuzu Ab Irato, dass man glaubt, ein Cologne auf der Haut zu haben – einfach weil es sich sofort zurückzieht. Doch tatsächlich ist es mindestens ein Eau de Toilette, das sich allerdings nur ganz verhalten bemerkbar macht. Freilich hört das Understatement beim Geld auf – für Yuzu Ab Irato ist der volle Preis zu zahlen, der auch für die anderen, „erwachsenen“ Parfums dieser Linie gefordert wird. Möglicherweise sind nicht viele Menschen bereit, dieses Geld für ein so unscheinbares Gewächs auszugeben.