Dufte ich noch oder stinke ich schon?
Als ich ganz zu Beginn meiner Zeit bei Parfumo in diesem Forum las „Wie viele Sprühstöße heute?“ schüttelte es mich manchmal. Bei mir war zwei das Maximum – einmal Haaransatz, einmal vorne in der Halsgrube, wenn überhaupt – da war‘s. Damals hatte ich Parfums wie „Colors“ von Benetton oder zarte transparente Blumendüfte, die mir meist mein Mann schenkte. Nix Harz, nix Holz, nix Gewürze. In meiner Jugend (wie das klingt!!!!) trug ich durchaus Kräftigeres, aber während der Schwangerschaften entwickelte ich eine solche Abscheu vor Düften und Gerüchen, dass ich tatsächlich jahrelang gar kein Parfum und nur neutrales Duschbad verwendete.
Dann aber kam er, der Tag, an dem ich mich bei Parfumo anmeldete und das Verhängnis seinen Lauf nahm. Im Nachhinein erkenne ich es (dank der Weisheit meines Alters) glasklar: Es war der erste Schritt auf einer rutschigen Wendeltreppe, die rasch und unaufhaltsam bergab führte in die dunklen, brodelnden Tiefen der Welt der Harzkracher, Gewürzwummser und Chypregötter. Weihrauchgeschwängerte Lüfte, Kessel mit zähflüssigen aromatischen Stoffen mit geheimnisvollen Namen, die in uneingeweihten Ohren wie Zaubersprüche und Beschwörungsformeln klingen:
Lab-da-num, Gal-ba-num, Oli-ba-num - ---
Murmelt das doch einmal geheimisvoll raunend einige Male hintereinander weg, dann wisst ihr genau, was ich meine. Möglich zwar, dass zufällig Anwesende ein kleines Problem in eurem Oberstübchen diagnostizieren, aber kleine Opfer müssen gebracht werden….
Und wer ist daran schuld? Na, natürlich ihr! Ihr alle! Mit euren verführerischen Kommentaren, den Statements, die meine Neugierde nicht mehr ruhen lassen und – am allerschlimmsten! – mit dem perfiden, tückischen Anfüttern durch Proben, Pröbchen, Sharings oder auch Restflakons, die einfach so den Weg in Tauschpakete finden. Da kamen auf einmal Düfte über meine Türschwelle und machten sich in meiner Duftschublade (und im Luftraum meiner männlichen Mitbewohner) breit, die ich sonst NIE entdeckt hätte.
Zu Beginn war ich noch zögerlich: ein Schnuppern an den Pröbchen und ein mäkeliges: „zu stark, zu üppig, zu auffallend“ meiner inneren Stimme auf der linken Schulter reichten aus, um es wieder zurückzulegen. Doch die Stimme auf der rechten Schulter wurde erstaunlicherweise immer stärker: „trau dich, versuch es“, raunte sie – und wenn es von links proper erklang „so Knaller-Düfte, das bist doch nicht du“, brüllte es von rechts „Pfeif drauf, du MUSST NICHT IMMER ELEGANT-ZURÜCKHALTEND SEIN!!!“.Da es auf Dauer echt anstrengend ist, im rechten Ohr immer Ohropax zu tragen und um einen Tinnitus durch das Dauergekeife zu vermeiden, kam es, wie es kommen musste. Die Pröbchen wurden alle getestet und viele geleert – aus Gründen der Effizienz natürlich immer gleich zwei auf einmal – oder auch drei, oder vier – oder vier am Morgen und vier am Abend oder so. Es war eine Zeit, in der mein Arbeitszimmer von meinen Söhnen immer nur mit einem leichten Aufstöhnen, begleitet von einem dramatischen Wedeln der Hände vor der Nase und dazu passendem Augenrollen schreckensweit aufgerissener Kulleraugen betreten wurde….
Mein Mann reagierte da mit mehr Gelassenheit. Als er mir aber im letzten Sommer von einer Dienstreise ein Parfum mitbrachte, dessen zarter transparenter Flakons schon erahnen ließ, dass der Inhalt wohl kein Wummser oder Kracher sein würde, und er ihn mir mit den Worten offerierte: „Du hast ja wirklich wunderbare Parfums, aber jetzt im Sommer….. vielleicht ja doch.. etwas… eine Spur Leichteres….????“, da war das ja wohl ein Wink mit dem Zaunpfahl. Ganz unrecht hat er ja nicht, der beste Ehemann von allen, wenn ich es mir so recht überlege.
Denn wenn ich heute das Haus verlasse, dann begleiten mich fast immer: Sprühstöße links und rechts aufs Handgelenk (auch für mich selbst zum zwischendrin dran duften und mich freuen!), Haaransatz links, Haaransatz rechts und ein oder zwei weitere quasi als Draufgabe. Huch!!! Normalerweise sind ja meine durch meine Duft-Test-Sessions etwas gequälten männlichen Mitbewohner schon aus dem Haus, wenn ich mich bedufte, aber letzthin hörte ich, wie mein 16jähriger, der verschlafen aus seinem Zimmer tappte, meinem 13jährigen zuflüsterte: „Heute hat sie aber wieder mal eine ganze Duftspur hinterlassen.“ Und mein 13jähriger meinte als Begrüßung (am ABEND, nach einem 12-Stunden-Arbeitstag) ganz unschuldig: „Ich weiß immer schon, dass du Zuhause bist, weil ich dich rieche.“
Ach du meine Güte, jetzt, wo ich das niederschreibe, hoffe ich doch sehr, er hat wirklich mein Parfüm gemeint!!!
Da werden es wohl morgen zur Sicherheit noch ein oder zwei Sprühstöße mehr sein müssen! :-))
Einen wunderschönen, strahlenden und duftenden Herbsttag wünscht
Eure Duftsucht
Auch ich staune über die Erweiterung der Bandbreite meiner Duftvorlieben seit ich hier auf Parfumo bin. Und warte noch auf die Metamorphose, nach der ich anspruchsvoll bin und nur noch eine Handvoll Düfte Gnade vor meiner Nase finden.
danke für die vielen - und vielfältigen!- Antworten auf den Blog! Ich habe Wochenenddienst und werde wohl nicht dazu kommen, euch allen einzeln zu antworten. Ich freu mich auf jeden Fall, dass mein Blog Spaß gemacht hat und natürlich besonders über die geheimnisvollen Auswirkungen des "Labdanum-Galbanum-Olibanum" - Testen....!!!
- Atombomben (wie Angel, Alien, LVEB):
mit Wattestäbchen hinter die Ohren tupfen oder (im Winter)in die Luft sprühen und durchgehen
- "normal starke" Düfte:
ein Sprüher in den Nacken am Haaransatz
- "schwachbrüstige" Düfte:
Ein Sprüher in den Nacken und einer ins Dekolletee.
Auf die Handgelenke sprühe ich nie, auch beim Dufttest nicht. Da isses die Armbeuge.
Bin demnach wohl eine Wenigsprüherin ;-)
Vielleicht sollte es "Sun-Citys" für Parfum-Begeisterte geben ... ?
Dann müssten wie nicht ständig Rücksicht nehmen und könnten deine Beschwörungsformel vor uns hin murmeln, ohne an die Konsequenzen mit unseren Familien-Mitgliedern oder Kollegen denken zu müssen.
Meinem Gatten bleiben besonders die Guerlinaren in der Nase. Es würde eine regelrechte Duftsäule stehen, wenn ich schon lange vom Hof wäre ...
Und warum das alles? Weil‘s Spaß macht :)
Meine Arbeitskollegin, mit der ich 8 Stunden im gemeinsamen Büro sitze, sagte letztens auf Nachfrage, ihr wäre noch nie aufgefallen, dass ich Parfums benutze.
Ihr seht, es liegt alles im Auge bzw. der Nase des Betrachters, grins. Also - - - - weitersprühen und sich keine Gedanken machen.
Ich hatte es auch nicht mit schweren Düften bevor ich Parfumo entdeckt habe.
Und manchmal frage ich mich wie Düfte die ich zu Beginn nicht mochte und erst nach einigem Testen lieben gelernt habe bei Personen ankommen, die sich nicht so intensiv damit auseinandersetzen. :D